Raumordnungsprognose 2030 des BBSR Bevölkerung, private Haushalte, Erwerbspersonen in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg ARL-Tagung der Landesarbeitsgemeinschaften Bayern und Baden-Württemberg am 10./11. Oktober 2013 in Ulm Dr. Hansjörg Bucher, Bonn Dr. Claus Schlömer, Köln
Gliederung zwei Vorbemerkungen eine Gesamtschau mehrere süddeutsche Teil-Ergebnisse ein Fazit
Eigenschaften der BBSR-Prognose Raumbezug Bedingtheit Zweckgebundenheit Fristigkeit Aktualität
Vorbemerkung 2.1
Vorbemerkung 2.2 VZ 2011 Lücke absolut Lücke relativ Lücke doppelt relativ insgesamt insgesamt insgesamt bis u. 10 10 b. u. 18 18 b. u. 25 25 b. u. 45 45 b. u. 65 65 b. u. 75 75 u. älter Berlin 3292370 168355 5,1 Hamburg 1706700 79748 4,7 neue Länder 15890580 435253 2,7 Niedersachsen 11191470 299719 2,7 Baden-W. 10486700 267180 2,5 55,8 45,6 12,6 165,1 90,6 130,0 85,5 Sachsen-Anhalt 4056790 92687 2,3 Thüringen 2188630 46395 2,1 Sachsen-Anhalt 2287040 47966 2,1 Mecklenburg-Vorpommern 1609940 32387 2,0 Brandenburg 2455810 47463 1,9 Bundesrepublik D. 80210190 1541412 1,9 93,8 66,7 127,0 159,7 47,8 147,5 49,1 Saarland 999640 17927 1,8 Nordrhein-Westfalen 17538220 306934 1,8 alte Länder 64319610 1106159 1,7 114,9 81,7 95,3 161,2 37,1 150,7 69,6 Hessen 5971830 95191 1,6 Bremen 650880 9826 1,5 Schleswig-Holstein 2800130 34129 1,2 Bayern 12397580 141116 1,1 138,9 96,7 97,1 170,6 10,0 150,0 83,2 Rheinland-Pfalz 3989860 13885 0,3 Altersselektivität des Fortschreibungsfehlers Auf der Landesebene muss Bayern seine bisherigen Bevölkerungszahlen nur wenig korrigieren, am wenigsten bei den Personen im älteren Erwerbsalter. Baden-Württemberg muss seine Bevölkerung deutlich stärker korrigieren, am meisten bei der Gruppe jüngerer Erwerbsfähiger.
Vorbemerkung 2.3
Gesamtschau 1 Der alte Ost/West- Gegensatz in der Bevölkerungsdynamik löst sich auf, in den alten Ländern verbleiben Inseln des Wachstums im Nordwesten und im Süden.
Gesamtschau 2 Bis 2030 endet in zahlreichen Gemeinden die Phase des Wachstums. Der Wechsel zur Schrumpfung (lila eingefärbt) zeigt ein räumliches Muster, das zu einer großräumigen Verstetigung führt.
Gesamtschau 3 Private Haushalte bewahren sich einen Rest von Dynamik über die Verkleinerungsprozesse.
Gesamtschau 4 Die Zunahme der Erwerbspersonen wird zur seltenen Ausnahme. Nur durch Zuwanderung und stärkeres Ausschöpfen des EP-Potenzials kann die Zahl stabilisiert werden. Die EP- Dynamik korreliert hoch mit der Wirtschaftskraft.
Dynamik Bevölkerung Bundesland abs Zukunft Index VergangenIndex Zukunft Baden-Württemberg 226,0 109,4 102,1 Bayern 260,4 109,3 102,1 Hamburg 32,4 107,4 101,8 Berlin 25,8 100,3 100,8 Schleswig-Holstein 13,2 107,8 100,5 Hessen -112,7 105,2 98,1 Rheinland-Pfalz -82,6 106,6 97,9 Niedersachsen -201,5 107,2 97,5 Bremen -23,5 97,1 96,4 Nordrhein-Westfalen -688,4 103,0 96,1 Brandenburg -144,7 97,0 94,2 Saarland -99,4 95,3 90,3 Sachsen-Anhalt -576,9 87,2 86,2 Mecklenburg-Vorpommern -260,6 86,6 84,2 Thüringen -389,5 86,5 82,7 Sachsen-Anhalt -488,3 82,0 79,3 alte Länder -676,0 106,2 99,0 neue Länder -1834,2 90,1 88,8 Bundesrepublik Deutschland -2510,2 102,6 96,9 Die künftige Dynamik auf der Länderebene RegionalTeil 1 Dynamik private Haushalte Bundesland abs Zukunft Index VergangenIndex Zukunft Baden-Württemberg 449,8 118,1 108,7 Bayern 517,5 121,7 108,5 Schleswig-Holstein 82,3 117,0 105,9 Rheinland-Pfalz 91,6 118,9 104,8 Hessen 127,0 115,7 104,3 Hamburg, Freie und H 39,4 115,0 103,9 Niedersachsen 133,9 118,0 103,6 Berlin 51,3 113,6 102,6 Nordrhein-Westfalen 178,3 112,0 102,1 Brandenburg -3,9 119,9 99,7 Bremen, Freie H -1,7 112,7 99,7 Saarland -19,5 101,9 96,1 Sachsen -226,8 106,1 89,7 Mecklenburg-Vorpommern -91,0 112,8 89,2 Thüringen -139,7 106,5 87,7 Sachsen-Anhalt -188,2 98,7 84,1 alte Länder 1598,5 116,3 105,0 neue Länder -598,3 109,2 93,0 Bundesrepublik Deutschland 1000,2 114,7 102,5 Dynamik Erwerbspersonen Bundesland abs Zukunft Index VergangenIndex Zukunft Hamburg, Freie und 17,2 111,2 101,8 Baden-Württemberg -68,0 112,4 98,8 Bayern -99,5 110,2 98,5 Schleswig-Holstein -30,8 106,9 97,8 Berlin -69,7 95,2 96,2 Niedersachsen -175,6 110,2 95,3 Bremen, Freie Hansestadt -24,3 99,4 94,8 Hessen -174,0 106,8 94,3 Nordrhein-Westfalen -504,6 107,6 94,2 Rheinland-Pfalz -136,3 109,4 93,2 Saarland -65,4 99,4 86,3 Brandenburg -272,3 95,2 79,9 Sachsen -509,1 84,2 76,4 Thüringen -351,8 82,0 70,2 Mecklenburg-Vorpommern -268,1 83,5 69,5 Sachsen-Anhalt -395,4 78,0 67,4 alte Länder -1265,5 108,4 96,3 neue Länder -1862,1 85,3 74,3 Bundesrepublik Deutschland -3127,6 103,5 92,5
Der Blick auf Süddeutschland RegionalTeil 2 Wesentliche Ergebnisse sind das Verschwinden der bisherigen Dynamik, deren Rückzug aus der Fläche, deren Konzentration auf die suburbanen Räume, der Verbleib Münchens mit Oberbayern als letzter zusammenhängender Wachstumsraum, die systematische Vergrößerung der Gebiete mit Bevölkerungsabnahme.
RegionalTeil 3 Die Spaltung der Bevölkerungsdynamik Bei ähnlich großer Gesamtdynamik wird in Bayern das Wachstumsgefälle zwischen den Kreisen stärker sein als in Baden-Württemberg. Auch der Anteil der Bevölkerung, die in Kreisen mit Abnahme leben wird, ist im Südwesten geringer. Bevölkerung in 1000 Veränderung regionale Anteile 2009 2030 absolut relativ 2009 2030 wachsend (27) 7646 7957 311 4,1 71,2 72,5 schrumpfend (17) 3099 3014-85 -2,7 28,8 27,5 Baden-Württemberg (44) 10745 10971 226 2,1 100 100 Bevölkerung in 1000 Veränderung regionale Anteile 2009 2030 absolut relativ 2009 2030 wachsend (48) 7772 8293 521 6,7 62,1 64,9 schrumpfend (48) 4738 4477-261 -5,5 37,9 35,1 Bayern (96) 12510 12771 260 2,1 100 100
private Haushalte insgesamt RegionalTeil 4
RegionalTeil 5 Das Erwerbspersonenpotenzial nimmt zwar ab, aufgrund früherer Wanderungsgewinne jedoch nur moderat. Die Agglomerationen München und Stuttgart können sogar diese Gruppe stabil halten durch weitere Wanderungsgewinne (status quo Annahme). Die räumlichen Disparitäten werden durch eine solche Entwicklung noch verschärft, das Ausgleichsziel wird zugunsten des Wachstumsziels weiter verfehlt.
RegionalTeil 6 Bis 2030 sind die Rückgänge der Erwerbspersonen insgesamt nur in den peripheren Lagen etwas stärker. Die starken Alterungsprozesse kündigen schon die Schrumpfung in den Zentren nach 2030 an.
Fazit 1 Zwar sind die Voraussetzungen des Demographischen Wandels in Bayern und Baden- Württemberg seit Jahrzehnten erfüllt, aber die Bevölkerungsabnahme konnte aus verschiedenen Gründen weithin vermieden werden. Zwar zeigen beide im bundesweiten Ländervergleich der Raumordnungsprognose jeweils die größte Dynamik, doch im Regionenvergleich relativieren sich diese Befunde: der Zusammenhang zwischen Strukturschwäche und Bevölkerungsentwicklung wird deutlich. Demographische Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte und die Wohnungsmärkte sind zunächst altersstruktureller Natur.
Fazit 2 Zwar zeigen beide Länder bis 2030 noch eine quantitative Stabilität, doch die innere Zusammensetzung von Bevölkerung, privaten Haushalten und Erwerbspersonen zeigen schon größere Veränderungen nach 2030 an. Bereits jetzt und in naher Zukunft werden regionale Disparitäten auf den Arbeitsmärkten, auf den Wohnungsmärkten und in der Infrastrukturversorgung verstärkt. Die demographische Entwicklung erzeugt politischen Handlungsbedarf, ihr gebührt deshalb eine hohe Aufmerksamkeit.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!