Evolutionspsychologische Emotionstheorien I: Grundlagen

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Transkript:

Evolutionspsychologische Emotionstheorien I: Grundlagen 2. Vererbung 3. natürliche Patricia Buggisch Justus-Liebig-Universität Gießen 2006 2. Vererbung 3. natürliche Einleitung - Biologische Evolution ist der Vorgang der Entstehung neuer Formen von Lebewesen aus früheren Formen - 19. Jahrhundert - zwei Evolutionstheorien Lamarck Darwin 2. Vererbung 3. natürliche 1

Jean-Baptiste de Lamarck (1744-1829) Vererbung - Organismen besitzen die Fähigkeit sich Umweltveränderungen durch Verhaltensänderungen anzupassen - erworbene Eigenschaften (Veränderungen der Lebewesen) werden an die Nach-kommen vererbt dadurch bessere Anpassung an ihre Umwelt Vererbung - zentrale Annahme der Lamarck'schen Evolutionstheorie: FALSCH! - vererbt werden können nur Eigenschaften, die auf Veränderungen der Gene beruhen und im Laufe des Lebens erworbene Merkmale finden keinen Niederschlag in den Genen Charles Robert Darwin (1809-1882) 2. Vererbung 3. natürliche 2

- Hauptmechanismus bei Darwin war das Prinzip der natürlichen oder spontane Variation -Bsp.: Züchter Schaf Schaf mit großen Wollertrag bewusst herbeigeführte von Exemplaren zum Zweck der Fortpflanzung - Darwin nahm nun an, dass nicht Züchter sondern die Natur (Umwelt bzw. Umweltveränderungen) als Selektor fungiert - Individuen, die sich besser anpassen können gelingt es eher sich fortzupflanzen - Drei einfach zu verifizierenden Beobachtungen (1) unterschiedliche Genotypen (2) Anzahl der Nachkommen ist größer als nötig (3) Größe der Population ist dennoch typischerweise über Generationen hinweg relativ konstant - aus Beobachtung (2) und (3) nahe liegender Schluss höhere (Darwin sche) Fitness nachfolgende Generation ist besser angepasst als die hervorgehende - Entstehung einer neuen Art, die zunehmend besser an die Umwelt angepasst ist und somit ihre Fitness ansteigt - Natürliche kann nicht erklären, wie Artmerkmale ursprünglich entstanden sind d.h. sie bringt keine neuen Artmerkmale hervor - sie geht davon aus, dass bestimmte Merkmale bereits vorhanden sind - die Evolution, aufgrund natürlicher, umfasst in jeder Generation einen zweistufigen Prozess 1. Schritt: es entstehen Individuen mit unterschiedlichen Genotypen 2. Schritt: eigentliche 3

Industrielle Melanismus Industrielle Melanismus - es gab damals fast nur hell gefärbte Birkenspanner - 1848: dunkel gefärbtes Exemplar gefunden - etwa 50 Jahre später: industrielle Revolution: mehr als 95 % dunkle Birkenspanner - ländliche Bezirke ohne Verschmutzung nur selten oder gar keine dunklen Exemplare Industrielle Melanismus - Birkenspanner, die das Merkmal der Dunkelfärbung geerbt hatten, hatten in stark verschmutzten Gebieten eine erhöhte und in ländlichen Gebieten eine verringerte Fitness - in stark verschmutzten Gebieten überlebten mehr, somit konnten diese mehr Nachkommen zeugen (mit den selben Genen) - Aussterben der hellen Birkenspanner 2. Vererbung 3. natürliche Zum Begriff der biologischen Zum Begriff der biologischen - Fragen nach dem Zweck oder der des Merkmals eines Lebewesens hat nur dann einen Sinn, wenn man voraussetzt, dass das Lebewesen von einer zwecksetzenden Instanz (Gott) entworfen worden ist - diese Schöpfungstheorie in Biologie spätestens seit Darwin abgelehnt, an ihre Stelle - Fragen nach der biologischen lassen sich nicht nur für Emotionen allgemein stellen, sondern für jeden einzelnen Emotionstyp (Freude, Furcht, Mitleid, Ärger, Stolz usw.); ebenso wie für die verschiedenen Aspekte von Emotionen - unterschiedliche Emotionen (en) tragen durch unterschiedliche unmittelbare Auswirkungen zur Steigerung der Fitness bei 4

Zum Begriff der biologischen - da nicht jedes ererbte Merkmal eines Lebewesens durch entstanden ist, hat auch nicht jedes ererbte Merkmal eine - Evolutionspsychologisch orientierte Emotionstheoretiker müssen annehmen, dass Emotionen des Menschen zu Grunde liegenden ererbten Mechanismen in der ursprünglichen Umwelt der Lebewesen adaptiv waren 2. Vererbung 3. natürliche Die ultimative von Emotionen: die Erhöhung der inklusiven Fitness Die ultimative von Emotionen: die Erhöhung der inklusiven Fitness - seit Hamilton (britischer Zoologen) wird jedoch als letztendliche Ursache für die Entstehung von biologischen Merkmalen die Erhöhung der so genannten inklusiven Fitness oder Gesamtfitness - Hamilton postulierte, erhöht nicht individuelle Fitness, sondern inklusive Fitness - wichtige Korrektur der Darwin schen Theorie angesehen Quellen Danke für eure Aufmerksamkeit - Meyer et al.: Einführung in die Emotionspsychologie Band II Kap.1: Evolutionspsychologische Emotionstheorien. Hans Huber Verlag, Bern, 3 rd edition, 2003 5