Abklärung einer Brusterkrankung (1)



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Transkript:

Abklärung einer Brusterkrankung (1) Multidisziplinäre Aufgabe erfordert die Zusammenarbeit von Hausarzt Gynäkologe Radiologe Brustchirurg Pathologe

Abklärung einer Brusterkrankung (2) Klinische Untersuchung Inspektion und Palpation der Mammae u. LAGs Apparative Diagnostik Mammographie, Sonographie, MRI Gewebeprobegewinnung FNP, Stanzbiopsie, Stereotaktische Vakuumsaugbiopsie Operation (stadiengerechte Brustchirurgie) Pathologie Präoperative und postoperative Tumorbesprechungen

Fallbeispiel 1 Frau H.C. 37j. Die Patientin hat seit einiger Zeit einen Tastbefund in der linken Mamma bei 9 Uhr. Ist beunruhigt, hat jedoch keine subjektiven Beschwerden oder Schmerzen. Familienanamnese blande. Gynäkologe empfiehlt Ihr den Herd operativ zu exzidieren. Klinische Untersuchung: Verdacht auf Fibroadenom Patientin wünscht jedoch keine Operation wenn nicht medizinisch indiziert. Sie holt sich eine Zweitmeinung

Fallbeispiel 1 Klinische Untersuchung: Palpationsbefund links bei 9 Uhr 1 cm: walzenförmiger, gut mobiler, derber Herd Symmetrische Mammae mit unauffälliger Cutis und Mamillen. Palpatorisch bds. unauffälliges Drüsengewebe. Die Lymphabflussgebiete o.b. Mamma Sonographie: Juveniler Drüsenkörper. linken Mamma bei 9 Uhr: eine echoarme, glattberandete 6,4 mm große Raumforderung. Typisches Bild einer Zyste.

Fallbeispiel 1

Fallbeispiel 1 Zytologie Befund: Zysteninhalt mit zum Teil apokrin umgewandelten Epithelzellen Befund vereinbar mit gutartiger Mammazyste Patientin ist weiter beschwerdefrei, keine Indikation zur Operation.

Fallbeispiel 1 Kontrollsonographie

Fazit Vor operativen Eingriffen der Mamma sollte der Befund immer zytologisch oder histologisch abgeklärt werden Erspart überflüssige Eingriffe Wichtig zur Planung der Operation

Fallbeispiel 2 Frau W.P. 54j. Herbst 2003: Pat. spürt derben Tastbefund in der rechten Brust am axillären Ausläufer Gynäkologe: Klinische Untersuchung unauffällig beruhigt Patientin 11/03 MG: 8x8mm grosser Herd und regressive Mikroverkalkungen nicht suspekt keine weitere Abklärung 11/04 MG: Brustbefund Status idem neu kleine LK nicht suspekt keine weitere Abklärung

Fallbeispiel 2 Grössenzunahme des Tastbefundes rechts 11/2005 Gynäkologe empfiehlt Operation Keine Gewebeentnahme oder erneute MG OP : Tumorektomie am 16.12.2005 Histologie: invasiv duktales Mammacarcinom non in sano LK Status nicht abgeklärt

Fallbeispiel 2 Weiteres Procedere: Mamma US: keine Abgrenzung zwischen Resttumor und Narbe möglich Nodalstatus klinisch und songraphisch N0 Auf Wunsch der Patientin bei Re OP Sentinelexzision geplant Re Op: Exzision alten Tumorhöhle + SNL am 12.01.2006

Fallbeispiel 2 Histologie: Randbildende, umschriebene Restanteile des vordiagnostizierten Mammakarzinoms neben Lymphangiosis carcinomatosa und Tumorinfiltration in 2 von 5 intramammären LK. Tumorfreier axillärer Sentinel LK Stadium pt2, pn1a(2/6), G2 Ablatio Mammae mit simultanen Wiederaufbau am13.02.2006 ohne weiteren Tumornachweis

Fazit Ergänzende Untersuchungen zur MG wenn klinischer Befund und MG zu stark abweichen Vor Operation immer Gewebeprobe entnehmen (Diagnose sichern!!!)

Fallbeispiel 3 Frau M.C. 50j. Patientin bemerkt Tastbefund rechts erstmalig 2008 FA: blande Gynäkologin veranlasst MG und Mamma US Radiologie Befund 05.08.2008: 10 mm grosser, echoarmer, unregelmässig berandeter Herd Verdachtdiagnose: eingeblutete Zyste Keine Biopsie Kontrollintervall 1 Jahr

Fallbeispiel 3

Fallbeispiel 3 Kontroll US 25.08.2009: deutliche Grössenzunahme des weiterhin als Zyste eingestuften Herdes auf max. 15 mm. US BIRADS 3 Punktion empfohlen, aus Zeitgründen nicht durchgeführt worden. Keine zusätzliche MG. Patientin mit Behandlung unzufrieden Folge: vereinbart keinen neuen Termin regelmäßige Lymphdrainagen

Fallbeispiel 3

Fallbeispiel 3 Auf Anraten der Physiotherapeutin und wegen Beschwerden Wiedervorstellung am 06.07.2011 Klinische Untersuchung: Rechts bei 10 Uhr ein gut 3 cm grosser, derber, schlecht mobiler Herd, indolent. Vordere Axillarlinie runder, mobiler, knapp 1 cm grosser Herd. Rechts axillär deutlich vergrösserte, indurierte Lymphknoten. Links unauffälliger Mamma und LK Status

Fallbeispiel 3 Mamma Sonographie: 31 x 17 x 16 mm grosser, irregulär berandeter, echoarmer Herd mit dorsaler Schallauslöschung, Hypervaskularisation und Unterbruch der Architektur. Zweiter Herd ist gut vereinbar mit einem pathologisch vergrössertem Lymphknoten von 16 mm. Weitere axilläre Lymphknoten 14,5 x 11,2 mm darstellbar mit deutlicher Hyperperfusion.

Fallbeispiel 3

Fallbeispiel 3

Fallbeispiel 3

Fallbeispiel 3

Fallbeispiel 3 OP: Mastektomie und Axilladissektion rechts Histologie: Mammaabladat rechts mit mässig differenziertem invasiv duktalem Mammakarzinom pt2, pn3a (12/18), G2, L1, V1

Fazit Keine Angst vor der Abklärungsdiagnostik Mehrere apparative Methoden einsetzen Nicht an vorgegebene Kontrollintervalle halten, wenn klinischer Befund sich verändert Im Zweifel Zweitmeinung einholen

Fallbeispiel 3

Fazit Keine Angst vor der Abklärungsdiagnostik Mehrere apparative Methoden einsetzen Nicht an vorgegebene Kontrollintervalle halten, wenn klinischer Befund sich verändert Im Zweifel Zweitmeinung einholen

Fallbeispiel 4 Frau W.K. 67j. ED 07/09 Mammakarzinom rechts, Histologisch multizentrisches (5) mässig differenziertes, invasiv duktales Karzinom Stadium initial pt2(m) pn1a (1/13) cm0 Ablatio Mamma rechts und Axilladissektion 07/09

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4 Wegen unschöner Mastektomie Narbe und deutliche Asymetrie ( Makromastie li) Narbenkorrektur rechts und Mammareduktionsplastik links am 13.03.2011 Histologie: Mammagewebe links mit Infiltraten eines invasiv lobulären Karzinoms

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 4 MRI und MG Drahtmarkierung des Restkalkes Tumorektomie und Teil Axillarevision links am 06.06.11 Histologisch mässig differenziertes, invasiv lobuläres Karzinom und lobuläres Carcinoma in situ Stadium pt2(3,1cm) pn2a (7/9) L1 V0 cm0

Fazit Immer beide Mammae untersuchen Vor plastischen Eingriffen an der Mamma sollte eine apparative Diagnostik erfolgen

Zusammenfassung Keine Operation der Brust ohne vorliegende histologische Diagnose Nutzung und Kombination verschiedener diagnostischer Methoden (MG, US, MRI) Bei Diskrepanz zwischen klinischem Befund und Bildgebung auf weitere Untersuchungen bzw. Abklärung beharren Beide Mammae und LAG untersuchen Keine Angst & keine Eile!!!

Vielen Dank