Wussten Sie, dass... eine wilde Vergangenheit haben?

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Wussten Sie, dass... Schweine eine wilde Vergangenheit haben?

Alle Schweine, die heute als Nutztiere gehalten werden, stammen ursprünglich vom Europäischen Wildschwein ab. Durch die jahrhundertelange Züchtung unterscheidet sich der Körper des Hausschweins heute jedoch deutlich vom Wildschwein. Außerdem bekommen unsere Schweine mehr Ferkel, wachsen schneller und haben einen höheren Fleischanteil. Seit rund 9.000 Jahren spielt das Schwein als Nahrungsgrundlage für die Menschen eine wichtige Rolle. In früheren Jahrhunderten wurden Schweine häufig in Buchen- und Eichenwälder getrieben und ernährten sich von dem, was sie auf Brachflächen oder im Wald fanden. Sie wurden dort von Schweinehirten gehütet. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging man zunehmend zur Stallhaltung mit Weidegang über. Nun fraßen die Tiere auch Küchenund Gartenabfälle oder Kartoffeln. Heute werden Schweine überwiegend in spezialisierten Betrieben gehalten und leben zumeist in Ställen. Sie fressen Getreidemischungen, denen Soja- und Rapsschrot oder andere eiweißreiche Futtermittel wie Erbsen- oder Ackerbohnen beigemischt werden. 3

Schweine kluge und saubere Tiere sind?

Heute weiß man, dass Schweine sehr intelligente Tiere sind - wahrscheinlich sogar klüger als Hunde. Sie sind neugierig, lernfähig, entwickeln komplexe soziale Strukturen und verständigen sich über Quiek- und Grunzlaute. Sie verfügen sogar über ein gutes Langzeitgedächtnis, erinnern sich beispielsweise daran, wenn sie schlecht behandelt wurden. Gibt man ihnen genügend Platz, trennen sie sorgfältig ihren Futter- und Liegeplatz von ihrem Örtchen. In der herkömmlichen Schweinehaltung ist eine exakte Trennung dieser Bereiche nur schwer möglich. Um den natürlichen Bedürfnissen der Tiere besser gerecht zu werden, sind zukunftsorientierte Ställe so gestaltet, dass diese Trennung weitgehend erreicht wird. In Ökobetrieben haben alle Schweine mit Stroh eingestreute Buchten und dürfen nach draußen in einen Auslauf. 5

Schweine einen ausgeprägten Spiel- und Wühltrieb haben?

Hausschweine haben auch heute noch Verhaltensweisen ihrer wild lebenden Vorfahren. Der ausgeprägte Spiel- und Wühltrieb ist ihr besonderes Kennzeichen. In der freien Natur verbringen sie etwa 7 Stunden am Tag mit Nase, Augen und Ohren ihre Umwelt zu erkunden und die Erde mit ihrer Rüsselscheibe auf der Suche nach etwas Essbarem zu durchwühlen. In einem Stall können Schweine diese Verhaltensweisen jedoch kaum ausleben. Dies kann zu aggressiven Verhaltens weisen gegenüber Artgenossen führen. Besonders das sogenannte Schwanzbeißen ist ein Problem. Um es zu verhindern, wird den meisten Ferkeln in den ersten Lebenstagen der Schwanz gekürzt. Damit sollen Schmerzen und Entzündungen infolge des Beißens verhindert werden. Doch auch das Kupieren des Schwanzes kann mit Schmerzen verbunden sein. Aus diesem Grund versuchen immer mehr Landwirte darauf zu verzichten. Sie bieten den Schweinen Beschäftigungsmaterial an wie Bälle, Seile und Beißhölzer oder geben ihnen Stroh oder Strohbehälter zum Wühlen. 7

... Schweine eine sehr empfindliche Nase haben?

Schweine haben von Natur aus tausendmal mehr Riechzellen pro Quadratmillimeter als wir Menschen. Mehr als 1.300 Gene sind beim Schwein für die Funktion der verschiedenen Duftsensoren zuständig. Es kann besser riechen als viele Hunde. Schweine können Essbares bis zu einem halben Meter tief unter der Erdoberfläche finden. In Frankreich werden sie deswegen zur Trüffelsuche eingesetzt. Trüffel sondern einen Geruch ab, der dem Sexualduftstoff von Ebern ähnelt, deshalb sind Sauen sehr erfolgreich bei der Suche dieser Pilze. Auch Drogen können von Schweinen aufgespürt werden, weshalb einige in der Drogenfahndung arbeiten. 9

... der Schweineschwanz ein Stimmungsbarometer ist?

Ähnlich wie beim Hund kann der Schwanz eines Schweins signalisieren, wie es dem einzelnen Tier oder der Gruppe geht: Wenn sich Schweine wohl fühlen, dann ist er üblicherweise geringelt oder bewegt sich entspannt hin und her. Ein wedelnder Schwanz kann aufkommende Aufregung anzeigen, ein hängender Schwanz hingegen gerade bei Jungtieren auf Krankheiten oder Unwohlsein hindeuten. Klemmen die Tiere den Schwanz ein, dann sind sie oftmals gestresst. Nicht selten ist der eingeklemmte Schwanz auch ein Warnsignal für Schwanzbeißen: Sie wollen so ihren Schwanz schützen. Der Schwanz ist daher für Landwirte ein guter Anhaltspunkt, um das Wohlbefinden ihrer Tiere zu beurteilen und negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Auch deshalb arbeiten sie daran, die Schwänze der Schweine nicht mehr zu kürzen. 11

... Schweine nicht schwitzen können?

Schweine haben abgesehen von ihrer Rüsselscheibe keine Schweißdrüsen zur Regulation ihres Wärmehaushalts und können daher nicht schwitzen. Um sich abzukühlen, nehmen sie in der freien Natur gerne Schlammbäder. Neben der Abkühlung dient das Suhlen auch dem Schutz der empfindlichen Haut vor Sonnenbrand und Parasiten. Schweine liegen daher bei Hitze lieber auf Betonböden als auf Stroh, weil sie darüber besser ihre Körperwärme abgeben können. Je aktiver der Stoffwechsel der Tiere ist, desto mehr Körperwärme erzeugen sie. Das ist beispielsweise bei den Sauen während der Säugezeit der Fall oder wenn die Tiere schnell wachsen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass das Klima im Stall gut an ihre Bedürfnisse angepasst ist und sie keinen Stress durch Hitze oder Kälte haben. Ställe mit verschiedenen Klimazonen (z. B. Stall und Auslauf) oder mit und ohne Einstreu bieten den Schweinen die Möglichkeit, sich einen angenehmen Platz auszusuchen. 13

Sauen es nach der Geburt gerne kühl haben, Ferkel lieber warm?

Eine Sau (Mutterschwein) bekommt pro Wurf durchschnittlich 10 bis 15 Ferkel. Um all diese Ferkel zu säugen, muss sie in den Wochen nach der Geburt viel Milch produzieren. Ihr Stoffwechsel läuft dann auf Hochtouren. Da Schweine nicht schwitzen können, braucht die Sau nun eine kühle Umgebung: am liebsten um 18 C. Die frisch geborenen Ferkel hingegen mögen es gerne warm. Sie können ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig halten. Ihr Liegebereich wird daher in den ersten zehn Tagen auf mindestens 30 C beheizt. Diese sogenannten Ferkelnester sind normalerweise mit Rotlichtlampen oder Bodenheizung ausgestattet. Stimmt die Temperatur, halten sich die Ferkel überwiegend in diesen Bereich auf, bleiben gesund und wachsen gut. Liegen sie weit verstreut und nicht beieinander, dann ist ihnen zu warm. Liegen alle dicht gedrängt, dann ist ihnen zu kalt. 15

Schweine überwiegend in Ställen gehalten werden?

Ein geschlossener, klimatisierter Stall ohne Einstreu ist der Standard in der konventionellen Schweinehaltung. Von äußeren Einflüssen abgeschirmt ist es möglich, ein hohes Maß an Hygiene zu erreichen. Krankheiten werden nicht so leicht übertragen. Die Temperatur ist immer steuerbar, egal wie kalt oder warm es draußen ist. Dabei leben die Tiere entweder in Kleingruppen mit etwa 10 bis 20 Tieren je Bucht (Stallabteil) oder in Großgruppen von 20 bis 60 Tieren. Daneben gibt es Sondergrößen mit 100 bis 300 Tieren je Bucht. Meist sind die Buchten nicht mit Stroh eingestreut, sondern haben Spaltenböden. Durch die schmalen Spalten fließt der Harn ab und der Kot wird von den Schweinen durchgetreten. In diesen Haltungssystemen können Schweine ihren Wühltrieb nicht befriedigen und haben nur begrenzte Möglichkeiten, ihrem Erkundungs- und Spieltrieb nachzukommen. Den Schweinen Auslauf zu ermöglichen, ist nicht leicht. Aufwändige Gutachten müssen eingeholt werden, da die Geruchsbelastung sowie die Einträge von Ammoniak in Boden und Luft bei Auslaufhaltung in der Regel deutlich höher sind als bei geschlossenen Ställen. Dieses Problem haben grundsätzlich auch Ökobetriebe. 17

... Sauen und Mastschweine auf verschiedenen Betrieben leben?

Meistens gibt es eine Arbeitsteilung: Die Ferkel kommen auf sauenhaltenden Betrieben ( Ferkelerzeuger ) zur Welt und bleiben für gewöhnlich drei bis vier Wochen bei der Mutter. Die Aufzucht dieser Ferkel geschieht danach in einem anderen Stall in einem anderen Betrieb. Im Alter von neun bis zehn Wochen und einem Gewicht von etwa 25 bis 30 kg werden sie zu den Mastbetrieben gebracht. Dort erreichen sie ein Gewicht von 110 bis 125 kg. Dies dauert rund 90 Tage. Danach werden sie geschlachtet und zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Diese Aufteilung hat den Vorteil, dass während des gesamten Lebens möglichst optimale Wachstumsbedingungen herrschen. Dies betrifft nicht nur den Platzbedarf und das Stallklima, sondern auch die Fütterung. Ein Nachteil ist dabei, dass die Ferkel oder Schweine mehrmals den Stall wechseln. Auch die Übertragung von Krankheiten ist leichter möglich. Aus diesen Gründen arbeiten manche Landwirte in einem geschlossenen System, bei dem das Schwein sein ganzes Leben lang im gleichen Betrieb bleibt. 19

... es viele Unterschiede gibt zwischen ökologischer und konventioneller Haltung?

In der ökologischen Schweinehaltung ist das Platzangebot für die Schweine ein zentraler Punkt. Ein weiterer Unterschied ist der vorgeschriebene Auslauf. Darüber hinaus muss der Ruhebereich der Ökoschweine eingestreut sein und bietet durch das vorhandene Stroh mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Ökoschweine werden im Durchschnitt 30 bis 60 Tage länger gemästet. Die Schweine bekommen überwiegend Futtermittel aus ökologischem Anbau und Erkrankungen sollen bevorzugt mit Naturheilverfahren behandelt werden. In der Zucht legt man besonderen Wert auf Robustheit, Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Außerdem halten ökologisch wirtschaftende Betriebe im Durchschnitt weniger Schweine als konventionelle Betriebe. Viele Menschen verbinden diese kleinen Betriebe mit einem Mehr an Tierwohl. Dabei kommen verschiedene Studien zu dem Schluss, dass die Bestandsgröße kaum einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Schweine hat. Entscheidend ist viel mehr das Management, also der Landwirt. Ist er gut ausgebildet und führt seinen Betrieb entsprechend, kann es den Tieren sowohl auf kleinen, als auch auf großen Betrieben gut gehen. 21

... es gesetzliche Regeln für die Haltung von Schweinen gibt?

Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung regelt die Haltung von Nutztieren zu Erwerbszwecken. Schweine müssen z. B. Sichtkontakt zu anderen Schweinen haben, denn sie sind sehr soziale Tiere. Es ist ebenfalls vorgeschrieben, dass jederzeit genügend Beschäftigungsmaterial in ausreichender Menge vorhanden ist. Geregelt ist auch der Platzbedarf. Einem 50 bis 110 kg schwerem Mastschwein steht demnach eine Stallfläche von mindestens 0,75 m² zu. Zum Vergleich: In der ökologischen Tierhaltung sind es 1,1 m² zwischen 50 und 85 kg Körpergewicht und zwischen 85 und 110 kg sogar 1,3 m² Stallfläche. Bio-Schweine müssen außerdem Zugang zu einem Auslauf und Tageslicht haben. Auch der Transport der Schweine und ihre Schlachtung sind gesetzlich geregelt, sodass sie möglichst mit wenig Stress durchgeführt werden. 23

Deutschland ein sehr großer Schweineproduzent ist?

Weltweit werden jährlich über 100 Mio. t Schweinefleisch erzeugt. Dabei nimmt Deutschland mit knapp 5,5 Mio. t hinter den USA (ca. 10 Mio. t) und China (über 50 Mio. t) den dritten Platz in der Rangliste der Erzeugerländer ein. Spanien weist ähnliche Größenordnungen wie Deutschland auf. Innerhalb der EU war Deutschland im Jahr 2016 mit einem Anteil von fast 25 % der größte Schweinefleischerzeuger. In Deutschland werden über 27 Mio. Schweine gehalten und verkauft. Das entspricht einem Produktionswert von jährlich rund 5,6 Mrd. Euro. Die Schweinehaltung ist damit hinter der Milcherzeugung der ökonomisch wichtigste Produktions- und Einkommenszweig der deutschen Landwirtschaft. Ein bedeutendes Thema in der deutschen Schweinefleischerzeugung ist der Preiswettbewerb. Wegen der niedrigeren Löhne, Pachten, Betriebsmittelpreise und Gesetzesauflagen in anderen Ländern ist der Kostendruck bei uns sehr groß. Der größte Teil der Schweine in Deutschland wird übrigens konventionell gehalten. Nur rund 1,8 % des Schweinefleischs und rund 1,2 % der Fleisch- und Wurstwaren kommen aus ökologischer Haltung. 25

Wasser in der Landwirtschaft Wetter Klima Landwirtschaft Pockets Maxi-Wissen im Mini-Format Folgende Pockets sind außerdem erschienen:»» Ein gutes Tröpfchen 2018, Bestell-Nr. 0433»» Bauer sucht Wetter 2018, Bestell-Nr. 0411»» Der Schatz unter unseren Füßen 2018, Bestell-Nr. 0401»» So leben Milchkühe 2017, Bestell-Nr. 0457 Ein gutes Tröpfchen Der Schatz unter unseren Füßen Bauer sucht Wetter... So leben Milchkühe Alle Medien, auch als Download: www.ble-medienservice.de

Impressum 0457/2017 Herausgeberin Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Präsident: Dr. Hanns-Christoph Eiden Deichmanns Aue 29 53179 Bonn Telefon: +49 (0)228 6845-0 Internet: www.ble.de Text, Redaktion Dr. Heinke Heise Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness der Georg-August-Universität Göttingen Dr. Volker Bräutigam, Dr. Martin Heil, Dr. Elisabeth Roesicke, alle Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Layout Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Referat 422 Medienkonzeption und -gestaltung Bilder Titel: Wilfried Henke; S. 2 byrdyak - fotolia.com; S. 4: Gabriele Mörixmann; S. 6: Ludger Bütfering; S. 8: KingMatz1980 - istock.com; S. 10: Karl Allen Lugmayer - fotolia.com; S. 12: Heinrich Oberbach; S. 14: Ludger Bütfering; S. 16: Ludger Bütfering; S. 18: Ludger Bütfering; S. 20: Heinrich Oberbach; S. 22: Ludger Bütfering; S. 24: agnormark - fotolia.com; Rückseite: www.oekolandbau.de/copyright BLE/ Domenic Menzler Druck Bonifatius GmbH, Karl-Schurz-Straße 26, 33100 Paderborn Nachdruck oder Vervielfältigung auch auszugsweise sowie Weitergabe mit Zusätzen, Aufdrucken oder Aufklebern nur mit Zustimmung der BLE gestattet. BLE 2018

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