Musik zwischen Kunst und Wissenschaft: Verändert Musik den Menschen?

Ähnliche Dokumente
Musik, Emotionen und Lernen

Begabungs- und Begabtenförderung aus Sicht der interdisziplinären Lernforschung

Musik und Instrumentalspiel aus Sicht der Lernforschung: Ein Beitrag zur Begabungs- und Intelligenzentwicklung unserer Kinder?

Das hochbegabte ehirn Gehirn Dr. Dominik Gyseler 21.. Mai Mai

Eine neuropsychologische Betrachtung. Prof. Dr. rer. nat. Lutz Jäncke Universität Zürich. Lehrstuhl für Neuropsychologie

01. MUSIK UND GEHIRN Musik - ein Katalysator für Lern- und Intelligenzentwicklung

Begabungs- und Begabtenförderung: Eine wichtige Aufgabe für Schule und Lehrerbildung

Der Musikverstand. Der Mozart-Effekt

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gibt es Frauen- oder Männermusik?

Frühe Förderung und lebenslanges Lernen im Lichte neuropsychologischer Erkenntnisse

Beiträge der Hirnforschung zur. auf der Sekundarstufe I. Netzwerk. Dr. Dominik Gyseler

Mit Musik die Hirnentwicklung fördern Gliederung

Kreativitätstechniken Kreative Prozesse anstoßen, Innovationen förderndie K 7

Normale Entwicklung. Neurobiologische Erkenntnisse über die Entwicklung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zunahme der Körpergröße

ÄSTHETISCHE BILDUNG ALS BEITRAG ZUR BEGABUNGS- FÖRDERUNG 1 AM BEISPIEL VON MUSIK UND BILDNERISCHEM GESTALTEN

Die Individualpsychologie. Alfred Adlers. Die Individualpsychologie Alfred Adlers - Einführung

Wissen. Demenz Was ist das?

Entwicklungspsychologie

Beobachtung und fachliche Reflexion von Kindverhalten

Kreativitätstechniken

Gunter Groen Franz Petermann. Wie wird mein. Kind. wieder glücklich? Praktische Hilfe gegen Depressionen

$ % $ &' " %& '& "( ) "% *! % + - $#../0# # & (

Schulräume als Katalysator kindlicher Entwicklung: Schule als Lern- und Arbeitsort

Wie wir die Erkenntnisse der Gehirnforschung für mehr Kreativität und innovative Ideen nutzen können.

Lust und Frust beim Lernen

Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann

Zehn Gebote für gehirngerechtes lehren und lernen

Gratis-Online-Begabungstest und tolle Gewinne für die ganze Familie!

Lernen lernen. Katja Günther-Mohrmann 04/2013

Verarbeitungsmuster des Gehirns

Kognitiv-motorisches Training Die Praxis Kraft und Beweglichkeit und dabei den Kopf auf Trab halten

Aufgepasst! Förderung von Konzentration und Aufmerksamkeit. Dr. Iris Kühnl - BLLV Akademie

10 Gebote für gehirngerechtes Lehren und Lernen. Werner Groh, Bildungsberater

6 höhere Funktionen der Wahrnehmung - Teil 2. Referent: Philipp Schneider

Gedächtnis. Istvan Tiringer Institut für Verhaltenswissenschaften

Wie funktioniert unser Gehirn? Wie lernt der Mensch?

Das autistische Gehirn

Musik und Schlaganfall. Einige Hinweise

mental moving integra Stefan Eidenschink

2. Entspannungsübungen

Psychisch gesund trotz Krise

Neurobiologische Aspekte des Spracherwerbs

Wie unser Gehirn lernt

Meditation ändert Hirnstrukturen

Sprachen im Gehirn. Marco Monachino. Christina Backes

Gliederung Sind Veränderungen machbar?

Musikinstrumente und Musizieren Studie 2009-

Hochbegabung wird in der einschlägigen Forschung und Praxis als eine überdurchschnittliche, sehr

Ästhetische Bildung als Beitrag zur Begabungsförderung: Betrachtung im Lichte interdisziplinärer Lernforschung

V wenn das Kind seine Muttersprache gut beherrscht. V wenn das Kind früh in eine Spielgruppe geht, wo die

Die Entwicklung der Gefühle: Aspekte aus der Hirnforschung. Andreas Lüthi, Friedrich Miescher Institut, Basel

Praxis trifft Sportwissenschaft Sport mit Spaß Möglichkeiten & Grenzen von Emotionen im Sport. Dr. Peter Kovar

Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann. Dipl.-Päd. Kajsa Johansson Systemische Therapeutin

Reichtum, Liebe und das Mysterium des Glücks

Das Studium der Neuropsychologie an der Universität Zürich

Sprachliches Wissen: mentales Lexikon, grammatisches Wissen. Gedächtnis. Psycholinguistik (2/11; HS 2010/2011) Vilnius, den 14.

mit dem Multiplen Begabungs-Screening (MBS)

Resilienz. Ein anderer Blick auf Verlustreaktionen. Aeternitas - Service - Reihe: Trauer. Aeternitas - Service - Reihe: Trauer

Denn sie können Nichts dafür

Praktische Anleitung im Umgang mit Demenz

Ergänzungsfach Sport Pete Moor Gymnasium Biel-Seeland Wahrnehmen-Entscheiden-Handeln 1. Lernen im Sport

Biologische Psychologie II Peter Walla

Gehirn, Lernen, Plastizität

Berufslehre bewältigen mit AD(H)S

Vorwort zur fünften, vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage 13. Einleitung 15

Pflegeheim Am Nollen Gengenbach

Wie wichtig sind sichere Beziehungen? Über Kompetenz und Verletzlichkeit von Kleinkindern

Sprachentwicklungsvoraussetzungen und Voraussetzungen der Sprachanwendung

JÜRGEN ZWICKEL. Potenzialsätze. Inspiration für Herz und Kopf

Schule und Bogensport. Potentiale des Bogenschießens

ANFORDERUNGEN VON ALLEN SEITEN: DIE BESCHÄFTIGTEN MITTENDRIN SELBSTHILFE ZUM UMGANG MIT BELASTUNGEN

peds Braintrainer 4 Übungsbeispiele

Musik lernen nach Noten

«Ein Neubeginn mit 50 ist problemlos möglich»

- Theoretischer Bezugsrahmen -

Mathematik hören und Musik sehen mit Hilfe eines Computeralgebrasystems

Babys verstehen lernen

Was unser Baby sagen will

Die Neurobiologischen Bedingungen Menschlichen Handelns. Peter Walla

Das Kind und ich eine Bindung, die stärkt

Scham - angeboren oder anerzogen?

Bestimmungsfaktoren des Konsumentenverhaltens

Achtsamkeit für Menschen mit Autismus

Die kriegt doch eh nichts mehr mit! Vom Sterben alter, demenzkranker Menschen

Musik und Gehirn. Dr. Willi Stadelmann Direktor PHZ. in press Schriftenreihe FHA Pädagogik Aargau

4) Diese Hirnregion steuert die wichtigsten Körperfunktionen wie Essen, Trinken und Schlafen.

Wahrnehmung in der Mediation

Welche neuropsychologischen Störungsbilder sind nach Schädigungen des posterioren parietalen Cortex beobachtbar?

Philosophische Aspekte der Modernen Physik. 09 Physiologie und Zeit

Ein Einblick in die Neurodidaktik. Referat von Bernadette Barmeyer

Bielefeld Graphics & Geometry Group. Brain Machine Interfaces Reaching and Grasping by Primates

Vom frustrierten Dompteur zum kreativen Jongleur

Stress und Partnerschaft

Voraussetzungen und Bedingungen für einen erfolgreichen Spracherwerb. Voraussetzungen und Bedingungen für einen erfolgreichen Spracherwerb

Bildungsthemen der Kinder: Entwicklungspsychologische Grundlagen

Elterliche psychische Erkrankung, Erziehungsfähigkeit und kindliche Entwicklung

Gewaltfreie Kommunikation

Transkript:

1 Referat Bundesarbeitsgemeinschaft Musikerziehung Wissenschaft: Verändert Musik den Menschen? Mattsee, 2. März 2011 Prof. Dr. phil.-nat. Willi Stadelmann 1. Einleitung 2. Wahr nehmung von Musik 3. Lernen 4. Emotionen und Gefühle 5. Musik und Lernen 6. Musikalische Biografie und Musikverständnis 2 Referat Literatur- Empfehlungen: Lutz Jäncke: Macht Musik schlau? Verlag Hans Huber Hogrefe AG, Bern (2008) Bundesministerium für Bildung und Forschung: Pauken mit Trompeten. Bonn/Berlin (2009) Daniel J. Levitin: Der Musik-Instinkt. Die Wissenschaft einer menschlichen Leidenschaft. Spektrum; Heidelberg 2009 Enrico Fubini: Geschichte der Musikästhetik. Verlag J.B. Metzler; Stuttgart 1997 3 Referat 4 Referat 1. Einleitung Vorsicht: Musik hat einen eigenständigen, ausserordentlich wichtigen künstlerischen Wert für den Menschen. Musik darf deshalb nicht zur Lernhilfe, zum «Vehikel» für Intelligenzentwicklung allein instrumentalisiert werden. 5 Referat 6 Referat

Musik bewegt den Menschen wie nichts anderes sonst. Die Menschheitsgeschichte ist mit der Musikgeschichte eng verbunden. Offenbar ist nichts sonst in der Lage, Menschen so zu emotionalisieren wie Musik. «Kaum ein anderes Kommunikationsmittel kann so starke emotionale Reaktionen auslösen.» «Aber Musik bringt noch einen praktischeren evolutionären Vorteil mit sich: Sie hilft, das Gemeinschaftsleben zu organisieren und die Mitglieder einer Gruppe bei Auseinandersetzungen mit anderen stärker aneinander zu binden.» Eckart Altenmüller: Musik im Kopf. G+H 01/2002, S. 19 7 Referat 8 Referat Noch immer ist das Bild einer klaren Trennung von Musik und Sprache im Gehirn weit verbreitet, obwohl wissenschaftliche Ergebnisse diese Annahme schon lange nicht mehr stützen. Eckart Altenmüller G&H 01/2002, 21 «Sprache und Musik sind verwandte Systeme.» Die anfänglichen sprachlichen und musikalischen Entwicklungsprozesse laufen parallel ab. «Der Zusammenhang von Musik und Sprache ist entwicklungspsychologisch» (und neuropsychologisch) «begründet.» Vgl. Ulrike Quast: Leichter Lernen mit Musik. Hans Huber, Bern (2005) S. 76 ff. 9 Referat 10 Referat «werden bestimmte musikalische Teilaspekte wie Klangfarbe oder Rhythmus nicht eindeutig der linken oder rechten Hirnhälfte zugewiesen.» «Die verschiedenen Teilaspekte wie Rhythmen und Intervalle werden in unterschiedlichen, teilweise überlappenden Hirnregionen verarbeitet.» Eckart Altenmüller S. 21/22 ProfimusikerInnen benutzen beim Musikhören Sprachfunktionen des Gehirns und die sitzen vorwiegend in der linken Hemisphäre (bei Rechtshändern). Bei Musikern kann häufig festgestellt werden, dass sie Musik auch in jenen Hirngebieten verarbeiten, die eigentlich mit der Sprachverarbeitung betraut sind. Lutz Jäncke (2008) 305 11 Referat 12 Referat

13 Referat Axon 2. Wahr nehmung von Musik Synapse Dendrit 14 Referat 1 15 Referat 16 Referat Limitierende Faktoren für den musikalischen Zugang zur Welt : Intensität der Stimulation (Töne) Es gibt keine Information ohne Interpretation Qualität der Sinnesorgane (Gehör) Interpretationsfähigkeit des Gehirns 17 Referat 18 Referat

19 Referat 3. Lernen 3.1 Vererbung Förderung: Stimulation 20 Referat Aus Zwillings- und Adoptionsstudien kann man schliessen, dass bei Kindern und Jugendlichen etwa 50% der Intelligenzunterschiede in einer Bevölkerung auf die Gene, etwa 25% auf (von den Mitgliedern einer Familie) geteilte Umwelteinflüsse und 20% auf überwiegend ausserfamiliäre Einflüsse (insbesondere Schule) zurückgeführt werden. (5% Messfehler). A.C. Neubauer, j. für begabtenförderung 2/2005, S. 10 21 Referat 3.2 Neuropsychologie: Lernen führt zu unverwechselbaren Individuen Das Gehirn verändert sich beim Lernen physisch (Plastizität) Jeder Mensch hat seine eigene Lernbiografie. Die individuelle Hirnstruktur entspricht physisch der individuellen Lernbiografie. 22 Referat Musizieren gehört zu den schwierigsten menschlichen Leistungen. Gehörsinn, Motorik, Körperwahrnehmung und Hirnzentren, die Emotionen verarbeiten, werden gleichzeitig beansprucht. Und dabei ist eine wahre Herkulesarbeit zu leisten. Eckart Altenmüller, 2000 23 Referat 24 Referat

25 Referat Frontal lobe Temporal lobe Gerade die weitere Entwicklung des Präfrontalen Cortex, des vordersten Teils des Stirnlappens hat für das Bilden einer Erwachsenen- Persönlichkeit grosse Bedeutung: Verhaltenskontrolle, Fähigkeit zur Selbst- Reflexion, Entscheidungs- Fähigkeit, Exekutivfunktion, Einfluss auf die Fähigkeit zum abstrakten Denken. 26 Referat Exekutivfunktion (1): Das Vermögen, unsere Gedanken und unser Verhalten zu kontrollieren und zu koordinieren. Dazu gehört die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit gezielt auf etwas zu richten, künftige Aufgaben zu planen, unangebrachtes Verhalten zu unterdrücken und mehr als eine Sache auf einmal im Kopf zu behalten. Blakemore/ Frith: Wie wir lernen. DVA (2006) 169 27 Referat Exekutivfunktion (2): setzen von Zielen planen, Entscheidung setzen von Prioritäten starten und sequenzieren von Handlungen Kontrolle und Beobachtung von Handlungsergebnissen Korrektur eigner Handlungen Erkennen von Fehlern Kontrolle der Aufmerksamkeit und Emotionen Selbstkontrolle und Motivation motorische Kontrolle Jäncke, 2009 28 Referat Die Bedeutung des Frontalkortex ist für das ganze Leben von schicksalhafter Bedeutung für den Menschen. Musizieren ist eine Tätigkeit, die besonders stark von neuronalen Netzwerken des Frontalkortex kontrolliert wird. Pruning im Frontalkortex ab 11.-13. Altersjahr: Optimierungsprozess, der darin besteht, dass überschüssiges Frontalkortexgewebe reduziert wird. Die neuronalen Netzwerke, welche intensiv während dieser Phase genutzt werden, werden wahrscheinlich nicht abgebaut. Andererseits ist zu erwarten, dass jene Netzwerke, die nicht oder nur wenig genutzt werden, Gefahr laufen, abgebaut zu werden. Jäncke in BMBF (2009) 89/90 29 Referat 30 Referat

31 Referat 4. Emotionen und Gefühle Musik ist Struktur gewordene Emotion Urs Widmer in: Heidenreich E.: Passione. Liebeserklärung an die Musik. München: Hanser (2009) S. 66 32 Referat Emotionen müssen gelernt, entwickelt, gefördert werden; auch das Lernen von Emotionen widerspiegelt sich in der Vernetzung des Gehirns. Auch hier werden von der Kindheit an Potenziale entwickelt, die sich auf emotionelles Verhalten und emotionelles Lernen ein Leben lang auswirken. 4.1 Die Theorie von Damasio 33 Referat 34 Referat Emotionen gehen Gefühlen voraus. Emotionen sind körperliche Reaktionen auf äussere Reize Gefühle sind die individuelle Interpretation der körperlichen Reaktionen Antonio R. Damasio 2003, 101 Antonio R. Damasio, 2003, Der Spinoza- Effekt List, München S. 39 35 Referat 36 Referat

37 Referat Emotionen treten auf der Bühne des Körpers auf, 4.2 Das limbische System Gefühle auf der Bühne des Geistes Antonio R. Damasio 2003, 38 38 Referat Limbus (lat.) = Saum Das limbische System ist die Instanz, die zugleich relevante Inhalte aussortiert und mit Emotionen versieht. Gerhard Roth, 2003 39 Referat 40 Referat Das limbische System kontrolliert die synaptischen Veränderungen. Starke Erlebnisse werden vom Gedächtnis anders behandelt als persönlich belanglosere. Sie werden fester und tiefer gespeichert. Musik stimuliert das limbische System. 41 Referat 42 Referat

43 Referat 4.3 Konsonanz und Dissonanz 44 Referat Dissonanz ( misstönen ) Typische konsonante Intervalle: Intervalle und Akkorde, die als auflösungsbedürftig in einer Konsonanz empfunden werden. Frequenzen haben komplizierte Verhältnisse: 15:8 (grosse Septime) 17:8 (kleine None) 16:15 (kleine Sekunde). 2:1 (Oktave) 3:2 (Quinte) 4:3 (Quarte) Also: Einfache Zahlenverhältnisse 45 Referat 46 Referat Babys 4 Monate alt 5. Musik und Lernen / Musik und Intelligenz Was ist bereits gelernt? Jäncke (2008) 244 47 Referat 48 Referat

49 Referat Passives Musikhören hat wohl kaum Auswirkungen auf das Lernen. Es braucht aktive Betätigung: auch die immer wieder propagierte Wirkung des passiven Hörens von Barockmusik auf das Lernen ist wissenschaftlich nicht bestätigt worden je schwieriger die Aufgabe, desto negativer wirkt Hintergrundmusik auf die Leistung in der Primäraufgabe. «Beschallung» ist quasi wirkungslos. Intensives musikalisches Training ist mit erheblichen makroskopischen Veränderungen in Hirnbereichen gekoppelt, die besonders stark an der Kontrolle des Musizierens beteiligt sind. Diese anatomischen Veränderungen hängen offenbar von der Intensität und Häufigkeit des Musizierens ab. Je häufiger trainiert wird, desto ausgeprägter sind die Veränderungen. Lutz Jäncke (2008) 355 50 Referat Myelinisierung Graue Materie: Neuronen, Dendriten, Synapsen Weisse Materie: Myelinisierte Axone Schnürring 51 Referat Ranvier Schnürringe Stephan Frings, Universität Heidelberg 52 Referat Je eher man beginnt, ein Instrument zu spielen, desto deutlicher sind die strukturellen Veränderungen im Gehirn die anscheinend bis ins hohe Alter erhalten bleiben. «Dabei ist wahrscheinlich sowohl für das absolute Gehör als auch für die Vergrösserung der Hirnregion entscheidend, dass das musikalische Training vor dem siebten Lebensjahr beginnt.» Eckart Altenmüller ebd. S. 22 53 Referat 54 Referat

55 Referat Im frühen Kindesalter ist die Plastizität des Gehirns sehr ausgeprägt Je länger eine Instrument gespielt wurde, desto grösser ist das Areal, in dem die Verarbeitung der motorischen Aktivität kortikal repräsentiert wird. Elbert et al. 1995 (ZfE 9 5/2006) 56 Referat Bei Musikern ist im Gegensatz zu Nichtmusikern dieselbe Musik mehrfach im Gehirn repräsentiert: Als Symbole (Noten), als Klanginterpretation, als feinmotorisches Programm (Hände, Mund), als erfühltes Griffbild Professionelle Pianisten und Geiger besitzen einen grösseren und effizienteren Balken (corpus callosum), wenn sie das Training am Instrument vor dem Alter von sieben Jahren begonnen haben. Schlaug et al. 1995 57 Referat 58 Referat In den gut kontrollierten Querschnittuntersuchungen zeigen sich konsistent bessere verbale Gedächtnisleistungen bei Musikern. Etliche Querschnittuntersuchungen belegen, dass Musiker bzw. Personen mit Musik-Erfahrung bessere Leistungen in visuell- räumlichen Tests aufweisen. Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen dem Musizieren und verschiedenen Rechenleistungen. Lutz Jäncke (2008) 194/195 59 Referat 60 Referat

61 Referat MusikerInnen sind etwas besser zu divergentem Denken und Kreativität befähigt. Eine Studie von Gibson et al. (2009) zeigt im Weiteren, dass bei MusikerInnen der Frontalkortex während des divergenten Denkens stärker durchblutet ist als bei NichtmusikerInnen. Längsschnittstudien haben ergeben, dass ältere Menschen, die bis ins hohe Alter musizieren, tanzen und Brettspiele spielen, selten im fortgeschrittenen Alter an Demenzen leiden. Menschen, die bis ins hohe Alter musizieren, verfügen über einen geringeren oder keinen Abbau des Hirngewebes im Stirnhirn im Vergleich zu Personen, die nicht musizieren. Lutz Jäncke (2008) 399/400 62 Referat 6. Musikalische Biografie und Musikverständnis Menschen haben eine individuelle musikalische Lernbiografie. Jeder Mensch hört, versteht, interpretiert und erlebt Musik gemäss seinem Vorwissen, gemäss seiner Biografie. 63 Referat 64 Referat «Wer Musik hört, vergleicht sie mit bereits vorhandenen Mustern und prüft sie auf Vertrautheit und musikalischen Sinngehalt.» Eckart Altenmüller G&H 01/2002, S.20 Je aussergewöhnlicher (nicht vereinbar mit der Musikbiografie) Musik ist, desto schwerer kann man sie antizipieren und desto häufiger muss man sie gehört haben, um ihren genauen Ablauf voraussagen zu können. 65 Referat 66 Referat

67 Referat Zum Schluss Motivation Ein aktuelles leistungsmotiviertes Handeln findet besonders dann statt, wenn die Tendenz Hoffnung auf Erfolg die Tendenz Furcht vor Misserfolg überwiegt. Walter Edelmann: Lernpsychologie, Beltz 2000 Seite 254 68 Referat MusikerInnen zeigen durchweg etwas stärker ausgeprägte Tendenzen zur Erfolgsmotivation als die Kontrollpersonen. Besonders stark sind die Unterschiede bei Kindern. Kinder mit Musikerfahrung waren deutlich erfolgsmotivierter als Kinder ohne Musikunterricht. Jäncke (2009) 94 Ja, Musik verändert den Menschen, physisch und psychisch. Und wie! 69 Referat 70 Referat