Leben.Lieben.Arbeiten SYSTEMISCH BERATEN. Barbara Ollefs. Die Angst der Eltern vor ihrem Kind. Gewaltloser Widerstand und Elterncoaching

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Transkript:

Leben.Lieben.Arbeiten SYSTEMISCH BERATEN Barbara Ollefs Die Angst der Eltern vor ihrem Kind Gewaltloser Widerstand und Elterncoaching

V

Leben.Lieben.Arbeiten SYSTEMISCH BERATEN Herausgegeben von Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe

Barbara Ollefs Die Angst der Eltern vor ihrem Kind Gewaltloser Widerstand und Elterncoaching Vandenhoeck & Ruprecht

Mit einer Abbildung Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-647-40509-4 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Umschlagabbildung: LuismiX/shutterstock.com 2017, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

Inhalt Zu dieser Buchreihe... 7 Vorwort von Arist von Schlippe... 9 I Der Kontext Fallbeispiel 1: Leon... 16 1 Was zeichnet die elterliche Präsenz aus?... 18 Erlebensaspekte von elterlicher Präsenz... 19 Verhaltensaspekte von elterlicher Präsenz... 19 Systemischer Aspekt von elterlicher Präsenz... 21 Die Vorgeschichte von Leon und seinen Eltern... 22 2 Parentale Hilflosigkeit, Angst und Scham... 23 1) Selektive Wahrnehmung bzw. Fehldeutung kindlicher Signale... 24 2) Konfliktvermeidung... 24 3) Distanzierung von der elterlichen Verantwortung... 25 4) Defizite in der Kooperation auf der Elternebene... 27 3 Die Rolle der Partnerschaft und eines möglichen Paarkonfliktes 27 4 Rahmenbedingungen für den Verlust von elterlicher Präsenz: Konflikte... 29 Die komplementäre Form der Eskalation: Nachgiebigkeit zieht Forderungen nach sich... 29 Symmetrische Eskalation: Feindseligkeit, die Feindseligkeit fördert... 33

II Die systemische Beratung: Die Haltung im gewaltlosen Widerstand und im Elterncoaching die sieben Säulen 1) Protest gegen das Verhalten des Kindes/Jugendlichen... 40 Werte und Ziele für das künftige Zusammenleben: Die Ankündigung... 40 Wie es mit Leons Eltern im systemischen Elterncoaching weiterging............................................ 41 Das Sit-in: Die starke Form des elterlichen Protestes... 46 Zurück zur Fallgeschichte: Deeskalation und die Methode der drei Körbe... 48 2) Elterliche Deeskalationsmaßnahmen und Selbstkontrolle: Das Prinzip des Nicht-Hineingezogenwerdens und des Aufschubs... 51 3) Versöhnungs- und Beziehungsgesten: Gesten der Wertschätzung, der Überraschung und der Liebe unverzichtbarer Bestandteil des gewaltlosen Widerstandes... 53 4) Aktivierung sozialer Unterstützung... 57 Wirkungen von sozialer Unterstützung... 58 Konkretes Vorgehen bei der Aktivierung sozialer Unterstützung... 62 5) Wiedergutmachungen... 64 6) Präsenz und wachsame Sorge... 65 7) Transparenz... 66 Wie ging es mit Leon und seinen Eltern weiter?... 67 Fallbeispiel 2: Mit der Angst im Bunde Überbehütung, die komplementäre Eskalation fördert... 69 III Am Ende 5 Abschließende Bemerkung: Die Grundannahme der Vielstimmigkeit im Kind... 78 6 Literatur... 81 7 Die Autorin........................................... 87

Zu dieser Buchreihe Die Reihe»Leben. Lieben. Arbeiten: systemisch beraten«befasst sich mit Herausforderungen menschlicher Existenz und deren Bewältigung. In ihr geht es um Themen, an denen Menschen wachsen oder zerbrechen, zueinanderfinden oder sich entzweien und bei denen Menschen sich gegenseitig unterstützen oder einander das Leben schwer machen können. Manche dieser Herausforderungen (Leben.) haben mit unserer biologischen Existenz, unserem gelebten Leben zu tun, mit Geburt und Tod, Krankheit und Gesundheit, Schicksal und Lebensführung. Andere (Lieben.) haben mit unseren intimen Beziehungen zu tun, mit deren Anfang und deren Ende, mit Liebe und Hass, mit Fürsorge und Vernachlässigung, mit Bindung und Freiheit. Wiederum andere Herausforderungen (Arbeiten.) behandeln planvolle Tätigkeiten, zumeist in Organisationen, wo es um Erwerbsarbeit und ehrenamtliche Arbeit geht, um Struktur und Chaos, um Aufstieg und Abstieg, um Freud und Leid menschlicher Zusammenarbeit in ihren vielen Facetten. Die Bände dieser Reihe beleuchten anschaulich und kompakt derartige ausgewählte Kontexte, in denen systemische Praxis hilfreich ist. Sie richten sich an Personen, die in ihrer Beratungstätigkeit mit jeweils spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind, können aber auch für Betroffene hilfreich sein. Sie bieten Mittel zum Verständnis von Kontexten und geben Werkzeuge zu deren Bearbeitung an die Hand. Sie sind knapp, klar und gut verständlich geschrieben, 7

8 allgemeine Überlegungen werden mit konkreten Fallbeispielen veranschaulicht und mögliche Wege»vom Problem zu Lösungen«werden skizziert. Auf unter 100 Buchseiten, mit etwas Glück an einem langen Abend oder einem kurzen Wochenende zu lesen, bieten sie zu dem jeweiligen lebensweltlichen Thema einen schnellen Überblick. Die Buchreihe schließt an unsere Lehrbücher der systemischen Therapie und Beratung an. Unsere Bücher zum systemischen»grundlagenwissen«(1996/2012) und zum»störungsspezifischen Wissen«(2006) fanden und finden weiterhin einen großen Leserkreis. Die aktuelle Reihe erkundet nun das»kontextspezifische Wissen«der systemischen Beratung. Es passt zu der unendlichen Vielfalt möglicher Kontexte, in denen sich»leben. Lieben. Arbeiten«vollzieht, dass hier praxisbezogene kritische Analysen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen ebenso willkommen sind wie Anregungen für individuelle und für kollektive Lösungswege. Um klinisch relevante Störungen, um systemische Theoriekonzepte und um spezifische beraterische Techniken geht es in diesen Bänden (nur) insoweit, als sie zum Verständnis und zur Bearbeitung der jeweiligen Herausforderungen bedeutsam sind. Wir laden Sie als Leserin und Leser ein, uns bei diesen Exkursionen zu begleiten. Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe

Vorwort Es ist schon beinahe zwanzig Jahre her, dass ich Haim Omer kennenlernte. Er suchte damals, 1999, potenzielle Kooperationspartner, um sein Konzept der elterlichen Präsenz in Deutschland bekannt zu machen. Seine Überlegungen sprachen mich sofort an, und aus unseren ersten Begegnungen heraus entstand schnell eine Freundschaft. In Gesprächen und in vielen Auseinandersetzungen entwickelten wir die Grundgedanken des Konzepts gemeinsam weiter. Die zentrale Idee ist dabei, die Haltung und zum Teil auch Methodik aus einer Form des politischen Kampfes auf die beratende und therapeutische Arbeit mit Familien zu übertragen, die mit den Namen von Mahatma Gandhi und Martin Luther King eng verbunden ist. Für beide war Gewaltlosigkeit das Wichtigste: jenseits aller Interessenunterschiede wollten sie ihren Gegnern zeigen, dass es ihnen nicht darum ging, sie zu demütigen, zu verletzen oder gar zu vernichten. Sie haben sich darauf festgelegt, eine Eskalation niemals so weit zu treiben, dass eine Stufe erreicht werden würde, die in der Konflikttheorie»gemeinsam in den Abgrund«genannt wird. Sie waren sich darüber im Klaren, dass dies bedeutete, auch persönliches Leid auf sich zu nehmen, um den Wert der Gewaltlosigkeit zu gewährleisten. Ihre Gedanken auf die Arbeit mit Familien zu übertragen, ist durchaus schlüssig. Denn wenn familiäre Konflikte in diese hohen Eskalationsstufen geraten, steht die Existenz der Familie auf dem Spiel, und dann sind auch die Grundfesten dessen bedroht, was 9

10 unsere Identität ausmacht: die existenzielle Verwurzelung in einem Netz tragfähiger Bindungen meist, wenn auch nicht immer und nicht zwangsläufig, ist dies die Familie. Der gewaltlose Widerstand ermöglicht es, gegenüber den Menschen, an die man am engsten gebunden ist, eigene Positionen klar zu vertreten, ohne sich in zerstörerische Machtkämpfe zu verwickeln. Niemals hätte ich 1999 erwartet, dass es eine dermaßen breite Resonanz für die Ideen von Haim Omer geben würde. Gerade in der Kinder- und Jugendhilfe wurden sie mit großem Interesse und Engagement aufgegriffen, sie entwickeln sich in jüngster Zeit zunehmend auch in andere Felder hinein. Barbara Ollefs, ebenfalls seit beinahe zwei Jahrzehnten dem Konzept eng verbunden, legt nun eine sehr gute, kompakte und leicht lesbare Einführung zur elterlichen Präsenz und zum gewaltlosen Widerstand vor. Die Grundzüge dieses Denkens und Handelns werden so dargestellt, dass sie einen schnellen Überblick erlauben. Ich freue mich, wenn viele Leserinnen und Leser sich von den hier skizzierten Vorstellungen ansprechen lassen. Arist von Schlippe