Geisteswissenschaft Abel Hoffmann Examenspredigt zu Apostelgeschichte 5,1-11 (Hananias und Saphira) Predigtmeditation, Exegese und Predigtentwurf Wissenschaftliche Studie
EXAMENSPREDIGT ZU APOSTELGESCHICHTE 5,1-11 HANANIAS UND SAPHIRA ABEL HOFFMANN // HOMILETIK
EXAMENSPREDIGT HANANIAS UND SAPHIRA APG 5,1-11 ABEL HOFFMANN I EINLEITUNG 1 Gegenstand und Aufgabe der Arbeit Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist die Erstellung einer 20 Minuten-Predigt mit vorangehender Predigtmeditation, wobei die Reflexion über den Text zu einer Kurzexegese erweitert wird. Beim Text handelt es sich um Apostelgeschichte 5,1-11, die Erzählung vom Betrugsversuch Hananias und Saphiras und Gottes anschließender Strafe für diese Tat. Auch wenn die Predigt laut Lehrervorgabe unter dem Thema Geiz steht, handelt es sicht nicht um eine Themen-, sondern eine Textpredigt. Der Aspekt Geiz muss also nicht zwingend behandelt werden, sondern kann, wenn er passt, mit eingebaut werden. Da diese Arbeit keine Katechese darstellt, werden Angaben zum Andachtsverlauf (Moderation, Lieder, Ansagen) nicht erwähnt. 2 Begründung der Übersetzung Ich habe mich für die Einheitsübersetzung entschieden, weil sie mehrdeutige Textpassagen nicht interpretiert, sondern offen lässt und ich so die verschiedenen Varianten in der Exegese erklären kann. Gleichzeitig wird aber nicht stur an einem kongruenten Übersetzungsansatz festgehalten und Redewendungen in den meisten Fällen auch als solche übersetzt (s. u.). Einige weitere Übersetzungen dienen dem zusätzlichen Vergleich. 1 In Vers eins sieht man, wie bei der Einheitsübersetzung darauf geachtet wurde, die Mehrdeutigkeit im Griechischen angemessen zu übersetzen. Das KNT übersetzt: verkaufte erworbenes {Gut}, Neues Leben übersetzt etwas von seinem Besitz. Kτη μα bedeutet zwar in erster Linie ganz allgemein das erworbene (Gut), kann aber auch spezieller für Besitz wie Ländereien, Äcker oder Grundstücke stehen. Aus dem Kontext wird deutlich, dass hier die Bedeutung Grundstück (EÜ, S2000, HfA), Acker (LUT84), Gut (RevELB) oder Stück Land (GN) vorzuziehen ist, weil Petrus in Vers drei diesen Besitz näher bestimmt und dafür das Wort χωριον benutzt, das eindeutig für Grundstück oder Landgut steht. In Vers zwei wurde das graphische Partizip als allein stehende Handlung übersetzt (wie auch die anderen, außer HfA und NeL) - darauf müsste ich im Lauf der Exegese noch näher eingehen. In Vers sieben wird Ε γένετο δε ω ς ωῥω ν τριω ν διάστημα aber dafür passend mit nach etwa drei Stunden übersetzt und nicht wie LUT84 es begab sich nach einer Weile, etwa nach drei Stunden, wo διάστημα extra für sich übersetzt wird und sich so vom Sinn her doppelt. 2 1 Revidierte Elberfelder (RevELB), Neue Genfer Übersetzung (NGÜ), Schlachter 2000 (S2000), Einheitsübersetzung (EÜ), Konkordantes Neues Testament (KNT), Neues Leben (NeL), Gute Nachricht (GN), Neue evangelistische Übertragung (NeÜ), Hoffnung für Alle (HfA) 2 Vgl.: L/N 67.150 2/20
EXAMENSPREDIGT HANANIAS UND SAPHIRA APG 5,1-11 ABEL HOFFMANN 1 Reflexion über den Text Literarischer Kontext II PREDIGTMEDITATION Der Textabschnitt steht am Anfang der Apostelgeschichte, wo Lukas berichtet, wie Jesus seine Gemeinde weiterbaut, nachdem er wieder in den Himmel zurückgekehrt ist. Lukas leitet die Apostelgeschichte mit der Himmelfahrt ein und zeichnet dann nach, wie sich Jesu letzte Worte Ihr werdet Kraft empfangen, indem der Heilige Geist auf euch kommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde (1,8) Schritt für Schritt erfüllen. Die ersten sieben Kapitel fangen also da an, wo die Evangelien aufgehört haben: in Jerusalem. Hier treffen sich die Apostel und andere Jesus-Nachfolger regelmäßig (1,12-15), hier erhalten sie den Heiligen Geist (2,1-13) und erleben, wie viele Menschen zum Glauben kommen und so die erste Gemeinde entsteht (2,37-41). Die erste Zeit ist von Selbstlosigkeit, enger Gemeinschaft und starkem Wachstum geprägt (2,42-47). Die Apostel spielen dabei eine ganz besondere Rolle. Um sie herum gruppieren sich die ersten Christen (1,12-15), nach einem intensiven Prozess wird Matthias als Nachfolger von Judas das Apostelamt übertragen (1,15-26), durch die Apostel geschehen viele Zeichen und Wunder (2,43; 5,12) und sie sind es, die immer wieder unerschrocken überall die Gute Nachricht weitersagen (2,14-36; 3,11-25; 4,8-20; 4,33; 5,25-32.42). Neben dem Segen, den die erste Gemeinde erfährt, verschweigt Lukas aber auch die Angriffe des Teufels nicht (Kap 4-7). Mehrmals werden Apostel verhaftet und von den Priestern und Schriftgelehrten verhört (4,1ff; 5,17ff), Streitereien tauchen in der Gemeinde auf, weil sich die Griechisch sprechenden Juden in der Versorgung ihrer Witwen vernachlässigt fühlen (6,1), Stephanus wird gesteinigt (6,8-7,60) und diesem Thema ist auch der Bericht vom Betrugsversuch Hananias und Saphiras (5,1-11) zuzuordnen. Was aber auch in diesem Abschnitt immer wieder deutlich sichtbar wird ist, dass Gott an keiner Stelle die Kontrolle aus den Händen zu gleiten droht. Er persönlich wacht über seine Gemeinde und darüber, dass der Teufel diese junge Pflanze nicht schon im Keim ersticken kann. Nach jedem negativen Ereignis folgt ein positiver Bericht als Demonstration von Gottes Allmacht (4,31-35; 5,12-16; 5,19; 6,7; 9,3-30) und nimmt schon vorweg, was Paulus einmal an die Römer schreiben wird: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (Röm 8,28, LUT84). Lukas leitet die Hananias und Saphira-Erzählung ausführlich ein. Zuerst schreibt er allgemein von der Freigiebigkeit und Herzlichkeit der Christen (4,32-35), dann nennt er beispielhaft Joseph Barnabas, der ein Grundstück verkaufte und den Erlös den Aposteln brachte (4,36f), um anschließend nahtlos zu Hananias überzugehen, der von Außen betrachtet genau das Gleiche vorhatte (5,1-11). Der Text hat zwei Höhepunkte (5,5 und 5,10f), in denen deutlich wird, dass Gott allwissend ist und über seine Gemeinde wacht. Im Anschluss folgt wieder ein positiver Ausblick (5,12-16). In der Predigt gehe ich vor allem auf die Hananias und Saphira-Erzählung (5,1-11), aber auch auf die Einleitung und den Ausblick mit ein. Weiter Kontext Enger Kontext Textgrenzen 3/20