Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft Matthias Richter matthias.richter@uni-leipzig.de 10. Oktober 2016 M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 1 / 27
Matthias Richter Erreichbarkeit 0341/97-37 376 matthias.richter@uni-leipzig.de dienstags 9 10 Uhr, H2 4.11 M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 2 / 27
Fahrplan Fahrplan heute 1. Sprachwissenschaft Grammatik 2. Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel 3. Grammatik 4. Arbeitsweise im Seminar M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 3 / 27
Sprachwissenschaft sprachwissenschaftlich interessante Phänomene (1) a. Uns ist in alten mæren wunders vil geseit b. Phol ende uuodan uuuron zi holza (2) a. Ich kenne jemanden, der seine Schwester geheiratet hat. b. I kenn ebber, der wo sei Schweschter gheiroat het. (3) Können Sie mir das Salz reichen? (4) a. Wo hast du gesagt, dass Jochen sich verlaufen hatte? b. im Juli dieses/diesen Jahres M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 4 / 27
Sprachwissenschaft historische Sprachwissenschaft (5) a. Uns ist in alten mæren wunders vil geseit b. Phol ende uuodan uuuron zi holza M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 5 / 27
Sprachwissenschaft historische Sprachwissenschaft (5) a. Uns ist in alten mæren wunders vil geseit b. Phol ende uuodan uuuron zi holza Prof. Dr. Hans Ulrich Schmid M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 5 / 27
Sprachwissenschaft Varietätenlinguistik (6) a. Ich kenne jemanden, der seine Schwester geheiratet hat. b. I kenn ebber, der wo sei Schweschter gheiroat het. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 6 / 27
Sprachwissenschaft Varietätenlinguistik (6) a. Ich kenne jemanden, der seine Schwester geheiratet hat. b. I kenn ebber, der wo sei Schweschter gheiroat het. Prof. Dr. Beat Siebenhaar M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 6 / 27
Sprachwissenschaft Pragmatik (7) Können Sie mir das Salz reichen? M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 7 / 27
Sprachwissenschaft Pragmatik (7) Können Sie mir das Salz reichen? Prof. Dr. Frank Liedtke M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 7 / 27
Sprachwissenschaft Grammatik (8) a. Wo hast du gesagt, dass Jochen sich verlaufen hatte? b. im Juli dieses/diesen Jahres M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 8 / 27
Sprachwissenschaft Grammatik (8) a. Wo hast du gesagt, dass Jochen sich verlaufen hatte? b. im Juli dieses/diesen Jahres NN (Dr. Anna Volodina) M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 8 / 27
Fahrplan Fahrplan heute 1. Vorstellung 2. Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel 3. Grammatik 4. Arbeitsweise im Seminar M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 9 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Beobachten Beobachtungen Beobachtung 1 reine Erbsensorten Kreuzung gekreuzte Erbsensorten M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 10 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Beobachten Beobachtungen Beobachtung 1 reine Erbsensorten Kreuzung gekreuzte Erbsensorten Beobachtung 2 gekreuzte Erbsensorten Kreuzung M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 10 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Generalisieren Generalisierungen Generalisierung 1, Uniformitätsregel Kreuzt man zwei Pflanzen der Generation P, die sich in einem Merkmal unterscheiden und bezogen auf dieses Merkmal rein sind, sind deren Nachkommen in Bezug auf dieses Merkmal uniform. Generalisierung 2, Spaltungsregel Kreuzt man zwei Pflanzen, die so entstanden sind, ist das Merkmal bei drei Vierteln der so erzeugten Pflanzen in der Art ausgeprägt wie bei einer der Pflanzen in P. Für die restlichen Pflanzen ist das Merkmal in der Art ausgeprägt wie bei der anderen Pflanze in P. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 11 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Erklären Erklärung Erklärung Uniformitätsregel M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 12 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Erklären Erklärung Erklärung Spaltungsregel M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 13 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Erklären Wissenschaftliches Vorgehen Beobachten Generalisieren Erklären Modellhaftes Erklären: Wie sieht eine Maschine aus, die das beobachtete Ergebnis hervorbringt? Was kann sie? Was kann sie nicht? M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 14 / 27
Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel Erklären Fahrplan heute 1. Vorstellung 2. Wissenschaftlichkeit: Gregor Mendel 3. Grammatik 4. Arbeitsweise im Seminar M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 15 / 27
Empirie und Linguistik Empirie in der Linguistik (9) Wegen dem Typen hat er scheinbar nun noch seine Bahn verpasst, weil der hat ihn ganz schön zugetextet. Was grammatisch nicht so interessant ist: Darf man wegen mit Dativ verwenden? Müsste man statt scheinbar nicht anscheinend sagen? Müsste das Verb im weil-satz nicht hinten stehen? Ist zutexten nicht umgangssprachlich? M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 16 / 27
Empirie und Linguistik Empirie in der Linguistik (10) a. Die Frauen haben die Katze gestreichelt, als sie auf dem Sofa saßen. b. Die Frauen hat die Katze gestreichelt, als sie auf dem Sofa saß. c. Die Katze haben die Frauen gestreichelt, als sie auf dem Sofa saßen. Was zuallererst interessant ist: Warum kann man (10) sagen, aber nicht (11)? (11) a. *Die Frauen habt die Katze gestreichelt, als sie auf dem Sofa saßt. b. *Die Frauen haben gestreichelt, als sie die Katze auf dem Sofa saßen. Wie sieht die Maschine aus, die (10) hervorbringt, aber nicht (11)? M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 17 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (12) Eine Katze sitzt auf einer Wiese. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 18 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (12) Eine Katze sitzt auf einer Wiese. Zwei sprachliche Fakten sind beobachtbar: 1. Sprache besteht aus Lauten. 2. Mit sprachlichen Einheiten verbinden wir Bedeutungen. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 18 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (12) Eine Katze sitzt auf einer Wiese. Zwei sprachliche Fakten sind beobachtbar: 1. Sprache besteht aus Lauten. 2. Mit sprachlichen Einheiten verbinden wir Bedeutungen. Zwei Module der Sprache sind: 1. Die Lehre der Laute. Phonologie 2. Die Lehre der Bedeutung. Semantik M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 18 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (13) Einen Film hat jedes Kind gesehen. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 19 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (13) Einen Film hat jedes Kind gesehen. (14) Es gibt einen Film, für den gilt, dass ihn jedes Kind gesehen hat. (15) Für jedes Kind gilt, dass es irgendeinen Film gesehen hat. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 19 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (16) Ein Junge pflückt eine Blume. (17) Eine Blume wird von einem Jungen gepflückt. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 20 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (16) Ein Junge pflückt eine Blume. (17) Eine Blume wird von einem Jungen gepflückt. (18) Für irgendeinen Jungen gilt, dass er irgendeine Blume pflückt. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 20 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell Es gibt kein 1:1-Verhältnis zwischen dem Lautbild eines Satzes und seiner Bedeutung. Phonologie und Semantik muss man auseinanderhalten. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 21 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell (19) Die Wiese ist grün. (20) Der Junge ist noch grün hinter den Ohren. (21) Das grüne Auto gefällt mir gut. Sprache besteht nicht nur aus atomaren Einheiten. Sprache besteht aus kleinen Einheiten (Wörtern), die sich zu größeren (Sätzen) verbinden lassen. Wörter sind Informationsbündel. Sie bestehen aus phonologischen, semantischen und syntaktischen Informationen. Sie müssen gelernt und gespeichert werden. Den dafür vorgesehenen Speicher nennt man Lexikon. Das Modul, das Wörter miteinander verbindet, nennt man Syntax. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 22 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell Wie sieht die Maschine aus, die Sprache produziert? M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 23 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell Wie sieht die Maschine aus, die Sprache produziert? Lexikon M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 23 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell Wie sieht die Maschine aus, die Sprache produziert? Syntax Lexikon M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 23 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell Wie sieht die Maschine aus, die Sprache produziert? Syntax Lexikon Phonologie Phonetische Form M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 23 / 27
T-Modell Die Module der Grammatik: Das T-Modell Wie sieht die Maschine aus, die Sprache produziert? Semantik Logische Form Syntax Lexikon Phonologie Phonetische Form M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 23 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis isst M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis Erdbeereis+isst M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis Mädchen Erdbeereis+isst M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis ein+mädchen Erdbeereis+isst M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis ein+mädchen+erdbeereis+isst M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis isst+ein+mädchen+erdbeereis+_ M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis ein+mädchen+isst+_+erdbeereis+_ M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Ein Beispiel Lexikon ein Mädchen essen Erdbeereis ein+mädchen+isst+_+erdbeereis+_ Semantik: Es gibt ein Mädchen, das Erdbeereis isst. Phonologie: Ein Mädchen isst Erdbeereis. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 24 / 27
T-Modell Aufbau des Seminars 1. Grundlagen 2. Phonologie 3. Lexikon (mit Semantik) 4. Syntax (mit Semantik) M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 25 / 27
Arbeitsweise Arbeitsweise im Seminar Vor der Sitzung...... lesen Sie die angegebenen Texte.... versuchen Sie sich an den gestellten Aufgaben.... notieren Sie alle Fragen. In der Sitzung...... stellen Sie Ihre Fragen.... sprechen Sie über Schwierigkeiten. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 26 / 27
Arbeitsweise Arbeitsweise im Seminar Materialien Folien, Texte etc. sind online home.uni-leipzig.de/ richter Präsentationen Jede_r von Ihnen stellt im Seminar einen kleinen Textauszug vor. Beachten Sie dazu die Hinweise im Seminarplan. Sie haben dazu maximal 10 Minuten. M. Richter IntroLing 10. Oktober 2016 27 / 27