Die Lausitzer Braunkohle und ihre ökologischen Folgen

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Transkript:

Jens Kießling Die Lausitzer Braunkohle und ihre ökologischen Folgen Situation und Handlungsbedarf aus Sicht der Verbände Wasserdialog 04.11.2016 Cottbus

Das UNESCO- Biosphärenreservat Spreewald Weltweit einmalige Niederungslandschaft - fein strukturierte Fließgewässersysteme - artenreiche Feuchtwiesen - Niederungswälder Über 6.000 Tier- und Pflanzenarten, davon viele vom Aussterben bedroht Einzigartiger Kultur- und Naturraum

Eisenfracht Was passiert im Ökosystem? Wirkung auf Fische: < 0,1 mg/l unbedenklich, 0,1 0,3 mg/l für Fischbrut störend 0,3 0,5 mg/l sehr störend bis schädlich >1 mg/l ungeeignet und gefährlich An der Sichtbarkeitsgrenze der Verockerung, bei einem Wert von 3 mg/l, fehlt bereits die Hälfte der normalerweise im Gewässer vorkommenden Arten! Quelle: IDUS, Beeinflussung von Fließgewässern durch Eisen 2012

Die Spree in Spremberg alles klar? Foto: Jens Kießling

Lausitzer Rundschau 9. Juni 2012 Natürliche Ursachen lassen das Wasser der Burger Spree derzeit braun erscheinen. Das erklärt das Landesumweltamt. Amtsleiter Wolfgang Genehr LR-Archivfoto: Sven Hering Demnach sind bergbauliche Einflüsse nicht dafür verantwortlich.

Situation in der Bergbaufolgelandschaft (1) Vorbelastung durch Torfabbau, durch Landwirtschaft Melioration etc. (2) Pyritverwitterung im Grundwasser des ehemaligen Absenkungstrichter (3) Pyritverwitterung im Grundwasser in den Innenkippen der Tagebaue (4) Sickerwasser von Außenhalden der Tagebaue (5) Abstrom in und aus sauren und eisenreichen Tagebauseen (6) Grundwasserabfluss aus wiedervernässten Niedermooren (7) Einleitung belasteter Wässer infolge der Versorgung von Nutzern und Schutzgütern (Mindestwasser, Brunnen zur Wasserabsenkung)

Gebiete mit bergbaulich beeinflusstem Grundwasser Spreegebiet Nord Spreegebiet Süd Quelle: LMBV

Identifizierte Zutrittsquellen eisenhaltigen Grundwassers in die natürliche Vorflut Dringender Handlungsbedarf besteht: im Einzugsgebiet (EZG) Wudritz im EZG Vetschauer Mühlenfließ im EZG Greifenhainer Fließ Identifizierte Zutrittsquellen eisenhaltigen Grundwassers

Spektrum der Eisenbelastung im Südraum der Spree Bräsinchen + 1200 Talsperre Spremberg Bagenz 1 mg/l am Pkt. 1200 Bräsinchen 1190 + Bühlow Brandenburg 1180 + Sellessen Auswirkungen 4 8 mg/l Spremberg 6 mg/l am Pkt. 1190 Vorsperre Bühlow Grubenwasserreinigungsanlage Schwarze Pumpe Industriekomplex Schwarze Pumpe Trattendorf Zerre Spreewitz Quellbereich 8 mg/l am Pkt. 1180 Spremberg-Wilhelmstal Spreetal NO Sachsen Eisen im Grundwasser: 40 > 400 mg/l Burg Burgneudorf Burghammer Scheibe Burghammer Tiegling Kleine Spree Hochhalde Burghammer Lohsa II Struga Neustadt Ruhlmühle Spree-Altarm Quelle: IWB, Dresden

Eisenschlamm Herkunft und Mengen Vorsperre Spremberg 2015: - ca. 15.000 m³ EHS entnommen - ca. 5.500 t EHS auf Deponie entsorgt Spreegebiet Nordraum: ca. 72.000 t/a ca. 33.000 t/a ca. 9.000 t/a Spreegebiet Südraum: ca. 143.000 t/a ca. 30.000 t/a Gesamt: ca. 215.000 t/a Typ 1a - EHS aus der Gewässerberäumung Fließgewässer (neutral) Typ 2 - EHS aus naturräumlichen Absetzanlagen Typ 3 - EHS aus technischen Wasserbehandlungsanlagen (Flusswasser) EHS - Gesamtkonzept Spreegebiet Südraum (hydraulische Abfangmaßnahmen) Quelle: LBGR

Fließgewässerberäumung im Spreegebiet Nord Haufwerk: ca. 3.500 m³ = 5.500 to. EHS entsorgt Greifenhainer Fließ Fotos: LMBV

Maßnahmen im Einzugsgebiet Vetschauer Mühlenfließ Ablaufwerte Eisen-gesamt: < 1mg/l Konditionierungsanlage GWRA Vetschau Weißfeinkalkbedarf: 0,15 0,40 to./tag Standort Konditionierungsanlage : seit 07.04.2015 im Regelbetrieb Quelle: LMBV

Situation am Südrand des Spreewaldes A 13 Berste Wudritz Nordumfluter Lübbenau Barriere zum Schutzgut Spree und Biosphärenreservat Spreewald Hauptspree Süd umfluter Spree Dobra Co#bus Vetschauer Mühlenfließ Greifenhainer Fließ A 15 Einzugsgebiete (EZG)

Foto: Jens Kießling

Wir fordern: Quellenbehandlung statt Opferstrecken Fokus auf Wirksamkeit der Maßnahmen Eine vollständige Umsetzung des beschlossenen Programms Erstellung eines verbindlichen Masterplans Grenzwerte, die sich nicht an dem Aufwand des Betreibers, sondern an den Auswirkungen orientieren Rückstellungen in ausreichender Höhe, krisen- und zugriffssicher hinterlegt Eine unabhängige Evaluation und Mittelverwendungskontrolle

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Jens Kießling ECOPLAN Forschungsbüro für Landschaftsökologie, Naturschutz und Umweltplanung Analyselabor Wasser & Umwelt Ringchaussee 96 03096 Burg (Spreewald)