Neuere Entwicklungen bei der Eingriffsregelung Vortrag im Rahmen der Tagung Kompensation in Rheinland-Pfalz Wie geht es weiter? am

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Transkript:

Neuere Entwicklungen bei der Eingriffsregelung Vortrag im Rahmen der Tagung Kompensation in Rheinland-Pfalz Wie geht es weiter? am 29.06.2015 an der Fachhochschule Bingen FG Landschaftsentwicklung / Umwelt- und Planungsrecht - Universität Kassel

Gliederung 1 Einführung: Zur Bedeutung der Eingriffsregelung 2 Grundlagen für den zielführenden Umgang mit der Eingriffsregelung 2.1 1 BNatSchG und die Zieldimensionen 2.2 Landschaftsplanung 3 Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung ( 14 Abs. 1 BNatSchG) 4 Ausgleich und Ersatz ( 15 Abs. 2 BNatSchG) 5 Ersatzzahlung ( 15 Abs. 6 BNatSchG) 6 Fazit

Einleitung Einschlägige Forschungsprojekte des Fachgebiets: Methodik der Eingriffsregelung im bundesweiten Vergleich einschließlich gutachterliche Begleitung bei der Erarbeitung einer Bundeskompensationsverordnung und Durchführung eines Planspiels mit den Ländern Nachhaltige Kulturlandschaftsentwicklung durch zukunftsfähige Kompensation Auswahl von aktuellen Vorhaben im weiteren Kontext: Planzeichen für die Landschaftsplanung Projekte mit konkreter Planung oder Beratung für Städte, Kreise und Regionen: z. B. Landschafts- und Freiraumentwicklungskonzept für die Stadt Bad Homburg Projekte mit starkem Bezug zum Schutzgut Landschaft: z. B. Naturverträglicher Ausbau der Windkraft an Land; Nationale Naturlandschaften und erneuerbare Energien; Planerische Leitlinien für die Behandlung des Landschaftsbildes bei Eingriffen 3

Einleitung EingriffsR FFH-VP ArtenschutzR Geoökologische Naturgüter Zielkonkretisierung Grundsätzlich alle wildlebenden Arten Zielkonkretisierung Arten des Anhang II in Natura 2000 / Vogelarten des Anhang I und des Art.. 4 Abs. 2 VSch-RL Arten des Anhangs IV und europäische Vogelarten (z.t. verknüpft mit Lebensraumschutz) Grundsätzlich alle Lebensräume Zielkonkretisierung / ( 30 BNatSchG) Grundsätzlich alle Landschaften Lebensräume des Anhang I in Natura 2000 (z.t. verknüpft mit Artenschutz) Zielkonkretisierung

Einleitung Tatbestand R e c h t s f o l g e n k a s k a d e Eingriff Vermeidung Ausgleich/ Ersatz Abwägung Ersatzzahlung 14 Abs. 1 BNatSchG: Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne dieses Gesetzes sind Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können. 5

Herleitung und Grundverständnis der Zieldimensionen Zweckbestimmung/Zielrahmen in 1 Abs.1 BNatSchG 1 Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege Natur und Landschaft sind aufgrund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maßgabe der nachfolgenden Absätze so zu schützen, dass 1. die biologische Vielfalt 2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts ein-schließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie 3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und soweit erforderlich, die Wiederherstellung von Natur und Landschaft.

Herleitung und Grundverständnis der Zieldimensionen Zielbestimmungen in 1 Abs. 2 BNatSchG: (2) Zur dauerhaften Sicherung der biologischen Vielfalt sind entsprechend dem jeweiligen Gefährdungsgrad insbesondere 1. lebensfähige Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten zu erhalten und der Austausch zwischen den Populationen sowie Wanderungen und Wiederbesiedlungen zu ermöglichen, 2. Gefährdungen von natürlich vorkommenden Ökosystemen, Biotopen und Arten entgegenzuwirken, 3. Lebensgemeinschaften und Biotope mit ihren strukturellen und geografischen Eigenheiten in einer repräsentativen Verteilung zu erhalten; bestimmte Landschaftsteile sollen der natürlichen Dynamik überlassen bleiben.

Herleitung und Grundverständnis der Zieldimensionen Zielbestimmungen in 1 Abs. 3 BNatSchG: (3) Zur dauerhaften Sicherung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes sind insbesondere 1. die räumlich abgrenzbaren Teile seines Wirkungsgefüges im Hinblick auf die prägenden biologischen Funktionen, Stoff- und Energieflüsse sowie landschaftlichen Strukturen zu schützen; Naturgüter, die sich nicht erneuern, sind sparsam und schonend zu nutzen; sich erneuernde Naturgüter dürfen nur so genutzt werden, dass sie auf Dauer zur Verfügung stehen, 2. Böden so zu erhalten, dass sie ihre Funktion im Naturhaushalt erfüllen können; nicht mehr genutzte versiegelte Flächen sind zu renaturieren, oder, soweit eine Entsiegelung nicht möglich oder nicht zumutbar ist, der natürlichen Entwicklung zu überlassen, 3. Meeres- und Binnengewässer vor Beeinträchtigungen zu bewahren und ihre natürliche Selbstreinigungsfähigkeit und Dynamik zu erhalten; dies gilt insbesondere für natürliche und naturnahe Gewässer einschließlich ihrer Ufer, Auen und sonstigen Rückhalteflächen; ( )

Herleitung und Grundverständnis der Zieldimensionen Zielbestimmungen in 1 Abs. 4 BNatSchG (4) Zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft sind insbesondere 1. Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedlung und sonstigen Beeinträchtigungen zu bewahren 2. zum Zwecke der Erholung in der freien Landschaft nach ihrer Beschaffenheit und Lage geeignete Flächen vor allem im besiedelten und siedlungsnahen Bereich zu schützen und zugänglich zu machen.

Herleitung und Grundverständnis der Zieldimensionen Biologische Vielfalt (Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten einschließlich innerartliche Vielfalt sowie Vielfalt an Formen von Lebensgemeinschaften und Biotopen) Erhalt von Typen (nicht erneuerbare Naturgüter) Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts (Boden, Wasser, Luft, Klima, Tiere und Pflanzen sowie Wirkungsgefüge) Erhalt von Typen/ Landschaften Vielfalt,Eigenart und Schönheit sowie Erholungswert von Natur und Landschaft

Herleitung und Grundverständnis der Zieldimensionen

Instrumentelle Landschaftsplanung Kartensatz I Kartensatz II Kartensatz III Bestand, Bewertung, Konfliktanalyse Abgestimmtes Zielkonzept Vorbereitung der instrumentellen Umsetzung überörtlich örtlich Klima/Luft Wasser Boden/ Geotope Arten Biotope L E I T B I L D + Z I E L E Landschaft Zusatzkarte 1 Zusatzkarte 2 Zusatzkarte 3 NatSch WaWi FoWi UVP LaWi Denkm. Träger RO NatSch Raumordnung Bauleitplanung WaWi FoWi LaWi Denkm. Kommune

Instrumentelle Landschaftsplanung überörtlich KARTEN örtlich INHALT NatSch WaWi FoWi UVP LaWi Denkm. Träger RO NatSch Raumordnung Bauleitplanung WaWi FoWi LaWi Denkm. Kommune regulative Instrumente flächendeckend gebietsbezogen typusbezogen zulassungsbezogen anreizorientierte Instrumente persuasorische Instrumente Maßstab Landschaftsrahmenplanung: 1 : 50.000 Beispiel Eingriffsregelung - Maßstäbe für die Eingriffsbeurteilung - Orientierung im Hinblick auf Vermeidungsmaßnahmen - Vorbereitung Realkompensation (Maßnahmenliste; Flächenkulisse) - Vorbereitung Ersatzzahlung (Maßnahmenliste; Flächenbezug)

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung Eingriffsbewertung: Vermeidung: Ausgleich/ Ersatz: Abwägung: Ersatzzahlung: Biodiversität Geoökologische Diversität Ausprägungen von Naturund Kulturlandschaften Materiell-physische Funktionen Naturhaushalt Landschaftserleben einschließlich essenzielle Einzelbestandteile

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung 1 Abs. 1 BNatSchG: Biodiversität Geoökolgische Diversität: Boden Ausprägungen von Naturund Kulturlandschaften Materiell-physische Funktionen Naturhaushalt Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft 14 Abs. 1 BNatSchG: Biodiversität Geoökolgische Diversität: Boden Ausprägungen von Naturund Kulturlandschaften Materiell-physische Funktionen Naturhaushalt Landschaftserleben einschließlich essenzielle Einzelbestandteile

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung Luft und Klima: - Kalt- und Frischluftsysteme und Siedlungsbereiche - Freiräume/ -flächen im Siedlungsraum Wasser: - Wasser und Gewässer - Ergänzende Funktion zum Wasserrecht Boden/ Geotope: - Zentrale Aufgabe trotz Bodenschutzrecht - Einschlägig sind alle drei Zieldimensionen, auch ZD 1

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung Wildlebende Tiere: - Eigenständiger Schutzansatz für ZD 1 (im Kern Gefährdung) (Bezüge Anhang IV FFH-RL, VSch-RL; Rote Listen Bund/ Länder; besondere Vorkommen) Wildlebende Pflanzen: - Eigenständiger Schutzansatz für ZD 1 (im Kern Gefährdung) (Bezüge Anhang IV FFH-RL, VSch-RL; Rote Listen Bund/ Länder; besondere Vorkommen) Kulturpflanzen/ Nutztiere: - Teil des Biodiversitätsauftrags, aber nur mittelbar Teil des Naturschutzes im Sinne BNatSchG geringe Relevanz für ER

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung ZD 1: Natürliches und kulturelles Erbe: - Eigenständiger Schutzansatz für ZD 1 (im Kern Gefährdung) (Bezüge Anhang I FFH-RL, 19 BNatSchG; 30 BNatSchG; Rote Listen Bund/ Länder u.a.) oder - Teilkriterium für die Bewertung in Anlage 2 des BKompV-E (2013) ZD 2: Materiell-physische Funktionen: - Mittelbar im Rahmen der geoökologischen Schutzgüter oder - Teilkriterium für die Bewertung in Anlage 2 des BKompV-E (2013) ZD 3: Erleben und Wahrnehmen: - Mittelbar im Rahmen des Schutzgutes Landschaftsbild oder - Teilkriterium nach Anlage 2 des BKompV-E (2013)

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung Hinweise zur Abgrenzung von Landschaftsräumen: - Erfassung und Ermittlung von sinnvollen räumlichen Einheiten für die Behandlung des Schutzgutes Landschaftsbild in der ER ZD 1-Landschaften: - Naturlandschaften - Historisch gewachsene Kulturlandschaft - Naturnahe Landschaften ohne wesentliche Prägung durch ti - Besonders bedeutsame Einzellandschaften (siehe Anlage 1 des BKompV-E (2013)) ZD 3-Landschaften: - Erleben und Wahrnehmen mit Beispielen für Landschaftsräume unterschiedlicher Bewertung einschließlich Siedlungslandschaften (siehe Anlage 1 des BKompV-E (2013))

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung

Bewertung und Feststellung der Beeinträchtigung

Ausgleich und Ersatz Tatbestand R e c h t s f o l g e n k a s k a d e Eingriff Ausgleich/ Ersatz Abwägung Vermeidung Ersatzzahlung 15 Abs. 2 BNatSchG: Der Verursacher ist verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen). Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist. A. Mengel

Ausgleich und Ersatz Beispiel: Ausgleich (gleichartige Kompensation) Eingriff (Beeinträchtigung) Kompensation im Umfeld des Eingriffs Kompensation im Naturraum Beeinträchtigung einer ZD 1- Funktion: Berg-Mähwiese Beeinträchtigung von ZD 1- Funktionen: Tier-/ Pflanzenarten Beeinträchtigung einer ZD 2- Funktion: Luft/ Klima Beeinträchtigung von ZD 3- Funktionen: Landschaft Aufwertung/ Entwicklung einer Berg-Mähwiese ( ) Aufwertung/ Entwicklung einer Berg-Mähwiese ( ) ( ) - ( ) -

Ausgleich und Ersatz Beispiel: Ersatz (gleichwertige Kompensation) enger Funktionsbezug Eingriff (Beeinträchtigung) Kompensation im Umfeld des Eingriffs oder Kompensation im Naturraum Beeinträchtigung einer ZD 1- Funktion: Berg-Mähwiese Beeinträchtigung von ZD 1- Funktionen: Tier-/ Pflanzenarten Beeinträchtigung einer ZD 2- Funktion: Luft/ Klima Beeinträchtigung von ZD 3- Funktionen: Landschaft Aufwertung einer Feuchtwiese mit Quellbereichen im Übergang zu Berg-Mähwiesen ( ) ( ) ( ) - ( ) -

Ausgleich und Ersatz Beispiel: Ersatz (gleichwertige Kompensation) gelockerter Funktionsbezug (enger Funktionsbezug nicht oder nur mit hohem Aufwand möglich und vorgeschlagene Maßnahmen nach qualifizierter Landschaftsplanung vorzugswürdig) Eingriff (Beeinträchtigung) Kompensation im Umfeld des Eingriffs oder Kompensation im Naturraum Beeinträchtigung einer ZD 1- Funktion: Berg-Mähwiese Beeinträchtigung von ZD 1- Funktionen: Tier-/ Pflanzenarten Beeinträchtigung einer ZD 2- Funktion: Luft/ Klima Beeinträchtigung von ZD 3- Funktionen: Landschaft Renaturierung eines Hochmoors (Wiedervernässung u.a.) ( ) ( ) ( ) - ( ) -

Ersatzzahlung Tatbestand R e c h t s f o l g e n k a s k a d e Eingriff Vermeidung Ausgleich/ Ersatz Abwägung Ersatzzahlung 15 Abs. 6 BNatSchG: Wird ein Eingriff nach Absatz 5 zugelassen oder durchgeführt, obwohl die Beeinträchtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind, hat der Verursacher Ersatz in Geld zu leisten.

Fazit Die Eingriffsregelung ist nichts zuletzt aufgrund ihrer inhaltlichen Breite ein unverzichtbares Instrument des Naturschutzes; sie lässt sich in ihrer Steuerungsqualität noch deutlich verbessern. Eine inhaltlich stimmige und fachlich ambitionierte Bundeskompensationsverordnung wäre für den Naturschutz in Deutschland ein Gewinn; sofern die BKompVO keine ausreichende Zustimmung im Bundesrat findet, sollten die Länder über Landesverordnungen (Landegesetze) oder in anderer Form (Leitfäden/ Erlasse) die Steuerungsqualität der Eingriffsregelung schärfen. Die Bezugnahme auf 1 BNatSchG schafft klare und nachvollziehbare Bewertungsmaßstäbe für alle Arbeitsschritten (Bewertung, Vermeidung, Realkompensation, Abwägung, Ersatzzahlung) der Eingriffsregelung; die Landschaftsplanung kann die Anwendung der Eingriffsregelung bei all diesen Arbeitsschritten wesentlich unterstützen, sofern sie aktuell und in hoher Qualität vorliegt.

Fazit Als Grundregel muss gelten, dass die Eingriffsregelung eine funktionsspezifische Kompensation fordert, für deren praktische Anwendung klare Bewertungsmaßstäbe erforderlich sind. Eine Flexibilisierung dieser Grundregel sollte unter Beachtung konkreter Maßgaben möglich sein. Dabei gilt: Je wertvoller die beeinträchtigte Funktion (bzw. das betroffene Schutzgut) und je intensiver die Beeinträchtigung, desto strikter sollte der Funktionsbezug verstanden werden und desto geringer ist der Spielraum für eine Flexibilisierung. Sowohl die Maßgaben des 15 Abs. 2 S. 4 BNatSchG als auch die des 15 Abs. 3 BNatSchG lassen sich sinnvoll einbinden, wenn die Eingriffsbeurteilung und die Ableitung der Realkompensation an 1 BNatSchG und der funktionsspezifischen Kompensation ausgerichtet werden. Die Möglichkeit der Rückbindung der Ersatzzahlung an die beeinträchtigten Funktionen in Verbindung mit landschaftsplanerischen Konzepten (Beispiel: Windenergie und Landschaftsgestaltung in den betroffen Kommunen) ist grundsätzlich zielführend.