1 Sozialpsychiatrie in Stuttgart: Gestern und Heute Rückblick Standortbestimmung - Ausblick Jürgen Armbruster
Dimensionen des psychiatrischen Systems nach Robert Castel 2 die Organisation psychiatrischer Institutionen - die strukturelle Dimension die Erklärungs- und Bedeutungsmodelle der psychiatrischen Wissenschaft die Dimension des psychiatrischen Denkens die Methodik der Behandlung die Dimension des psychiatrischen (Be/Ver)Handelns den Status der Benutzer den Status der Professionellen Robert Castel 1933-2013
Dimensionen des psychiatrischen Systems nach Robert Castel 3 Auflösung bzw. Abbau geschlossener, machtvoller Institutionen Infragestellung einseitigen medizinischen Expertenwissens Relativierung primär medizinischer Behandlungskonzepte veränderte Wahrnehmung von Angehörigen und Betroffenen Statuswandel der ExpertInnen und der Infragestellung ihrer einseitigen Definitions- und Behandlungsmacht.
Von der Anstalt zum System der gemeindepsychiatrischen Hilfen 4
Wurzeln der Gemeindepsychiatrie 5
Institutionen der Gewalt Analyse der Logik der Anstalt 6
Demokratischen Psychiatrie Freiheit heilt 7
Politische Partizipation und soziale Teilhabe 8
Psychiatrie-Enquete von 1975 9 Problemanzeigen Überfüllte und veraltete Kliniken Fehlendes und schlecht ausgebildetes Personal Kaum vorhandene und wohnortferne Nachsorgeangebote Fehlen gemeindenaher ambulanter Hilfen Fehlende Koordination und Kooperation zwischen bestehenden Einrichtungen
Psychiatrie-Enquete von 1975 10 Zentrale Forderungen waren: Realisierung des Prinzips der Gemeindenähe Gleichstellung psychisch und somatisch Kranker Bedarfsgerechte und koordinierte Gestaltung der psychiatrischen Versorgung Zielperspektive Gestaltung personenzentrierter Hilfen Gemeinwesenorientierung Standardversorgungsgebiet Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Psychiatrieplanung Konzipierung eines vernetzten Hilfesystems
Phasen der gemeindepsychiatrischen Organisationsentwicklung 11 Pionierphase Differenzierungsphase Integrationsphase Assoziationsphase
Anlage: Übersichtskarte regionale Gliederung der Sozialpsychiatrischen Dienste in Stuttgart 1982-1986 Gemeindepsychiatrische Zentren (GPZ) SpDi CV SpDi eva SpDi eva 10/2003 12 eva = Evangelische Gesellschaft CV = Caritasverband für Stuttgart GA = Gesundheitsamt, künftig Klinikum Stuttgart
Anlage: Übersichtskarte regionale Gliederung der Sozialpsychiatrischen Dienste Gemeindepsychiatrische Zentren (GPZ) SpDi eva SpDi Klinikum SpDi CV SpDi Klinikum SpDi CV SpDi Klinikum SpDi eva SpDi eva 10/2003 eva = Evangelische Gesellschaft CV = Caritasverband für Stuttgart GA = Gesundheitsamt, künftig Klinikum Stuttgart 13
Differenzierungsphase - vom Sozialpsychiatrischen Dienst zum Gemeindepsychiatrischen Zentrum 14 Beratung und Betreuung Sozialpsychiatrische Dienste Gerontopsychiatrische Dienste Wohnen Ambulant betreutes Wohnen in regionalisierten Sozialpsychiatrischen Wohnverbünden mit integrierten Pflegediensten nach SGB V und XI Bedarfsorientierter Ausbau von stationären Wohnheimen Arbeit und Tagesstruktur Tagesstätten stundenweise Arbeitshilfen Arbeitsangebote der WfbM in den GPZs Behandlung / Pflege / Rehabilitation Sonderpflegedienste Soziotherapie Ergotherapie Institutsambulanzen in Kooperation mit den psych. Kliniken
Übersichtskarte regionale Gliederung der aktuellen gemeindepsychiatrischen Verbundsentwicklung in Stuttgart Gemeindepsychiatrische Zentren (GPZ) GPZ eva BeWo eva GpZ Klinikum Pflege eva GPZ CV BeWo eva Pflege CV BeWo CV GPZ Klinikum GPZ CV GPZ Klinikum GPZ eva BeWo CV BeWo Klinikum GPZ eva Gemeindepsychiatrische Zentren mit Sozialpsychiatrischem Dienst / Betreutem Wohnen und Sonderpflegedienst eva = Evangelische Gesellschaft CV = Caritasverband für Stuttgart Klinikum = Klinikum Stuttgart 15
Assoziationsphase - Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV) 16 Die bislang bestehende Kooperationspraxis zwischen den Trägern der Sozialpsychiatrischen Dienste hat inzwischen im Rahmen des GPV eine vertragliche Grundlage erhalten. Organe des GPV sind: Planungs- und Steuerungsgremium Trägerverbund Hilfeplankonferenz Beschwerdestelle
Assoziationsphase GPZ-Entwicklung orientiert sich an den folgenden Leitzielen: 17 Übernahme der regionalen Versorgungsverpflichtung Sicherung der ambulanten Grundversorgung Gestaltung personenzentrierter Hilfen Bedarfsorientierte Erschließung neuer Bausteine Multiprofessionelle Zusammenarbeit /ambulante Komplexleistungen Möglichkeit der Betreuungskontinuität über die einzelnen Bereiche hinweg Nutzung von Synergieeffekten durch Kooperation Qualitätssicherung und -entwicklung im GPZ Wohnortnähe und Gemeinwesenorientierung Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Entstigmatisierung und gesundheitliche Aufklärung
18 Herausforderungen der Sozialpsychiatrie Auf dem Weg zu den Diensten für seelische Gesundheit im Sozialraum. Erhalt der Netzwerk- und Verbundstrukturen gegen Marktlogik Umfassende Steuerung der Systeme der Behandlung, der Rehabilitation und der sozialen Teilhabe Koordinierte Planung der klinischen und gemeindepsychiatrischen Versorgung: Zukunftskonferenz Schmellbachtal II
Koordinierte Planung der klinischen und gemeindepsychiatrischen Versorgung: 19 Schnittstellenmanagement / Überwindung der Brüche zwischen klinischer und ambulanter Versorgung Betreuungs- und Behandlungskontinuität Umfassende Sektorisierung Ambulant aufsuchende Betreuung und Behandlung /verbindliche Kooperation zwischen PIA und GPZ / Assertive community treatment Flexibilisierung der medizinischen Behandlung - Integrierte Versorgung / Home treatment Soteriaelemente in der klinischen Versorgung
20 Herausforderungen der Sozialpsychiatrie Auf dem Weg zu den Zentren für seelische Gesundheit im Sozialraum. Umfassende Steuerung der Systeme der Behandlung, Rehabilitation und sozialen Teilhabe Stärkung der rehabilitativen Orientierung
Stärkung der rehabilitativen Orientierung 21 Ausbau von Angeboten zur medizinisch-beruflichen Rehabilitation Mobile und ambulante Rehabilitation Supported employment Rehabilitation in den Lebens- und nicht in Sonderwelten Betriebliche Gesundheitsförderung im Bereich der WfbM
22 Herausforderungen der Sozialpsychiatrie Auf dem Weg zu den Zentren für seelische Gesundheit im Sozialraum. Umfassende Steuerung der Systeme der Behandlung, Rehabilitation der sozialen Teilhabe Regionale Pflichtversorgung für die am schwierigsten zu platzierenden Menschen
Regionale Pflichtversorgung für die am schwierigsten zu platzierenden Menschen 23 Flexibilisierung der Hilfen zur sozialen Teilhabe Überwindung der Trennung zwischen ambulanten und stationären Angeboten Überprüfung der externen Pflegeheimunterbringungen AG Pflichtversorgung runder Tisch Systematische Kooperation mit der Wohnungsnotfallhilfe sozialpsychiatrische Angebote im Hilfesystem nach 67
24 Herausforderungen der Sozialpsychiatrie Auf dem Weg zu den Zentren für seelische Gesundheit im Sozialraum. Umfassende Steuerung der Systeme der Behandlung, Rehabilitation sozialen Teilhabe Reduktion von Zwang und Gewalt auf dem Weg zu einer gewaltfreieren Psychiatrie
Haltungen und Methodik 25 Kritische Reflexion der Strategien der pharmakologischen Behandlung Traumasensible Orientierung Interkulturelle Orientierung Systemische Grundorientierung Integration störungsspezifischer Konzepte Alltags- und Sozialraumorientierung - Förderung inklusiver Sozialräume Empowerment und Recoveryorientierung Systematische Entwicklung der Angehörigen- und Nutzerbeteiligung
Forschung, Entwicklung und Evaluation 26 Welches Wissen benötigt die Gemeindepsychiatrie? Versorgungsforschung zu Grundfragen der Gemeindepsychiatrie Nutzerbeteiligung an Forschungsvorhaben Nutzerbefragungen Evaluation und Wirkungsforschung Psychoseseminare / Trialogveranstaltungen Weiterbildung und QM im Verbund Welche Professionalität im Zeitalter der Inklusion?
Teilhabe als Menschenrecht von der Fürsorge zur inklusiven Gesellschaft oder Fürsorge in einer inklusiven Gesellschaft 27 Grundgesetz Art. 3, Abs.3 Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden 1994 Sozialgesetzbuch IX 2001 Behindertengleichstellungsgesetz 2002 Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz 2006 Teilhabeorientierter Behindertenbegriff der WHO (ICF) UN Behindertenrechtskonvention, ratifiziert durch die Bundesrepublik 2009
28 Herausforderungen im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat im Dezember 2006 die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung verabschiedet.
UN-Konvention wird Rechtsnorm 29 Deutschland verpflichtete sich damit zur Ratifikation und Übertragung der Inhalte der Konvention auf deutsches Recht und stellt sich unter die Kontrolle der Vereinten Nationen. Unterzeichnung der Konvention für Deutschland bei den Vereinten Nationen im Dezember 2006 u.a. durch: Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Frau Evers-Meyer und Herrn Thönnes, Staatssekretär Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Vielen Dank für die Geduld und Aufmerksamkeit! 30