Arbeit und Leben in stressigen Zeiten Lebenslauforientierte Arbeitszeiten Frauenpolitisches Tarifforum, ver.di-bundesverwaltung Berlin, 21. Oktober 2014 Hanna Wolf, DGB Bundesvorstand Projekt Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten
DGB-Projekt Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten! Ein Unterstützungsangebot des DGB für betriebliche Interessenvertretungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie www.familie.dgb.de hanna.wolf@dgb.de
Gliederung Lebenslauforientierung 1. Was verbirgt sich dahinter? 2. Betriebliche Maßnahmen als Teil familienbewusster Arbeitszeitgestaltung 4. Politische Rahmenbedingungen 3. Tarifpolitische Ansätze
Familie und Beruf im Lebensverlauf Geburt eines Kindes Hausbau Ehrenamt Krankheit Sport/Hobby Tod von Angehörigen/ Freunden Behinderung empty nest Single Kindererziehung Ausbildung der Kinder Partnerschaft Scheidung neue Partnerschaft Elternzeit Pflege privat/familär späte Jugend frühes Erwachsenenalter spätes Silverage beruflich Ausbildung Karrierepause Karriere Sabbatical berufliche Krise berufliche Umorientierung Berufseinstieg Arbeitslosigkeit Projektarbeit Weiterbildung Übergang in die Rente Quelle: Eigene Bearbeitung
Aktuelle Risiken im Lebensverlauf Unsicherheiten im Erwerbsverlauf Gesundheitliche Risiken durch Arbeitszeitintensivierung Optionen werden durch betriebliche Belange eingeschränkt Entgrenzung von Arbeit und Leben Einkommensverluste durch Erwerbsunterbrechungen Konflikte zwischen Erwerbsarbeit und Familienarbeit Sozialpolitische Leistungen werden auf Betriebsebene verlagert
1. Was bedeutet Lebenslauforientierung? Blick auf das Ganze Kritische Übergänge werden hervorgehoben und Narbeneffekte werden deutlicher Unterschiedlichkeit weiblicher und männlicher Lebensverläufe Bedeutung der sozialpolitischen Bedingungen Institutionalisierte Lebensläufe Gestaltung durch die Politik
Ziele lebenslauforientierter Arbeitszeitgestaltung Differenzierten Lebenswegen der Beschäftigten besser gerecht werden Keine Diskriminierung von ungleichen Lebens- und Erwerbsverläufen Abbau von unsozialen atypischen Beschäftigungsverhältnissen Stärkung der Eigenverantwortung in der Lebensgestaltung sowie Absicherung riskanter Erwerbsphasen und beruflicher Übergänge
2. Instrumente der Lebenslauforientierung im Betrieb Quelle: Eigene Bearbeitung
Soziale Veränderungen Einbeziehung von Frauen in den Arbeitsmarkt Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse auch für Männer Familien werden bunter und vielfältiger traditionelle Geschlechterverhältnisse geraten in Bewegung Neuformulierung einer lebenslauforientierten Normalarbeitszeit?!
Beispiel guter Praxis: Polizei Bremen Umsetzung lebenslauforientierter Arbeitszeiten in vier verschiedenen Handlungsfeldern: 1. Unterschiedliche Schichtmodelle 2. Teilzeitmodelle 3. Arbeitszeitkonten 4. Familienbewusste Rahmenbedingungen
3. Tarifpolitische Ansätze Arbeitszeitpolitische Konflikte nehmen zu Gewerkschaften vor der Aufgabe, die Auseinandersetzung um Arbeitszeiten betriebs- und tarifpolitisch wieder aufzunehmen Charta für familienbewusste Arbeitszeiten (2011) Fokus tarifpolitischer Ansätze eher auf das Ende des Erwerbslebens Ansparmodelle zur Verkürzung der Lebensarbeitszeit Lebensarbeitszeit als alternative Verteilung von Erwerbsarbeitszeiten im Lebensverlauf bisher kaum umgesetzt
Gute Beispiele lebensphasenorientierter Tarifverträge Ver.di: Generationen-TV der Deutschen Post AG IG Metall: TV zu Langzeitkonten in der Metall- und Elektroindustrie in NRW und Baden Württemberg IG BCE: Flächen-TV zum Themenbereich Demografischer Wandel und TV Lebensphasengerechte Arbeitszeitgestaltung für ostdeutsche chemische Industrie
4. Herausforderungen von Lebenslaufpolitik Ungleichheiten und Differenzierungen im Zeitverlauf Sicherheit besonders an neuralgischen Punkten wie der Geburt eines Kindes oder auch Krisen im Leben Sozialpolitische Maßnahmen dürfen sich nicht gegenseitig widersprechen, sondern müssen sich gegenseitig ergänzen (Bsp. Rente) Einheitliches Konzept und Verzahnung unterschiedlicher Politikfelder wie Arbeitsmarkt-, Renten- und Gesundheitspolitik
Politische Regelungsebenen Sozialpolitik Sozialversicherungsrecht Arbeitsmarktrecht Flexigesetz I +II Arbeitszeitpolitik Arbeitszeitgesetz Teilzeit- und Befristungsgesetz Bundesurlaubsgesetz Bundeselternzeitgesetz Familienpflegezeitgesetz Betriebspolitik BetrVG BPersVG Tarifpolitik Tarifverträge
Aktive Lebenslaufpolitik Unter aktiver Lebenslaufpolitik [ ] lässt sich ein Politikansatz fassen, der von einem Leitbild künftiger männlicher und weiblicher Lebensläufe ausgeht und versucht, die staatlichen Interventionen in den unterschiedlichen Phasen des Lebensverlaufs so zu strukturieren, dass sie aufeinander abgestimmt sind und sich wechselseitig verstärkend unterstützen. (1. Gleichstellungsbericht, 2011, S. 29)
Versprechen der Lebenslauforientierung Größere Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern bei der Arbeitszeitverteilung Individuelle Zeitoptionen und größere Entscheidungsfreiheiten durch mehr Arbeitszeitflexibilität für alle Beschäftigten Die Arbeitszeitgestaltung entspricht besser den Bedürfnissen der Menschen und wird damit der sozialen Wirklichkeit besser gerecht Die Anerkennung von Fürsorgearbeit spiegelt sich in den Arbeitszeitkulturen wider und führt nicht mehr automatisch zu Benachteiligungen Das Thema Work-Life-Balance ist nicht auf Mütter und Väter beschränkt sondern alle Beschäftigtengruppen
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!