Geschäftsbericht 2011



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Transkript:

ZF Friedrichshafen AG 88038 Friedrichshafen Deutschland www.zf.com Geschäftsbericht 2011 0000 762 032m EI 4012 Geschäftsbericht 2011 Geschäftsbericht 2011 Antriebs- und Fahrwerktechnik

ZF auf einen Blick ZF ist ein weltweit führender Automobilzulieferkonzern in der Antriebs- und Fahrwerktechnik. Wir entwickeln und fertigen innovative und qualitativ hochwertige Produkte zur Verbesserung der Mobilität von Menschen und Gütern und aller damit verbundenen Technologien. Unsere Produkte und Leistungen bieten einen deutlichen Mehrwert durch führende Technologie, Qualität und Service. Wir engagieren uns leidenschaftlich für mehr Effizienz und Ressourcenschonung und sind so Schrittmacher in neuen Märkten. Wir sind unseren Kunden und Geschäftspartnern in aller Welt ein fairer und verlässlicher Partner. Wir sind auf allen Weltmärkten präsent und können unseren Kunden in allen Regionen ein dichtes Netz an kompetenten Ansprechpartnern in direkter Nähe bieten. Als Unternehmen im Eigentum zweier Stiftungen handeln wir nachhaltig und ertragsorientiert, um unsere wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit abzusichern. Eine effiziente Organisation, schlanke Prozesse und permanente Veränderungsbereitschaft sind die Basis für die kontinuierliche Verbesserung der Unternehmensleistung. ZF ist ein dezentral organisiertes Unternehmen, dessen Divisionen und Geschäftsfelder selbstständig am Markt agieren und sich flexibel am Kundennutzen orientieren. Die strategischen Weichenstellungen werden durch den Konzern vorgenommen. Dabei haben die Gesamtinteressen des Konzerns Vorrang vor den Interessen der Divisionen und Geschäftsfelder. Motivierte und kompetente Mitarbeiter sind für uns der entscheidende Erfolgsfaktor. Wir bieten allen Mitarbeitern gerechte Chancen und fördern sie in Bezug auf Qualifikation, Leistung, Einsatzbereitschaft und Mobilität. ZF steht im offenen Dialog mit den Mitarbeitern und den Arbeitnehmervertretern. Wir sind stolz, gemeinsam für den Erfolg von ZF zu arbeiten. Alle Mitarbeiter innerhalb des Konzerns verstehen sich als Mitglieder eines Teams, das nur Erfolg haben kann, wenn es die gleichen Ziele verfolgt und konstruktiv zusammenarbeitet. Kennzahlen ZF-Konzern 1) 2009 2010 2011 Umsatz Mio. 9.371 12.907 15.509 Deutschland Mio. 3.452 4.365 5.290 Westeuropa (ohne Deutschland) Mio. 2.151 2.749 3.218 Übrige Welt Mio. 3.768 5.793 7.001 Umsatzstruktur Automobilindustrie Mio. 8.059 11.358 13.803 Land- und Baumaschinen Mio. 469 775 931 Marine, Luftfahrt, Sonderund Schienenfahrzeuge Mio. 843 774 775 Mitarbeiter (Jahresende) 2) 60.945 64.600 71.488 Sachanlagen-Investitionen Mio. 516 582 1.058 Abschreibungen in % der Sachanlagen-Investitionen % 113 95 58 Operatives Ergebnis Mio. 361 680 850 Umsatzrendite % 4 5 5 Der Bericht liegt in deutscher und englischer Sprache vor; beide EBITDA Fassungen stehen auch im Internet unter Mio. www.zf.com zum 300 Download 1.296 1.574 EBIT bereit. Weitere Exemplare des Berichts sowie Mio. zusätzliches Informations 353-675 847 Ergebnis nach material Steuern über ZF schicken wir Ihnen gerne Mio. auf Anfrage zu. 421 443 540 E-Mail: infodienst@zf.com Free Cashflow 3) Mio. 178 119 112 Nettofinanzposition AS Tronic, 4) ConAct, Eccom, EcoLife, ZF-Ecolite, Mio. Ecomat, ZF-HyTronic, 975 1.321 726 Gezeichnetes Openmatics, Kapital Terramatic, ZF-Terra+, 8HP Mio. und 9HP sind eingetragene 300 300 300 Marken der ZF Friedrichshafen AG. Servolectric ist eine eingetragene Dividende Marke der ZF Lenksysteme GmbH. % 7 7 10 Sonderdividende Mio. 3 Redaktion Konzernkommunikation 1) Der ZF-Konzern beinhaltet alle in- und ausländischen Beteiligungen mit mindestens 50 % Anteil, soweit diese in den Konsolidierungskreis einbezogen wurden. 2) Direkte und indirekte Mitarbeiter ohne Zeitarbeiter, Auszubildende und Ferienkräfte, Konzept und Gestaltung ab 2009 veränderte Berechnung hinsichtlich der Erfassung von Teilzeitmitarbeitern. 3) Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit abzüglich Cashflow aus der Investitionstätigkeit. 4) Flüssige Mittel einschließlich Wertpapieren, abzüglich Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Advance Consultants GmbH, Berlin und Verbindlichkeiten aus Finanzierungsleasing. HGB Hamburger Geschäftsberichte GmbH & Co. KG, Hamburg Wir respektieren die ethischen und gesetzlichen Normen der Länder, in denen wir aktiv sind. Zuverlässigkeit und Fairness sind Bestandteile unserer Unternehmenskultur. Wir handeln aufrichtig und verantwortungsbewusst. Wir sind ein aktiver Teil der Gesellschaft und stehen im Dialog mit der Öffentlichkeit. Wir übernehmen soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Der Schutz der Umwelt ist erklärtes Unternehmensziel. Dieser Geschäftsbericht wurde klimaneutral produziert. Die durch Herstellung dieser Publikation verursachten Treibhaus gas emissionen wurden durch eine Investition in ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt ausgeglichen.

Jahresrückblick 2011 Inhalt Januar ZF startet die Konzerninitiative Jahr des Lieferanten. Ziel ist es, den Beschäftigten den Beitrag der Zulieferer zum Unternehmenserfolg von ZF näher zu bringen. Eine der wichtigsten Initiativen des Aktionsjahres ist die Gründung der ZF-Supplier Academy. Februar In Greenville, South Carolina (USA), beginnt ZF mit dem Bau des ersten Pkw-Automatgetriebewerks in Nordamerika. Auf 90.000 Quadratmetern werden dort ab 2013 8- und 9-Gang-Automatgetriebe für den nord amerikanischen Markt gefertigt. März Die ZF Services GmbH beginnt mit der Erweiterung des Logistikcenters in Bremen. Für den Aftersales-Spezialisten ist Logistik ein wesentlicher Baustein für einen optimalen Kundenservice. ZF produziert das dreimillionste Schaltgetriebe für BMW. Seit 1998 werden im Getriebewerk in Brandenburg manuelle Pkw- Getriebe für BMW gebaut. ZF vereint die Produktionssysteme zum ZF Production System und unterstützt damit auch von Seiten der Produktion die neue Konzernstruktur. Der gemeinnützige Verein ZF hilft spendet 100.000 für die Leidtragenden der Naturkatastrophe in Japan. April Zusammen mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung arbeitet ZF an einer integrierten Lösung für Hybrid-Komponenten im Pkw-Bereich. ZF beschließt den Bau einer neuen Hauptverwaltung mit öffentlichem Forum und Akademie am Konzernsitz. Der Komplex beinhaltet eine Akademie, ein Forum für Ausstellungen und öffentliche Veranstaltungen sowie Flächen für die Wissenswerkstatt. Die Fertigstellung wird rechtzeitig zum 100-Jahr-Jubiläum des Konzerns im Jahr 2015 erfolgen. Juni Auf dem Internationalen VDI- Kongress Getriebe in Fahrzeugen 2011 stellt ZF das weltweit erste Automatgetriebe mit neun Gängen für Pkw vor. Die Kundenund Medienresonanz auf das 9HP ist überaus positiv. Juli Jürgen Holeksa wird neuer Personalvorstand der ZF Friedrichshafen AG und übernimmt die Funktion, die bislang kommissarisch von Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer wahrgenommen wurde. ZF übernimmt das Honsel-Werk in Nürnberg mit rund 750 Mitarbeitern. Damit wird die Lieferkette für Pkw-Automatgetriebe abgesichert und die Leichtbau- Kompetenz weiter erhöht. August Mit Wirkung zum 1. August 2011 werden die großen deutschen ZF-Gesellschaften auf die ZF Friedrichshafen AG verschmolzen. Unter der gemeinsamen Firmierung als ZF Friedrichshafen AG wird die neue Ausrichtung des Konzerns auch nach außen hin klar sichtbar. ZF beteiligt sich an der Soforthilfe für Ostafrika und unterstützt die Aktionen von Help Hilfe zur Selbsthilfe e.v. und arche nova Initiative für Menschen in Not e.v. mit Spenden in der Gesamthöhe von 150.000. Seit dem Produktionsstart im Sommer 2009 liefen eine Million 8-Gang-Automatgetriebe in Saarbrücken vom Band. Neben den Premium-Marken Alpina, Audi, Bentley, BMW, Jaguar, Land Rover und Rolls-Royce planen weitere Hersteller den Einsatz des 8HP für kommende Modellgenerationen. September Umweltschonende Energieeffizienz trotz gesteigertem Kundennutzen lautet die Kernbotschaft der IAA. ZF hat diese Herausforderung rechtzeitig erkannt und entwickelt sowohl verbrauchssparende konventionelle Antriebe als auch innovative Hybrid-, Elektro- und Leichtbaukonzepte. ZF hat in Gainesville, Georgia (USA), ein Werk zur Produktion von Windkraftgetrieben eröffnet. Ab 2012 beliefert das Unternehmen vom neuen Standort den Weltmarktführer Vestas mit Getrieben. November Die Übernahme von Hansen Transmissions International NV ist abgeschlossen. Durch die Verbindung von Hansen mit dem Geschäftsfeld Windkraft- Antriebstechnik von ZF entsteht ein führendes Unternehmen im globalen Markt für Windkraftanlagen-Getriebe. Dezember ZF erzielt im Jahr 2011 einen Rekordumsatz von 15.509 Mio. ein Plus von 20 % gegenüber 2010. Die Zahl der weltweit im ZF-Konzern beschäftigten Mitarbeiter beträgt 71.488. Auszeichnungen Die Hyundai Kia Automotive Group zeichnet ZF mit dem Supplier of the Year Award 2010 aus. Zum vierten Mal in Folge wird ZF von den Kunden Foton, Zoomlion, Yalong und Xingma mit dem Preis für Qualitätsbewusstsein und Liefertreue ausgezeichnet. Mit 80 % Zustimmung wählen die Leser der auto motor und sport ZF zum sechsten Mal in Folge zur besten Getriebemarke. Den zweiten Platz erreicht der Konzern mit der Marke Sachs in der Produktkategorie Fahrwerke. Bei der Leserwahl des ETM-Verlags belegt ZF zum siebten Mal in Folge den Spitzenplatz in der Produktgruppe Nutzfahrzeuggetriebe. ZF bekommt für das Leichtbau- Bremspedal in Hybridbauweise den Composite Innovations Award der CFK Valley Stade Convention zuerkannt. Der VDL Futura, Coach of the Year 2012, punktet mit ZF-Technik. Die Vorder-, Hinter- und Nachlaufachse, Kupplung sowie die Lenkung kommen serienmäßig von ZF. Für das 8HP erhält ZF den erstmalig vergebenen Supplier Innovation Award der BMW Group in der Kategorie Efficient Dynamics. ZF gewinnt den BME-Innovationspreis für den strategischen Weitblick bei der Entwicklung der Lieferanten und Sensibilisierung der Mit arbeiter für Material wirtschaftsthemen. Das Fachmagazin China Automotive News wählt das 8-Gang- Automatgetriebe zum Getriebe des Jahres 2011. 2 Vorwort 6 Vorstand 8 Bericht des Aufsichtsrats 11 Gremien der Gesellschaft 12 Lagebericht 13 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung 17 Geschäftsentwicklung 40 Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage 47 Risikomanagement 49 Ausblick 52 ZF-Produktprogramm 54 Konzernstruktur 56 Divisionen und Geschäftsfelder 58 Antriebstechnik 60 Fahrwerktechnik 62 Nutzfahrzeugtechnik 65 Industrietechnik 68 ZF Services 69 Gusstechnologie 70 ZF Lenksysteme GmbH 71 Konzernabschluss 72 Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung 73 Konzern-Gesamtergebnisrechnung 74 76 Konzern-Kapitalflussrechnung 78 Konzern-Eigenkapitalveränderungsrechnung 80 Konzernanhang 153 Bestätigungsvermerk 154 5-Jahres-Übersicht 156 ZF weltweit

Vorwort im Berichtsjahr 2011 entwickelte sich der ZF-Konzern erneut sehr positiv. Der Umsatz erreichte 15.509 Mio., ein Zuwachs von 20 %. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich um 11 % auf 71.488 Beschäftigte. 6.888 Arbeitsplätze wurden weltweit neu geschaffen, davon 3.024 in Deutschland. Durch Firmenübernahmen kamen 2.654 Mitarbeiter hinzu. Der erfolgreiche Geschäftsverlauf stärkte die finanzielle Unabhängigkeit von ZF. Der Konzern verfügt über ausreichende Mittel für Investitionen und Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Die internationale Marktposition wurde mit neuen Kunden, dem Gewinn von Marktanteilen und dem Ausbau der Entwicklungs-, Produktions- und Einkaufsaktivitäten gestärkt. Das größte Wachstum verzeichnete nach Jahren der Konsolidierung die Region Nordamerika, gefolgt von Europa, Südamerika und Asien. In allen großen Marktsegmenten entwickelte sich das ZF-Geschäft positiv. Dies betraf vor allem die Märkte für Arbeitsmaschinen, Nutzfahrzeuge und den Pkw-Bereich mit dem Schwerpunkt Premiumsegment. In den USA wurde mit dem Bau des neuen Werks in Greenville, South Carolina, begonnen. Ab 2013 werden hier 8- und 9-Gang-Automatgetriebe gefertigt. Einen wichtigen Schritt zum Ausbau der Marktposition in der Industrietechnik bedeutete die Übernahme der Hansen Transmissions International NV, Belgien. Mit dieser Akquisition konnte ZF in kurzer Zeit die Position 3 im Weltmarkt für Windkraftgetriebe einnehmen. Die bisherigen Windkraftaktivitäten von ZF mit dem neuen Werk in Gainesville im US-Bundesstaat Georgia und von Hansen mit den Werken in Belgien, Indien und China wurden zum Geschäftsfeld Windkraft- Antriebstechnik zusammengelegt. Komplettiert wird dieses Angebot durch die ZF Services-Aktivitäten und die Prüfstandstechnik. Zur Verbesserung der im Aftersales sehr bedeutsamen Logistikprozesse investiert ZF Services in die Erweiterung des Logistikcenters in Bremen. Im Jahr 2010 erreicht ZF wieder einen Topwert bei der Zahl an Patentanmeldungen. Mit 629 neu angemeldeten Patenten baut ZF die Technologieführerschaft weiter aus und erreicht den 8. Rang unter den größten Patentanmeldern in Deutschland. Auf der IAA präsentierte der Konzern wichtige Zukunftstechnologien wie das 9-Gang-Automatgetriebe, Leichtbaukomponenten sowie Hybrid- und Elektroantriebe. ZF-Produkte wie 8-Gang-Automatgetriebe, die Elektrolenkung, geregelte Stoßdämpfer oder Achssysteme und Antriebskomponenten sind international dank ihrer herausragenden Produkteigenschaften sehr erfolgreich. Dieser Markterfolg wird von ZF mit einer ambitionierten Investitionsstrategie begleitet, die in ihrem Umfang den Konzern vor große Herausforderungen stellt. Sie ist jedoch eine Voraussetzung, wenn ZF auch künftig erfolgreich agieren will. Aufgrund der sehr hohen Nachfrage waren die meisten Werke stark ausgelastet. Dieser Nachfrage konnte nur nachgekommen werden, weil sich die Mitarbeiter in vielen Bereichen mit hohem Einsatz einbrachten. Für diese hohe Einsatzbereitschaft und die dafür erforderliche Flexibilität möchte ich den Mitarbeitern und den Arbeitnehmervertretern danken. Unseren Geschäftspartnern danke ich für die gute Zusammenarbeit und Ihr Vertrauen. ZF wird auch künftig alles daran setzen, die Kunden optimal zu bedienen und den Lieferanten ein fairer und verlässlicher Partner zu sein. Mein Dank gilt dem Aufsichtsrat für die konstruktive Begleitung des Vorstands. Gleichfalls danken möchte ich den Anteilseignern des ZF-Konzerns, die die Entwicklung des Unternehmens positiv unterstützen. Im Zuge der fortschreitenden Standardisierung im ZF-Konzern wurden 2011 die bisherigen unterschiedlichen Produktionssysteme durch das neue ZF Production System abgelöst. Die Initiative Jahr des Lieferanten wurde erfolgreich umgesetzt. Sie trägt dem großen Stellenwert der Lieferanten für den Unternehmenserfolg Rechnung. Ziel ist es, den Mitarbeitern verstärkt zu vermitteln, welchen Beitrag die Zulieferer zum Unternehmenserfolg von ZF leisten. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Aluminium-Druckgussversorgung für die Absicherung der Lieferkette übernahm der ZF-Konzern den Standort Nürnberg des Zulieferers Honsel mit rund 750 Mitarbeitern. Zusammen mit der Fonderie Lorraine, Großblittersdorf (Frankreich), wurde das neue Geschäftsfeld Gusstechnologie gebildet. 2 3

Das katastrophale Erdbeben brachte der japanischen Bevölkerung sehr viel Leid und sorgte bei ZF und den Mitarbeitern für große Betroffenheit. Um einen Beitrag zur Linderung der Folgen zu leisten, spendete der Verein ZF hilft e.v. für die Opfer der Naturkatastrophe. Auch die Wirtschaft wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Für den ZF-Konzern ergaben sich aus dieser schwierigen Situation Lieferprobleme, die jedoch bewältigt werden konnten. 2012 wurde vom Vorstand zum Jahr der Energie erklärt. Das damit verbundene Programm ist mehrstufig und bis zum Jahr 2015 ausgerichtet. Inhalte sind die Bereiche Verhalten und Bewusstsein, Energiemanagement sowie Energieverbrauch und Energieeffizienz. Hier ist eine Reduzierung des spezifischen Energieverbrauchs um 20 % bis 2015 vorgesehen. Im Fokus stehen dabei die Entwicklungs-, Produktionsund Logistikprozesse sowie die Verbesserung der Energieeffizienz bei Gebäuden und in der Infrastruktur. Im Berichtsjahr wurde die Entscheidung getroffen, in Friedrichshafen eine neue Hauptverwaltung zu errichten. Der Gebäudekomplex wird neben den Büroflächen eine Akademie, ein Forum für Ausstellungen und öffentliche Veranstaltungen sowie Flächen für die Wissenswerkstatt beinhalten. Die Fertigstellung wird rechtzeitig zum 100-Jahr-Jubiläum im Jahr 2015 erfolgen. Die Investitionen in Sachanlagen werden 2012 mit ca. 1.300 Mio. einen neuen Rekordwert erreichen. Für Forschung und Entwicklung plant ZF mit einem unverändert hohen Aufwand von ca. 750 Mio.. Dieses finanzielle Engagement ist nur realisierbar, weil ZF stets auf eine stabile finanzielle Situation geachtet hat. Nur so können Zukunftsaufgaben bewältigt und die Unabhängigkeit gewahrt bleiben. Der ZF-Konzern befindet sich in einer gesunden Position und kann die nächsten Jahre zuversichtlich angehen. Für 2012 rechnet der ZF-Konzern mit einem über dem Branchendurchschnitt liegenden Umsatzwachstum von 1 Mrd.. Die Neuausrichtung des ZF-Konzerns wurde zum 1. August 2011 formal realisiert. Die meisten deutschen Gesellschaften wurden auf die ZF Friedrichshafen AG verschmolzen. Die neue Konzernstruktur mit den vier Divisionen Antriebstechnik, Fahrwerktechnik, Nutzfahrzeugtechnik und Industrietechnik wurde von Kunden in allen Marktsegmenten sehr positiv aufgenommen. Ziel ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch eine Erhöhung der Kundenorientierung, die gezielte Bündelung des Markt- und Technologie-Know-hows, die Verbesserung von Prozessen und Strukturen und die stärkere Identifikation der Mitarbeiter mit dem ZF-Konzern. Diesem Ziel diente 2011 auch die Veröffentlichung der neuen Unternehmensleitlinien, die allen Mitarbeitern im ZF-Konzern einen gemeinsamen Orientierungsrahmen in Bezug auf Werte und Ziele geben. Ausgebaut wurde im Berichtsjahr auch die internationale Compliance-Organisation. Friedrichshafen, April 2012 Hans-Georg Härter Vorsitzender des Vorstands Für 2012 rechnet ZF mit einem nachlassenden Wachstum der Weltwirtschaft. Die Entwicklung auf den Finanzmärkten und die Überschuldung der öffentlichen Haushalte führen weltweit zu wachsenden Unsicherheiten. Die zunehmende Volatilität der Märkte macht Prognosen noch schwieriger. Gleichzeitig wird der wachsende Preisdruck ZF vor große Herausforderungen stellen. Hier sind große Anstrengungen in Bezug auf die Verbesserung der Lieferantenkette und aller unternehmensinternen Prozesse gefordert. Trotz dieser Risiken und Herausforderungen wird sich ZF positiver als der Markt entwickeln. 4 5

Vorstand Dr. Gerhard Wagner geboren 1953 in Vaihingen a. d. Enz, Baden-Württemberg Antriebstechnik Reinhard Buhl geboren 1952 in Kloster Oesede, Niedersachsen Fahrwerktechnik Dr. Stefan Sommer geboren 1963 in Münster, Nordrhein-Westfalen Materialwirtschaft, Gusstechnologie Stellv. Vorsitzender des Vorstands Hans-Georg Härter geboren 1945 in Bensheim, Hessen Markt, Unternehmensentwicklung, Konzernkommunikation, ZF Services, Lenksysteme Vorsitzender des Vorstands Dr. Peter Ottenbruch geboren 1957 in Vorst, Nordrhein-Westfalen Technik, Asien-Pazifik Dr. Konstantin Sauer geboren 1959 in Heilbronn, Baden-Württemberg Finanzen, Controlling, Informatik, Nordamerika Rolf Lutz geboren 1952 in Tübingen, Baden-Württemberg Nutzfahrzeugtechnik, Südamerika Jürgen Holeksa geboren 1965 in Dinslaken, Nordrhein-Westfalen Personal, Arbeitsdirektor, Dienstleistungsgesellschaften Wilhelm Rehm geboren 1958 in Heidenheim a. d. Brenz, Baden-Württemberg Industrietechnik Andreas Hartmann* Generalbevollmächtigter Stand: März 2012 *Nicht auf dem Foto 6 7

Bericht des Aufsichtsrats Beim Blick zurück auf das vergangene Geschäftsjahr wird deutlich, dass das Jahr 2011 für den ZF-Konzern und dessen Umfeld in vielerlei Hinsicht ein sehr bewegtes Jahr war, mit zahlreichen und bedeutenden personellen wie auch organisatorischen Veränderungen. Wirtschaftlich gesehen setzte sich der sehr positive Trend des Jahres 2010 fort. Mit einem Umsatzanstieg um 20 % auf 15.509 Mio. nimmt ZF in der Branche eine Spitzenposition ein und ist dank technologisch hochwertiger Produkte auch für die Zukunft bestens gerüstet. Der Aufsichtsrat hat die Entwicklung von ZF im Berichtsjahr intensiv begleitet und auch durch eigene Initiativen hinsichtlich der Wahrnehmung seiner Aufgaben mitgeprägt. So wurde nach umfangreichen Beratungen beschlossen, mit Wirkung zum 1. Januar 2012 sowohl einen Präsidialausschuss als auch einen Prüfungsausschuss zur Unterstützung des Aufsichtsgremiums einzusetzen. Der Präsidialausschuss, dem je vier Mitglieder der Kapital- und der Arbeitnehmerseite angehören, wird künftig auch die Aufgaben des Personalausschusses wahrnehmen. Der Prüfungsausschuss wird mit jeweils zwei Vertretern der Anteilseigner und seitens der Arbeitnehmer paritätisch besetzt. Bei der Wahl der Ausschussmitglieder wurde insbesondere auf deren fachliche Eignung und mögliche Interessenkonflikte geachtet. Das 2010 gestartete Projekt go4zf! zur strategischen Neuausrichtung von ZF wurde nach der zum 1. August 2011 erfolgten Verschmelzung der meisten deutschen Tochtergesellschaften auf die ZF Friedrichshafen AG abgeschlossen. Der Aufsichtsrat ließ sich vom Vorstand über die von diesem im Rahmen des Projekts erstellten und verabschiedeten Organisationsvorgaben für die Ressortfunktionen berichten. Durch ein Gutachten wurde bestätigt, dass das Konzept zur Neuorganisation und Zuständigkeitsverteilung aus rechtlicher Sicht den grundlegenden Anforderungen an eine ordnungsgemäße Organisation genügt. Positive Kundenrückmeldungen zeigen, dass mit der erfolgten Bündelung der Automotive- und Non-Automotive-Aktivitäten ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde. Der Aufsichtsrat wird kritisch verfolgen, ob nach der Schaffung einer zukunftsgerichteten Organisation sowie der Bildung des neuen Vorstands die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, die Effizienz in allen Bereichen zu erhöhen, genutzt werden. Ein weiteres wichtiges Thema des Gremiums im Berichtsjahr waren Beratungen und Entscheidungen bezüglich der Nachfolgeregelungen für die Besetzung von Vorstandsposten. So wurde Herr Jürgen Holeksa in der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 11. Februar 2011 mit Wirkung zum 1. Juli 2011 zum Vorstand mit der Zuständigkeit für das Ressort Personal und zum Arbeitsdirektor bestellt. Diese Funktion hatte seit Oktober 2010 Herr Dr. Konstantin Sauer zusätzlich neben dem von ihm geführten Finanzressort kommissarisch ausgeübt und dabei das Thema strategisches Personalmanagement erfolgreich vorangetrieben, wofür ihm der Aufsichtsrat ausdrücklich dankte. Nachdem Herr Dr. Stefan Sommer, bisher bereits stellvertretendes Mitglied des Vorstands, mit Beschluss vom 20. April 2011 zum ordentlichen Vorstandsmitglied bestellt wurde, schloss sich der Aufsichtsrat am 6. Juli 2011 der Empfehlung des Personalausschusses an und berief Herrn Dr. Sommer mit Wirkung zum 1. Januar 2012 zunächst zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und zum 1. Mai 2012 als Nachfolger von Herrn Hans-Georg Härter zum Vorsitzenden des Vorstands. Ebenfalls mit Beschluss vom 6. Juli 2011 wurde Herr Wilhelm Rehm, bisher Vorsitzender der Geschäftsführung der ZF Passau GmbH, mit Wirkung zum 1. Januar 2012 als Mitglied des Vorstands mit der Zuständigkeit für die Division Industrietechnik bestellt. Er folgt damit Herrn Dr. Michael Paul nach, der zum 31. Dezember 2011 in den Ruhestand trat und dem der Aufsichtsrat für sein langjähriges tatkräftiges Wirken für ZF ausdrücklich dankt. Die Nachbesetzung wichtiger Posten im Top-Management mit hoch qualifizierten internen Kandidaten ist Ziel der vom Aufsichtsrat begrüßten Global HR-Strategie mit dem Schwerpunkt Strategic Management Development. Zu dieser Strategie gehört auch die 2011 erfolgte Neugestaltung des oberen Führungskreises von ZF mit der Ernennung von Mitgliedern der Executive Management Group (EMG). Der Aufsichtsrat wird sich künftig regelmäßig über dieses Konzept berichten lassen, um ein Stimmungsbild über High Potentials bei ZF einzuholen, auf die bei späteren Vorstandsnachbesetzungen zurückgegriffen werden kann. Auch in der Zusammensetzung des Aufsichtsrats waren im vergangenen Jahr einige Veränderungen zu verzeichnen. Irmgard Ulderup, langjährige Gesellschafterin der Lemförder Metallwaren Jürgen Ulderup AG & Co. KG und seit vielen Jahren Aufsichtsratsmitglied der ZF Friedrichshafen AG, verstarb am 18. April 2011. Der Aufsichtsrat würdigte Charakter und Lebenswerk von Frau Ulderup und wird ihr Andenken in hohen Ehren halten. Frau Barbara Kux bat zur Vermeidung eines Interessenkonfliktes um Auflösung ihres Mandats und schied mit Wirkung zum 20. Oktober 2011 aus dem Gremium aus. Zu ihrer Nachfolgerin für den Rest der Amtszeit wurde Frau Dr. Margarete Haase gewählt, die das Mandat ab 1. Januar 2012 übernimmt. Schließlich legte Herr Prof. Dr. Joachim Milberg, der den Vorsitz in einem anderen Aufsichtsrat übernommen hat, mit Ablauf des Jahres 2011 sein Mandat nieder. Im Namen des gesamten Gremiums bedankte sich Herr Prof. Dr. Behr für das engagierte Mitwirken von Herrn Prof. Dr. Milberg und wünschte ihm und auch Frau Kux persönlich und beruflich alles Gute. Der Aufsichtsrat hielt im Berichtsjahr insgesamt fünf ordentliche und am 11. Februar 2011 eine außerordentliche Sitzung ab. Grundlage des konstruktiven Meinungsaustausches waren jeweils ausführliche schriftliche und mündliche Berichte der Mitglieder des Vorstands über die aktuelle Situation. In Ausübung seiner ihm nach Gesetz und Satzung obliegenden Pflichten und Zuständigkeiten befasste sich das Gremium besonders mit den strategischen Herausforderungen und wesentlichen operativen Themen. Dazu gehörten u. a. die Sicherung der Versorgungs- und Lieferfähigkeit z. B. im Zusammenhang mit der Naturkatastrophe in Japan, vor allem aber durch die Übernahme des Standorts Nürnberg des Druckguss-Spezialisten Honsel. Das vom Aufsichtsrat begrüßte strategische Ziel von ZF, die Diversifikation voranzutreiben und sich stärker im Bereich alternativer Energien zu engagieren, wurde mit der vom Gremium genehmigten Akquisition des Windkraftgetriebeherstellers Hansen Transmissions International NV verwirklicht. Die konsequente Markt- und Produktoffensive von ZF in nahezu allen Segmenten erschließt zwar erhebliche Wachstumspotenziale, stellt aber gleichzeitig große Heraus- 8 9

Gremien der Gesellschaft forderungen an das Personal und die finanziellen Ressourcen des ZF-Konzerns. Der Aufsichtsrat wird hier die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und sich mit dem Vorstand über notwendige Maßnahmen beraten. Nicht zuletzt ließ sich das Gremium auch zum Thema Compliance berichten. Im Vordergrund muss hierbei die Ausrichtung auf Werte, insbesondere auf Integrität stehen. Durch Schaffung eines entsprechenden Bewusstseins bei den Mitarbeitern müssen diese von ihrer Einstellung her in der Lage und auch willens sein, im Einzelfall zu entscheiden, wie zu handeln ist. Bei aller Bedeutung des Themas Compliance ist jedoch aus Sicht des Aufsichtsrats darauf zu achten, komplexe und aufwändige Organisationen der Compliance zu vermeiden. Die mit der Abschlussprüfung beauftragte Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Stuttgart, hat den vom Vorstand nach den Regeln des HGB unter Berücksichtigung der Vorschriften des BilMoG aufgestellten Jahresabschluss und den Lagebericht der ZF Friedrichshafen AG mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Ebenso erteilte der Abschlussprüfer seinen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk zum Konzernlagebericht und zum Konzernabschluss, der gemäß 315 a HGB auf der Grundlage der internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS aufgestellt wurde. Ein Schwerpunkt der Prüfungstätigkeit lag im Bereich der Wertpapiere und Finanzinstrumente. Vom Wirtschaftsprüfer wurde bestätigt, dass die ZF-Systeme einschließlich des Risikofrüherkennungssystems verlässlich und angemessen sind. Nach eigener Prüfung des Jahresabschlusses, des Konzernabschlusses, des Lageberichts und des Konzernlageberichts stimmte der Aufsichtsrat den Prüfungsergebnissen zu, nachdem im Rahmen der Aufsichtsratssitzung am 5. April 2011 ausführlich vom Vorstand und dem Abschlussprüfer hierzu informiert wurde. Der Jahresabschluss und der Konzernabschluss der ZF Friedrichshafen AG wurden festgestellt bzw. gebilligt. Der Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzgewinns wurde zustimmend zur Kenntnis genommen. ZF als Stiftungsunternehmen ist aus Sicht des Aufsichtsrats gut aufgestellt und befindet sich in einer hervorragenden Verfassung. Daran haben der Vorstand, die Führungsmannschaft und die gesamte Belegschaft großen Anteil. Der Aufsichtsrat dankt dem Vorstand und allen Mitarbeitern für ihre Leistungen und ihren tatkräftigen Einsatz sowie den Vertretungen der Mitarbeiter für ihre sachliche und konstruktive Zusammenarbeit im Interesse des ZF-Konzerns. Friedrichshafen, den 25. April 2012 Für den Aufsichtsrat Prof. Dr. Giorgio Behr Vorsitzender Aufsichtsrat Prof. Dr. Giorgio Behr, Buchberg, Schweiz, Präsident und Inhaber der BBC Group, Villmergen, Schweiz, Vorsitzender Johann Kirchgässner *, Friedrichshafen, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und Vorsitzender des Standortbetriebsrats Friedrichshafen der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen, stellv. Vorsitzender Ernst Baumann (ab 3. April 2012), Münsing, ehemaliges Vorstandsmitglied der BMW AG Dipl.-Kfm. Rupert Baur *, Hagnau, Leiter Externes Rechnungswesen am Standort Friedrichshafen der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Andreas Brand, Friedrichshafen, Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen Josef Büchelmeier, Friedrichshafen, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen Jürgen Bunge*, Lemförde, Vorsitzender des Standortbetriebsrats Lemförde der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Dipl.-Sozialwirt Uwe Christensen*, Neustadt, ehemaliger Erster Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Nienburg Willy Dekant*, Schweinfurt, Vorsitzender des Standortbetriebsrats Schweinfurt der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Dr. Margarete Haase (ab 1. Januar 2012), Köln, Mitglied des Vorstands der DEUTZ AG, Köln Frank Iwer*, Stuttgart, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg Barbara Kux (bis 20. Oktober 2011), München, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, München Dr. Joachim Meinecke, Freiburg, Rechtsanwalt Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg (bis 31. Dezember 2011), Baldham, Vorsitzender des Aufsichtsrats der BMW AG, München Martin Ocker *, Schwäbisch Gmünd, Betriebsrat der ZF Lenksysteme GmbH, Schwäbisch Gmünd Dr.-Ing. Franz-Josef Paefgen, Ingolstadt, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Bentley Motors Ltd., Crewe, Großbritannien Helmut Petri, Grafenau, ehemaliges Mitglied im Bereichsvorstand Mercedes-Benz Cars der Daimler AG, Stuttgart Lilo Rademacher *, Friedrichshafen, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Verwaltungsstelle Friedrichshafen-Oberschwaben Hans Dietmar Sauer, Ravensburg, ehemaliger Vorsitzender des Vorstands der LBBW, Stuttgart Wolfgang Schuler *, Riegelsberg, Vorsitzender des Standortbetriebsrats Saarbrücken der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Hermann Sicklinger*, Thyrnau, Vorsitzender des Standortbetriebsrats Passau der ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Univ.-Prof. Dr.-Ing. Henning Wallentowitz, Braunschweig, ehemaliger Leiter des Instituts für Kraftfahrwesen, Aachen Vorstand Hans-Georg Härter, Friedrichshafen, Vorsitzender (bis 30. April 2012) Markt, Unternehmensentwicklung, Konzernkommunikation, ZF Services, Lenksysteme Dr. Stefan Sommer (seit 1. April 2011), Ebelsbach, stellvertretendes Mitglied (bis 31. März 2011), stellvertretender Vorsitzender (ab 1. Januar 2012), Materialwirtschaft, Gusstechnologie (seit 1. August 2011) Vorsitzender (ab 1. Mai 2012) Reinhard Buhl, Bohmte, Fahrwerktechnik Jürgen Holeksa (seit 1. Juli 2011), Stuttgart, Personal, Dienstleistungsgesellschaften, Arbeitsdirektor Rolf Lutz, Friedrichshafen, Nutzfahrzeugtechnik, Südamerika Dr. Peter Ottenbruch, Schonungen, Technik, Asien-Pazifik Dr. Michael Paul (bis 31. Dezember 2011), Langenargen, Industrietechnik, Nordamerika Wilhelm Rehm (ab 1. Januar 2012), Höchstädt, Industrietechnik Dr. Konstantin Sauer, Überlingen, Finanzen, Controlling, Informatik Personal, Dienstleistungsgesellschaften (bis 30. Juni 2011), Nordamerika (ab 1. Januar 2012) Dr. Gerhard Wagner, Kressbronn, Antriebstechnik Generalbevollmächtigter Andreas Hartmann, Langenargen 10 * Vertreter der Arbeitnehmer 11

Lagebericht 13 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung 17 Geschäftsentwicklung 40 Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage 47 Risikomanagement 49 Ausblick Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Der ZF-Konzern konnte den Umsatz im Berichtsjahr um 20 % auf 15.509 Mio. erhöhen. Die Zahl der weltweit Beschäftigten stieg um 11 % auf 71.488 Mitarbeiter. In Sachanlagen wurden 1.058 Mio. investiert. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen um 17 % auf 754 Mio.. Der Gewinn nach Steuern erhöhte sich um 22 % auf 540 Mio.. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung 2011 Globale Konjunktur im Stresstest Nach dem Krisenjahr 2009, in dem die weltweite Wirtschaftsleistung um mehr als 2 % rückläufig war, erholte sich die Weltwirtschaft 2010 relativ schnell und konnte ein Wirtschaftswachstum von über 4 % realisieren. Die Konjunkturprogramme, die in vielen Ländern zur Stützung der Wirtschaft gestartet worden waren, zeigten Wirkung. Insbesondere im ersten Halbjahr war die Dynamik deutlich spürbar. Sie verlangsamte sich allerdings gegen Ende 2010. Unter diesen Vorzeichen war die Weltwirtschaft verhalten in das Berichtsjahr gestartet. In den ersten Monaten verlangsamte sich die wirtschaftliche Expansion weiter. So legte das globale Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2011 nur noch um 3,1 % zu. Im zweiten Quartal betrug die laufende Jahresrate lediglich 2,7 %. Zu einem Teil war die Abschwächung auf die Auswirkungen der Naturkatastrophe in Japan zurückzuführen. Auch die Wirtschaftsklimaindikatoren hatten ihren höchsten Wert überschritten und waren seit dem Frühjahr in allen großen Regionen rückläufig. Damit trübten sich die Aussichten für die Weltkonjunktur erheblich ein und die Risiken für einen Rückfall in eine Rezession der Weltwirtschaft nahmen zu. Die Volkswirtschaften in der Triade (Nordamerika, Europa und Japan) kämpften mit steigender Unsicherheit und hatten gleichzeitig immer weniger Spielräume für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur. Zusätzlich gefährdete die eskalierende Schuldenkrise in Europa die weltweiten Konjunkturaussichten. Hohe Inflation, stagnierende Einkommen, hohe Arbeitslosigkeit und die starke Verschuldung der privaten Haushalte, insbesondere in den USA und Großbritannien, und damit sinkende Kaufkraft belasteten den Konsum. Vor diesem Hintergrund konnte 2011 weltweit nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,6 % realisiert werden. Dabei war Japan aufgrund der Folgen der Naturkatastrophe mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,7 % negativ betroffen. Die USA erreichten mit 1,7 % ein schwaches Wachstum. Eine ähnliche Größenordnung wurde in der EU realisiert. In Deutschland konnte immerhin ein Wirtschaftswachstum von 3 % erzielt werden, allerdings mit nachlassender Dynamik gegen Ende des Jahres. Spitzenreiter im Wachstum blieb auch 2011 China. Trotz gezielter Maßnahmen zur konjunkturellen Abkühlung erreichte das Wachstum mit 9,2 % wieder einen Spitzenwert im weltweiten Vergleich. Lage bericht 12 13

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Entwicklung in den Branchen Der Beginn des Berichtsjahres verlief in nahezu allen wesentlichen ZF-Branchen dynamisch. Insbesondere in den ersten Monaten hielt die Erholung des Jahres 2010 an und verhalf vielen Märkten zu teilweise zweistelligen Wachstumsraten. Im Jahresverlauf führten dann in einigen Teilmärkten die sich verlangsamende konjunkturelle Entwicklung und deutlich abnehmende Klimaindikatoren zu schwächerem Wachstum und deutlich reduzierten Wachstumsperspektiven. Die Sorge vor einer weiteren krisenhaften Entwicklung der Finanzmärkte und ihrer Auswirkung auf die Realwirtschaft hatte im letzten Quartal 2011 zu ersten Reduzierungen insbesondere im Nutzfahrzeugmarkt geführt. 2011 war zudem stark beeinflusst durch die Folgen der Naturkatastrophe in Japan. Monatelange Produktionsausfälle in Japan, aber in der Folge auch in anderen Regionen wegen fehlender Zulieferteile, haben insbesondere die japanischen Fahrzeughersteller stark betroffen. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge Weltweit wurden 2011 knapp 75 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gefertigt. Damit konnte nach dem Wachstumssprung des Vorjahres von 25 % nur ein Anstieg um 3 % realisiert werden. Allerdings fehlen in der Betrachtung mindestens 1,5 Millionen Fahrzeuge, die wegen der Ausnahmesituation in Japan nicht produziert werden konnten. Hier waren insbesondere die Monate März bis August extrem stark betroffen. Entsprechende Aufholeffekte waren seit Herbst 2011 sichtbar und werden auch die ersten Monate 2012 positiv beeinflussen. Vor diesem Hintergrund war die Produktion in Japan insgesamt um 17 % rückläufig. Sehr positiv entwickelte sich dagegen die Fahrzeugproduktion in Nordamerika. Trotz des relativ schwachen wirtschaftlichen Umfelds konnten Monat für Monat teilweise kräftige Wachstumsraten erzielt werden. 2011 stieg die Fertigung um 9 % auf 13 Millionen Fahrzeuge. Damit bewegte sich die Produktion aber noch immer weit unterhalb der früheren Werte, die zwischen 14 und 16 Millionen Fahrzeugen lagen. In Europa halbierte sich das Wachstum von 14 % im Vorjahr auf 7 % im Berichtsjahr. Zwar fehlten in vielen europäischen Märkten die Impulse, jedoch entwickelte sich der Export in Märkte außerhalb Europas weiter sehr dynamisch. Davon profitierten insbesondere deutsche Fahrzeughersteller, die vor allem in den höheren Fahrzeugsegmenten kräftige Wachstumsraten in Export und Produktion verzeichnen konnten. In China war nach dem fast überhitzten Wachstum der Vorjahre (2009 + 48 %, 2010 + 35 %) seit Anfang 2011 eine Phase der Beruhigung eingetreten. Die Wachstumsraten bei Pkw hatten sich bis zum Herbst in der Größenordnung von 6 % pro Monat stabilisiert. In den Folgemonaten ließen sie jedoch nach. Im Gesamtjahr wurde ein Anstieg der Pkw-Produktion um 4 % erzielt. Demgegenüber war die Produktion der leichten Nutzfahrzeuge um 8 % rückläufig. Beide Segmente zusammen erreichten einen Anstieg um 2 %. Osteuropa war 2011 nach durchschrittener Talsohle die Region mit der weltweit höchsten Steigerungsrate. Hier liefen 12 % mehr Fahrzeuge von den Bändern. Damit wurde die Marke von 5 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen überschritten. Entwicklung der weltweiten Produktion Pkw und Nkw < 6 t in 1.000 Stück 2007 2008 2009 2010 2011 2012* Europa 21.900 20.600 16.700 19.000 20.400 20.600 Nordamerika 15.000 12.600 8.500 11.900 13.000 13.700 Südamerika 3.300 3.500 3.400 3.800 4.000 4.200 Japan 11.300 11.200 7.800 9.400 7.800 8.800 China 7.900 8.300 12.300 16.600 16.900 18.100 Übrige Länder 10.200 10.100 9.500 12.200 12.700 13.700 Gesamt 69.600 66.300 58.200 72.900 74.800 79.100 * Prognose Entwicklung der weltweiten Produktion Nkw > 6 t in 1.000 Stück 2007 2008 2009 2010 2011 2012* Europa 790 800 320 470 620 580 Nordamerika 490 410 260 290 420 450 Südamerika 180 220 160 240 280 240 Japan 340 340 170 260 240 280 China 840 860 1.040 1.490 1.280 1.310 Übrige Länder 360 310 250 390 430 450 Gesamt 3.000 2.940 2.200 3.140 3.270 3.310 * Prognose Schwere Nutzfahrzeuge Die Nutzfahrzeugbranche war von allen Automobilbereichen von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 am stärksten betroffen. Weltweit wurde die Fertigung schwerer Nutzfahrzeuge 2009 um 25 % zurückgenommen. Am stärksten wurde Westeuropa getroffen. Hier musste ein Einbruch von 60 % hingenommen werden. Die Fertigung schwerer Nutzfahrzeuge ging von 630.000 auf nur noch 240.000 Einheiten zurück. 2010 war dann von teils sehr kräftigen Wachstumsraten geprägt. Die europäische, japanische und auch südamerikanische Nkw-Produktion legten sprunghaft um über 50 % zu. Auch China verzeichnete ein Wachstum von 43 % und war sogar im Krisenjahr 2009 weltweit das einzige Land, das ein Wachstum von fast 21 % realisieren konnte. Diese Entwicklungstendenzen setzten sich bis weit in das Berichtsjahr fort. In Westeuropa erhöhte sich die Fahrzeugproduktion noch einmal um ein Drittel, allerdings mit einer nachlassenden Dynamik gegen Ende des Jahres. Dennoch lag das Fertigungsvolumen auch nach zwei Jahren in Folge mit überproportionalen Wachstumsraten erst bei 500.000 Nkw > 6 t und damit immer 14 15

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick noch um 130.000 Einheiten unter dem Niveau von 2008. Sehr positiv verlief die Entwicklung in Nordamerika. Mit einem Anstieg um 45 % auf 420.000 Nkw beschleunigte sich das Wachstum in einem konjunkturell eher schwachen Umfeld. Hier wirkten jedoch Basiseffekte, denn die Fertigung lag seit Jahren auf einem relativ niedrigen Niveau. So hatte die durchschnittliche Produktionsmenge der Jahre 2000 bis 2007 noch bei 530.000 Nkw gelegen. Die Folgen der Naturkatastrophe in Japan haben auch bei den Nutzfahrzeugen zu Ausfällen geführt, allerdings nicht im selben Ausmaß wie bei den Pkw. Insgesamt wurde die Produktion um 8 % zurückgenommen. Stärker von rückläufigen Zahlen war nur China betroffen. Nach einem noch positiven ersten Quartal griffen die Regierungsmaßnahmen zur gezielten Abkühlung der Wirtschaft und führten ab April zu deutlich sinkenden Absatz- und Produktionszahlen von Nutzfahrzeugen. In einzelnen Monaten wurden sogar Produktionskürzungen in der Größenordnung von 30 % realisiert. 2011 ging die chinesische Fertigung schwerer Nutzfahrzeuge um nahezu 14 % zurück, blieb aber mit knapp 1,3 Millionen Nkw der mit großem Abstand bedeutendste Markt der Welt. Demgegenüber entwickelt sich die Nutzfahrzeug produktion in Indien nachhaltig positiv. Nach der kräftigen Steigerung um 70 % im Vorjahr konnte das Volumen 2011 nochmals um 11 % erhöht werden. Arbeitsmaschinen Die Auswirkungen der Krise 2009 waren in der Baumaschinenindustrie vergleichbar stark wie in der Nutzfahrzeugindustrie zu spüren. Weltweit war die Baumaschinenproduktion um fast 40 % zurückgenommen worden. Ähnlich wie bei den Nutzfahrzeugen war 2010 von teils sehr starken Aufholeffekten gekennzeichnet. Wachstumsraten lagen je Markt zwischen 40 % bis zu über 70 %. 2011 trat mit einem Anstieg um 12 % weltweit eine spürbare, aber erwartete Verlangsamung ein. Überproportional entwickelten sich mit Zuwächsen um etwa 20 % einige wichtige ZF-Märkte wie Europa, Nordamerika und Südkorea. Verhaltener wuchsen Südamerika mit 5 % und China mit 7 %. Herauszuheben ist der sehr positive Trend in Indien. Im weltweiten Vergleich konnte hier mit 30 % der mit Abstand größte Zuwachs erreicht werden. Geschäftsentwicklung Nach dem hohen Umsatzwachstum 2010 konnte der ZF-Konzern auch 2011 weit über dem Branchendurchschnitt wachsen. Neben dem starken Wachstum bei Bauund Landmaschinen sowie im Nutzfahrzeugbereich verzeichneten auch die in der Pkw-Branche tätigen Unternehmensbereiche deutliche Umsatzsteigerungen. Damit konnte ZF erneut Marktanteile auf dem Weltmarkt hinzugewinnen. Umsatz Mit einem Wachstum von 20 % auf 15.509 Mio. entwickelte sich der Umsatz des ZF-Konzerns sehr positiv. Die von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 besonders stark betroffenen Unternehmensbereiche Nutzfahrzeug- und Sonder-Antriebstechnik sowie Arbeitsmaschinen-Antriebstechnik und Achssysteme wuchsen erneut stark und konnten das hohe Vorkrisenniveau fast wieder erreichen bzw. sogar übertreffen. Der Anteil des Pkw-Geschäfts am Konzernumsatz lag bei 64 % (Vorjahr 65 %), der des Nutzfahrzeuggeschäfts stieg auf 25 % (Vorjahr 23 %). Der Anteil der anderen Branchen wie Bau- und Landmaschinen, Marine, Luftfahrt, Sonder- und Schienenfahrzeuge stagnierte bei 11 % (Vorjahr 12 %). In der Antriebstechnik wurden 54 % (Vorjahr 56 %) des ZF-Umsatzes erzielt, während der Anteil des Umsatzes mit Produkten der Fahrwerktechnik auf 46 % stieg (Vorjahr 44 %). Umsatzverteilung ZF-Konzern nach Branchen Bau-, Landmaschinen, Marine, Luftfahrt, Sonder- und Schienenfahrzeuge 11 % Die Umsatzverteilung entfiel zu 54 % auf die Antriebstechnik und zu 46 % auf die Fahrwerktechnik. In der Landmaschinenbranche waren die Schwankungen der letzten Jahre in der Dimension deutlich moderater als in anderen Branchen. Nach dem Rückgang im Krisenjahr 2009 um 9 % erholte sich die weltweite Landmaschinenproduktion 2010. Die Fertigung stieg um 14 % auf fast 800.000 Traktoren in der Leistungsklasse > 30 kw an. Dieser Trend hielt sich überwiegend auch 2011. Mit Ausnahme von Südamerika mit einem Rückgang um 10 % dort hatten sich bereits 2010 Überhitzungseffekte bemerkbar gemacht verzeichneten alle Märkte ansteigende Produktionszahlen. An der Spitze lagen Deutschland mit 23 % und Westeuropa mit 16 %, gefolgt von Indien mit 12 % und China mit einem Anstieg um 8 %. Der nordamerikanische Markt konnte moderat um 6 % wachsen. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge < 6 t 64 % Nutzfahrzeuge > 6 t 25 % 16 17

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Der Umsatz des ZF-Konzerns stieg im Berichtsjahr um 20 % auf 15.509 Mio.. Umsatzentwicklung ZF-Konzern nach Unternehmensbereichen und Geschäftsfeldern in Mio. 2011 2011/2010 Pkw-Antriebstechnik 2.727 + 21 % Pkw-Fahrwerktechnik 3.397 + 26 % Nutzfahrzeug- und Sonder-Antriebstechnik 2.083 + 24 % Arbeitsmaschinen-Antriebstechnik und Achssysteme 2.298 + 36 % Antriebs- und Fahrwerkkomponenten 2.799 + 9 % Marine-Antriebstechnik 221 10 % Gusstechnologie 90 Luftfahrt-Antriebstechnik 72 3 % Elektronikkomponenten 280 + 5 % ZF Services 1.219 + 9 % Lenkungstechnik 1.783 + 19 % Zentrale FuE, Hauptverwaltung und Dienstleistungsgesellschaften 90 + 1 % Innenumsätze 1.550 ZF-Konzern 15.509 + 20 % Unternehmensbereiche und Geschäftsfelder Die Berichterstattung im Lagebericht erfolgt für das Berichtsjahr noch in Form der bisherigen Unternehmensbereiche und Geschäftsfelder. Die Umsätze sind innerhalb der Unternehmensbereiche und Geschäftsfelder vorkonsolidiert. Unternehmensbereiche Der Umsatz der ZF-Unternehmensbereiche entwickelte sich 2011 sehr dynamisch. In der Pkw-Antriebstechnik konnte dank der sehr großen Nachfrage nach Automatgetrieben ein Umsatz von 2.727 Mio. und damit ein Zuwachs von 21 %, erzielt werden. In der Pkw-Fahrwerktechnik lag der Umsatz mit 3.397 Mio. um 26 % über dem Vorjahreswert. In der Nutzfahrzeug- und Sonder-Antriebstechnik erhöhte sich der Umsatz um 24 % auf 2.083 Mio.. Der Unternehmensbereich Arbeitsmaschinen- Antriebstechnik und Achssysteme verzeichnete ein Plus von 36 % auf 2.298 Mio., der mit Abstand größte Zuwachs aller ZF-Unternehmensbereiche. Bei Antriebs- und Fahrwerkkomponenten wurde ein Umsatzwachstum von 9 % auf 2.799 Mio. erzielt. Geschäftsfelder In den Geschäftsfeldern entwickelten sich die Umsätze sehr unterschiedlich. Die Marine-Antriebstechnik musste in einem schwierigen Markt einen Umsatzrückgang von 10 % auf 221 Mio. verzeichnen. Die Luftfahrt-Antriebstechnik stagnierte aufgrund der nach wie vor restriktiven Beschaffungspolitik der öffentlichen Auftraggeber und erreichte mit 72 Mio. einen Umsatz nahezu auf Vorjahresniveau. Positiver entwickelte sich der Umsatz des Geschäftsfelds Elektronikkomponenten. Er erhöhte sich um 5 % auf 280 Mio.. Auch das Geschäftsfeld ZF Services konnte ein Plus von 9 % auf 1.219 Mio. erreichen. Das neue Geschäftsfeld Gusstechnologie erzielte 2011 einen Umsatz von 90 Mio.. Lenkungstechnik Die ZF Lenksysteme GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Robert Bosch GmbH. Dank des internationalen Erfolgs der Elektrolenkung Servolectric, die mittlerweile in drei Varianten für alle Pkw-Segmente angeboten wird, entwickelte sich das Joint Venture sehr positiv. Der Umsatz stieg um 19 % auf 3.566 Mio., von denen 1.783 Mio. im Konzernabschluss der ZF Friedrichshafen AG konsolidiert werden. Entwicklung in den Regionen Mit 121 Produktionsstandorten in 27 Ländern, den regionalen Entwicklungseinrichtungen sowie einem internationalen Lieferanten- und Service-Netzwerk ist ZF sehr gut aufgestellt, um etablierte und neue Kunden vor Ort zu bedienen. Der ZF-Konzern konnte seine Marktposition im Berichtsjahr weiter stärken. Alle Marktregionen trugen zum Umsatzwachstum bei. Vor allem Nordamerika entwickelte sich für ZF sehr erfreulich. Aber auch die Regionen Europa, Südamerika und Asien verzeichneten eine rege Nachfrage. Mittel- und langfristig wird sich der Trend des verstärkten Umsatzwachstums außerhalb Europas fortsetzen. Europa Nach dem starken Umsatzanstieg 2010 um 29 % konnte ZF 2011 in Europa ein Wachstum von 20 % auf 9.458 Mio. verzeichnen. Die Region Europa erreichte mit 61 % den gleichen Anteil am Konzernumsatz wie im Vorjahr. Beschäftigt wurden in Europa 51.413 Mitarbeiter, davon 41.229 in Deutschland. Am Standort Saarbrücken wurden die Produktionskapazitäten aufgrund der sehr starken Nachfrage nach 8-Gang-Automatgetrieben weiter erhöht. Nach nur zwei Jahren konnte die Schwelle von 1 Million produzierten Einheiten überschritten werden. Um die hohe Nachfrage besser zu bedienen, erwarb ZF in Neunkirchen bei Saarbrücken mit Wirkung zum 1. Januar 2012 ein Werk der Bauknecht Hausgeräte GmbH. Dort werden ab 2012 Antriebskomponenten für Automatgetriebe gefertigt. Auch die Nachfrage an den großen Standorten in Friedrichshafen, Schweinfurt, Passau, Dielingen und Schwäbisch Gmünd war erfreulich positiv. In Nürnberg übernahm ZF das Werk des Zulieferers Honsel zur Fertigung von Aluminium-Druckgussgehäusen für Getriebe, um die Lieferkette langfristig abzusichern. ZF Services erweiterte das Logistikcenter in Bremen. Große Bedeutung hatte die Übernahme des belgischen Windkraftgetriebeherstellers Hansen Transmissions International NV. ZF wird damit zur Nummer 3 im Weltmarkt für Windkraft-Antriebstechnik. In Osteuropa stieg der Umsatz bedingt durch die sehr dynamische Entwicklung der Automobilproduktion um 22 % auf 950 Mio.. An den Standorten in Russland, Ungarn, der Slowakei und Tschechien waren zum Jahresende 4.180 Mitarbeiter beschäftigt, ein Zuwachs von 8 %. In Europa verzeich nete ZF ein Wachstum von 20 %. 18 19

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Der Umsatz in Nordamerika erhöhte sich um 46 % auf 2.319 Mio.. Nordamerika (Nafta) und Südamerika Nach Jahren der Konsolidierung konnte ZF bereits 2010 ein deutliches Wachstum in der Nafta-Region erreichen. Diese positive Entwicklung setzte sich 2011 fort. Der Umsatz stieg um 46 % auf 2.319 Mio.. Der Umsatzanteil der Region am Gesamtumsatz erhöhte sich auf 15 %. Im Februar 2011 begann ZF mit dem Bau des Werks für Pkw-Automatgetriebe in Greenville, South Carolina (USA). Ab 2013 werden hier 8- und 9-Gang-Automatgetriebe in großer Stückzahl gefertigt. Eröffnet wurde das neue Werk zur Fertigung von Windkraftgetrieben für den nordamerikanischen Markt in Gainesville, Georgia (USA). Das Werk wird ab 2012 den Kunden Vestas beliefern. Positiv verlief die Umsatzentwicklung an den mexikanischen Standorten, die Antriebsund Fahrwerkkomponenten für den nordamerikanischen Markt liefern. An den nordamerikanischen Standorten beschäftigte ZF zum Jahresende 2011 6.097 Mitarbeiter, ein Zuwachs von 20 %. In den nächsten Jahren ist aufgrund der eingeleiteten Aktivitäten vor allem in der Pkw-Antriebstechnik mit einem deutlichen Umsatzwachstum zu rechnen. So geht ZF auch künftig von einem nennenswerten Umsatzwachstum aus. Umsatzentwicklung ZF-Konzern nach Regionen in Mio. (konsolidiert) 2007 2008 2009 2010 2011 Westeuropa 8.469 7.982 5.603 7.114 8.508 Osteuropa 601 675 492 778 950 Nordamerika (Nafta) 1.279 1.255 948 1.583 2.319 Südamerika 478 568 450 776 880 Asien-Pazifik 1.627 1.843 1.715 2.448 2.630 Afrika 195 178 163 208 222 Gesamt 12.649 12.501 9.371 12.907 15.509 Umsatzentwicklung ZF-Konzern nach Regionen 2006 = Index 100 In der Region Südamerika stieg der ZF-Umsatz 2011 um 13 % auf 880 Mio.. Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit 5.664 Beschäftigten auf Vorjahresniveau. Die Kapazitäten am brasilianischen Standort Sorocaba wurden ausgebaut. Die positive Entwicklung aus dem Vorjahr wurde fortgesetzt. Vor allem im Pkw-Bereich mit Antriebs- und Fahrwerkkomponenten sowie der Lenkungstechnik, aber auch im Nutzfahrzeug- und Baumaschinengeschäft wurden Zuwächse verzeichnet. Leicht rückläufig war hingegen das Landmaschinengeschäft. 300 250 200 150 100 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Asien-Pazifik Südamerika Nordamerika (Nafta) Europa Die Region Asien- Pazifik verzeichnete 2011 mit 7 % ein moderates Wachstum. Asien-Pazifik Nach Jahren mit sehr hohen Wachstumsraten erhöhte sich der Umsatz in der Region Asien-Pazifik 2011 lediglich um 7 % auf 2.630 Mio.. Der Anteil der Region am Konzern umsatz ging von 19 % auf 17 % zurück. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 33 % auf 7.172 Mitarbeiter. Die Ursachen für das moderate Umsatzwachstum lagen in den Auswirkungen der Naturkatastrophe in Japan und der ab Mitte des Berichtsjahres nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik in China begründet. Einem leichten Wachstum bei Pkw stand ein Rückgang der Produktion von Nutzfahrzeugen entgegen. Zuwächse konnten in China im Arbeitsmaschinensegment verzeichnet werden. Der Umsatzanteil des chinesischen Marktes am Umsatz in der Region lag 2011 bei 72 %. In Indien konnte ZF die Marktpräsenz weiter ausbauen. Dies betraf im Berichtsjahr nicht nur die Automobilsegmente, sondern vor allem auch das Baumaschinengeschäft. Der Konzern ist seit mehr als drei Jahrzehnten in Indien präsent, sowohl mit eigenen Unternehmen und Joint Ventures als auch mit Lizenzpartnerschaften. Neu hinzugekommen ist der Standort Coimbatore des Windkraftgetriebeherstellers Hansen Transmissions International NV. Der ZF-Produktionsstandort Pune wird in den nächsten Jahren weiter ausgebaut. Neben Achsen und Getrieben sollen dort Dämpfer, Kupplungen und Chassis-Komponenten gefertigt werden. Der indische Markt bietet für ZF weiterhin sehr gute Perspektiven. Materialwirtschaft Das Berichtsjahr stand auch in der Materialwirtschaft unter dem Zeichen eines starken Wachstums. Erstmals erreichte ZF ein weltweites Einkaufsvolumen von 10 Mrd., davon ca. 8 Mrd. im Bereich Produktionsmaterial und ca. 2 Mrd. bei den Betriebsbedarfen inklusive der internen Bezüge. Die dynamische Entwicklung der Konjunktur und die Folgen der Naturkatastrophen in Japan und Thailand stellten die Materialwirtschaft vor große Herausforderungen. Dabei standen das Kapazitätsmanagement sowie die Versorgung mit elektronischen Bauelementen im Mittelpunkt. Nicht in allen Fällen konnten die Lieferanten das überproportionale ZF-Wachstum weltweit begleiten. Die Absicherung der Lieferkapazitäten intern wie extern führte zu neuen, zusätzlichen Aufgaben und Herausforderungen. Sowohl auf der Lieferantenseite als auch bei ZF waren Investi tionen und Unterstützungen notwendig, um die Versorgung der Produktion aufrecht zu erhalten. Die Neustrukturierung des Konzerns brachte in der Materialwirtschaft erhebliche Veränderungen mit sich, die jedoch ohne Probleme umgesetzt werden konnten. Zu Beginn des Berichtsjahres wurden die Warengruppen Wälzlager und Walzwerkerzeugnisse auf Konzernebene neu strukturiert, um die dezentralen und zentralen Synergien zu nutzen. Die Akquisitionen von ZF, beispielsweise in der Gusstechnologie, 20 21

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick bieten für die Materialwirtschaft neue Herausforderungen und Chancen. Durch die vertikale Integration wird ZF die Versorgungssituation stabilisieren und Synergien realisieren. Die Anzahl der Insolvenzen war 2011 rückläufig und führte zu keinen gravierenden Komplikationen in der Fertigung. In Einzelfällen mussten jedoch Unterstützungsleistungen erfolgen, um eine stabile Versorgung sicherzustellen. Diese Thematik wird auch 2012 einer der Schwerpunkte im Einkauf sein, da die finanzielle Situation unserer Lieferanten nicht immer von Stabilität geprägt ist. Die Verteuerung des Rohmaterials und die hohe Nachfrage bestimmten 2011 die Preisentwicklung und führten dazu, dass die gesteckten Ziele im Einkauf von Produktionsmaterial nicht erreicht werden konnten. Das Schließen der sog. Preis-Kosten-Schere wird somit 2012 ein absoluter Schwerpunkt im Einkauf sein. Die Lokalisierung der Materialbezüge in den Regionen war auch 2011 eine zentrale Aufgabe, um den Risiken aus Währungsschwankungen und Rohmaterialverteuerungen zu begegnen und erhöhte Logistikkosten zu vermeiden. Das hohe Umsatzwachstum stellte auch an die Lieferkette viele Herausforderungen. Trotz teilweise sehr angespannter Versorgungslage konnten sowohl die Liefertreue der Lieferanten als auch die Umschlagshäufigkeit gegenüber dem Vorjahr verbessert werden. Letztere wird auch 2012 einen besonderen Schwerpunkt bilden. Im Rahmen der neuen Konzernstruktur wurden die logistischen Anforderungen an die Lieferanten vereinheitlicht und in der ZF-Logistikrichtlinie LR10 dokumentiert. Deren Umsetzung wird ab 2012 weltweit einheitlich mit dem Logistikaudit GMMOG/LE überprüft werden. Die ZF-Lieferbedingungen für Neuverträge wurden auf die sog. Incoterms FCA und DAP reduziert, um die Komplexität in der Lieferkette zu reduzieren. Der Anspruch von ZF, ein sicherer Partner in der Lieferkette zu sein, wurde mit der erfolgreichen Zertifizierung zum Approved Economic Operator (AEO-F) 2011 dokumentiert. Nach wie vor ist der Rollout der elektronischen Kommunikation über klassisches EDI und SupplyOn ein wichtiger Teil der ZF-Supply-Chain-Management- Strategie (SCM). Dazu gehört auch die systematische Qualifizierung der ZF-Mitarbeiter, die über die 2011 etablierte SCM Academy konzernweit vorangetrieben wird. Das Berichtsjahr stand unter dem Motto Jahr des Lieferanten. Den Mittelpunkt des Konzeptes bildete die Verbesserung der internen und externen Kommunikation zu den ZF-Lieferanten. Dazu wurden nachhaltige Initiativen wie die ZF SupplierAcademy als Element der strategischen Lieferantenentwicklung gestartet. Im Oktober 2011 begann die Schulungseinrichtung mit den ZF-Impulstagen. Sie wendet sich mit ihren Aus- und Weiterbildungsangeboten an bereits aktive sowie an künftige Lieferanten. In enger Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Einkauf, Logistik, Qualität sowie dem ZF Production System und der Entwicklung werden Schulungsthemen bedarfsorientiert zusammengestellt. Erstmals konnte im Rahmen des Jahrs des Lieferanten in jeder Region ein erfolgreicher Lieferantentag durchgeführt werden. Der Ausbau des ganzheitlichen Lieferantenmanagements wurde durch die weltweite Kampagne mit den definierten strategischen Initiativen unterstützt und weiterentwickelt. ZF wurde für dieses innovative und nachhaltige Konzept im November 2011 vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.v. mit dem BME-Innovationspreis ausgezeichnet. 2011 wurden die ZF Supplier Awards in den Kategorien Innovation, Produktionsmaterial und Betriebsbedarfe im Rahmen des Materials Management Symposiums verliehen. Des Weiteren erfolgte im Jahr des Lieferanten erstmalig die Verleihung des ZF Global Supplier Awards an die weltweit aktiven Lieferanten. Sie überzeugten in Qualität, Technologie, Kosten- und Logistikperformance. Der Aufbau der zentralen Organisation des Betriebsbedarfseinkaufs wurde erfolgreich fortgesetzt. Auch hier ist die zunehmende Internationalisierung spürbar. So wurden die Struktur der globalen Warengruppen definiert und die Listen der weltweiten strategischen Lieferanten abgestimmt. Im Fokus standen vor allem die Warengruppen Montageanlagen, Maschinen und Anlagen, Werkzeuge sowie Öle und Schmierstoffe. Der Anstieg des Umsatzes und die für 2012 weiter geplanten Investitionen führten zum Teil zu Lieferterminverlängerungen. Das Thema Werksversorgung steht derzeit sowohl im Produktionsmaterial- als auch im Betriebsbedarfseinkauf stark im Fokus. Um den neuen Marktanforderungen und der stark zunehmenden Volatilität der Märkte gerecht zu werden, fiel Anfang 2011 die Entscheidung zur Neuausrichtung der Materialwirtschaftsstrategie. Unter dem Namen APS25 (ZF Advanced Procurement Strategy 2025) wurden mehrere Projekte ins Leben gerufen, an denen einzelne Teams über zwei Jahre hinweg arbeiten werden. Im Fokus stehen strategische Themen sowie die Qualifizierung bzw. Weiterbildung von Materialwirtschaftsmit arbeitern. 2012 werden erstmals im Rahmen des ZF-Traineeprogramms Materialwirtschaftstrainees die weltweiten Standorte in wichtigen Projekten unterstützen. Mitarbeiter Schaffung neuer Arbeitsplätze Der positive Trend bei der Entwicklung der Mitarbeiterzahl aus dem Jahr 2010 hat sich 2011 fortgesetzt. ZF beschäftigte zum 31. Dezember 2011 weltweit 71.488 Mitarbeiter, ein Zuwachs von 11 %. 2011 wurden weltweit 6.888 neue Arbeitsplätze geschaffen, davon stammen 2.654 Arbeitsplätze aus der Übernahme von Hansen Transmissions International NV und dem Nürnberger Standort des Druckguss-Spezialisten Honsel. Seit Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise 2010 entstanden somit insgesamt mehr als 10.000 neue Arbeitsplätze in allen Regionen der Welt. Im Inland stieg die Anzahl der Mitarbeiter um 3.024 auf 41.229 Beschäftigte, ein Plus von 8 %. Im Ausland war ein Personalaufbau um 3.864 auf 30.259 zu verzeichnen (+ 15 %). Dieser Aufbau fand in Osteuropa sowie in den Regionen Asien-Pazifik und Südamerika statt. Weltweit untergliedern sich die Beschäftigten zum Jahresende in 51 % direkte und 49 % indirekte Mitarbeiter. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter in Deutschland lag 2011 bei 16,0 Jahren. Das Durchschnittsalter der direkten Mitarbeiter betrug in Deutschland 40,6 Jahre, bei den indirekten Mitarbeitern 42,7 Jahre. 22 23

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Entwicklung der Belegschaft ZF-Konzern zum Jahresende (direkte und indirekte Mitarbeiter)* 2007 2008 2009 2009 neu 2010 2011 Inland 35.033 37.834 36.490 37.271 38.205 41.229 Ausland 23.526 25.454 23.281 23.674 26.395 30.259 Gesamt 58.559 63.288 59.771 60.945 64.600 71.488 * Ab 2009 neu nach veränderter Berücksichtigung von Teilzeitmitarbeitern Entwicklung Umsatz und Mitarbeiter ZF-Konzern 2000 = Index 100 300 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 * Ab 2009 neu nach veränderter Berücksichtigung von Teilzeitmitarbeitern 2006 2007 2008 2009* 2010 2011 Umsatz Mitarbeiter Neue Unternehmensleitlinien Im Oktober 2011 startete unter dem Motto Give me 5 die weltweite Einführung der neuen Unternehmensleitlinien des ZF-Konzerns. Sie bilden die Grundlage für das unternehmerische Handeln und sind für alle Mitarbeiter verbindlich. Sie geben Halt und Orientierung und sind der Maßstab für den Umgang miteinander im Unternehmen, mit Geschäftspartnern und Kunden und allen anderen Zielgruppen. Betont werden die Stärken und das gemeinsame Selbstverständnis. Mit den fünf klar formulierten Inhalten Unsere Identität, Unsere Verantwortung, Unsere Werte, Unsere Kultur und Unsere Vision stärkt ZF das Wir-Gefühl innerhalb des Konzerns und bildet damit die Handlungsbasis für eine nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Positionierung als attraktiver Arbeitgeber Auch 2011 gab es bei der Besetzung neuer Stellen teilweise Engpässe. Daher standen die Positionierung von ZF als attraktiver Arbeitgeber und die gezielte Gewinnung von Nachwuchskräften an oberster Stelle der strategischen und operativen Personalarbeit. Dazu zählten nachfolgende Initiativen des Personalmarketings: In der Formula Student fördert ZF 16 Hochschulteams bei ihrem Ziel, die Weltmeisterschaft zu erreichen. Die Teams bauen einen einsitzigen Rennwagen, um in einem weltweiten Wettbewerb gegen andere Hochschulen anzutreten. Dabei werden Geschwindigkeit, Konstruktion, Rennperformance, Finanzplanung und Verkaufsargumentation bewertet. Die von ZF gesponserten Teams belegen regelmäßig die vordersten Plätze. Das ZF Race Camp ist eine weitere Initiative, bei dem die von ZF gesponserten Hochschulen ihre Verbrennungs- und Elektrorennwagen auf Herz und Nieren unter Wettbewerbs bedingungen prüfen, bevor es in die eigentliche Rennserie geht. 300 Teilnehmer von 16 Hochschulen mit über 100 Helfern und Beteiligten garantierten den Erfolg dieses ZF-Events. Auch diese Initiativen trugen dazu bei, dass ZF 2011 im Absolventenbarometer des Berliner trendence Instituts Rang 25 bei der Arbeitgeberbewertung durch Studenten der Ingenieurwissenschaften erreichte. Ausbildung bei ZF Die Ausbildung mit einem breiten Angebot an technischen sowie kaufmännischen Berufen und länderspezifischen dualen Studiengängen ist für ZF eine unverzichtbare Basis, um den zukünftigen Bedarf an qualifiziertem Personal abzudecken. Ende 2011 waren weltweit 1.962 junge Menschen in der Ausbildung bei ZF beschäftigt, ein Anstieg um 3 %. Erfolgreiche und moderne Ausbildungsarbeit gelingt nur mit guter Ausstattung und gutem Personal. Die zuständigen Mitarbeiter des Personalwesens befassen sich regelmäßig mit aktuellen Methoden, Programmen und Einrichtungen. Sie passen die richtigen Ausbildungsinhalte den betrieblichen Anforderungen an. Bei der Ausbildung sind neben fachlicher Qualifizierung Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz unverzichtbar. Auslandseinsätze, z. B. am Standort Gainesville, Georgia (USA), Austauschprogramme mit Partnerfirmen, z. B. mit Rolls Royce, und erfolgreiche Teilnahmen am Bundesfremdsprachenwettbewerb boten auch 2011 den Auszubildenden und dualen Studenten viele Möglichkeiten, wichtige Erfahrungen zu sammeln. Die Ausbildungsstandorte engagieren sich darüber hinaus in hohem Maße, Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 18 Jahren Freude und Interesse in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu vermitteln. Regionale Projekte und Bildungspartnerschaften mit Schulen und Bildungsinstitutionen sollen Jugendliche bei der richtigen Berufswahl unterstützen. Vielfältige Praktikumsangebote für Schüler und Lehrer, Teilnahme an Messen sowie Vorträge zu Bildungsfragen sind für die Ausbildungsstandorte selbstverständlich. Mit der Teilnahme an Veranstaltungen wie z. B. dem Girlsʼ Day, der Schüler-Ingenieur- Akademie und Mädchen für Technik wird das Angebot abgerundet. 24 25

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Qualifizierung von Mitarbeitern Die Weiterbildung der Mitarbeiter hat eine hohe Bedeutung für die zukünftige Entwicklung und den Erfolg von ZF. Über bestehende gesetzliche, tarifliche oder betriebliche Regelungen hinaus konnten Mitarbeiter 2011 an spezifischen Förderprogrammen teilnehmen: Im Rahmen des Stipendienprogramms bot ZF 2011 insgesamt 100 besonders förderungswürdigen Mitarbeitern die Möglichkeit einer Weiterbildung in Form von technischen Vollzeitqualifizierungen zum Fachwirt, Techniker oder Meister, oftmals in Verbindung mit einem sog. Sabbatical. Auch Studiengänge an Hochschulen in den Fachbereichen Maschinenbau/Fahrzeugtechnik oder Elektronik/ Elektrotechnik/Mechatronik waren im Stipendienprogramm enthalten. Für die Dauer dieser Vollzeitqualifizierung erhalten die Mitarbeiter ein Stipendium und Büchergeld. Um qualifizierte und motivierte Mitarbeiter als Nachwuchs für Meisterpositionen und technische Fachpositionen zu identifizieren und gezielt zu qualifizieren, wurde an den Standorten Passau und Thyrnau der Potenzial-Pool ins Leben gerufen. Das erste Entwicklungsprogramm mit 13 Teilnehmern endete im Herbst 2011, zeitgleich startete ein weiterer Durchgang. Dieses Qualifizierungsprogramm erstreckt sich über zwei Jahre. In dieser Zeit nehmen die Mitarbeiter an verschiedenen Methoden-, Fach- und Führungstrainings teil. Sie betreuen über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten Projekte in aufgabenfremden Bereichen und begleiten einen Meister vier Wochen lang bei seinen täglichen Aufgaben. Für dieses Programm können sich Mit arbeiter bewerben, die ihre Meister- oder Technikerprüfung erfolgreich abgelegt haben. Aufgrund der besonderen Bedeutung der regionalen Märkte wurden 2011 wieder verschiedene internationale Personalentwicklungsprogramme für unterschiedliche Zielgruppen wie Führungskräfte (Challenge Leadership Asia Pacific), junge Potenzialträger (Junior Management Program) und Trainees in den Regionen (Postgraduate Trainee Program) durchgeführt. Im November 2011 startete die SCM Academy mit dem Anspruch, als Fachakademie über alle Divisionen hinweg Mitarbeiter für das Thema Supply-Chain-Management zu qualifizieren. Gesellschaftliche Verantwortung: Spendenaktionen durch ZF hilft Über den gemeinnützigen Verein ZF hilft sammelten die Mitarbeiter 2011 an den deutschen Standorten für die Bewohner eines Elendsviertels in Fortaleza (Brasilien) rund 320.000. Die Mitarbeiter und das Unternehmen unterstützten zudem Soforthilfemaßnahmen für die Betroffenen der Naturkatastrophe in Japan, die Hungerleidenden in Ostafrika und zwei Folgeprojekte in Indien und im Tschad mit insgesamt 280.000. Neue Produkte In der Antriebstechnik für Pkw hat ZF 2011 das 9-Gang-Automatgetriebe (9HP) offiziell präsentiert. Die Neuentwicklung für Fahrzeuge mit Front-Quer-Motor überzeugt durch hohe Effizienz und Dynamik bei bis zu 16 % geringerem Kraftstoffverbrauch gegenüber heute im Markt befindlichen Getrieben. Das Getriebe wurde Anfang 2011 auf der North American International Auto Show in Detroit vorgestellt. Es wird 2013 in den USA in Serie gehen. Im Sommer bot ZF erstmals internationalen Medienvertretern die Gelegenheit zu Testfahrten des 9HP in Versuchsträgern. Die Resonanz war sehr positiv. Zugleich demonstrierte das 8-Gang-Automatgetriebe sein Marktpotenzial durch weitere Serienanläufe und den Einzug in neue Fahrzeugklassen. Mit der Einführung des neuen 1er setzt BMW das 8HP erstmals in der Kompaktklasse ein. ZF-Neukunde Chrysler stattet den Chrysler 300 bzw. Lancia Thema, den Dodge Charger und künftig weitere Modelle damit aus. Bei der Elektrifizierung des Antriebsstrangs erfolgte mit dem Audi Q5 Hybrid die Markteinführung der Hybridvariante des 8-Gang-Automatgetriebes als Vollhybrid. Im Berichtsjahr präsentierte ZF zudem das Hybridgetriebe 8P70H mit integrierter Leistungselektronik, das die Möglichkeiten des Hybridgetriebes zukünftig noch erweitert. Auch beim rein elektrischen Antrieb ist ZF aktiv. Ein elektrischer Achsantrieb für Pkw der Kompaktklasse ist bereits in Versuchsträgern im lautlosen und lokal emissionsfreien Erprobungseinsatz. Weitere Konzepte befinden sich in der Entwicklung, wie das für Mini- und Microcars geeignete Antriebskonzept etb (Electric twist beam). Dort sind zwei radnah angebrachte Elektromotoren mit jeweils 30 kw Leistung in eine Verbundlenker achse integriert. Beim wichtigen Kernthema Leichtbau kombiniert ZF den Einsatz alternativer Werkstoffe mit konstruktiven Maßnahmen. Die Studie einer Pkw-Hinterachse mit radführender Querblattfeder aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) demonstriert die Kompetenz des Konzerns, komplette Achssysteme aus leichteren Werkstoffen herzustellen. Sie spart gegenüber einer konventionellen Stahlachse bis zu 15 % an Gewicht und befindet sich bereits in einem Testträger im Praxiseinsatz. ZF zeigte auch das Konzept eines McPherson-Federbeins mit integriertem Radträger aus GFK. Es spart gegenüber der Stahl-Aluminium-Variante 50 % Gewicht ein. Gleich mehrere namhafte Preise gewann ein Leichtbau-Bremspedal von ZF, dessen spezielle Konstruktion aus sog. Organoblech und Spritzguss das Gewicht im Vergleich zu Brems pedalen aus Stahl halbiert. Die Serienproduktion beginnt 2012. Als nachhaltiger Markterfolg erweist sich die Pkw-Elektrolenkung Servolectric der ZF Lenksysteme GmbH. 2011 überstieg die Gesamtproduktionszahl die 20-Millionen-Grenze. Mit ihrem Power-on- Demand-Prinzip verbraucht die Lenkung nur dann Energie, wenn tatsächlich gelenkt wird. Bei einer Produktionszahl von bislang zwanzig Millionen Fahrzeugen mit dieser Lenkung werden jährlich mehrere Millionen Liter Kraftstoff gespart. 26 27

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Bei Nutzfahrzeugen konnte ZF 2011 eine weitere Marktdurchdringung des 6-Gang- Automatgetriebes EcoLife verzeichnen. Großaufträge vieler Verkehrsbetriebe, darunter aus Rom und New York, belegen die hohe Akzeptanz des Getriebes weltweit. Dies bestätigt die ZF-Strategie, nicht nur auf die künftige Entwicklung des Hybrid- oder Elektro-Antriebsstrangs zu setzen, sondern durch energieeffiziente konventionelle Antriebstechnik sofort Kraftstoffeinsparungen und Emissionssenkungen möglich zu machen. Dennoch ist ZF auf die Einführung der Elektromobilität auch im Nutzfahrzeugsegment vorbereitet. Mit der Elektroportalachse AVE 130 steht eine Antriebslösung für Hybridbusse und rein elektrisch betriebene Stadtbusse bereit, die sich sowohl für batteriebetriebene Busse als auch für Oberleitungsbusse und Antriebe mit Brennstoffzelle eignet. Die zunächst in Kleinserie gefertigte Achse wurde 2011 in Feldversuchen von ZF-Kunden weiter erprobt und ist serienreif. Auf der Messe Busworld Europe präsentierte ZF die neue Niederflurportalachse AV 133. Sie macht voraussichtlich ab 2014 weitere Verbesserungen des Wirkungsgrades, Geräuschniveaus und Gewichts möglich. Für das Telematik-System Openmatics, das ZF gemeinsam mit Kooperationspartner Intel entwickelt hat, konnten 2011 erste Kundenverträge unterzeichnet werden. Der App-Shop, in dem Nutzer des offenen, herstellerunabhängigen Telematik-Systems dessen Funktionsumfang erweitern können, wurde planmäßig online geschaltet. Auch bei den sog. Non-Automotive-Anwendungen hat ZF die Leistungsdichte seiner neuen Produkte nochmals gesteigert. Auf der Leitmesse Agritechnica stellte ZF 2011 seine neue Baureihe von Stufenlos-Getrieben der Terramatic-Baureihe für Landmaschinen vor. Das Generator-Modul ZF-Terra+ versorgt elektrische Neben antriebe im Traktor und auf den Anbaugeräten mit Energie. ZF konnte damit neue Akzente setzen, die erwarten lassen, dass sich die aktuellen Markterfolge der stufenlosen Eccom-Getriebe auch in Zukunft fortsetzen. 2011 war zudem ein bedeutendes Jahr für das neue Geschäftsfeld Windkraft-Antriebstechnik. Der neue Fertigungsstandort in Gainesville, Georgia (USA), wurde eröffnet und der Windkraftgetriebehersteller Hansen Transmissions International NV mit Produktionsstätten in Belgien, Indien und China übernommen. Damit rangiert ZF unter den Top 3 der weltweit agierenden Windkraftgetriebehersteller. Die Produktpalette für Windkraftgetriebe reicht nunmehr von 650 kw bis über 6 MW und deckt damit nahezu alle Anwendungen ab. Forschungs- und Entwicklungsaufwand ZF-Konzern in Mio. 800 700 600 500 400 300 200 100 0 Forschung und Entwicklung In der Forschung und Entwicklung bei ZF sind weltweit ca. 6.200 Mitarbeiter tätig. Davon arbeiten rund 870 Ingenieure und Techniker in der Zentralen Forschung und Entwicklung des ZF-Konzerns in Friedrichshafen sowie weitere 270 in Pilsen (Tschechien), Shanghai (China) und Tokio (Japan). ZF möchte im Entwicklungsbereich einen Teil des Personalwachstums im Ausland realisieren und dort qualifizierte Ingenieure zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben gewinnen. 2011 wurden 754 Mio. für Forschung und Entwicklung aufgewendet und somit wird die Zielgröße von 5 % des Umsatzes für den Forschungs- und Entwicklungsaufwand im ZF-Konzern erreicht. Aktivitäten der Zentralen Forschung und Entwicklung Neben der intensiven Mitarbeit an den Entwicklungsprojekten der Unternehmensbereiche und Geschäftsfelder hat die Zentrale Forschung und Entwicklung ihre Arbeiten auf den Gebieten der Vor- und Grundlagenentwicklung sowie der Optimierung der Entwicklungsprozesse schwerpunktmäßig in den nachfolgenden Themenfeldern weitergeführt. Vorentwicklung 694 2007 697 2008 663 2009 646 2010 2011 Die Orientierung der Produkt- und Technologieplanung des Konzerns erfolgt auf der Basis von sog. Markt-, Produkt- und Kompetenzroadmaps. Diese Roadmaps werden kontinuierlich aktualisiert. Eine unternehmensweite Arbeitsgruppe berücksichtigt die Gegebenheiten in den für ZF bedeutsamen Marktregionen. Dabei werden sowohl die Entwicklungstendenzen bei Verbrennungsmotoren für Pkw, Nutzfahrzeuge und Arbeitsmaschinen als auch die Fortschritte auf dem Gebiet alternativer Kraftstoffe und Antriebe betrachtet. Die Kenntnis dieser Entwicklungstendenzen erleichtert es, die Potenziale von ZF-Produkten in der Antriebs-, Fahrwerk- und Lenkungstechnik im Hinblick auf verbrauchs- und kundenrelevante Schwerpunkte aufzuzeigen. 754 28 29

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick In mehreren Vorentwicklungsprojekten wurde das Potenzial von Faserkunststoffverbunden zur Reduzierung des Gewichts von Antriebs- und Fahrwerkkomponenten untersucht. Diese neuen Materialien sind nicht nur für Pkw attraktiv, sondern auch für den Einsatz in Nutzfahrzeugen interessant. Faserkunststoffverbunde erfordern neue Methoden und Prozesse im Bereich der Produktentwicklung und der Fertigung. Es wurde eine Expertengruppe ins Leben gerufen, die die konzernweiten Aktivitäten koordiniert. Im Bereich der passiven Fahrwerksysteme arbeiteten ZF-Ingenieure an Lösungen, die geringes Gewicht mit niedrigeren Kosten verbinden. Hierbei wurde ein Fahrwerkkonzept für die Hinterachse entwickelt, das sich zudem durch sehr gutes Fahrverhalten und vorteilhafte Bauraumverhältnisse auszeichnet. Grundlagenentwicklung und Optimierung von Entwicklungsprozessen Bei Arbeitsmaschinen kommen innovative hydrostatisch-mechanisch leistungsverzweigte Getriebe zum Einsatz. Mit dem Aufbau einer Prüfumgebung für hydrostatische Antriebseinheiten lassen sich diese Komponenten isoliert vom Gesamtsystem untersuchen und optimieren. Das konzernweite Produktdatenmanagement-System wurde weltweit aktualisiert. Durch die Weiterentwicklung des Produktdatenmanagement-Systems sowie der Datenaustausch- und Stücklistenprozesse wird die weltweite und standortübergreifende Zusammenarbeit im Konzern erleichtert und die Effizienz erhöht. Die CAD-Systeme wurden um weitere Funktionalitäten ergänzt. Überlegungen zur Weiterentwicklung von Automat- und Doppelkupplungsgetrieben wurden im Hinblick auf innovative Baugruppen und neuartige Getriebestrukturen weitergeführt. Hier werden interessante Alternativen zu heutigen Lösungen erkennbar, die Potenziale in Bezug auf Getriebewirkungsgrad, Gewicht und Bauraum aufzeigen. Effizienz und Qualitätssteigerung in der Softwareentwicklung erfordern die Wiederverwendung von Softwaremodulen. Ein wesentlicher Schritt ist die Umsetzung des Autosar-Standards in ZF-Elektroniksystemen. ZF ist als Premium- Mitglied aktiv an der Schaffung des Standards beteiligt und setzt zunehmend Autosar-Module bei den Neuentwicklungen ein. Neben den weiterführenden Betrachtungen zu Hybridantrieben für Pkw und Nutzfahrzeuge wurden auch Ansätze für Arbeitsmaschinen untersucht. Hier werden nicht nur die Fahrfunktionen wie Antreiben und Bremsen betrachtet, sondern auch Arbeitsfunktionen bei Landmaschinen wie z. B. Nebenabtriebe für Anbaugeräte, aus denen sich interessante Einsparpotenziale bei Energieverbrauch, Saatgut, Dünger etc. ableiten lassen. Die Arbeiten zur Entwicklung einer elektrischen Antriebseinheit für Elektrofahrzeuge wurden intensiv vorangetrieben. ZF trägt damit dem langfristigen Trend zum Elektrofahrzeug Rechnung. Es wurde ein elektrisches Antriebssystem für das Fahrzeugsegment A/B (Kleinwagen/untere Mittelklasse) entwickelt und ein Prototyp auf dem Prüfstand und im Fahrzeug erfolgreich in Betrieb genommen. Neben diesem sog. Zentralantrieb wurde auch ein Konzept für einen radnahen elektrischen Antrieb erarbeitet und auf Messen präsentiert. Mit der steigenden Bedeutung der Hybrid- und Elektrofahrzeuge steigt auch der Bedarf an automobilgerechten Leistungselektroniken. Im Verbund mit den Hybridund Elektroantriebsaktivitäten arbeitete ZF intensiv an der Entwicklung von Leistungselektroniken für Pkw und Nkw. Im Zuge weiterer Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung gewinnen bedarfsorientierte Stellsysteme an Bedeutung. Die intelligente Steuerung der Stromaufnahmen verschiedener Systeme ist ein Schlüsselfaktor bei der weiteren Senkung der für die Steuerung der Aggregate benötigten Hilfsenergie. ZF befasst sich intensiv mit dem Thema und bietet den Fahrzeugherstellern Lösungen an. Bei der elektrischen Antriebstechnik kommt der Akustik erhebliche Bedeutung zu. Die Kompetenz bei der Auslegung elektrischer Antriebssysteme (Elektromotor, Getriebe und Leistungselektronik) im Hinblick auf gute akustische Eigenschaften wurde weiter ausgebaut. Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zu aktiven Systemen der Geräuschbekämpfung bilden die Basis für einen Produktentwicklungsauftrag Aktive Lagerung. Eine neu entwickelte Strategie zur Optimierung von Getriebegehäusen ermöglicht es erstmals, in einem einzigen Prozess eine Gehäusegestalt zu finden, die bei minimalem Materialeinsatz die Anforderungen hinsichtlich Festigkeit, Dynamik und Akustik gesamthaft erfüllt. Eine neue Mehrkörper-Simulationsmethode ermöglicht die exakte Berücksichtigung großer nichtlinearer Verformungen in Leichtbau-Fahrwerken aus faserverstärktem Kunststoff. Angewandt wird die Methode für die Auslegung der Achskinematik und für Fahrdynamik-Untersuchungen. Für Bauteile mit komplexen lokal variierenden Werkstoffeigenschaften konnten Werkstoffmodelle aus der Grundlagenforschung weiterentwickelt und erfolgreich auf Bauteile aus Serienanwendungen übertragen werden. 30 31

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Die Entwicklung von Prüfverfahren für Faserkunststoffverbunde wurde begonnen und die notwendigen Prüfeinrichtungen wurden beschafft. Erste Vor serienteile konnten auch mit Hilfe der Computertomografie vergleichend qualifiziert werden. Die erstmalige Entwicklung von Windkraftgetrieben wurde durch die Bereitstellung und den Einsatz geeigneter Berechnungsverfahren und Entwicklungsmethoden unterstützt. Zur Entwicklung und Prüfung von Kunststoffzahnrädern für Getriebe und Lenkun gen wurden spezielle Prüfstände für Stirn- und Schraubräder aufgebaut. Durch den Einsatz von Klauenkupplungen in Getrieben können die Schleppverluste reduziert werden. Zur weiteren Optimierung dieser Schaltungselemente wurde ein spezieller Prüfstand entwickelt. Zur Verbesserung des Getriebewirkungsgrades und damit zur Senkung des Kraftstoffverbrauches werden in Forschungsprojekten reibungsmindernde Schicht-Schmierstoffsysteme und optimierte Komponenten entwickelt. Auch 2011 konnte ZF, wie in den Jahren zuvor, die Position unter den Top-Patentanmeldern Deutschlands aufrechterhalten. Die Zahl der internen Erfindungsmeldun gen ist mit über 900 auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Ein Schwerpunkt der erfinderischen Tätigkeit lag dabei auf dem Gebiet der Getriebesystemtechnik. Neue, aufstrebende Gebiete sind die elektronischen Steuerungen von Getrieben, Elektroantriebe und Achssysteme. Im Marken- und Domainrecht hat ZF die Verteidigung seiner wertvollen Markenrechte und Domains weltweit weiter verstärkt. Der Marken- und Domainbestand wird kontinuierlich entsprechend dem ZF-Wachstum und der Erschließung neuer Märkte angepasst. Er umfasst über 3.000 Einzelmarken und über 880 Domains. Qualität ZF verfolgt einen ganzheitlichen Qualitätsansatz, der nicht nur die Produktzuverlässigkeit, sondern die Qualität aller Leistungen für die Kunden umfasst. Die Qualitätsvision lautet ZF-Qualität ist Benchmark Wir überzeugen unsere Kunden nachhaltig durch die Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen. Um sie zu erfüllen, werden gemeinsam mit den Divisionen Qualitätsstrategien definiert und umgesetzt. 2011 startete die Umsetzung des konzernweiten ZF Quality Management Systems mit der erstmaligen Zertifizierung der Hauptverwaltung nach ISO/TS 16949. Dies vereinfacht die Zusammenarbeit über alle Bereiche hinweg. Bestandteil ist das ZF-Qualitätsmanagementhandbuch, das für alle Standorte einen Handlungsrahmen für ihr lokales Qualitätsmanagementsystem definiert und damit Grundlage für Qualitätszertifizierungen ist. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang die ZF-Lieferanten. Nur wenn die gesamte Lieferkette optimal aufeinander abgestimmt ist, können die gesetzten Qualitätsziele gemeinsam erreicht werden. Deshalb wurde die Richtlinie zur Sicherung der Qualität von Zulieferungen von Produktionsmaterial die QR83 umfassend überarbeitet und auf den neuesten Stand in Bezug auf Qualitätsprozesse, -methoden und -werkzeuge gebracht. Die QR83 wurde im August 2011 offiziell an alle Lieferanten weltweit verteilt. Zudem wurden bereits die ersten Schulungen von Lieferanten zur QR 83 in der neu gegründeten ZF SupplierAcademy durchgeführt. ZF motiviert alle Mitarbeiter, sich immer wieder am kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu beteiligen. Dies geschieht über das Ideenmanagement nicht nur in den Wertschöpfungsprozessen der Produktion, sondern in allen Fachbereichen. Jedes Jahr werden die besten Ideen vom Vorstand mit dem Total Quality Management Award ausgezeichnet. Dieser Wettbewerb fand 2011 bereits zum 17. Mal statt. Insgesamt haben sich mehr als 1.300 Mitarbeiter weltweit mit rund 300 Projekten beworben, die nicht nur zur Qualitätsverbesserung beitrugen, sondern auch Produktinnovationen vorantrieben. Darüber hinaus wurden erhebliche Einsparpotenziale aufgedeckt. 2011 wurde erstmals ein Preis für das beste Projekt aus dem Bereich Lieferantenpartnerschaft vergeben. Produktion Im Januar 2011 löste das ZF Production System die bisherigen unterschiedlichen Produktionssysteme ab. Ganz im Sinne der neuen Konzernstruktur sorgt das ZF Production System für mehr Transparenz, schafft weltweit Effizienzgewinne und fördert eine gemeinsame Mitarbeiteridentität. Sechs Gestaltungsprinzipien stehen dabei im Mittelpunkt. Sie bilden die Basis für die weitere Anwendung in den indirekten Fachbereichen, wie z. B. Entwicklung und Logistik. Die Steuerung erfolgt über das sog. ZF Production System Committee. Es erarbeitet die harmonisierten Methoden zur Optimierung der Prozesse. Auf Konzernebene werden einheitliche Trainingskonzepte entwickelt und vor Ort geschult. Für 2012 sind weitere Methoden zur Harmonisierung sowie ein einheitlicher Auftritt im ZF-Intranet geplant. Ende 2013 wird die Harmonisierung abgeschlossen sein und ihre Wirkung voll entfalten. Die in der Konzerninitiative Jahr der Fabrik besonders fokussierten Methoden Design for Assembly (DFA) und Design for Manufacturing (DFM) zur Verbesserung des Produktentstehungsprozesses sowie die Materialflusssimulation entlang der wertstrom orientierten Prozesskette wurden 2011 national und international umgesetzt. Im Rahmen der zukünftigen integrierten Prozessplanung (IPP) wurde die erste Stufe des operativen Rollouts durchgeführt. In der Produktionstechnologievorentwicklung Leichtbau wurden die Voraussetzungen zur Errichtung eines Technikums für die Grundlagenentwicklung von Faserkunststoffverbunden in Schweinfurt geschaffen, mit dem Ziel der Arbeitsaufnahme bis Ende 2012. 32 33

Lagebericht Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Branchenentwicklung Geschäftsentwicklung Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage Risikomanagement Ausblick Als Beitrag zur energieeffizienten Produktion hat der ZF-Vorstand 2012 zum Aktionsjahr Jahr der Energie ausgerufen. Neben der konzernweiten Bewusstseinsbildung im verantwortungsvollen Umgang aller Mitarbeiter mit der Ressource Energie wird die Vorbereitung der Einführung eines konzerneinheitlichen Energiemanagementsystems im Fokus stehen. Es wird von Projekten zur Energieeinsparung an allen ZF-Standorten begleitet. Die übergeordnete Zielsetzung ist die Absenkung des spezifischen Energieverbrauchs von 20 % bis 2015, bezogen auf den Energieverbrauch 2010. Compliance und Nachhaltigkeit Compliance ist weit mehr als die Korruptionsvermeidung in Risikoländern. Compliance umfasst die Einhaltung aller relevanten Gesetze und Regelungen, der zugehörigen internen Richtlinien sowie der Selbstverpflichtung im ZF-Konzern weltweit. Die Maßstäbe für gute Unternehmensführung wurden im sog. Code of Conduct dokumentiert. Damit hat ZF einen verbindlichen Orientierungsrahmen für alle Mitarbeiter weltweit geschaffen. Es ist Aufgabe jedes Mitarbeiters, das tatsächliche Handeln mit den festgelegten Standards in Übereinstimmung zu bringen. Die Führungskräfte haben darüber hinaus die Aufgabe, die Legalität aller Handlungen in ihrem Zuständigkeitsbereich vorzugeben und zu überwachen. Die Zahl möglicher Gesetzes- und Regelverstöße ist vielfältig. Viele Bereiche waren im Unternehmen schon seit jeher geregelt. Diese Vorsorge ist nunmehr weiterhin systematisiert worden, so dass z. B. zu den Themen Kartellrecht, Umweltschutz, Datenschutz und Arbeitsschutz für die betroffenen Mitarbeiter Rahmenbedingungen und -vorgaben mit entsprechender Transparenz geschaffen wurden. Ziel ist die Etablierung einer Compliance-Kultur im gesamten Unternehmen als Basis für ein vernünftiges Abwägen der verschiedenen Anforderungen. Von großer Bedeutung ist die Entwicklung einer integrierten Vorgehensweise, durch die alle Compliance-Themen die angemessene Aufmerksamkeit erhalten. Compliance übernimmt damit eine Governance-Aufgabe. In den Konzernrichtlinien werden Compliance-Prinzipien in konkrete Handlungsanweisungen umgesetzt, die den Mitarbeitern Orientierungshilfe im komplexen Geschäftsbetrieb sind. Darüber hinaus werden ein umfassendes Informations- und Trainingsprogramm sowie Beratung angeboten, um Mitarbeiter und Führungskräfte zu unterstützen. Risiko-Erhebungen und Audits werden durchgeführt, um angemessen und zielgruppenbezogen Maßnahmen zu definieren. Grundsätzlich sind Compliance-Maßnahmen in alle Geschäftsprozesse zu integrieren. Deshalb werden diese sukzessiv in Bezug auf Compliance- Risiken analysiert. Angemessene Kontrollmechanismen liefern die Basis für eine konsolidierte Berichterstattung an die Organe der Gesellschaft. Compliance und Nachhaltigkeit haben einen gemeinsamen Nenner: Es geht um Governance und damit um verbindliche Werte. Das Prinzip der Nachhaltigkeit besagt, dass eine wirtschaftliche Entwicklung nur dann nachhaltig ist, wenn sie die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Nachhaltige Entwicklung heißt, wirtschaftliche Aspekte gleichberechtigt mit sozialen und umweltbezogenen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Wer nachhaltig handelt, sollte die Folgen seines Tuns, die Interessen aller seiner Stakeholder und die möglichen Rückkopplungen kennen. ZF handelt in Bezug auf die wirtschaft lichen, ökologischen und sozialen Ziele dauerhaft nachhaltig. Das spiegelt sich in der Organisation und in vielfältigen Projekten, z. B. zur Ressourceneffizienz oder zu Beruf und Familie, wider. Mit dem Beschluss, eine Nachhaltigkeitsorganisation zu etablieren, hat der Vorstand seinen Umsetzungswillen und seine Selbstverpflichtung klar zum Ausdruck gebracht. Im ersten Schritt wurde mit allen relevanten internen und externen Stakeholdern ein Dialog begonnen, um die Bedeutung verschiedener Nachhaltigkeitsthemen aus externer und interner Sicht zu identifizieren. Das Ergebnis ist eine sog. Materiality Matrix. Sie gibt Orientierung, welche Themen zu berücksichtigen sind und was getan werden muss, um das Vertrauen der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und der Gesellschaft langfristig zu erhalten. ZF steht im Austausch mit den Stakeholdern und arbeitet mit den relevanten Organisationen zusammen. Kommunikation Strategisches Ziel der Konzernkommunikation bei ZF ist es, über die interne und externe Kommunikation die Marke ZF zu stärken. Sie erhöht den internationalen Bekanntheitsgrad und vermittelt den Zielgruppen des Konzerns, wofür das Unternehmen im Markt steht. Nur wenn externe und interne Zielgruppen wie z. B. Kunden, Geschäftspartner und (potenzielle) Mitarbeiter die Vorteile einer Zusammenarbeit sowie der Produkte und Leistungen des Konzerns erkennen und verstehen, können sie Präferenzen entwickeln und treffen langfristig Entscheidungen pro ZF. Basis für alle Kommunikationsaktivitäten ist dabei die Unternehmensstrategie. Aktuelle und künftige Herausforderungen und gesellschaftliche Veränderungen, die Auswirkungen auf den langfristigen Unternehmenserfolg haben (Megatrends), werden seitens der Kommunikation identifiziert und in die Planungen integriert. Schwerpunkte der Kommunikation bei ZF lagen auch 2011 in der Markenführung, der internen und externen Unternehmenskommunikation sowie in der Produkt- und Marktkommunikation. Die Konzernkommunikation stellte dabei auch im Berichtsjahr die notwendigen inhaltlichen und gestalterischen Vorgaben sowie die technische und logistische Infrastruktur bereit. Die Projektlandschaft war 2011 sehr umfangreich. So wurden weltweit rund 100 Messen und Kundenveranstaltungen organisiert, Wirtschafts- und Fachpresseveranstaltungen durchgeführt, der Internetauftritt optimiert, die weltweite interne Kommunikation verstärkt und eine Vielzahl von Beratungsprojekten wie z. B. die Kommunikation zur Einführung der neuen Unternehmensleitlinien für andere ZF-Bereiche konzipiert. Eine in Deutschland durchgeführte Imageanalyse brachte neue, positive Erkenntnisse in Bezug auf die Wahrnehmung und Attraktivität von ZF bei Kernzielgruppen, vor allem bei Kunden und potenziellen Mitarbeitern. 34 35