Makro III: Elastizitätsansatz der Zahlungsbilanzanpassung

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Transkript:

Makro III: Elastizitätsansatz der Zahlungsbilanzanpassung Zur Relevanz des Elastizitätsansatzes der Zahlungsbilanzanpassung 1. Gütermärkte: Einfluss auf preisliche Wettbewerbsfähigkeit auf - und portgütermärkten sektorale Perspektiven 2. Einfluss auf Konjunktur und dadurch Relevanz für Wirtschaftspolitik: Außenhandel Handelsbilanz Konjunktur und Beschäftigung Wechselkurs Einfluss auf port- und portpreise Inflationsrate 3. Ermittlung notwendiger Wechselkursänderungen zur Korrektur von Handelsbilanzungleichgewichten (Bsp: US Leistungsbilanzdefizit, China Leistungsbilanzüberschuss )

Unterschiedliche bilaterale Wechselkursänderungen gegenüber dem Dollar - Bedeutung für Deutschland? Economist, October 18th, 2007

3. Wechselkursänderungen, Preiselastizitäten und Handelsbilanz Der Elastizitätsansatz 3.1 Grundlagen 3.2 Gleichgewicht auf port- und portgütermärkten 3.3 Abwertung bei unvollkommen preiselastischem Güterangebot: ROBINSON- Bedingung 3.4 Abwertung bei vollkommen preiselastischem Güterangebot: MARSHALL- LERNER-Bedingung 3.5 J-Kurven-Effekt 3.6 Hysterese-Effekt 3.7 Empirische Ergebnisse 3.8 Wirtschaftspolitische plikationen

3. Wechselkursänderungen, Preiselastizitäten und Handelsbilanz Der Elastizitätsansatz 3.1 Annahmen / Grundlagen Prof. Dr. Volker Clausen Annahmen: - Kleines Land, d.h. keine internationalen Rückwirkungen - Partialanalytische Betrachtung: Außenhandelssektor klein, d.h. Wirkung auf Löhne, Preise bleiben unberücksichtigt - Vernachlässigung der Zahlungsbilanzrestriktionen, d.h. von Kapitalbilanzbewegungen und Devisenbilanzbewegungen wird abstrahiert - Homogene Güter - Abwesenheit von Transportkosten, Zöllen einheitlicher Preis und sonstigen Handelshemmnissen - Handelsbilanz im Ausgangszustand ausgeglichen

3.2 Gleichgewicht auf den port- und portgütermärkten Prof. Dr. Volker Clausen

3.3 Abwertung bei unvollkommen preiselastischem Güterangebot - ROBINSON - Bedingung Handelsbilanz in Inlandswährung X P X * P e : mengenmäßiger port des Inlands : Preis des portgutes in Euro : mengenmäßiger port des Inlands : Preis der portgüter des Inlands im Ausland : Wechselkurs (in Preisnotierung) HB = P X * ep 14243 X portwert in Inlandswährung

Graphische Lösung portgütermarkt: 1. portnachfrage des Auslands X N P e 2.portangebot des Inlands A portgütermarkt: 1.portnachfrage des Inlands = X = N X = X X X N A N ( P ) ( P ) 2. portangebot des Auslands X A = X A P e

Wirkungen einer Abwertung der Inlandswährung (bzw. eines Anstiegs des Wechselkurses) a) Drehung der portnachfragekurve nach rechts Anstieg des portwertes durch P b) Drehung der portangebotskurve des Auslandes nach links Verringerung des portwertes durch mengenmäßige Verringerung der porte Erhöhung des portwertes durch Verteuerung der porte X

Definition von Elastizitäten dx p η( x, p) = = dp x dx x dp p Elastizitäten positiv definiert ^ : Veränderungsrate η : Preiselastizität der Nachfrage, ε : Preiselastizität des Angebots Bsp.: η dx = d N ep * ( * ) N ep X Steigung der Kurve ROBINSON - Bedingung (24) ^ HB ^ ^ = = η ε ( 1+ ε ) ( 1 ) ^ ε η e + η ε + η ˆ > 0 e : Abwertung der Inlandswährung

3.4 Abwertung bei vollkommen preiselastischem Güterangebot ε,ε η ( 1+ ε ) ε ( 1 η ) > ε + η ε + η Division durch ε,ε (positiv!) η η + ε η 1+ ε > 1 η η 1+ ε ε lim ε, wenn η η > 1 η +η > Marshall Lerner - Bedingung 1 (-) (+) (+) * ( Y, Y e) HB,

Wirkung einer Abwertung der Währung auf die Handelsbilanz in Inlandswährung bei ausgeglichenem Ausgangszustand und unvollkommen preiselastischem Güterangebot

3.5 J Kurven - Effekt Anpassungsverzögerungen bei Mengenreaktionen: langfristige Reaktion elastischer als kurzfristige kurzfristig: ML-Bedingung nicht erfüllt; langfristig: ML-Bedingung erfüllt e 1 e 0 HB=0

in t=1: Abwertung der Inlandswährung, kurzfristige Verschlechterung der HB Ursache: 1. Preise und Mengen der - und porte sind vertraglich fixiert 2. portgeschäfte sind in Inlandswährung fakturiert 3. portgeschäfte sind in Auslandswährung fakturiert HB = P X ep * X kurzfristig: anomale HB-Reaktion, langfristig: normale HB-Reaktion

3.6 Hysterese - Effekt Modell von Baldwin und Krugman (1989) G( e ) = ep * X * cx G: Gewinn eines inländischen Unternehmens in Inlandswährung ohne Auslandsmarktkosten c: konstante Grenzkosten Unternehmen: - Monopolist auf Auslandsmarkt - Maximierung des Periodengewinns - versunkene Kosten ( sunk costs ) N: Markteintritt N>M M: Marktverbleib ( ) N Markteintritt, wenn G e > kritischer Wechselkurs krit. ( ) M Marktverbleib, wenn G e0 = wenn N>M dann krit. 1 krit. 1 = e G( e ) N krit. krit. 1 e0 e >

Illustration des Hysterese-Effektes 1990 1980 1985 Abwertung der DM bzw. Aufwertung des Dollar von 1980-1985, Abwertung des Dollar von 1985-1990 Deutsche Warenexporte in die USA bleiben auf höherem Niveau (Vergleich 1990 und 1980 bei gleichem Wechselkurs)

3.7 Empirische Ergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland Prof. Dr. Volker Clausen Bundesbank MB Januar 2001, S. 52

Empirische Ergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland Prof. Dr. Volker Clausen Bundesbank, MB Januar 2001, S. 55

Schätzergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland Prof. Dr. Volker Clausen Bundesbank, MB Januar 2001, S. 55

Empirische Ergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland Prof. Dr. Volker Clausen kurzfristig unelastische Mengenreaktion kurzfristige Preisreaktionen mit unvollständiger Überwälzung kurzfristige Verschlechterung der Handelsbilanz (anomale Reaktion) langfristig elastischere Mengenreaktionen langfristig vollständige Überwälzung bei p. preis langfristige Verschlechterung der Handelsbilanz (normale Reaktion) NB: HB = / statt - Bundesbank MB, Januar 1997, S. 55

3.8 Wirtschaftspolitische plikationen Partialanalytischer Ansatz Bedingungen für erfolgreiche Abwertung: - Erfüllung der Elastizitätsbedingungen (Robinson - Bedingung) - Zurückhaltende Lohnpolitik e => Erhöhung der portpreise => Erhöhung der Konsumentenpreise => Reaktion der Nominallöhne? wenn w Anstieg des Produzentenpreisniveaus Realer Wechselkurs unverändert Abwertung umso erfolgreicher, je geschlossener die Volkswirtschaft - Restriktive Geld- und Fiskalpolitik HB = Y A HB-Verschlechterung - Einmalige Anwendung des Instruments G A