TRANSPORT UND LOGISTIK USA
USA (Juni 2015) US-Verkehrsinfrastruktur stößt zunehmend an ihre Grenzen Washington D.C. (gtai) - Der Zustand der nationalen Verkehrsinfrastruktur hat für die Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft eine zentrale Bedeutung. Aufgrund langjähriger Unterinvestitionen machen sich jedoch in vielen Bereichen Substanzverluste bemerkbar. Zwar besteht im Land ein weitreichender Konsens, dass dringend gegengesteuert werden muss. Wegen der damit verbundenen Finanzierungsfragen fällt es indes schwer, die notwendigen politischen Mehrheiten zu organisieren. Wegen des wirtschaftlichen Wachstums und der weiter zunehmenden Bevölkerung steigt der Transportbedarf in den USA stetig an. Gemessen in Tonnenmeilen hat das US-Frachtvolumen seit 2004 um durchschnittlich 1,1% pro Jahr zugelegt. Die derzeit guten Konjunkturaussichten und der mögliche Abschluss neuer Freihandelsverträge könnten die Entwicklung der Transportnachfrage in den kommenden Jahren noch weiter beschleunigen. Der Anteil der Transport- und Logistikbranche am US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug 2013 laut dem Council of Supply Chain Management Professionals (CSCMP) 8,2%. Für reine Transportdienste wurden dem CSCMP zufolge rund 852 Mrd. US$ ausgegeben (5,1% des BIP). Mit einem Gesamtwert von 657 Mrd. US$ entfielen die höchsten Ausgaben auf Lkw-Transporte. US-Frachtvolumen nach Transportmodus (in Mrd. Tonnenmeilen, Anteile und Veränderungen in %) Modus 2004 Anteile 2014 Anteile Durchschnittliche Veränd. pro Jahr 2004 bis 2014 Insgesamt 5.619 100,0 6.410 100,0 1,1 Straßen 2.427 43,2 2.735 42,7 1,2 Schienen 1.684 30,0 1.830 28,5 0,3 Pipelines 871 15,5 1.285 20,0 3,8 Wasser 621 11,1 545 8,5-1,4 Luft 16 0,3 15 0,2-3,6 Quellen: U.S. Bureau of Transportation Statistics, The Freedonia Group, Inc. Zunehmende Probleme bereiten der Transport- und Logistikbranche die wachsenden Infrastrukturmängel. Die öffentliche Investitionsbereitschaft im Sektor hat in den letzten Jahrzehnten beständig abgenommen. Wurden in den 60er-Jahren noch durchschnittlich rund 1,9% des US-BIP für landgebundene Verkehrsinfrastrukturen ausgegeben, waren es 2014 nur noch etwa 1,4%. Nach einem Report der Obama-Regierung befinden sich lediglich 35% der US-Straßen in einem guten Zustand. Ein Viertel aller Brücken gilt als reparatur- oder ausbaubedürftig und circa 45% der Einwohner haben keinen Zugang zu öffentlichen Massenverkehrssystemen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
USA (Juni 2015) Die ohnehin schon bestehenden Infrastrukturdefizite könnten sich kurz- bis mittelfristig noch verstärken. Ein Ende der derzeitigen Stop-and-Go-Politik bei der Finanzierung wichtiger staatlicher Verkehrssektorprogramme war Mitte 2015 noch nicht abzusehen. Bei größeren öffentlichen Bauvorhaben in diesem Bereich muss daher weiterhin mit Finanzierungsengpässen und Planungsunsicherheiten gerechnet werden (siehe zu diesem Thema auch www.gtai.de/gtai/navigation/de/ Trade/Maerkte/suche,t=finanzierung-des-us-highway-trust-funds-steht-weiter-auf-wackeligenfuessen,did=1262184.html) In internationalen Standortvergleichen belegen die USA im Bereich Infrastruktur schon lange keine Spitzenplätze mehr. Organisationen wie die U.S. Chamber of Commerce oder die American Society of Civil Engineers (ASCE) weisen wiederholt auf die volkswirtschaftlichen Folgekosten hin. Einstufung der globalen Wettbewerbsfähigkeit der USA im Bereich Infrastruktur nach dem Global Competitiveness Index 2014 bis 2015 (Rang unter insgesamt 144 Ländern) Qualität der Infrastruktur nach Bereich USA Deutschland Gesamtinfrastruktur *) 16 11 Straßensysteme 16 13 Schienensysteme 15 8 Hafeninfrastruktur 12 14 Luftfahrt/Flughäfen 9 13 *) inklusive Energie, Telekommunikation etc. Quelle: World Economic Forum, Global Competitiveness Report 2014/2015 Logistikzentren und Ausbau Der Löwenanteil des derzeitigen US-Frachtaufkommens wird über Straßen abgewickelt. In weiten Teilen des Landes kommt ihnen wegen der fehlenden Transportalternativen eine entscheidende Bedeutung zu. Verschiedene Faktoren erschweren jedoch den Speditionen das Geschäft und bedrohen das Funktionieren der Lieferketten. Neben dem stark gestiegenen Verkehrsaufkommen und wachsenden Straßen- und Brückenschäden spielen hier auch erhöhte Anforderungen an die Transportsicherheit und eine Knappheit qualifizierter Lkw-Fahrer eine Rolle. Weiter im Trend liegt in den USA der intermodale Warentransport. Dies kommt unter anderem den privaten Frachteisenbahnen zugute, die in den vergangenen Jahren verstärkt in entsprechende Strukturen und Ausrüstungen investiert haben. Der Großteil der Containerimporte aus Asien gelangt auf dem Seeweg über die Westküste auf den nordamerikanischen Markt. Von dort werden diese vielfach über die Schiene in die Distributions- und Konsumzentren des Landes weitertransportiert. Die US-Frachtbahnen zeigten sich zuletzt in guter wirtschaftlicher Verfassung (siehe dazu auch www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte/suche,t=usfrachteisenbahnen-planenrekordinvestitionen,did=1188826.html). Das bis vor Kurzem noch florierende Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie hat allerdings wegen des starken Energiepreisverfalls einen empfindlichen Dämpfer erhalten. 2 Transport und Logistik
Der Warenumschlag der US-amerikanischen Häfen erreichte 2014 einen neuen historischen Höchstwert. Neben dem langjährigen Wirtschaftsaufschwung war dafür der steigende Außenhandel verantwortlich, der in den kommenden Jahren noch weiter zulegen dürfte. Viele US-Häfen wollen verstärkt in den Ausbau ihrer Kapazitäten investieren. Ein weiterer Grund dafür ist die bevorstehende Erweiterung des Panamakanals, die vor allem für die Häfen im Süden und Osten des Landes wachsende Geschäftschancen mit sich bringen wird. Ab dem Frühjahr 2016 sollen Frachter mit bis zu 13.000 Standardcontainern (TEU) den Kanal passieren können (bisher maximal 5.000 TEU). Zur Abfertigung dieser Megaschiffe müssen Kanäle und Hafenbecken vertieft sowie neue größere Dockanlagen und Ausrüstungen bereitgestellt werden. Rangliste der umschlagsstärksten US-Containerhäfen (Containerverkehr in TEU, Veränderung in %) *) Hafen, Bundesstaat Containerverkehr 2013 Containerverkehr 2014 Veränderung 2014/2013 Los Angeles, Kalifornien 7.869 8.340 6,0 Long Beach, Kalifornien 6.731 6.821 1,3 New York, New Jersey 5.467 5.772 5,6 Seattle/Tacoma Alliance, 3.462 3.456-0,2 Washington Savannah, Georgia 3.034 3.346 10,3 Oakland, Kalifornien 2.347 2.394 2,0 Norfolk, Virginia 2.224 2.393 7,6 Houston, Texas 1.950 1.951 0,1 Charleston, South Carolina 1.601 1.792 11,9 San Juan, Puerto Rico 1.270 1.320 3,9 *) Binnenhandel sowie Import und Export von Standardcontainern (TEU) Quelle: American Association of Port Authorities (AAPA) Weitere umfassende Hafeninvestitionen sind mit dem Bau neuer Exportterminals für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas - LNG) verbunden. Prognosen zufolge werden bis 2020 etwa zehn solcher Anlagen, die jeweils mehrere Milliarden US-Dollar kosten, in Betrieb gehen (siehe zu diesem Thema auch www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/recht-zoll/zoll/freihandelsabkommen, t=potenziale-fuer-usenergielieferungen-nach-europa-bleiben-vorerst-begrenzt,did=1194364.html). Der Ausbau der US-Häfen zieht zudem weitere Infrastrukturprojekte im Innern des Landes nach sich (siehe www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte/suche,t=ushaefen-benoetigen-investitionsschub,did=1264682.html?channel=alert_channel_gtai_1). So müssen auch die Straßen-, Schienen- und Binnenschifffahrtsanbindungen der Häfen erweitert werden. Die Logistikzentren im Süden und Südosten der USA dürften dadurch weiter an Bedeutung gewinnen. Der Luftfrachtverkehr hat sich in den USA in den letzten Jahren eher durchwachsen entwickelt. 2014 legten die Lufttransporte in Tonnenmeilen allerdings wieder um 3,4% gegenüber dem Vorjahr zu. Die weltgrößte Wirtschaftsnation verfügt über zahlreiche Frachtflughäfen von internationalem Rang. Laut dem Airports Council International zählten 2014 gleich sieben US-Vertreter zu den 20 umschlagstärksten Frachtflughäfen der Welt. Zudem gehörten mit Atlanta (Platz 1), Los Angeles (5), Chicago (7) und Dallas/Fort Worth (9) auch vier US-Airports zu den zehn nach Passagierzahlen größten Flughäfen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
USA (Juni 2015) Umschlagsstärkste US-Flughäfen nach Frachtvolumen (Summe der Auf- und Abladungen in 1.000 metrischen Tonnen, Veränderungen in %) *) Weltrang Flughafen, Bundesstaat Frachtvolumen 2014 Veränderung 2014/2013 2 Memphis International, Tennessee 4.259 2,9 5 Ted Stevens Anchorage International, 2.493 3,0 Alaska 7 Louisville International, Kentucky 2.293 3,5 12 Miami International, Florida 1.999 2,8 15 Los Angeles International, Kalifornien 1.816 3,7 19 Chicago O Hare International, Illinois 1.378 12,1 20 New York JFK, New York 1.304 0,6 *) vorläufige Daten Quelle: Airports Council International (ACI), März 2015 Auf dem sehr wettbewerbsintensiven US-Transport- und Logistikmarkt finden sich alle führenden internationalen Dienstleistungsanbieter. Prominente Akteure aus Deutschland sind unter anderem DB Schenker sowie Deutsche Post DHL. Wichtige Logistikunternehmen in den USA (Umsatz in Mio. US$) Anbieter, Sitz Nettoumsatz 2014 Internetadresse in Nordamerika *) UPS Supply Chain Solutions, 3.030 www.ups-scs.com Alpharetta, Georgia J.B. Hunt Transport Services, Lowell, 2.605 www.jbhunt.com Arkansas Ryder Supply Chain Solutions, Miami, 2.157 www.ryderscs.com Florida C.H. Robinson Worldwide, 2.131 www.chrobinson.com Eden Prairie, Minnesota Expeditors International of 1.981 www.expeditors.com Washington, Washington Exel (Deutsche Post DHL), Westerville, 1.815 www.exel.com Ohio Ceva Logistics, Texas 1.715 www.cevalogistics.com AmeriCold, Atlanta, Georgia 1.696 www.americold.com UTi Worldwide, Kalifornien 1.548 www.go2uti.com FedEx Crop., Tennessee 1.465 www.fedex.com Schneider, Wisconsin 1.429 www.schneiderlogistics.com *) zum Teil Schätzungen Hinweis: siehe http://progressive.playstream.com/truckline/progressive/log50/2015top50.pdf für Informationen zu den Kunden und den angebotenen Dienstleistungen der Firmen Quelle: Transport Topics 2015 - Top 50 Logistics Companies 4 Transport und Logistik
Lieferbedingungen, Transportversicherung In den Kaufverträgen wird vereinbart, nach welchen Lieferbedingungen der Warenverkehr zwischen Verkäufer und Käufer abgewickelt werden soll. Wenn dies nicht individuell im Kaufvertrag festgelegt ist, einigen sich die Vertragspartner auf handelsübliche Lieferklauseln wie die INCO- TERMS. Die vollständige deutschsprachige Fassung der INCOTERMS wird von der International Chamber of Commerce (ICC) in Deutschland herausgegeben (www.icc-deutschland.de). Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV bietet ein Transport-Informations- Serviceportal unter der Internetadresse www.tis-gdv.de mit zahlreichen Informationen und Links zum Thema Transportversicherungen. Da etwa 80 bis 90% des Außenhandels von internationalen Logistikfirmen abgewickelt werden, arbeiten diese mit den Transportversicherungen zusammen, mit denen sie ohnehin weltweit kooperieren. Um Waren auf US-Straßen transportieren zu dürfen, müssen die Spediteure die Regularien der Federal Motor Carrier Safety Administration (FMCSA) des U.S. Department of Transportation erfüllen. Diese können auf den Internetseiten der Behörde (www.fmcsa.dot.gov) eingesehen werden. Eine Übersicht zu gebührenpflichtigen Straßen, Brücken, Tunneln und Fähren findet sich auf der Website des Office of Highway Policy Information (www.fhwa.dot.gov/policyinformation/tollpage). Kontaktanschriften Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. (GDV) Wilhelmstraße 43/43G, 10117 Berlin Tel.: 030/20 20-50 00, Fax: -60 00 E-Mail: berlin@gdv.de, Internet: www.gdv.de Deutscher Speditions- und Logistikverband e.v. (DSLV) Weberstraße 77, 53113 Bonn Tel.: 0228/914 40-52, Fax: -58 E-Mail: info@dslv.spediteure.de, Internet: http://dslv.org Auflistung führender US-Versicherungsgesellschaften Internet: www.relbanks.com/top-insurance-companies/usa U.S. Department of Transportation (DOT) Internet: www.dot.gov Informationen und Links zum Frachtverkehr in den USA Internet: www.freight.dot.gov Bureau of Transportation Statistics Internet: www.rita.dot.gov/bts Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
USA (Juni 2015) American Society of Civil Engineers (ASCE) Internet: www.asce.org American Trucking Association Internet: www.trucking.org Association of American Railroads (AAR) Internet: www.aar.org American Association of Port Authorities (AAPA) Internet: www.aapa-ports.org Airlines of America (A4A) Internet: www.airlines.org Intermodal Association of North America Internet: www.intermodal.org 6 Transport und Logistik
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Martin Wiekert, Washington D.C. Redaktion/Ansprechpartner: Robert Matschoß, Tel.: +49 (0)228/24993-244, E-Mail: robert.matschoss@gtai.de Redaktionsschluss: Juni 2015 Bestell-Nr.: 20191 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.