Diätassistenten auf dem Weg zur Profession

Ähnliche Dokumente
Stolpersteine Das Gedächtnis einer Straße

Geistig behinderte Menschen mit Zwangsstörungen

Das Entwicklungsorientierte Vorgehen nach Spiess als Evaluationserhebungsinstrument für das System Schule

Unternehmerische Erneuerungsprozesse und räumliche Entwicklungsunterschiede infolge eines Strukturbruchs

Der innerparlamentarische Dienstbetrieb

Über den Reflexionsbegriff und die Funktion der Reflexion in der Moralität und Sittlichkeit bei Hegel

Der Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen in der Republik Aserbaidschan, gefördert durch die Europäische Nachbarschaftspolitik

Konzeptionelle Überlegungen zur Erbringung produktbegleitender Dienstleistungen

Identitätsarbeit im Prozess der Akkulturation von ausländischen Studierenden in Deutschland

Durmu Ünlü. Die Liberalisierung der Trinkwasserversorgung in Deutschland

Zentrale Steuerung in deutschen Bundesländern

Berufspendlermobilität in der Bundesrepublik Deutschland

Sprachliche Unikalia im Phraseolexikon des Deutschen und Rumänischen

Leben und Aufwachsen in marginalisierten Lebensräumen - Bewältigungsstrategien männlicher Jugendlicher

Film als mentalitätsgeschichtliche Quelle

Landesparlamente und ihre Verwaltungen

Die Türkei auf dem Weg nach Europa?

Der Beweis der Kausalität bei Aufklärungspflichtverletzungen

Das literarische Werk erklärt sich selbst

Musa Muhammad Omar Herrschaft und Armut in Äthiopien

Die Sesshaftwerdung der Beja-Nomaden in Nordost-Afrika

Zar Nikolaj II. und seine Familie Heilige der Russisch-Orthodoxen Kirche

Die Beschleunigung der Bauausführung im Werkvertragsrecht

Jörg Nestler. Die Putativehe im französischen Kollisionsrecht

wvb Die Konsequenzen des demographischen Wandels für den hochkulturellen Sektor am Beispiel der Lübecker Museen Friedrich Bielfeldt

Gerechtigkeit in Organisationen

Selbstorganisation in der Wissenschaft wird meist durch eine Instabilität bisheriger Forschungssituationen gegenüber mehr oder weniger kleinen

Regeln sozialer Schließung im Zeitalter gesellschaftspolitischer Transformation

Führungsstile im Vergleich. Kritische Betrachtung der Auswirkungen auf die Mitarbeitermotivation

Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit

Psychosoziale Beratung im Kontext von pränataler Diagnostik

Kurzstudie BESTSELLER. Roman Büttner. Das Phänomen Fast Food. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung zur Erfindung des schnellen Essens

Pferdgestützte systemische Pädagogik

Die kritische Analyse eines Mindestlohnes für die Arbeitsmarktpolitik

Depressionen nach der Schwangerschaft

Publikationen der Mitglieder im Jahre 2014

Handlungsansätze für ein betriebliches Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern

Informatik. Christian Kuhn. Web 2.0. Auswirkungen auf internetbasierte Geschäftsmodelle. Diplomarbeit

Yoga - die Kunst, Körper, Geist und Seele zu formen

Die Ehefrau. Die rechtshistorische Reise vom Besitz zur gleichberechtigten Partnerin

Mobbing am Arbeitsplatz

Das Internet als Instrument der Unternehmenskommunikation unter besonderer Berücksichtigung der Investor Relations

Anhang zum Buch. Was sagt Clementine zur lila Kuh? Fernsehwerbung analysieren und interpretieren. Nicola Berger

Wenn man keine Tränen mehr zum Weinen hat...

Ideal oder real? Die Darstellung weiblicher Schönheit in der Werbung der Dove-Kampagne "Initiative für wahre Schönheit"

Allgemeine Pädagogik

Hunde im Schulalltag. Grundlagen und Praxis. Andrea Beetz. Mit 15 Abbildungen. Ernst Reinhardt Verlag München Basel

Ressourcenorientierte Beratung und Therapie

Whittaker, Holtermann, Hänni / Einführung in die griechische Sprache

Hans-Jürgen Schindele. Oskar Vogelhuber (1878 bis 1971) Leben und Werk eines bayerischen Volksschulpädagogen und Lehrerbildners

Zeitmanagement in der beruflichen Bildung

Leasingbilanzierung im Vergleich IFRS, US-GAAP und HGB

Georg Ruhrmann Jutta Milde Arne Freya Zillich (Hrsg.) Molekulare Medizin und Medien

Mein Kind kommt in den Kindergarten

Schuf Gott am 8. Tag Gewalt?

Facebook im Kontext medialer Umbrüche

Immobilien als Mittel der privaten Altersvorsorge

Ein Konzept zur Verbesserung der Gesprächsführung in bayerischen integrierten Leitstellen von Feuerwehr und Rettungsdienst

Band II Heinz-Hermann Krüger Einführung in Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft

Die Entwicklung der Rechtsprechung hinsichtlich der Rechtsstellung der Gesellschaft bürgerlichen Rechts und ihrer Gesellschafter im Rechtsverkehr

Neue Bindungen wagen

Soziale Arbeit und Gesundheit

Sozialpsychologie der Gruppe

Strategieumsetzung an Beispielen aus dem Tourismus

Employer Branding.Aufbau einer Arbeitgebermarke als Profit Impact

Beschwerdeverfahren in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

Konzeptionelle Systemanalyse auf Basis energiepolitischer Rahmenbedingungen für die Zielgruppe der Wohnungsbaugesellschaften

Fremdfinanzierung als Einflussfaktor bei der entscheidungs- und marktorientierten Unternehmensbewertung

Förderung der Autonomieentwicklung im Umgang mit Kinderliteratur in der Grundschule

Wenn Schüler streiten und provozieren

Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen durch Private Equity und Management-Buy-out

Picking the winners - Dienstleistungsorientierte Bestandspflegeund Ansiedlungspolitik

UTB Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage

Hans Kernen Gerda Meier. Achtung Burn-out! Leistungsfähig und gesund durch Ressourcenmana gement

Ein Kreisverband des DRK - Gefährdung der Gemeinnützigkeit durch wirtschaftliche Aktivitäten

Heinrich Hemme, Der Mathe-Jogger 2

Rosa Kaufmann. Gesundheit und Führungsverhalten

Praktische Anpassung und Einführung des Rational Unified Process in einem E-Business Unternehmen

Karl-Heinz Paqué. Wachs tum! Wachstum! downloaded from by on March 1, 2017

Multiagentensysteme in der rückführenden Logistik

Anja Schüler. Arbeit für alle?! Berufliche Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland und den USA.

Das C-Teile-Management bei KMU

Die Big Five und ihre Auswirkungen auf das Gründungsverhalten

Berufswahl und Bewährung

Thomas Geisen. Arbeit in der Moderne

Soziale Arbeit in der Integrierten Versorgung

Konstruktivismus und Pädagogik

Kreditrationierung und Basel II

Kooperation und Vertrauen - Das Konzept der virtuellen Unternehmung als Organisationsform

Stottern bei Kindern RATGEBER. Ein Ratgeber für Eltern und pädagogische Fachkräfte. Bernd Hansen Claudia Iven. 4., überarb.

Alice Sendera Martina Sendera. Skills-Training bei Borderline- und Posttraumatischer Belastungsstörung. 4. Auflage

Die Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwertes nach HGB und IFRS

Klientenzentrierte Gesprächsführung in der Physiotherapie:

Inklusive Gesellschaft Teilhabe in Deutschland

Wachstumskrise der Golfclubs? Strategien für einen sich wandelnden Markt

Sexueller Missbrauch im Kindheitsalter und die traumatischen Folgen

Ursachen der Bildungsunlust männlicher Jugendlicher im höheren Bildungssystem in Österreich

WISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGE

Hunde in der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Präventive Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Transkript:

Diätassistenten auf dem Weg zur Profession

Christian Lang Diätassistenten auf dem Weg zur Profession Begründungslinien einer professionsspezifischen Interaktionslogik

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar ISBN 978-3-86573-861-5 2015 Wissenschaftlicher Verlag Berlin Olaf Gaudig & Peter Veit GbR www.wvberlin.de / www.wvberlin.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, auch einzelner Teile, ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für fotomechanische Vervielfältigung sowie Übernahme und Verarbeitung in EDV-Systemen. Druck und Bindung: SDL Digitaler Buchdruck, Berlin Printed in Germany 22,00

VORWORT Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen sind von einer hohen Dynamik geprägt. Damit verbunden sind gesellschaftliche Individualisierungsprozesse, Pluralisierung von Lebens- und Wissensformen, Veränderungen in der Arbeitswelt, die durch Rationalisierung und Technologisierung, Globalisierung von Märkten hervorgerufen werden. Davon betroffen ist auch das Bildungssystem mit der Folge einer Diversifizierung der Bildungswege und Qualifizierungsabschlüsse und der Schaffung eines europäischen Bildungsraumes. Diese Entwicklungen haben Auswirkungen auf die Gesundheitsberufe und im Speziellen auf das berufliche Handlungsfeld der Diätassistenten/innen, das mit neuen Aufgabenzuschnitten und der Forderung nach evidenzbasiertem Handeln einhergeht. Damit eröffnen sich neue Formen der curricularen Ausgestaltung der einschlägigen Bildungswege. Bislang führte die Ausbildung des/der Diätassistenten/innen eher ein Schattendasein im berufsbildenden System. Die Ausbildung nimmt hierzulande eine Sonderstellung ein, da diese nicht im dualen System verortet ist, sondern über eine bundesrechtlich geregelte Berufszulassung geregelt wird. Der Beruf des/der Diätassistenten/in zählt zu den nicht-akademischen Heilberufen und die Ausbildung ist an staatlich anerkannten Berufsfachschulen verortet, wenngleich diese in anderen europäischen Ländern schon längst auf tertiärem Niveau angesiedelt ist. Darüber hinaus nimmt dieser Beruf in der Akademisierungseuphorie, die zurzeit in den Gesundheitsberufen vorherrscht, eine eher marginale Rolle ein. So ist zu begrüßen, dass in der vorliegenden Ausarbeitung das bisherige Handlungsverständnis der Diätassistenten/innen, das weitgehend auf naturwissenschaftlichen Inhalten und einem technisch-instrumentellen Verständnis basiert, infrage gestellt wird. Aufgrund des veränderten Aufgabenspektrums hin zur Ernährungsberatung und -therapie verliert dieses einseitige Verständnis zunehmend seine Legitimation. Christian Lang nimmt die interaktionistische Perspektive professionellen Handelns in den Blick und eröffnet darüber einen anderen Zugang zum diätetischen Handeln, in dem der Klient in seiner Lebenswelt und Biografie ernst genommen wird. So erfährt dieser eine Teilhabe im diätetischen Prozess. Die Anerkennung und Wertschätzung der individuellen Lebenswelt des Klienten ist von zentraler Bedeutung, denn der 5

diätetische Beratungs- und Therapieprozess wird von vielfältigen kulturellen und biografischen Mustern geprägt. Dies erfordert von den Diätassistenten/innen auf der einen Seite unterschiedliche theoretische Grundlagen, um so den Klienten verstehen und professionelle Handlungsbedarfe herleiten zu können. Auf der anderen Seite können diese jedoch nicht unreflektiert übernommen werden, denn aufgrund der Singularität des Klienten kann nur bedingt Regelwissen im Handlungsprozess übernommen werden. Es bedarf vielmehr einer hohen Deutungskompetenz der Diätassistenten/innen, diese in der Sprache des Einzelfalls zu interpretieren und eine Verständigung mit dem Klienten anzustreben. Darüber können Bedarfe gemeinsam erarbeitet werden und in den Therapieprozess einfließen. Die Subjektivität des Klienten findet so Eingang in den diätetischen Prozess, der als gemeinsamer Gestaltungsprozess zwischen Klient und Diätassistenten/in bezeichnet werden kann. Christian Lang nähert sich mit diesem Professionalisierungsansatz einem zentralen Gegenstand des diätetischen Handelns an. Die Reflexion über Handlungsauffassungen und den damit einhergehenden Folgerungen sind für das Selbstverständnis der Diätassistenten/innen prägend. Denn die Art und Weise, wie wir über Handlungen sprechen, hat Auswirkungen auf den Zugang zu bestimmten Handlungen und präformiert die Wahrnehmung. Die daraus entstehenden Spannungen sind konstitutiv für den diätetischen Handlungsprozess und können in den Bildungsgängen vielfältige Bildungsanlässe eröffnen. So bieten die vorliegenden Ausführungen vielfältige Facetten, dem genuinen Gegenstand des diätetischen Handelns auf die Spur zu kommen, diesem eine Gestalt zu verleihen und eine subjektorientierte Sichtweise in den diätetischen Diskurs einzubringen. Das theoretisch fundierte Handlungsverständnis kann mit dem vorliegenden Buch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zugleich bietet es viele Anregungen, das Selbstverständnis der Diätassistenten/innen zu schärfen und über eine andere Berufsbezeichnung nachzudenken, die dem professionellen Handeln näher kommt. Eine lohnenswerte Aufgabe für alle Beteiligten. Berlin, im März 2015 Roswitha Ertl-Schmuck 6

INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG... 9 1.1 Hinführung und Problemstellung... 9 1.2 Eingrenzung des Forschungsgegenstands... 15 1.3 Methodisches Vorgehen... 16 2 DER BERUF DIÄTASSISTENT/IN EIN ÜBERBLICK... 20 2.1 Wesentliche berufsbildkonstituierende Momente... 21 2.2 Diätassistenten/innen definieren sich neu Ein Annäherung an das Handlungsfeld... 28 2.2.1 Rechtliches & Ausbildung... 29 2.2.2 Berufliches Handlungs- und Selbstverständnis. 29 2.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse... 38 3 EINE INTERAKTIONISTISCHE PERSPEKTIVE PROFESSIONELLEN HANDELNS... 40 3.1 Professionstheoretische Auswahl und Abgrenzung... 41 3.2 Strukturlogik professionellen Handelns nach Oevermann... 47 3.3 Die Struktur des Arbeitsbündnisses... 51 3.4 Grenzen als Anknüpfungspunkte... 57 4 BEGRÜNDUNGSLINIEN EINER PROFESSIONSSPEZIFISCHEN INTERAKTIONSLOGIK... 63 4.1 Zentrale Widersprüche im diätetischen Arbeitsbündnis... 64 4.2 Handeln unter Ungewissheit... 73 4.3 Das Dialogische Prinzip in der Diätetik... 75 4.3.1 Eine Annäherung an die dialektische Subjektorientierung... 77 7

4.3.2 Das dialogische Prinzip als Basis der Beziehungsgestaltung... 79 4.4 Zusammenfassung Konturen einer professionsspezifischen Interaktionslogik als Kernelement diätetischen Handelns... 82 5 DIE DIÄTETIK ALS GENUINE WISSENSBASIS... 86 5.1 Die Diätetik als Handlungswissenschaft... 88 5.2 Bedeutung der Diätetik als Handlungswissenschaft für das Handeln von Diätassistenten/innen... 94 6 ZUSAMMENFASSUNG DIÄTASSISTENTEN/INNEN AUF DEM WEG ZUR PROFESSION... 96 LITERATURVERZEICHNIS... 102 8