Deutscher Ethikrat - Anhörung zum Thema Inzestverbot Humangenetische Aspekte. Prof. Dr. med. Markus Nöthen Institut für Humangenetik
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- Artur Engel
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1 Deutscher Ethikrat - Anhörung zum Thema Inzestverbot Humangenetische Aspekte Prof. Dr. med. Markus Nöthen Institut für Humangenetik
2 Verwandtschaftskoeffizient / Inzuchtkoeffizient Autosomal-rezessive Vererbung Erkrankungsrisiken für Kinder aus Inzestbeziehungen Auswirkungen auf die Häufigkeit von Krankheiten in der Population Erkrankungsrisiken bei familiär bedingten genetischen Krankheiten / Chromosomenstörungen Kann ein Risiko für Inzestpaare mittels Heterozygotenuntersuchung völlig vermieden werden? Zusammenfassung Seite 2
3 Verwandtschaftskoeffizient/ Inzuchtkoeffizient Verwandtschaftskoeffizient Inzuchtkoeffizient Anteil gemeinsamen genetischen Materials zwischen Verwandten Anteil des genetischen Materials, welches bei Nachkommen durch die Verwandtschaft der Eltern bedingt homozygot vorliegt. Verwandtschaftsgrad Verwandtschaftskoeffizient Inzuchtkoeffizient erstgradig (Inzest) 1/2 1/4 zweitgradig 1/4 1/8 drittgradig 1/8 1/16 Seite 3
4 Autosomal-rezessive Vererbung Seite 4
5 Autosomal-rezessive Anlagen Outbred Population Seite 5
6 Autosomal-rezessive Anlagen Inzestsituation Seite 6
7 Erkrankungsrisiken für Kinder aus Inzestbeziehungen Anzahl untersuchter Nachkommen Follow-up (Jahre) Autosomalrezessive Krankheiten Fehlbildungen/ plötzl. Kindstod Unspezifische schwere Intelligenzminderung Andere Störungen Keine Auffälligkeiten 213 0, ,7% 16,0% 11,7% 14,6% 46% Zusammenfassung der Studien Adams & Neel 1967, Carter 1969, Seemanová 1971, Baird & McGillivray 1982 (nach Bittles 2010) Einschränkung: keine populationsbasierte, systematische Erfassung der Familien; bei den Eltern ist von erhöhten Raten somatischer oder psychischer Störungen auszugehen. Seite 7
8 Auswirkungen auf die Häufigkeit von Krankheiten in der Population Obwohl epidemiologisch fundierte Zahlen fehlen, kann man davon ausgehen, dass Kinder aus Inzestbeziehungen nur einen verschwindend kleinen Teil der Kinder in der westeuropäischen Population ausmachen Ein möglicher Effekt auf die Volksgesundheit muss als geringfügig angesehen. Wenn mit einer autosomal-rezessiven Krankheit eine verringerte reproduktive Fitness einhergeht, führt Konsanguinität zu einem schnelleren Absinken der Häufigkeit von Krankheitsallelen in der Population. Seite 8
9 Auswirkungen auf die Häufigkeit von Krankheiten in der Population Obwohl epidemiologisch fundierte Zahlen fehlen, kann man davon ausgehen, dass Kinder aus Inzestbeziehungen nur einen verschwindend kleinen Teil der Kinder in der westeuropäischen Population ausmachen Ein möglicher Effekt auf die Volksgesundheit muss als geringfügig angesehen. Wenn mit einer autosomal-rezessiven Krankheit eine verringerte reproduktive Fitness einhergeht, führt Konsanguinität zu einem schnelleren Absinken der Häufigkeit von Krankheitsallelen in der Population. Seite 9
10 Erkrankungsrisiken bei familiär bedingten genetischen Krankheiten / Chromosomenstörungen autosomal-rezessiv (beide Eltern heterozygote Anlageträger) Erkrankungsrisiko Kind 25% autosomal-dominant 50% X-chromosomal rezessiv (Mutter heterozygote Anlageträgerin) 50% der Söhne balancierte Translokation 0-100% Seite 10
11 Kann ein Risiko für Inzestpaare mittels Heterozygotenuntersuchung völlig vermieden werden? Nur ein Teil des Risikos ergibt sich bei Inzestpaaren aus der Heterozygotie für klar definierte autosomal-rezessive Krankheiten und ist damit im Prinzip durch Heterozygotenscreening erfassbar, z.b. durch Sequenzierung der bekannten zu autosomal-rezessiven Krankheiten führenden Gene. Weitere Effekte sind auf Homozygotie von Dispositionsallelen multifaktoriell verursachter Krankheiten zurückgehen Vergrößerung der phänotypischen Varianz (erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer größeren Zahl von Dispositionsallelen in einem Kind) Rezessive Effekte bei multifaktoriellen Krankheiten Seite 11
12 Zusammenfassung Aus der elterlichen Inzestsituation resultiert für Kinder ein stark erhöhtes Krankheitsrisiko. Die Höhe des Risikos liegt im Spektrum der Risiken für familiär bedingte genetische Krankheiten / Chromosomenstörungen Wegen der Seltenheit von Inzest sind die Auswirkungen durch erkrankte Kinder auf die Gesundheit der Bevölkerung geringfügig. Bei autosomal-rezessiver Vererbung mit verringerter reproduktiver Fitness der Betroffenen, kommt es zu einem schnelleren Absinken der Häufigkeit von Krankheitsallelen in der Population. Durch systematische Untersuchungen auf Heterozygotie für autosomal-rezessive Krankheiten könnte ein Teil der Krankheitsrisiken für Kinder festgestellt werden, mit der sich daraus ergebenden Option einer spezifischen pränatalen Diagnostik. Es verbleiben erhöhte Risiken für bisher nicht bekannte rezessive Krankheiten bzw. komplex vererbte (z.b. multifaktorielle) Krankheiten. Seite 12
auf den Lösungsbogen.
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