Jahresstudienaufenthalt 2016/17 an der Universität Kobe/ Japan mit CAU- Austauschstipendium von Isabel Kothe Vorbereitung: Gleich zu Anfang sollte ich einmal erwähnen, dass ich mich erst sehr spät für ein Auslandsjahr in Japan entschieden habe und meine Vorbereitungen entsprechend bei ungefähr null lagen. Zu Beginn würde ich euch empfehlen, das Kursangebot der Universität anzugucken. Ich studiere Medizin und viele der Kurse, welche im Internet auf Englisch vorgestellt wurden, waren dann im Endeffekt doch nicht vorhanden oder wurden nur auf Japanisch gehalten. Es lohnt sich also, vorher einmal im International Center nachzufragen, sofern man eine bestimmte Anzahl Credits bekommen oder bestimmte Kurse belegen möchte/muss. Wenn man sich nun auf die Universität Kobe festgelegt hat, kommt als nächstes die Frage der Finanzierung. Die allgemeinen Lebensunterhaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland ein bisschen höher und wer viel vom Land sehen möchte, sollte entsprechend auch Reisekosten einkalkulieren. Es lohnt also, sich mögliche Stipendien anzusehen. Ich selber habe mich auf ein Promos-Stipendium sowie das Jasso-Stipendium beworben und für beides eine Zusage bekommen. Da Doppelfinanzierung beim Promos nicht möglich ist, habe ich aber schlussendlich nur das Jasso Stipendium ausgezahlt bekommen. Jasso ist ein Stipendium der japanischen Regierung für internationale Studenten und mit ca. 700 Euro pro Monat dotiert. Damit lässt sich ein Leben in Japan schon relativ gut finanzieren. Ich hatte bis dato keine herausragenden Leistungen in meinem Studiengang erbracht und ich kann bis heute nicht sagen, warum ich die Zusage für die Stipendien erhalten habe, aber die Bewerbung ist nicht viel Aufwand und die Chance, ein Stipendium zu bekommen, sehr groß. Einen Versuch ist es also immer wert. Nachdem man seine Bewerbung nun nach Kobe geschickt und eine Zusage zurückbekommen hat, erhält man einen Haufen an Formularen mit den üblichen Themen. Unter Anderem kommen dabei Fragen nach Impfstatus und der geplanten Finanzierung des Auslandsaufenthaltes. Beim Impfstatus sollte man sich vorher beim Hausarzt erkundigen, ob noch Impfungen fehlen (zb. Masern, Mumps, Röteln)und ggf. nachimpfen. Bei der geplanten Finanzierung ist es meistens so, dass die Zusage für ein Stipendium zu spät kommt und man erst einmal seine Eltern als finanzierende Personen angibt. Dafür fordert die Universität Kobe eine englische Gehaltsbescheinigung. Da sowas in der Regel ein wenig Zeit benötigt, macht es Sinn, sich schon vorher um eine solche Bescheinigung zu kümmern, sofern man sich nicht anders finanziert.
Zu guter Letzt benötigt ihr noch ein Visum, welches ihr in Hamburg beantragen könnt. Im Verhältnis zu den ganzen Uni-Formularen ist das Visum relativ einfach zu bekommen und es hat bei mir gerade einmal eine Woche gedauert, bis ich es dann abholen konnte. Wenn ihr dann euren Koffer packt, solltet ihr auf ein paar Dinge achten. In Japan läuft vieles über Bargeld und es bietet sich an in Deutschland schon einmal ein paar Euro in Yen umtauschen um das Taxi vom Flughafen zum Wohnheim zu bezahlen. Außerdem kann man sich vorab japanische Steckdosenadapter kaufen, da man vielleicht das Smartphone aufladen muss, bevor man die Chance hat in Japan einen Adapter zu kaufen. Neben der anderen Steckdosenform, sind Stromstärke und Spannung in Japan ebenfalls anders als in Europa. Alle elektronischen Geräte, welche nicht japanische Standards erfüllen, könnt ihr getrost zuhause lassen. Als Letztes solltet ihr ein paar Hygiene Artikel wie z.b. Deo, Körpercreme etc. (für Frauen: Tampons) mitnehmen. Die Auswahl in Japan ist teilweise echt mau oder die Produkte sind super teuer. Unterkunft: Mit den Unterlagen der Universität erhaltet ihr auch einen Antrag auf einen Platz im Wohnheim, welchen ich auf jeden Fall wahrnehmen würde. Zum einen bekommt ihr im Wohnheim schneller Kontakt zu anderen Studierenden, zum anderen ist die Wohnungssuche für ausländische Studierende eine mittelschwere Katastrophe. Auf dem Antrag steht zwar, dass nicht jedem Studierenden ein Platz zugesichert werden kann, allerdings gab es bis jetzt wohl noch keinen Studenten, der keinen Platz bekommen hat. Zur Auswahl stehen mehrere verschiedene Wohnheime, welche ihr euch im Internet auf den Seiten der Universität genauer anschauen könnt. Ich selber war während meines Aufenthaltes in der International Residence auf Port Island untergebracht. Diese ist zwar weit vom Hauptcampus entfernt, dafür nah am Zentrum Sannomiya (Shopping, Restaurants, Bars) und bietet mit ihrem Lobbybereich einen guten Gemeinschaftsraum um andere Studierende kennen zu lernen. Von Mitstudenten habe ich gehört, dass es wohl in einigen anderen Häusern aufgrund der wenigen Gemeinschaftsräume schwerer gewesen sein soll, Kontakte zu knüpfen. Erste Schritte in Japan: Wie oben bereits erwähnt, war meine Vorbereitung ein wenig mangelhaft und entsprechend waren auch meine japanischen Sprachkenntnisse mehr als unterirdisch. Zu Beginn ging ich davon aus, ich würde mit Englisch schon weit kommen, allerdings erwies sich dies ziemlich schnell als falsch. Denn: Japaner können nur sehr begrenzt bis gar kein Englisch. Häufig hilft es, Dinge aufzuschreiben, da viele Japaner besser Englisch lesen als sprechen können. Aber auch darauf würde ich mich nicht verlassen. Glücklicherweise bekommt ihr von der Universität Kobe einen studentischen Tutor oder
Tutorin zugeteilt, die euch in den ersten Tagen zur Seite stehen. In der international Residence ist den Tag über auch immer jemand von der Universität (sowas wie ein Hausmeister) als Ansprechpartner da. Am Anfang gibt es einiges an Formalitäten zu klären, wie z.b. Unfallversicherung, Tickets für die Züge, Eröffnen eines japanischen Bankkontos, ect Bei solchen Vertragsgeschichten empfiehlt es sich einen Tutor dabei zu haben, wobei auch die häufig nicht genau wissen, was ein internationaler Student nun alles an Unterlagen braucht. Aber keine Sorge, Japaner sind sehr hilfsbereite Menschen und auch wenn man nicht immer weiß, was man gerade unterschreibt, hatte ich am Ende trotzdem keine unfreiwilligen Abonnements abgeschlossen. Uni Leben: Zu Beginn war es ein wenig schwierig an Informationen zu Kursen und ähnlichem heran zu kommen und viele Kurse hatten schon begonnen, obwohl man noch gar nicht von ihnen wusste. Allerdings hat es keinen Lehrer gestört, wenn man erst zur zweiten oder dritten Kursstunde erschien. Ich habe im ersten Semester den Intensivsprachkurs belegt und kann diesen guten Gewissens weiter empfehlen, sofern man Interesse an der Sprache hat. Man lernt eher weniger lesen und schreiben, dafür viel Kommunikation, sodass ich nach nur einem Semester schon Japaner nach dem Weg fragen und im Supermarkt die Zahnpasta von den unzähligen anderen Tuben unterscheiden konnte. Von den fachspezifischen Kursen gab es leider im medizinischen Bereich nur wenig auf Englisch, dafür gab es viele Angebote interfakultär. So konnte ich trotz meiner Fakultät auch Kurse aus Kultur- und Sprachwissenschaften belegen und damit mehr über Japan als Land lernen. An sich hat man als Austauschstudent bei den Kursen sehr viel Wahlfreiheit, wenn man einmal kurz bei den entsprechenden Dozenten anfragt und kann so nach persönlichen Präferenzen überall mal reinschauen. Wer Interesse hat, Japaner kennen zu lernen oder die Sprache weiter zu vertiefen, sollte sich das Sportangebot der Universität angucken. Viele Clubs nehmen gerne internationale Studenten auf und meistens findet sich auch der ein oder andere, der ein bisschen Englisch sprechen kann. Ansonsten kommt man auch mit Hand und Fuß zurecht. Allerdings erwarten viele Clubs eine regelmäßige Teilnahme am Training und ggf. auch an Turnieren. Das kann mitunter ein wenig anstrengend und zeitintensiv sein, dafür aber auch genauso spaßig. Japanische Kultur: Allgemein sind Japaner sehr höfliche und hilfsbereite Menschen, die auch bei Sprachbarrieren versuchen größtmögliche Unterstützung anzubieten. Auf der anderen Seite ist das Groh der Japaner sehr schüchtern und zurückhaltend, was es schwer machen kann,
Kontakte zu knüpfen. Eine Freundschaft aufzubauen dauert in Japan deutlich länger, als man es aus Deutschland gewohnt ist. Trotzdem lohnt es sich, die Zeit zu investieren, da viele Japaner (wenn sie dann ihre Schüchternheit überwunden haben) sich gerne mit anderen Kulturen austauschen und einem ihr eigenes Land vorstellen möchten. Auch kulturelle Gepflogenheiten kann man sich am besten von Japanern erklären lassen, da viele internationale Vorstellungen von japanischer Kultur nicht unbedingt der Wahrheit entsprechend. Eine angenehme Eigenschaft japanischer Kultur ist die Pünktlichkeit. Keiner meiner Dozenten ist je zu spät gekommen und auch meine japanischen Freunde waren so gut wie immer pünktlich. Und das Beste an der Sache: Das öffentliche Verkehrssystem funktioniert genauso. Die Züge, egal ob Nah- oder Fernverkehr, fahren eigentlich immer on-time und machen das Reisen in Japan super angenehm. In großen Städten fahren die Züge dazu noch ziemlich oft, sodass man, auch wenn man einen Zug mal verpasst hat, nicht lange warten muss. Nachteil an der Sache: Man kann nie wieder mit der Deutschen Bahn fahren ohne sich exorbitant aufzuregen. Fazit: Auch wenn man wie ich ein bisschen in den Auslandsaufenthalt hinein stolpert, ist Japan auf jeden Fall eine gute Wahl. Lasst euch nicht von der Sprache abschrecken und nehmt euch die Zeit, das Land kennen zu lernen. Ich selbst war fast ein ganzes Jahr in Japan und hatte dennoch das Gefühl, nicht genug Zeit gehabt zu haben. Wenn ihr also die Wahl zwischen einem Semester oder einem ganzen Jahr habt, würde ich definitiv ein ganzes Jahr empfehlen. Ein Semester reicht einfach nicht aus, um alles im Land zu sehen, was man sehen möchte. Bei Fragen könnt ihr euch jederzeit per Email bei mir melden: isi.jassy@hotmail.de
Kobe Hafenbereich Kobe Universität zur Kirschblütenzeit
Kobe Luminarie Goldener Tempel, Kyoto