DIE REGIERUNG VON UNTERFRANKEN TEILT MIT - Es gilt das gesprochene Wort - Anrede Besuch von Herrn Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer in der Gemeinde Knetzgau aus Anlass des 5-jährigen Bestehens des Bündnisses für Familien und Senioren Knetzgau am 16. März 2016 Ich freue mich sehr, heute aus Anlass des 5-jährigen Bestehens des Bündnisses für Familien und Senioren hier in Knetzgau zu Besuch zu sein. Dieses Bündnis vereint unter seinem Dach zahlreiche Aktivitäten ehrenamtlicher Art, die in ihrer Summe in gewisser Weise die Großfamilie früherer Zeiten nachbilden, darüber hinaus in ihren unterschiedlichen Arbeitskreisen aber noch weit mehr bieten. Erfreulicherweise erlebe ich bei meinen zahlreichen Besuchen in unterfränkischen Kommunen verstärkt bürgerschaftliches Engagement dieser Art. Immer häufiger machen sich die Verantwortlichen in den Kommunen und vor allem eine aktive Bürgerschaft auf den Weg, sich für ihre Gemeinschaft vor Ort einzubringen. Knetzgau mit seinem Bündnis möchte ich dabei jedoch als Leuchtturmgemeinde bezeichnen. So dürfen Sie in diesem Jahr stolz auf Ihre Arbeit in den letzten 5 Jahren aber auch auf Ihr Wirken in den Jahren davor zurückblicken. Hierfür möchte ich Ihnen heute ein herzliches Dankeschön sagen. In den zurückliegenden zwei Stunden, in denen mich Ihr Bürgermeister, Herr Paulus, durch die Gemeinde geführt hat, habe ich eine attraktive Gemeinde erlebt, und konnte auch bereits eindrucksvoll erleben, wie aktiv die Bürgerinnen und Bürger hier in Knetzgau sind, um in den acht Gemeindeteilen ein lebens- und liebenswertes Umfeld und ein Miteinander der Generationen zu gestalten. Ich bin mir aber sicher, dass sich mir dabei nur ein kleiner Ausschnitt dessen geboten hat, was hier an ehrenamtlichem Engagement unter dem Dach des Bündnisses für Familien und Senioren geleistet wird. So bezeichnet sich Knetzgau selbst stolz als familienfreundlichste
- 2 - Gemeinde im Landkreis Haßberge. Großen Anteil am lebendigen Gemeindeleben hier in Knetzgau haben natürlich auch die zahlreichen Vereine hier in der Gemeinde. Hier in Knetzgau sind Sie damit auch auf einem richtigen und guten Weg, dem demografischen Wandel zu begegnen wie wir ihn derzeit hier in Unterfranken mit all seinen Facetten erleben. Auch wenn der Landkreis Haßberge im Jahr 2014 einen Geburtenrekord verzeichnete, wie er in den mehr als 10 zurückliegenden Jahren nicht erreicht worden war, so befinden wir uns nach wie vor in Zeiten mit einer niedrigen Geburtenrate, einem gleichzeitig zunehmenden Anteil an Älteren, aber perspektivisch auch steigenden Zuzügen. Langfristig werden die prognostizierten Zuwanderungen den fehlenden Einwohnernachwuchs noch nicht ausgleichen können auch wenn die Einwohnerzahl der Gemeinde Knetzgau in den vergangenen fünf Jahren erfreulicherweise relativ konstant geblieben ist. Umso wichtiger sind das gesellschaftliche Miteinander, das Füreinander-da-sein und das Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft. Die zentrale Rolle übernehmen dabei Sie: Als Bündnisakteure, Verwaltungsmitarbeiter und natürlich als Bürgermeister bilden Sie das Rückgrat und die Motivation bürgerschaftlichen Engagements. Als Behörde können wir lediglich die Infrastruktur oder wie beispielsweise mit dem Regionalmanagement des Landkreises Haßberge flankierende Maßnahmen zur Koordinierung und Umsetzung von Projekten stellen und befördern. Die eigentliche Arbeit jedoch kann im Wesentlichen nur von Ihnen vor Ort geleistet werden. Wir alle sind uns des demografischen Wandels bewusst und tagtäglich gerade in den ländlichen Räumen mit ihm konfrontiert. In Knetzgau wurden ganz offensichtlich schon vor längerer Zeit von den Verantwortungsträgern wie auch den Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen die Zeichen der Zeit erkannt. Dem Damoklesschwert Demografischer Wandel und damit verbunden auch dem Gebäudeleerstand wurde hier in Knetzgau mit vielfältigem und ständig steigendem Engagement der Kampf angesagt. Aus diesem Engagement heraus und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist das Bündnis für Familien und Senioren hier in Knetzgau entstanden, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Familien durch bedarfsorientierte Projekte zu verbessern. Die Gemeinde weiß dabei sehr wohl um die wertvolle Arbeit, die hier im Bündnis geleistet wird, und beschäftigt zur Unterstützung und Koordinierung einen hauptamtlichen Mitarbeiter als Ansprechpartner für die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
- 3 - Das mannigfaltige und beeindruckende Engagement hier in Knetzgau ist auch der Mainfranken Gmbh, der Regionalentwicklungsgesellschaft für die Region Main-Rhön, nicht verborgen geblieben. Mit dem Projekt»Mainfranken main daheim«will die Region Mainfranken GmbH die mainfränkischen Städte und Gemeinden bei der individuellen Ausgestaltung und Umsetzung einer Willkommenskultur für Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund vor Ort unterstützen und hat hierzu einen Praxisleitfaden für Kommunen entwickelt. Als Modellkommune in diesem Projekt hat die Mainfranken GmbH neben der Stadt Lohr und dem Markt Werneck ganz gezielt die Gemeinde Knetzgau ausgewählt, war man sich doch absolut sicher, dass man hier einen verlässlichen und engagierten Partner an seiner Seite hat, bei dem das Ansinnen der Regionalentwicklungsgesellschaft auf fruchtbaren Boden fällt. So ist für die Gemeinde Knetzgau ein englischsprachiger Willkommensführer entstanden, der Neubürgerinnen und Neubürgern mit Migrationshintergrund helfen soll, sich hier schnell zurecht zu finden und Teil der Gemeinschaft zu werden. Damit bin ich bei einem Thema angelangt, das Staat und Kommunen vor Ort derzeit gleichermaßen beschäftigt. Verstärkt seit letztem Sommer hat Deutschland und damit natürlich auch Unterfranken einen enormen Flüchtlingszustrom zu bewältigen. In zahlreichen Gemeinden in Unterfranken so auch hier in Knetzgau sind die Hilfe suchenden Menschen untergekommen und erleben überwiegend, dass die Menschen ihnen freundlich begegnen und Unterstützung zukommen lassen. So hat sich auch hier in Knetzgau ein sehr aktiver Freundeskreis Asyl zusammen gefunden, der dem Bündnis für Familien und Senioren angegliedert ist und die Zahl der im Bündnis aktiven Bürgerinnen und Bürger nochmals deutlich erhöht hat. Ich darf an dieser Stelle allen Helferinnen und Helfern danken, die sich in ganz besonderer Weise um die hier lebenden Asylbewerberinnen und -bewerber kümmern; Sie leisten hier wertvolle Arbeit. Geht es im Moment überwiegend noch darum, die Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen, kommt in den nächsten Jahren mit der Integration der anerkannten Asylbewerber eine Herausforderung größter Dimension auf uns zu. Gerade hier in Unterfranken sind viele syrische Flüchtlinge angekommen, die eine hohe Bleibeperspektive haben. Wenn wir damit auch in besonderer Weise gefordert sein werden, sollten wir dies auch als Chance begreifen, die sich uns in Zeiten des demografischen Wandels und des damit auch einhergehenden Fachkräftemangels bietet. Gerade in den ländlichen Regionen sollten wir alles daran setzen, mit einer offenen Aufnahmebereitschaft die Menschen hier zu halten, zeigt doch die Erfahrung, dass eine Vielzahl der ankommenden Flüchtlinge auf Dauer bevorzugt in größeren Städten leben möchte. Es kann und sollte uns gelingen, diese Menschen auch in ländlich geprägten Regionen zum Bleiben zu ani-
- 4 - mieren, wenn sie die Vorzüge erst einmal kennen gelernt haben. Und da können Sie mit Ihrem Engagement hier vor Ort Entscheidendes leisten. Der Regierung von Unterfranken ist seit jeher die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ein großes Anliegen. Zahlreiche Veranstaltungen wie unsere nahezu jährlich stattfindenden Integrationsforen und der jährlich ausgelobte Integrationspreis beschäftigen sich mit diesem Thema ebenso wie der Unterfränkische Integrationsbeirat. War der thematischinhaltliche Schwerpunkt des Integrationsbeirats bislang vor allem auf die bessere Integration von Spätaussiedlern sowie der verschiedenen Gastarbeiter -Generationen gerichtet, so sollen fortan auch Maßnahmen und Projekte mit in den Blick genommen werden, die auf die zügige und erfolgreiche Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden mit guter Bleibeperspektive gerichtet sind. Aufgrund dieser thematischen Erweiterung wird daher der Beirat fortan als Migrations- und Integrationsbeirat firmieren. Vor dem Hintergrund des voraussichtlich anhaltenden Zustroms von sich auf der Flucht befindlichen Menschen ist ein verstärkter bezirksweiter Austausch zwischen Kommunen, Verwaltung und Ehrenamt zu möglichen Erfolgsmodellen der Flüchtlingsintegration angezeigt. Denn uns ist bewusst, dass diese Herkulesaufgabe nur mit Hilfe der Kommunen und mit Hilfe von ehrenamtlich tätigen Menschen wie Ihnen zu bewältigen ist. Der Freistaat Bayern und die Bezirksregierungen unterstützen die Kommunen bei ihren mannigfaltigen Aufgaben. So konnten der Gemeinde Knetzgau von der Regierung von Unterfranken vor knapp einem Jahr für die aktuell laufende Generalsanierung der Dreiberg-Schule Knetzgau bei Gesamtkosten von rund 13,86 Millionen und zuweisungsfähigen Kosten von rund 11,75 Millionen staatliche Fördermittel in Höhe von rund 7,28 Millionen in Aussicht gestellt werden. Die Bewilligung und Auszahlung einer ersten größeren Teilrate kann voraussichtlich Mitte 2016 erfolgen. Zur Beseitigung von Leerständen und zur Gestaltung eines wohnfreundlichen Umfeldes konnte die Regierung von Unterfranken die Gemeinde in den vergangenen Jahren mit Hilfe von Städtebaufördermitteln im Umfang von knapp 3,8 Mio. Euro unterstützen. Auch bei weiteren in der Gemeinde geplanten Projekten werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sachgebietes Städtebauförderung der Regierung von Unterfranken die Gemeinde unterstützen und fachlich begleiten. Allerdings möchte ich an dieser Stelle hervorheben, dass bei all den Investitionen einer Gemeinde neben der staatlichen Förderung natürlich auch immer ein großer Anteil an Eigenmitteln aufgewendet werden muss. So muss jede Kommune bei anstehenden Projekten
- 5 - auch immer ein besonderes Augenmerk darauf richten, ob eine Investition vor dem Hintergrund der finanziellen Situation der Gemeinde zu bewältigen ist. Meine sehr geehrter Damen und Herren, über die Zukunft einer ländlichen Region, zu der auch der Landkreis Haßberge gehört, entscheiden jedoch nicht in erster Linie der Freistaat oder die Bezirksregierung. Viel entscheidender ist das bürgerschaftliche Engagement vor Ort, die Bereitschaft, in der Gemeinde Verantwortung füreinander zu übernehmen, die Fähigkeit, Netzwerke zu bilden und so identitätsstiftend Heimat immer wieder neu mit Leben zu erfüllen. Sie haben hier gesunde Strukturen und engagierte Menschen. Im demografischen Wandel können wir in Unterfranken gut bestehen, wenn wir ihn gemeinschaftlich d.h. Staat, Kommune und Bürger mit vereinten Kräften angehen. Insofern appelliere ich an Sie: Bleiben Sie motiviert, setzen Sie sich weiter für ein soziales Miteinander ein und geben Sie auch weiterhin Impulse zur Entwicklung Ihrer Gemeinde. Ihr Engagement leistet einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt eines attraktiven Wohn- und Arbeitsplatzumfeldes. Mit Ihren Angeboten unterstützen Sie die Sicherung und den Erhalt gleichwertiger Lebensbedingungen gerade in einem ländlichen Raum wie diesem und machen ihn für sich und unsere nachfolgenden Generationen lebens- und liebenswert.