Die Mütter- und Väterbefragung der Stadt Zürich 2003



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INFO 5/2003 Die Mütter- und Väterbefragung der Stadt Zürich 2003 In der Stadt Zürich leben rund 48'000 Mütter und Väter mit Kindern unter 16 Jahren, etwas weniger als die Hälfte davon sind AusländerInnen. Zu Beginn dieses Jahres haben das Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Zürich und eine telefonische Befragung bei rund 2300 Müttern und Vätern, davon 44 Prozent AusländerInnen, durchführen lassen. Erstmals spiegeln sich damit in einer Befragung die realen Zahlenverhältnisse der ausländischen und einheimischen Eltern. Die Lebensführung und Alltagsorganisation der Familien in der Stadt Zürich standen im Zentrum des Interesses: Wie bringen Mütter und Väter die Erwerbsarbeit und Betreuungsaufgaben unter einen Hut? Welche Lebensformen sind in Zürich verbreitet? Wie schaut es mit der Arbeitsteilung in der Familienarbeit aus? Welche Bildungs- und Berufsvoraussetzungen bringen Mütter und Väter mit? Sind Unterschiede in den Lebensverhältnissen der ausländischen Befragten festzustellen oder ist deren Situation homogen? Sind die Mütter und Väter mit ihrer Lebenssituation zufrieden? Einheitliche Lebensformen Die meisten Mütter und Väter in der Stadt Zürich leben als Ehepaar mit Kindern zusammen, ohne dass weitere Personen zum Haushalt gehören (Abb. 1). Etwa 15 Prozent aller Eltern ziehen ihre Kinder ausserhalb einer Ehegemeinschaft auf. Diese leben entweder in Konsensualpartnerschaft oder ziehen ihre Kinder als Alleinerziehende gross. Dies sind vor allem, allein erziehende Väter bleiben eine verschwindend kleine Minderheit. Ehepaare haben im Durchschnitt mehr Kinder als unverheiratete Paare und Alleinerziehende. Ausländische und Schweizer Ehepaare unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht voneinander. Ausländische Paare sind aus verschiedenen Gründen häufiger verheiratet als Schweizer Paare, und ihr Anteil an unverheiratet zusammenlebenden Paaren und an allein erziehenden Müttern ist entsprechend gering. Trotz der weitgehend einheitlichen Lebensformen unterscheiden sich jedoch die Lebensverhältnisse zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen stark.

- 2 - Abbildung 1: Verteilung der Mütter und Väter in den einzelnen Lebensformen, in Prozent Familienformen der Mütter und Väter 10 9 19.4 4.9 1.6 8 7 3.1 erweiterte Familie 6 5 4 76.1 92.2 Dreigenerationenfamilie allein erziehend mit PartnerIn und Kindern (unverheiratet) mit EhepartnerIn und Kindern 3 2 1 Mütter Väter Unterschiedliche Lebensverhältnisse Die Familien in der Stadt Zürich gehören in der Regel nicht zu den Bevölkerungsgruppen mit den schlechtesten Lebensbedingungen. Nur wenige leben am Rande des Existenzminimums, in etwa ein Drittel der Familienhaushalte verfügt sogar über sehr komfortable Einkommensverhältnisse (über 100 000 Franken im Jahr). Überdies haben Familien in der Regel recht gute Wohnverhältnisse. Sowohl die Qualität der Wohnumgebung als auch der zur Verfügung stehende Wohnraum lassen wenig zu wünschen übrig, und die Wohnkosten sind erträglich. Diese allgemeinen Zahlen verbergen aber Unterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen.... zwischen AusländerInnen und SchweizerInnen Vor allem ausländische Eltern leben insgesamt in deutlich schlechteren Verhältnissen als Schweizer Eltern. AusländerInnen haben häufiger ein Bildungsdefizit (Abb. 2), was sich in der Regel negativ auf den Verdienst auswirkt. Obwohl ausländische Mütter und Väter häufiger erwerbstätig und mit einem höheren Arbeitspensum beschäftigt sind, stehen den Familien im Durchschnitt rund 1500 Franken monatlich weniger zur Verfügung als Schweizer Paaren. Ausländische Eltern leben zwar selten in prekären Verhältnissen,

- 3 - und das Familieneinkommen reicht bei den meisten für die zu bestreitenden Ausgaben. Darüber hinaus können sie jedoch selten sparen. Schlechtere Wohnverhältnisse und weniger Wohnraum bei vergleichsweise hohen Mieten verstärken die benachteiligte Ressourcenlage der AusländerInnen. Nur eine Minderheit unter den ausländischen Eltern JahresaufenthalterInnen mit hoher beruflicher Qualifikation hat wesentlich günstigere Voraussetzungen. Hingegen zeigt sich, dass gerade niedergelassene Ausländer- Innen trotz langjähriger Ortsansässigkeit vergleichsweise schlechtere Lebensbedingungen haben. Zum Beispiel holen auch AusländerInnen der zweiten Generation bildungsmässig nur wenig auf. Dadurch bleiben ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig geringer. Abbildung 2: Bildungsabschlüsse nach Herkunft, Aufenthaltsstatus und Geschlecht, in Prozent Bildungsabschlüsse 10 9 Hochschule 8 Höhere Fachschule 7 6 5 4 Höhere Berufsausbildung Maturität 3 Berufsausbildung 2 1 Obligatorische Schule Schweizerinnen Ausländerinnen Schweizer Ausländer Niederlassung Jahresaufenthalt Niederlassung Jahresaufenthalt 2. Generation 1. Generation 2. Generation 1. Generation Keine abgeschlossene Schule... zwischen Alleinerziehenden und Paaren Eine Gruppe mit sehr heterogenen Lebensbedingungen sind Alleinerziehende, in der überwiegenden Mehrzahl. Sie sind in den unteren Einkommensgruppen klar übervertreten. Hingegen verfügen sie mehrheitlich über relativ viel Wohnraum von guter Qualität. Bei der Bildung sind zwar ältere gegenüber gleichaltrigen n benachteiligt. Die jüngeren allein erziehenden sind aber bildungsmässig kaum mehr benachteiligt. Im Gegensatz zu den AusländerInnen kumulieren sich für sie schlechte Bedingungen weniger, so dass ihre Chancen auch auf dem Arbeitsmarkt intakt bleiben.

- 4 - Die Erwerbssituation Die unterschiedlichen Lebensverhältnisse spiegeln sich nur teilweise in der Erwerbssituation wider. Zwar schlagen sich die Bildungsunterschiede in den Arbeitsbedingungen nieder, aber der grösste Unterschied in der Erwerbssituation besteht zwischen den Geschlechtern. Väter und Mütter sind über weite Strecken ihres erwachsenen Lebens ins Erwerbsleben integriert. Der Anteil an marginalen Beschäftigungsformen und ungesicherten Arbeitsstellen ist gering, unterscheidet sich aber stark zwischen den Geschlechtern. Besonders befristete Arbeit und Arbeit zu Spezialzeiten (am Wochenende oder in den Abendstunden) übernehmen in höherem Masse. Die meisten Mütter unterbrechen ihre Erwerbsbeteiligung zudem mindestens ein Mal, um familiäre Pflichten wahrzunehmen. 75 Prozent der Mütter sind erwerbstätig, die Mehrheit von ihnen mit einem mittleren Pensum in Teilzeit. Die meisten Paare erwirtschaften ihr Haushalteinkommen mit der vollzeitlichen Erwerbsarbeit des Mannes und einer teilzeitlichen Erwerbsarbeit der Frau (vgl. Abb. 3). Neue Erwerbsmuster von beidseitiger Teilzeitarbeit zwischen Paaren greifen erst zaghaft. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung vor allem Paare mit hoher Bildung lebt dieses Modell. Ohne Anhebung der untersten Lohnklassen und speziell der diskriminierenden löhne werden sich die meisten Eltern solche egalitären Arbeitsmuster nie leisten können. Ausländische Mütter haben in der Regel ein höheres Pensum als Schweizer Mütter. und, die ihr Arbeitspensum verringern wollen, haben entweder ein hohes Teilzeitpensum oder sind vollzeitlich erwerbstätig, so dass sie auch nach der gewünschten Reduktion von durchschnittlich sechs Stunden noch mit einem höheren Pensum erwerbstätig wären. mit geringfügigen Beschäftigungen, die ihr Pensum aufstocken wollen, würden ein Teilzeitpensum von etwas mehr als einer Halbtagesstelle bevorzugen. An der Arbeitsteilung im Haushalt dürfte sich durch solche geringfügigen Verschiebungen im Arbeitsumfang kaum etwas verändern, und auch das Erwerbsmuster der Paare bleibt gewahrt. Abbildung 3: Erwerbsaufteilung von Paaren nach Lebensform und Herkunft, in Prozent Erwerbsaufteilung in Paarhaushalten 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 5.2 3.3 4.4 6 4.1 8.9 4.6 4 6.8 10.4 3.6 9.1 16.7 5.4 13 22.4 21.8 30.7 5.6 38.9 11.1 15.6 21.4 25.8 16.4 28 24.9 32 beide keine/marg. Erwerbstätigkeit keine Erwerbstätigkeit/Teilzeit Teilzeit/Teilzeit Vollzeit/Vollzeit Teilzeit mit höherem Pensum/Vollzeit marginale Teilzeit/Vollzeit keine Erwerbstätigkeit/Vollzeit Ehepaar mit Kindern Konsensualpaar mit Kindern Lebensform Schweizer Paar Ausländisches Paar

- 5 - Bildungsunterschiede spiegeln sich in den Arbeitsbedingungen Der Weg zu interessanten Arbeitsstellen führt noch immer in den meisten Fällen über die Bildung respektive die Anerkennung der im Ausland erworbenen Bildungsabschlüsse. Ein hoher Bildungsabschluss bürgt in der Regel auch für eine höhere Stellung im Beruf und für mehr Gestaltungsmöglichkeiten in den Arbeitsbedingungen. 60 Prozent der Väter in der Stadt Zürich arbeiten in einer Führungsfunktion, und Väter mit Tertiärausbildung haben die besten Chancen, ihre Arbeitszeit selbst einzuteilen. Bei den Müttern hat hingegen die Hälfte starre Arbeitszeiten. Ausländische Mütter sind da nebst Personen auf niederen Bildungsstufen am stärksten benachteiligt und arbeiten zudem häufiger zu Spezialzeiten, nämlich abends oder am Samstag. Ausländische Väter haben häufiger regelmässige Arbeitszeiten, die aber oft mit wenig Flexibilität am Arbeitsplatz verknüpft sind. Auch Mütter mit Kleinkindern arbeiten häufiger am Abend, wohl weil es dann am ehesten möglich ist, dass die Väter die Betreuung übernehmen. Überstunden machen zwei Drittel der mehrheitlich voll erwerbstätigen Väter, aber auch bei den Müttern gilt: Je höher der Bildungsstand, desto eher wird Mehrarbeit geleistet. Abbildung 4: Flexibilität am Arbeitsplatz und regelmässige Arbeitszeiten, in Prozent Flexibilität am Arbeitsplatz 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Ehepaar Kons.- paar allein erziehend Schweiz. Ehepaar Ausländ. Ehepaar bis 3 Jahre 3-6 Jahre 7-16 Jahre 1 2 3 4 und mehr tief mittel hoch Lebensform Herkunft jüngstes Kind Kinderzahl Bildungsniveau für ArbeitnehmerIn für ArbeitnehmerIn und -geberin für ArbeitgeberIn keine Flexibilität Anteil regelmässige Arbeitszeit

- 6 - Betreuungsengpässe Die meisten Väter und Mütter bewältigen die Alltagsorganisation der Kinderbetreuung im eigenen Haushalt ohne fremde Hilfe. Das führt bei Alleinerziehenden zwangsläufig zu grösserer Belastung. Zudem beteiligen sich nur bei 30 Prozent der allein erziehenden Mütter die Kindsväter regelmässig an der Kinderbetreuung und können offensichtlich auch in Notfällen kaum einspringen. Während zum Beispiel nur etwa ein Drittel der Mütter wie der Väter aus Partnerschaften wegen Krankheit des Kindes am Arbeitsplatz zeitweise fehlt, müssen die Alleinerziehenden doppelt so häufig von ihrer Arbeitsstelle fernbleiben, um ein krankes Kind zu pflegen. Immerhin kann aber die überwiegende Mehrheit aller Eltern auf spontane Hilfe aus der Nachbarschaft, von Freundinnen und Freunden oder von Verwandten zählen. Nur acht Prozent der Eltern fehlt ein privates Netz völlig. Ungleiche Aufteilung zwischen den Paaren Die Mehrzahl der Betreuungspflichten übernehmen zur Hauptsache die Mütter, Väter kümmern sich sehr selten hauptsächlich um die Betreuung der Kinder (Abb. 5). Jedoch nimmt die gemeinsame Erledigung resp. die Aufteilung zu etwa gleichen Teilen mittlerweile breiteren Raum ein. Wenn beide Elternteile zu gleichen Teilen erwerbstätig sind, und besonders wenn beide teilzeitlich erwerbstätig sind, teilen sie sich auch eher die Betreuung der Kinder zuhause. Dieses egalitärere Modell ist anspruchsvoller, weil es mehr Verhandlungsarbeit mit sich bringt als starre Zuständigkeiten. Entsprechend äussern sich diese Mütter und Väter denn auch nicht als rundum zufrieden mit der innerhäuslichen Arbeitsteilung. Abbildung 5: Arbeitsteilung bei Paaren bei der Betreuung der Kinder, in Prozent Arbeitsteilung bei Paaren Kontakte mit der Schule oder dem Kindergarten 35.2 7.3 54.7 1.3 1.5 bei den Hausaufgaben helfen Probleme mit den Kindern besprechen 22.8 54 9.6 12.1 65.6 28.7 3.2 1.9 1.2 0.9 Freizeit organisieren, Kinder bringen und holen 50.5 8.9 37.4 1.8 1.4 Mittgessen mit den Kindern 69.4 6.4 23.3 Einspringen bei Ausfall der Betreuung oder bei Krankheit 71.3 5 22.2 0.9 zu Bett bringen spielen, Geschichten erzählen 42.5 35 15.6 7.2 46.8 44.6 1.8 1.8 3.1 1.7 Füttern, waschen, Windeln wechseln 55.5 17.3 25 1.1 1.1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 meistens Frau Frau eher mehr beide gleich oft Mann eher mehr meistens Mann

- 7 - Schweizer Väter mit flexibel einteilbaren Arbeitszeiten engagieren sich nicht stärker in der Kinderbetreuung, die wenigen ausländischen Väter in derselben Lage hingegen schon. Andererseits behindern starre Arbeitszeiten der, die gerade bei Ausländern besonders verbreitet sind, zum Teil ein erhöhtes Engagement der Väter. Alle Väter, auch die vollzeitlich erwerbstätigen, beteiligen sich in der Kinderbetreuung am ehesten an der Erziehungsarbeit wie etwa Probleme mit den Kindern besprechen oder Gespräche mit Lehrkräften führen. Konstant niedrige Beteiligung der an der Hausarbeit und die Krux des Haushalts Zur Hauptsache sind die für die Hausarbeit zuständig, auch wenn sie von diesen nicht geliebt wird. Entsprechend würden drei Viertel der einen guten Geist, der ihnen 10 Stunden in der Woche eine Arbeit abnimmt für Aufgaben im Haushalt einsetzen. äussern sich auch deutlich häufiger unzufrieden mit der Arbeitsteilung im Haushalt als. Zwar nimmt in Haushalten mit egalitärer Erwerbsbeteiligung die Beteiligung der ebenfalls zu. Öfter aber werden gerade bei beidseitig vollzeitlich erwerbstätigen Eltern, so sie es sich leisten können, Haushaltaufgaben an Dritte ausserhalb des Haushalts übergeben. Familienergänzende Angebote der Kinderbetreuung... noch immer herrscht Mangel an Betreuungseinrichtungen Nach jahrzehntelanger Stagnation der ausserhäuslichen Betreuung ist in den letzten Jahren zumindest in den Städten einiges in Gang gekommen. Das Angebot an Betreuungseinrichtungen wurde verbreitert und erweitert, besonders für Kinder im Vorschulalter. Noch ungenügend scheint das Angebot für Schulkinder zu sein, vor allem eine Mittagsbetreuung wird von den Eltern dringend gewünscht. 30 Prozent aller Eltern würden ihr Kind in eine Schule mit Tagesstrukturen einteilen lassen, wenn es genügend Angebote gäbe. Die Einstellung der Eltern gegenüber den Fremdbetreuungseinrichtungen hat sich entscheidend gewandelt. Zwar lehnen Teile der Ehepaare vorwiegend ältere oder solche mit vielen Kindern familienergänzende Angebote ab, weil sie die Kinder lieber selber betreuen möchten, aber insgesamt ist die Akzeptanz von Betreuungseinrichtungen sehr hoch. Wer Kinderbetreuungseinrichtungen benutzt, ist in der Regel zufrieden damit. Ein grösseres Problem scheint jedoch die mangelnde Zugänglichkeit zu einem Betreuungsplatz und die ungenügende Flexibilität der Betreuungsinstitutionen zumindest für Teile der Bevölkerung zu sein. Noch immer erhalten 15 Prozent, die einen Betreuungsplatz möchten, keinen Platz. Und Eltern, die einen Platz nur für einen bis zwei Tage pro Woche benötigen würden, haben aufgrund der engen Angebotslage wenig Chancen, da Vollzeit-Kinder auf den Wartelisten bevorzugt werden. Die Eltern aus den mittleren Einkommensklassen nutzen die Einrichtungen weniger stark als die Eltern mit gutem oder gar hohem Einkommen. Während Familien mit einem höheren Haushalteinkommen Zugang sowohl zum subventionierten wie zum freitragenden Angebot unter den Betreuungseinrichtungen haben, fehlt den Familien mit mittlerem Einkommen weitgehend das freitragende Angebot, weil es zu kostspielig ist. Kommt hinzu, dass die Betreuungseinrichtungen für Vorschulkinder die teuersten sind. Unter allen Familien sind die Alleinerziehenden am stärksten darauf angewiesen, gute und erschwingliche Betreuungseinrichtungen für ihre Kinder zur Verfügung zu haben. Beinahe alle Alleinerziehenden nutzen denn auch eine regelmässige Fremdbetreuung. Angesichts ihrer erhöhten Belastung ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie öfter unzufriedener mit der Betreuungssituation sind.

- 8 - Abbildung 6: Anteil Haushalte mit extern betreuten Kindern nach Lebensform, Anzahl Kinder, Alter des jüngsten Kindes und Herkunft, in Prozent Anteil Haushalte mit extern betreuten Kindern 9 8 7 6 5 4 3 alle SchweizerInnen AusländerInnen 2 1 Ehepaar mit Kindern Konsensualpaar mit Kindern Alleinerziehende 1 2 3 4 und mehr bis 3 Jahre 3-6 Jahre 7-16 Jahre SchweizerInnen AusländerInnen Lebensform Anzahl Kinder Alter des jüngsten Kindes Herkunft AusländerInnen nutzen seltener familienergänzende Angebote Ausländische Eltern nutzen das ausserhäusliche Angebot deutlich weniger als Schweizer Mütter und Väter. Wenn sie ein familienergänzendes Angebot nutzen, ziehen sie häufiger weniger institutionalisierte Einrichtungen wie Tageseltern vor. Sie müssen in der Regel wesentlich mehr für die Kinderbetreuung bezahlen als Schweizer Haushalte, weil sie ihre Kinder mehr Tage in der Woche fremdbetreuen lassen. Ein Grund für die geringere Nutzung von Krippen und Horten liegt darin, dass die Arbeitszeiten der ausländischen Väter und Mütter häufig schlecht mit den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen übereinstimmen. Gleichzeitig verfügen AusländerInnen oft über ein kleineres verwandschaftliches Netz in der näheren Umgebung oder dieses fehlt ihnen für die Alltagsorganisation gänzlich. Dennoch äussern sie sich in ihrer Mehrheit sehr zufrieden mit der Betreuungssituation und wünschen vielfach auch keine weitere Hilfe. Wenn allerdings den ausländischen Eltern die gleichen Wahlmöglichkeiten wie den Schweizer Eltern eröffnet werden sollen, müsste insbesondere das Angebot der institutionellen Einrichtungen verstärkt auf die Bedürfnisse der erwerbstätigen ausländischen Mütter (spezielle Arbeitszeiten und häufiger hohe Pensen) ausgerichtet werden. Denn die Befragung zeigt klar, dass ausländische Eltern Fremdbetreuung gleichermassen befürworten wie Schweizer Eltern.

- 9 - Abbildung 7: Anteil fremdbetreuter Kinder, Alleinerziehender, AusländerInnen und Eltern mit egalitären Arbeitsverhältnissen nach Haushalteinkommen, in Prozent Anteil Fremdbetreuung nach Haushalteinkommen 7 6 5 4 Anteil Alleinerziehende Anteil AusländerInnen 3 2 Anteil Eltern mit egalitären Arbeitsverhältnissen Anteil fremdbetreute Kinder 1 bis 3999 Fr. 4000-5499 Fr. 5500-6999 Fr. 7000-8499 Fr. 8500-11999 Fr. 12000-14999 Fr. 15000 Fr. und mehr alle 9.4 % 18.8 % 16.5 % 21.7 % 19.7 % 7.9 % 5.8 % 10 Haushalteinkommen (Elternanteil pro Einkommenskategorie) 21.8.2003 Auskunft: Dore Heim 01 216 37 39 Josef Troxler 01 250 48 15 Der rund 100-seitige Auswertungsbericht der Mütter- und Väterbefragung kann unter folgender Adresse bestellt werden: Medienschaffende: Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann, Postfach, 8022 Zürich, Tel. 01 216 37 37 E-Mail: gleichstellungsbuero@bfg.stzh.ch andere Interessierte:, Napfgasse 6, 8001 Zürich, Tel. 01 250 48 00 E-Mail: statistik@stat.stzh.ch Preis: Fr. 35. Im November 2003 erscheint der Bericht lesefreundlich aufbereitet und ergänzt mit weiteren Texten zum Thema Mütter und Väter in Zürich im Buch Kunststück Familie im Limmat-Verlag. Redaktion und Administration: Telefon 01 250 48 00 Napfgasse 6, 8001 Zürich Telefax 01 250 48 29 E-Mail: statistik@stat.stzh.ch www.statistik-stadt-zuerich.info Preis Fr. 5.