Bericht BA PLUS J.L. Universidad de Salamanca, Praktikum bei TransPerfect in Barcelona 2012/13 In meinem Erfahrungsbericht über das Auslandsjahr in Spanien möchte ich versuchen allen Interessierten einen kleinen Einblick zu geben, auf was sie sich einstellen und vorbereiten müssen und natürlich worauf sie sich freuen können. Denn das schon mal vorab, der Bachelor Plus ist eine tolle Auslandserfahrung und ich kann sie jedem nur empfehlen. Ich habe mich für die zweite Verlaufsvariante des Bachelor Plus entschieden: ein Semester an der Universität in Salamanca und ein dreimonatiges Praktikum bei TransPerfect in Barcelona. Die Wahl der Verlaufsvariante war bei mir recht schnell getroffen. Da ich vorher noch kaum praktische Erfahrungen sammeln konnte, war das Praktikum eine gute Möglichkeit das zu ändern. Salamanca: Mit der Wahl von Salamanca bin ich in jeder Hinsicht zufrieden: Die Unikurse waren sehr hilfreich, die Stadt ist wunderschön und studentisch, wenn auch etwas klein, aber es ist immer etwas los und zu guter letzt ist es auch verhältnismäßig ziemlich günstig dort zu leben. Das Studium, die Uni: Für das Übersetzungsstudium ist die Universität Salamanca eine der besten Spaniens. Ich habe mich während des Semesters dort weiterentwickeln können, was aber auch bedeutet, dass der Arbeitsaufwand recht hoch ist. Insgesamt ist das Studium am Institut für Übersetzen und Dolmetschen etwas verschult, das heißt die meisten Kurse finden in Klassengröße statt in denen Beteiligung erwünscht ist. Für die praxisorientierten Übersetzungskurse macht dies natürlich auch Sinn und vor allem in den Deutsch-Übersetzungskursen kann man sehr viel mitnehmen, da sie häufig weniger als 10 Teilnehmer haben und man kontinuierlich gefordert wird. Für diese Kurse muss man auch in den Stunden nach dem Unterricht recht viel
vorbereiten, da es pro Woche meist ein bis zwei Abgaben gibt, normalerweise Übersetzungen, die zu Hause anzufertigen sind und auf die im Unterricht hingearbeitet wird. Diese werden dann eingesammelt und benotet. Langweiliges Satz-für-Satz-Vorlesen von Übersetzungen habe ich kaum erlebt. Außer mehreren Übersetzungskursen für die Sprachen Spanisch- Deutsch und Spanisch-Englisch, die alle von hoher Qualität waren, habe ich weitere Kurse an der Philologie belegt. Diese waren ebenfalls interessante Vorlesungen zur spanischen Grammatik und der spanischen Sprache. Die Leistungserbringung fand in den meisten meiner Kurse anhand von Klausuren und Abgaben statt. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass wir bei allen Übersetzungsklausuren einen Laptop mit Internetzugang und allen weiteren Hilfsmitteln benutzen durften. Die Stadt und die Wohnungssuche: Neben einer wunderschönen Architektur hat Salamanca vor allem eines zu bieten, und das ist das Flair, das so viele Studenten in eine kleine Stadt bringen. Wer sich also nach einer Großstadt sehnt, ist hier falsch. Die Wohnungssuche in Salamanca ist unkompliziert. Ich würde jedem raten, einfach die ersten Nächte im Hostel zu buchen und dann vor Ort zu schauen. Es gibt ein großes Angebot an WG-Zimmern über das man sich im Internet, bei der Uni-Infostelle oder durch Aushänge in den Straßen erkundigen kann. Bei den meisten Leuten hat die Wohnungssuche 2-4 Tage gedauert. Für mich war es dabei wichtig mit Spaniern zusammenzuleben, da es ansonsten schnell passiert, dass man nur mit Erasmus-Studenten zu tun hat. In der Universität empfand ich es jedoch auch als unproblematisch mit Muttersprachlern Kontakte zu knüpfen, da vor allem die Spanier, die deutsch studieren, an der deutschen Kultur interessiert sind. Wer Lust hat neben dem Studieren auch ein bisschen die Umgebung zu erkunden, ist leider hauptsächlich auf die organisierten Erasmus-Ausflüge angewiesen oder muss selbst ein Auto mieten, da es keine Bus- oder Zugverbindungen in die nahegelegene Natur gibt. Ansonsten kann man in ganz Spanien aber sehr gut und günstig mit dem Bus alle größeren Städte erreichen. Von Salamanca aus empfiehlt es sich vor allem den (als Reiseziel häufig unterschätzten) Norden Spaniens zu erkunden und einen Abstecher ins nahegelegene Portugal zu machen. An sportlichen Freizeitaktivitäten gibt es hauptsächlich Fitnessstudios, aber auch andere Möglichkeiten. Ich war über das Semester zum Beispiel im Badminton Verein.
Flüge: Um nach Salamanca zu kommen, führt der Weg meistens über Madrid. Alternativ gibt es auch einen Flughafen in Valladolid, der aber nicht von so vielen Fluggesellschaften angeflogen wird. Am unkompliziertesten ist es also im Regelfall bis Madrid zu fliegen und von dort dann den Bus zu nehmen. Wenn man das nicht sowieso mit einem Madrid- Aufenthalt verbinden möchte, ist es auf jeden Fall sinnvoll die Express-Variante direkt vom Flughafen nach Salamanca zu wählen. Auch wenn der etwas teurer ist, spart man sich den Stress und das Geld mit der Metro erst noch in die Innenstadt Madrids zu fahren. Barcelona: Dass Barcelona eine beeindruckende und atemberaubende Stadt ist, brauche ich wahrscheinlich gar nicht zu erwähnen. Es gibt so viel zu sehen und zu unternehmen. Die Lage zwischen Meer und Bergen ist außerdem perfekt für alle, die auch mal in die Natur wollen. Das Praktikum, TransPerfect: TransPerfect ist ein amerikanisches Unternehmen, das Sprachdienstleistungen anbietet und Büros auf der ganzen Welt hat. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die sprachlichen Leistungen hauptsächlich vermittelt werden. Das bedeutet, dass dort nicht selbst übersetzt wird, sondern große Übersetzungsprojekte verwaltet werden, die von Freelancern übersetzt werden. Das dreimonatige Praktikum bei TransPerfect war eine hilfreiche Erfahrung, um den Arbeitsalltag in einem großen Unternehmen kennenzulernen. Von Vornherein war mir bewusst, dass ich nicht viel selbst übersetzen würde, da sich die Aufgaben im Projekt- Management befinden. Im Bereich Übersetzen sieht der Arbeitsablauf so aus, dass man ein Projekt bekommt mit Deadline, Budget und allen weiteren Details. Dann sucht man in der unternehmensinternen Datenbank nach passenden Übersetzern und Korrekturlesern, vergibt die Arbeitsaufträge und muss das Ergebnis vor der Abgabe des Projekts dann selbst noch einmal überprüfen. Der Praktikumsalltag sah hauptsächlich so aus, dass ich für den letzten Schritt verantwortlich war, was das Vergleichen von Ausgangs- und Zieltext bedeutete. Häufig sollte dies nur auf das Format hin erfolgen, was nach ein paar Stunden langweilig werden kann. Nebenbei soll man Online-Kurse zur Weiterbildung machen. Diese sind
teilweise sinnvoll, um die Arbeitsabläufe besser verstehen zu können. Außerdem muss man häufiger an kleinen Kursen zur Fortbildung teilnehmen. Die Arbeitssprache ist offiziell zwar Englisch, wenn man möchte, kann man mit den meisten Kollegen aber auch auf Spanisch sprechen, wobei nur etwa die Hälfte der Angestellten Spanier sind. Der Rest setzt sich aus vielen anderen Nationalitäten zusammen. Insgesamt waren alle Mitarbeiter sehr freundlich, jedoch ist das Arbeitsklima durch den enormen Druck, knappe Deadlines und ein hohes Arbeitspensum häufig sehr angespannt. So war es zumindest in meinem Team, und Zeit mal miteinander zu reden gab es kaum. Die Aufgaben und auch der Stressfaktor hängen aber sehr vom Team ab. Andere Praktikanten in anderen Gruppen mit niedrigerem Stresslevel hatten zum Beispiel häufiger die Möglichkeit Projekte selbstständig zu verwalten, während ich dies nur zwei Mal gemacht habe und sonst eher mit Zuarbeiten beschäftigt war. Zu den äußeren Bedingungen ist noch zu erwähnen, dass die Arbeitszeit von 10-19 Uhr geht, was für jemanden, der den deutschen Tagesablauf gewohnt ist, erst einmal gewöhnungsbedürftig ist. Zusätzlich zu dem DAAD Stipendium gab es von der Firma 300 pro Monat als Fahrtkostenerstattung. Insgesamt war es eine gute Erfahrung, um den Arbeitsalltag in einem Großraumbüro kennenzulernen. Wer unter Stress arbeiten kann und möchte und sich eher Richtung Management als Übersetzen orientiert, kann im Unternehmen TransPerfect hilfreiche Erfahrungen sammeln. Wohnungssuche: Die Wohnungssuche in Barcelona hat sich als leichter herausgestellt als erwartet. Ich war bereits einen Monat vor Praktikumsbeginn dort, um ein WG-Zimmer zu suchen. Generell sind die Mieten hier natürlich höher als in einer kleinen Stadt wie Salamanca. Für 400 im Monat findet man aber ein schönes Zimmer. Auf der Seite www.loquo.com kann man sich über die vielen Angebote informieren. Fazit: Die Mischung aus Studium und Praktikum und aus Klein- und Großstadt hat mir sehr gefallen, jedoch habe ich auch gemerkt, dass man eine gewisse Zeit braucht, um sich einzuleben. Im Nachhinein denke ich, dass es auch schön gewesen wäre die komplette Zeit an einem Ort zu verbringen, jedoch kann man das nicht so allgemein sagen und jeder muss es für
sich selbst entscheiden. Für was ihr euch auch entscheidet, nutzt diese Gelegenheit, sie ist unbeschreiblich toll!