ARTENSCHUTZ DURCH BEWEIDUNG

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Transkript:

ARTENSCHUTZ DURCH BEWEIDUNG

Das Projekt Urzeit Weide im Steinbruch Gerhausen/Beiningen Für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind Steinbrüche heute ein wichtiger Rückzugsort, denn trotz der fortlaufenden Abbautätigkeit unterliegen gerade in großen Steinbrüchen viele Bereiche über längere Zeiträume einer ungestörten natürlichen Entwicklung. Die frei lebenden Konikpferde und Taurusrinder sollen die Verbuschung im Steinbruch Gerhausen/Beiningen zurückdrängen und damit den halboffenen Landschaftscharakter erhalten, der für die Artenvielfalt auf dem Gelände so wichtig ist. Die Urzeit Weide im Steinbruch Gerhausen/Beiningen ist das erste Ganzjahres-Beweidungsprojekt dieser Größenordnung in Baden- Württemberg mit Wildpferden und Wildrindern. Hierfür wurde 2012 eine Betreibergesellschaft, die Urzeit Weide GbR, gegründet. Gesellschafter sind die HeidelbergCement AG und die Blautal-Land-und-Forst GmbH & Co. KG, die gemeinsam das rund 75 Hektar große Gelände für die Beweidung zur Verfügung stellen. 2

Als Kooperationspartner und Berater mit dabei sind der NABU Baden-Württemberg, der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e. V. (ISTE) sowie der GeoPark Schwäbische Alb. Der NABU ist deutscher Partner von BirdLife International. Steinbruch Gerhausen/Beiningen Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.v. 3

Das Taurusrind Der vor etwa 400 Jahren ausgestorbene Auerochse oder Ur (Bos primigenius) ist der Stammvater aller Hausrinder. In den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts begannen die beiden Zoodirektoren Heinz und Lutz Heck damit, ein Rind zurückzuzüchten, das im Aussehen und Verhalten dem Auerochsen ähnelt. Im Laufe der Zeit gelang es, sich diesem Ziel immer weiter anzunähern. Im heutigen Taurus -Zuchtprogramm wird versucht, durch die gezielte Einkreuzung geeigneter Rinderrassen noch näher an das Bild des ursprünglichen Auerochsen heranzukommen. Taurusrinder sind wie ihre wilden Vorfahren ausgesprochen robuste Tiere und eignen sich hervorragend für die ganzjährige Haltung im Freien. Im Winter wird nur zu Notzeiten, wie beispielsweise bei hohem Schnee oder anhaltend strengem Frost, zugefüttert. Kälber werden selbst bei Minusgraden geboren und erfolgreich aufgezogen. 4

Das Konikpferd Konik ist die polnische Bezeichnung für Pferdchen. Das Konik ist ein urwüchsiges, robustes und genügsames Pony mit Tendenz zum Wildpferd. Seine Heimat ist Polen, wo es heute systematisch gezüchtet wird und als zähes Arbeitsund Reitpferd bekannt ist. Seine typischen äußeren Merkmale sind der ausdrucksvolle Kopf mit oft kurzem Hals, die grau-braune Färbung, dunkle Mähne, meist mit Aalstrich, und die Zebrastreifen an den Beinen. Die Haltung im Herdenverband auf großen und strukturreichen Standweiden ist eine natürliche, tierschutzgerechte Lebensform für Pferde und Rinder, die ihrem arteigenen Sozialverhalten entgegenkommt. Wie alle freilebenden Tiere bilden sowohl die Koniks als auch die Taurusrinder bei ganzjähriger Freilandhaltung im Sommer Fettpolster als Reserve für den Winter und ein zotteliges, dichtes Winterfell. 5

Neue Wege in der Landschaftspflege Die naturnahe Ganzjahresbeweidung ist ein Naturschutzkon- zept, bei dem der weitgehend vom Menschen ungesteuerte Prozess der dynamischen Landschaftspflege im Vordergrund steht. Durch Rinder und Pferde geprägte Landschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie diejenigen Tiere und Pflanzen fördern, die viel Licht, Wärme und aufgelockerte Vegetationsstrukturen brauchen. Die Weidetiere sorgen im vielgestaltigen Steinbruchgelände dafür, dass Kleingewässer nicht zuwachsen und Offenlandbiotope sowie die unterschiedlichen Wald-Entwicklungsstadien erhalten werden. Im Steinbruch profitieren davon seltene Orchideen, Vögel, Reptilien, Amphibien und zahlreiche Insektenarten. Der Gesteinsabbau stört die Tiere nicht, da das Gebiet groß genug ist, um ausreichend Ausweichmöglichkeiten zu bieten. 6

Weidehaltung Obwohl die Konikpferde und Taurusrinder innerhalb ihres Weidegebietes eigenständig leben, sind sie nicht vollständig sich selbst überlassen. Ein Landwirt schaut regelmäßig nach den Tieren, um eventuelle Probleme, wie beispielsweise ernsthafte Verletzungen, zu erkennen und gegebenenfalls eingreifen zu können. In aller Regel suchen sich die Weidetiere ihr Futter selbst; das Gelände mit seinen vielen verschiedenen Lebensräumen bietet ein reichhaltiges Nahrungsspektrum. Nur in harten Wintern wird gelegentlich zugefüttert. So wird verhindert, dass die Tiere hungern müssen, wie es unter natürlichen Bedingungen der Fall sein könnte. Bestandsregulierung Aufgrund des zwar vielfältigen, aber doch begrenzten Platz- und Nahrungsangebots auf den Weideflächen darf die Herdengröße nicht beliebig zunehmen. Die Projektbetreiber müssen deshalb zur Bestandsregulierung Konikpferde und Taurusrinder aus eigener Zucht verkaufen oder auch die Möglichkeit der Schlachtung und Vermarktung überzähliger Tiere nutzen. Damit wird erreicht, dass die Besatzdichte nicht über den Richtwert von einem Tier pro zwei Hektar Fläche steigt. 7

Ihr Weg zur Urzeit Weide von Gerhausen (B 28) P 1 Aussichtspunkt Anfahrtsweg Umzäunung Solarfeld Steinbruch Gerhausen/Beiningen L 241 2 3 Beiningen von Ringingen Parkplatz Skilift P Aus Richtung Ulm oder Reutlingen kommend biegen Sie von der B 28 in der Ortsmitte von Blaubeuren-Gerhausen auf die L 241 in Richtung Ringingen ab. Die L 241 verlassen Sie entweder beim Öfele und parken am Ende der Solarfelder am Aussichtspunkt 1 oder Sie fahren auf der L 241 noch weitere 2 km zum Park platz beim Skilift. Von dort erreichen Sie in etwa 10 Minuten Gehzeit die Aussichts punkte 2 oder 3. Bitte beachten Der Zutritt in das Weidegebiet und den Steinbruch ist Unbefugten strengstens verboten. Es besteht Lebensgefahr! Zaun nicht öffnen! Tiere nicht füttern! Hunde sind an die Leine zu nehmen! Kontakt: Urzeit Weide GbR Zementwerk 1/1 89601 Schelklingen Baden-Württemberg Telefon: 07394 241-0 0615/5T/SD/Rev.1