Ökologische Pferdehaltung: Schlagwort oder Notwendigkeit? Von Ingolf Bender

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Transkript:

Ökologische Pferdehaltung: Schlagwort oder Notwendigkeit? Von Ingolf Bender Nachdenkliche Pferdehalter bemühen sich, ihren Vierbeinern ökologisch sinnvolle Lebensgrundlagen zu bieten. Dass dies nicht Selbstzweck ist, beweisen ein gesundes Umfeld sowie gesteigerte Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der so gehaltenen Vierbeiner. Ingolf Bender, Biologe, Sachbuchautor und Pferdepraktiker mit eigenem Grünlandhof, erläutert Grundlagen und gibt Tipps zu ökologischen Haltungspraktiken. Dort wo Heuschrecken im Juni/Juli ihr Konzert veranstalten, da dürfte es mit der ökologischen Bewirtschaftung und der Artenvielfalt von Flora und Fauna sehr gut aussehen. Ökologisch besonders wertvoll weil artenreich sind sog. Kräuter-Grasweiden wie abgebildet. Ökologie die Grundlagen Der Begriff Ökologie ist für manche Zeitgenossen heutzutage zum beliebten, aber verständlicherweise oftmals auch zum unbeliebten Schlagwort, ja geradezu zum weltanschaulichen Kampfwort geworden. Weil diese Bezeichnung politisch ziemlich abgewetzt und überstrapaziert wird, mag mancher sie verständlicherweise nicht mehr hören. Zudem scheint bei einigen Zeitgenossen, die dieses Wort ständig benutzen, selten bekannt zu sein, was darunter zu verstehen ist. Nicht selten wird dieser Komplex missbräuchlich auch zur Disziplinierung genutzt. Es heißt dann manchmal einfach ohne weitere Begründung: Aus ökologischen Gründen muss... Gerade Pferdehalter sind vielerorts schon sehr unangenehmen Anwürfen von selbsternannten Umweltschützern und auch von nicht sehr kundigen Behörden ausgesetzt gewesen. Um denkbaren, häufig aber unberechtigten Anwürfen 1

begegnen zu können, ist es sinnvoll, die eigenen Haltungspraktiken einmal zu analysieren und evtl. auch zu ändern. Was also bedeutet dieser Begriff überhaupt und was hat er mit Pferdehaltung zu tun? Ökologie als Teilgebiet der Biologie ist die Lehre von den Beziehungen der pflanzlichen und tierischen Lebewesen zueinander und von den Wechselwirkungen der Lebewesen mit der unbelebten Umwelt. Das sind beispielsweise der Weideboden, die Witterungsverhältnisse, das Oberflächen- und Grundwasser. Dabei ist Ökologie oder besser das ökologische Wirtschaften oder Verhalten keinesfalls eine moderne Erfindung gesellschaftlicher Gruppen, wie der Ökologiebewegung, sondern es ist seit früher historischer Zeit als bewusste oder unbewusste Erfahrungsleitlinie insbesondere für landwirtschaftliches Wirtschaften und Handeln sowie teils auch für die Tierhaltung maßgeblich und notwendig gewesen. Insofern ist Ökologie auch ein starkes Element konservativer (=auf Erhalten gerichteter) Weltanschauung und kein moderner Kram. Vernachlässigte Flächen degenerieren zu ökologisch und fütterungsmäßig ziemlich wertlosen Arealen. Als rein historische Beispiele mögen die mittelalterliche Hütebeweidung auf Grünland- Freiflächen und im Wald sowie die sog. Dreifelderwirtschaft des 19. Jahrhunderts dienen, die dem Boden turnusmäßig lange Regenerierungspausen zum Ansammeln natürlicher Dünge -Nährstoffe gönnte. Erst durch ein Übermaß an Mineraldünger, durch schwere Maschinen, extremen Produktionsdruck, Massentierhaltung und entsprechende Konsumwünsche der Massengesellschaft wurde unökologisches Wirtschaften jahrzehntelang salonfähig. Man muss fairerweise für den Landwirtschaftsbereich hinzufügen: Teils war dieser Trend für Landwirte zunächst sogar überlebenswichtig, sie hatten keine andere Wahl. Weder ökologisch richtig noch pferdegerecht ist a) zu großer Besatz auf kleinen Flächen und b) das Liegenlassen des Kots. 2

Unökologisches Wirtschaften oder Verhalten heißt in summa nichts anderes, als dass man die natürlichen Beziehungen und Wechselwirkungen zur Umwelt gravierend (teils irreparabel) aus Unkenntnis oder im schlimmsten Fall gar vorsätzlich stört und/oder das Gefüge total zerstört. Völlig abzulehnen ist es, Pferdeweiden mit Frischmist zu düngen. Das führt neben Parasitenverseuchung für mindestens zwei Jahre auch zu geschmacklichen Veränderungen durch sog. Ekelstoffe. Dort weidende Pferde werden - mangels anderer Möglichkeiten - quasi gezwungen, für sie extrem unattraktives Futter aufzunehmen. Bei allem ist aber zu berücksichtigen, dass die reine Lehre als Maßstab arg realtätsfern ist. Schließlich sind Menschen und ihre Haustiere, wie zum Beispiel Pferde, Teil des Umweltkomplexes mit den sich dadurch zwangsweise ergebenden Kompromissen. Insofern kann Maßstab für unser Handeln und Richtschnur für unsere Haltungsmaximen nur die Real- Ökologie sein und nicht die Ideal-Ökologie irgend-welcher Utopisten. Geschichte Was nun Pferde angeht, so sind diese bis in die 1960er Jahre vorwiegend als landwirtschaftliche Nutztiere in Teilbereichen der Versorgung, abgesehen von Extremfällen, durchaus auf ökologischer Grundlage gehalten worden. Dies deshalb, weil der Profi-Landwirt besonders im Fütterungsbereich wusste, dass er bestimmte artgemäße Ansprüche, z. B. hohen Rohfaser-, Wirkstoff- und Mineralienbedarf, nur mit erstklassigen Naturprodukten erfüllen konnte. Andererseits war beispielsweise die verbreitete nächtliche Ständeraufstallung keineswegs eine ökologisch sinnvolle Haltungspraktik, wenngleich sie angesichts hoher Tagesbewegungsleistungen der Pferde zwar nicht artgerecht, aber immerhin erklärbar und aus damaliger Sicht tolerabel war. Voraussetzungen Ökologische Pferdehaltung kann man sprachlich etwas griffiger ausgedrückt einfach auch als art- und umweltgerechte Haltung definieren. Es sind im Wesentlichen zwei Hauptfaktoren maßgeblich, an denen man erkennt, ob die Voraussetzungen erfüllt sind. Hauptfaktoren sind 3

einerseits das Pferd selbst mit seiner arttypischen Beziehung zu Artgenossen und zum Menschen, andererseits das Pferd in seiner Haltungsumwelt. Es ist aber nicht möglich, sozusagen enumerativ, als Handlungsanweisung einen vollständigen Katalog aufzulisten mit Einzelheiten, die bestimmen, was denn nun alles haltungsmäßig ökologisch richtig ist. Denn die Anforderung ökologisch ist auch abhängig von der individuellen Umgebung, den Nutzungs- und Haltungsumständen. Man kann letztlich nur negativ definieren, dass nachhaltige und nicht genetisch bedingte Störungen beim Pferd selbst, wie Verhaltensauffälligkeiten und körperliche Krankheiten, oder in seiner Haltungsumwelt, zum Beispiel vermatschte Weidefläche, tendenziell immer auf eine unökologische Haltungsgrundlage hinweisen. Siehe bitte hierzu die Tabelle mit Beispiele im folgenden Dokument. Ökologisch falsch ist es, Weiden im "Naturzustand" zu belassen, d. h., nicht zu düngen. Denn dies führt zu einer gravierenden Artenverschiebung durch die Selektion der grasenden Pferde. Es wächst dann auf Dauer nur noch anspruchslose Vegetation ohne sinnvollen Ernährungswert. Neben Kompostdüngung sollte deshalb jährlich auch (maßvoll) die chemische Düngung eingesetzt werden. Mindestens aber ist - zusätzlich zur Kompostdüngung - jährliche Kalkung erforderlich. Am besten ist (auch bei Kompost-Grunddüngung) als chemischer Zusatz im Frühjahr ein Dünge-Gemisch aus jeweils einem Viertel a) Kalkstickstoff, b) Volldünger, c) Stickstoffdünger (z. B. Kalkammonsalpeter) und d) Kalkgranulat. Etwa 50 bis 100 kg je Morgen (2.500 qm) sind als Mengen-Faustzahl anzusetzen. Bei kleinen Flächen nimmt man einen Streuer, den man an einen Rasentraktor anhängt (siehe auch Foto Seite 9). Düngung Pferdeweiden sollten ökologisch verträglich bewirtschaftet werden. Das bedeutet nicht wie manche Ökofreaks es, sicher wohl meinend, verstehen gänzlich ohne Dünger, sondern es muss der Nutzung und dem Boden entsprechend gedüngt werden. Nährstoffentzüge des Bodens durch abgefressene oder abgeerntete Pflanzen sind zu ersetzen, denn sonst verarmt der Boden, die Artenvielfalt nimmt ab. Düngung geschieht zur natürlichen Fruchtbarkeits- und Bodenbelebung am besten mit organischem Dünger, z. B. Reifkompost oder geringgradig mit Biogülle. Diese Dünger sind keine direkte Nährlösung für die Pflanzenwurzel, so wie es Mineraldüngemittel aus dem Sack sind, sondern Nährstoffträger, die zuerst einmal das Bodenleben ernähren, wodurch sich für die Pflanzen daraus im Boden verfügbare Nährstoffe biologisch viel besser erschließen. Die Pflanzen sind schmackhafter und weniger wasserhaltig. Umweltverträgliche 4

Mineraldüngerdosierung aus dem Sack kann zwar die natürliche Methode der Kompostdüngung niemals ersetzen, ist dennoch aber vereinbar mit einer ökologischen Pferdehaltung, wenn der Boden-Nährstoffhaushalt ausgeglichen ist und kein Drauflosdüngen stattfindet. Bodenproben geben die besten Hinweise auf den Nährstoffzustand des Grünlandes. Immer ist Kalk als Bodendünger zur Regulierung des Säuregrades im Herbst einzusetzen. Dies gilt auch bei Kompostdüngung, z. B. jährlich minimal 25 bs 75 kg Korallalgenkalk je Morgen (= 2.500 qm). Alle Kreuzkrautarten sind mehr oder weniger giftig; vor allem das Jakobskreuzkraut und das raukenblättirge Kreuzkraut sind stark auf dem Vormarsch, weil es fast überall an Autobahnen und Straßenrändern "ungeschoren" aussamen kann und die Samen kilometerweit fliegen. So verbreitet es sich rapide auch auf Nutzflächen. Abgebildet ist das Pflanzen-Stadium vor der Blüte, etwa Mai/Juni. Es ist kein Naturfrevel, wenn man auf Nutzflächen rigoros dagegen vorgeht: Tierschutz geht immer vor. Häufig sind die Stängel beim Kreuzkraut bläulich gefärbt. Aber es gibt auch andere Nutzkräuter, die ebenfalls einen bläulichen Stängel aufweisen. Weidepflege.Zur umweltverträglichen Weidepflege zählen Kotabsammeln, Absammeln von Unrat, häufig bei Weiden an öffentlichen Verkehrsflächen, sowie regelmäßige Reinigungsschnitte, um überständige Kraut- und Queckengräser-Arten einzudämmen und somit die Artenvielfalt und die Schmackhaftigkeit des Entweder per Hand- und Schubkarre oder aber per Traktoranbaugerät lassen sich die Exkremente absammeln Grünfutters zu erhalten. Traktoranbaugeräte sind hierfür erste Wahl, aber auch Balkenmäher und/oder Mulchmäher. Mulch ist gleichzeitig Nahrungsstoff für das Bodenleben, muss aber ziemlich klein gehäckselt werden, da sonst die Grasnarbe stellenweise durch nicht abgesammeltes Langgras arg verfault. Zum Nachsäen eignen sich energiearme Grassorten wie Knaulgras besser als Hochleistungssorten des Weidelgrases. Zur Weidepflege zählt auch das Ausmerzen von Giftpflanzen, wobei insbesondere das stark toxische Greiskraut (Senecio ssp., beispielsweise Jakobskreuzkraut) sich in Norddeutschland und 5

aktuell auch in Süddeutschland in den vergangenen Jahren extrem ausgebreitet hat (siehe Fotos). Solche Pflanzen auszustechen, ist keine unökologische Verhaltensweise, wie es Hardliner gerne propagieren, sondern zählt zu den ökologisch erträglichen und tierschutzrechtlich notwendigen Kulturmaßnahmen. Mechanische Maßnahmen sind immer allen Herbizidanwendungen Am besten werden Kreuzkrautstauden mit dem kompletten(!) Wurzelballen ausgegraben und verbrannt bzw. kompostiert (möglichst in die Mitte der Kompostmiete einbringen, wo die pflanzenschädliche Wärme besonders groß ist). Wichtig: Restwurzeln können - so sie im Boden verbleiben - wieder austreiben. vorzuziehen. Kreuzkrautstaude links in voller Blüte, etwa Mitte Juli bis August je nach Standort. Spätestens jetzt sollten die Pflanzen komplett beseitigt werden, bevor sie aussamen. Mistaufbereitung Pferdemist ist ein sehr nützlicher organischer Dünger. Er darf aber auf Pferdeweiden zur Vermeidung der Parasitenverbreitung und im Hinblick auf Ekelstoffe erst nach aerober Verrottung/Kompostierung (= Humusbildung mit Vernichtung von Parasiten) ausgebracht werden. Setzt sich der Mist überwiegend aus sehr viel Einstreumaterial, u. a. Stroh, Hanf, Späne oder Sand aus dem Paddock, und wenig Exkrementen zusammen, hat es sich bewährt, Schnittgras (Altgras) unterzumischen sowie handelsübliche Rotteförderer 6 Kompostierung des Pferdemistes bedeutet "Umwandlung" in Humus; hier die Kompostmiete des Verfassers, die im Sommer mit Kürbispflanzen bedeckt ist, dadurch nicht austrocknet und zudem optisch "kein Schandfleck" ist.

einzusetzen. Ansonsten besorgen Regen- und Kompostwürmer das Geschäft der Reifkomposterzeugung. Würmer kann man zukaufen oder sie wandern aus dem Erdboden ein. Die Zeitdauer der Kompostierung ist unterschiedlich. Nach einem Jahr kann locker aufgeschichteter im Sommer etwas feucht gehaltener Strohmist bereits gut verrottet sein, während Spänemist mehrere Jahre benötigt. Er liefert eher sauren, torfigen Kompost, dem man beim Ausbringen noch 10 % Korallalgen-Kalk zusetzen sollte. Es empfiehlt sich, Kompostmieten schattig anzulegen, möglichst durch Anpflanzungen vor Austrocknung zu schützen. Sehr gut und preiswert sind schnellwüchsige Holunderbüsche, die man um die Kompostmiete herum anpflanzt. Sie haben auch durch ihre Ausdünstungen Billionen von Kleinstlebewesen, u. a. Regenwürmer, sind im Kompost damit beschäftigt, als sog. Reduzenten und Konsumenten aus dem "Mist" wertvollen biologischen Dünger kostenlos herzustellen. eine gewisse Abwehrwirkung gegenüber Fliegen, was auch als Nachbarschutzbepflanzung vorteilhaft sein kann. Nach Reifung des Kompostes wird dieser bei großen Mengen - wie hier beim Verfasser - per Traktor und Miststreuer verladen und ausgebracht. Bei kleinen Mengen ist Fitness fördernde Handarbeit per Schubkarre angesagt. Diese "Mist-Idylle" ist ökologisch nicht gerade mustergültig, eher ein Schandfleck! Holzschutz Unökologisch sind alle krank machenden Holzschutzmittel auf Teerölbasis oder mit speziellen Lösungsmitteln, weshalb die Verwendung von Bahnschwellen inzwischen verboten wurde. Umweltverträgliche Imprägnierungen sollten am besten mit handelsüblichen Bio-Anstrichen 7

vorgenommen werden. Ansonsten empfiehlt es sich, gleich ab Werk kesseldruckimprägnierte Hölzer zu verwenden, die außer in manchen Wassergewinnungsgebieten durchweg ohne Umweltprobleme einsetzbar sind. Arealgestaltung/Stallbau Zur ökologischen Pferdehaltung zählen auch Bepflanzungsmaßnahmen, z. B. das Pflanzen von Solitärbäumen oder Baumgruppen zum Schattenspenden auf Weiden sowie Hecken als Windschutz. Gleichzeitig dienen Hecken einer Vielzahl von Insekten fördernden Pflanzen und Kleintieren (z. B. Igel und Kröten) als höchst erstrebenswertes Biotop. Für Hecken- /Baumanpflanzungen ist Reifkompost, niemals Frischmist!, ein bewährter Naturdünger, der die Vegetation prächtig gedeihen lässt. Aus Island sind bewachsene Dächer bekannt. Solch ein Grasdach hat enorme Vorteile: Im Sommer ist es im Stall kühl, im Winter weniger frostig kalt! Hecken sind sehr sinnvolle und ökologisch wertvolle Lebensräume, die aber zu Pferdearealen hin stets ausreichend sicher auszuzäunen sind Ökologisch zur Schonung von Arealen und für die Pferde artgerecht ist durchaus auch die zeitweise Stallhaltung, wenn z. B. Einzelpaddocks oder ein Gemeinschaftsauslauf bzw. beides (wie abgebildet) vorhanden sind. 8

Häufig sind ältere Ställe noch mit teils maroden, umweltschädlichen Well-Asbestzement- Plattendächern eingedeckt. Hier ist zu raten, die Dächer aus Umweltschutzgründen und wegen der für Mensch und Tier ungünstigen Auswirkungen entweder zu erneuern und die Platten vorschriftsentsprechend zu entsorgen, oder die Dächer durch Versiegelung zu sanieren. Dabei hat es sich bewährt, auf solche versiegelten Dächer als Schutz und zur evtl. Erzielung von Einnahmen Solaranlagen zu installieren. Man spart so die hohen Entsorgungskosten und eine komplette Dacherneuerung. So schlägt man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe! Bei kleinen Flächen kann Mineraldünger (hier Kalkstickstoff) z. B. per Rasentraktor und angehängtem Streuer (Kosten für den Streuer rund 150 ) ausgebracht werden. Windkraftanlagen gelten zwar als ökologisch sinnvoll, aber in der Nähe von Pferdearealen sind sie erfahrungsgemäß ein gravierender Störfaktor und nicht artgerecht (Stichworte: störende Schlagschatten, Geräusche, Eisbruch im Winter usw.). Buchtipps: Bender/Ritter: Praxishandbuch Pferdegesundheit, Kosmos, 2008 Kosmos Handbuch Pferd; Hrsg. Ingolf Bender, Kosmos, 2007 Text: Ingolf Bender / Fotos: Ingolf Bender töltknoten.de 2011 9