MEDIENMARKT FACEBOOK ANALYSE DER FB-KANÄLE DER MEDIEN KRONE, KURIER, STANDARD, PRESSE, OE24, HEUTE MÄRZ 2017
WER HAT EINFLUSS? RELEVANZ UND REICHWEITE DER FB-KANÄLE DER MEDIEN NACH ANZAHL DER ABONNEMENTS UND FANS ABONNEMENTS/FANS 300000 250000 200000 150000 100000 50000 0 STANDARD KRONE OE24 PRESSE HEUTE KURIER Aufgrund ihrer hohen Reichweite wirken Medien/Redaktionen durch Art und Umfang der Berichterstattung erheblich auf Meinungsbildungsbildungsprozess, Informationsstand und Stimmungslage in der Bevölkerung ein. Mit etwa 280.000 FB-Fans ist die FB-Seite von Der Standard die reichweitenstärkste, gefolgt von Krone und oe24.
WIE AKTIV WIRD GEPOSTET? POSTINGS AUF FACEBOOK-SEITEN ÜBERREGIONALER PRINTMEDIEN POSTINGS GESAMT 8000 7000 6000 7235 POSTINGS 1800 1600 1400 5000 4000 3000 1200 1000 800 600 2000 400 1000 200 0 0 KRONE HEUTE OE24 KURIER STANDARD PRESSE Im Zeitraum von 1. bis 31. März 2017 wurden auf den FB-Seiten der untersuchten Medien über 7200 Beiträge gepostet. oe24 postet am meisten und kommt im Schnitt auf gut 55 Beiträge pro Tag. Oe24 liegt damit knapp vor dem Standard, der seinen FB-Kanal aber ebenfalls sehr intensiv bespielt. Die anderen Medien liegen bei der Anzahl der Postings deutlich dahinter, sie kommen im Schnitt auf zirka 30 Postings pro Tag an den Wochenenden wird dieser Wert tendenziell unterschritten.
THEMENSETTING UND THEMENFÜHRERSCHAFT AUF FACEBOOK INNENPOLITIK POLITIK AUSLAND CHRONIK KRIMINALITÄT SPORT SOCIETY CHRONIK WIRTSCHAFT UNTERHALTUNG TERROR INTERNATIONALE CHRONIK GESUNDHEIT CHRONIK UNFÄLLE TECHNIK TIERE KULTUR 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 KRONE HEUTE OE24 KURIER STANDARD PRESSE POSTINGS GEWICHTET Den relevantesten Themenblock auf Facebook stellt die österreichische Innenpolitik. Etwa 10 Prozent der Postings haben einen innenpolitischen Kontext. Fast ebenso relevant ist die internationale Politik. Die Politikberichterstattung ist für Krone, oe24, Presse und Standard in etwa gleich hohem Ausmaß relevant, Kurier und Heute posten weniger und üben aufgrund ihrer geringeren Reichweite auch weniger Druck auf die Öffentlichkeit aus. Bemerkenswert ist die Berichterstattung über Kriminalitätsfälle und Verbrechen. Kriminalität ist das Top-Thema in allen Boulevardblättern, wird in Presse oder Standard aber nur am Rande erwähnt. Die starke Fokussierung des Boulevards auf Bad-News setzt sich in einer überdimensional hohen Berichterstattung über Terror, Unfälle und tragische internationale Geschehnisse fort. Die Bereiche Wirtschaft, Unterhaltung, Gesundheit und Kultur dagegen werden verstärkt in Standard und Presse forciert.
PARTEIENPRÄSENZ IM PRINT BZW. AUF DEN FACEBOOK-SEITEN DER MEDIEN PRINT <1% 2% 10% FACEBOOK 1% 3% 13% 11% 32% 41% 21% 36% TEAM STRONACH NEOS FPÖ GRÜNE ÖVP SPÖ 30% TEAM STRONACH NEOS GRÜNE FPÖ ÖVP SPÖ Der Vergleich der Parteienpräsenz in den Printausgaben der Medien mit deren FB-Kanälen zeigt signifikante Unterschiede: Im Print erreichen die Regierungsparteien durchschnittlich einen Anteil von 77% an der politischen Berichterstattung, auf den FB-Kanälen dagegen auf nur 62%. Während vor allem die FPÖ in den Printmedien schwer Fuß fassen kann und dort nur auf einen Marktanteil von 10 Prozent kommt, erreicht sie über die FB-Kanäle der Medien einen Marktanteil von 21%. Die Oppositionsparteien können auf den FB-Seiten der Medien etwas höhere Präsenzanteile erreichen, am deutlichsten profitiert jedoch die FPÖ, die hier ihren Anteil mehr als verdoppeln kann.
PARTEIENPRÄSENZ AUF FACEBOOK-SEITEN ÜBERREGIONALER PRINTMEDIEN SPÖ SPÖ ÖVP ÖVP FPÖ GRÜNE NEOS TEAM STRONACH FPÖ GRÜNE NEOS TEAM STRONACH KRONE HEUTE OE24 KURIER STANDARD PRESSE 0 100 200 300 400 500 POSTINGS GEWICHTET 0 100 200 300 400 500 POSTINGS GEWICHTET Aus der langjährigen Analyse im Printbereich aber auch aus internationalen Studien ist bekannt, dass die Regierung in der Regel deutlich mehr Medienpräsenz für sich verbuchen kann, als die Opposition (Verhältnis etwa 70:30 und darüber). Die SPÖ liegt in Krone und Heute klar voran, in Kurier, Standard und Presse hält sich die Präsenz von SPÖ und ÖVP in etwa die Waage. Auf den Facebook-Seiten führen die Regierungsparteien das Ranking der präsentesten Parteien an, aber im Vergleich zu den Printmedien verringert sich der Abstand zur FPÖ deutlich. Der Grund dafür liegt vor allem an einer sehr FPÖ-fokussierten Berichterstattung auf oe24. oe24 postet außerordentlich viel und schafft mit etwa 200.000 FB-Fans/Abonnements Druck auf die öffentliche Wahrnehmung. Auf oe24 ist die FPÖ mit deutlichem Abstand die präsenteste Partei (38% Marktanteil). Grüne und Neos können bei den FB-Postings in den Medien im Vergleich zum Print leicht Raum gut machen.
PARTEIENPRÄSENZ-VERTEILUNG AUF DEN FACEBOOK-SEITEN DER MEDIEN OE24 KRONE HEUTE 9% 2% 2% 24% 10% 16% 2% 42% 27% 4% 31% 38% 25% 30% 20% 18% KURIER STANDARD PRESSE 14% 3% 34% 15% 3% 1% 30% 11% 4% 1% 35% 15% 18% 15% 34% 33% 34%
WICHTIGSTE POLITISCHE PLAYER AUF DEN FB-SEITEN DER MEDIEN KERN STRACHE SOBOTKA KURZ HÄUPL MITTERLEHNER DOSKOZIL VAN DER BELLEN HOFER PILZ RENDI-WAGNER MIKL-LEITNER GLAWISCHNIG HAMMERSCHMID PRÖLL E. KRONE HEUTE OE24 KURIER STANDARD PRESSE 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 POSTINGS GEWICHTET Bundeskanzler Kern ist der präsenteste Player auf den FB-Seiten der Medien. Kern liegt in der Krone vorne, schneidet aber auch in Presse und Standard stark ab. An zweiter Stelle findet sich FP-Parteiobmann Strache. Etwa die Hälfte seiner Gesamtpräsenz erreicht Strache über oe24. Ein Befund der FB-Analyse: Noch mehr als in den Printmedien punkten laute Politiker. Player, wie Strache, Sobotka oder Kurz, die polarisieren und anecken, finden auf Facebook mehr Aufmerksamkeit als in den Printmedien. Die Frauen in der Politik (Rendi-Wagner, Hammerschmid, Glawischnig) rutschen bei der FB-Präsenz im Vergleich zum Print merkbar ab. Gerade im Social-Media Bereich unterliegen Medien dem besonders hohen (finanziellen) Druck, dass ihre Artikel auch angenommen werden. Wie erfolgreich ein Posting ist, ist anhand von Likes, Shares, Kommentaren sofort festzustellen. Je spannender, reißerischer, polarisierender Inhalte / Player dargestellt werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit fürwirtschaftlichen Erfolg, der sich über das User-Engagement in Zahlen fassen lässt.
STIMMUNG* UND TONALITÄT IN DER BERICHTERSTATTUNG AUF DEN FB-SEITEN DER MEDIEN *Die medial transportierte Stimmung ist nie ganz objektiv messbar. MediaAffairs hat hier Kriterien entwickelt, die eine Zuordnung durch unsere AnalystInnen erlauben. Beunruhigende Beiträge erfüllen zumindest einen (meist mehrere) der folgenden Punkte: Überwiegend negative, beängstigende und verunsichernde Inhalte ( Anonymous warnt vor 3. Weltkrieg, Islamische Sittenpolizei überfährt Frau, ) Übertriebener Einsatz von Superlativen und stark negativer Wortwahl ( Horror-Unfall, Super-Gau, Mega-Insolvenz, Schreckens- Tat, Kriegsstimmung, ) Die Beifügung von beängstigenden Bildern oder Videos ( Video: Irrer drischt mit Holzlatte auf Jesus-Kreuz ein, Bilder von Leichen, blutverschmiertes Messer, ) Beifügung von weiteren Stimmungsmachern wie Emojis oder die Lust an der Sensation (z.b: feeling shocked, traurig Breaking! ) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% KRONE HEUTE OE24 KURIER STANDARD PRESSE POSITIV NEUTRAL BEUNRUHIGEND Der überwiegende Teil der medialen Berichterstattung lässt sich auch in den sozialen Medien als neutral beschreiben, vor allem in den Qualitätsblättern. Dabei ergibt sich die transportierte Stimmung weniger aus dem Inhalt (der kann an sich negativ sein etwa steigende Arbeitslosigkeit, Streit in der Koalition, ein tragischer Unfall, ), als vielmehr aus der Art und Weise der Berichterstattung und Inszenierung was also Medien daraus letztlich machen. Bad-News schlagen die Good-News. Vor allem die Boulevard-Blätter haben eine Affinität zu Bad-News und deren reißerischer Inszenierung und Darbietung. Fast 40% der Beiträge auf oe24 haben beunruhigende Inhalte oder werden durch Art und Weise der Aufmachung als beängstigend und beunruhigend wahrgenommen. Auf den FB-Seiten von Heute sind es etwa 27%, in der Krone wirkt etwa ein Drittel der Beiträge beunruhigend. Der Kurier kommt auf gut 20 % beunruhigende Postings, weit dahinter finden sich Presse (gut 10%) und Standard (unter 5%).