Patienten- und Personalsicherheit in Notaufnahmen gibt es Handlungsbedarf? A. S T E W I G - N I T S C H K E
Was bedeutet Sicherheit? Ist ein Zustand, der frei von unvertretbaren Risiken der Beeinträchtigung ist oder als gefahrenfrei angesehen wird. Um den Zustand von Sicherheit zu erreichen, werden Sicherheitskonzepte erstellt und umgesetzt. Sicherheitsmaßnahmen sind dann erfolgreich, wenn sie dazu führen, dass mit ihnen sowohl erwartete als auch nicht erwartete Beeinträchtigungen abgewehrt bzw. hinreichend unwahrscheinlich gemacht werden. http://de.wikipedia.org/wiki/sicherheit
Sicherheit aus Sicht der. Pflegekraft / Arzt Patienten FSJ KHL Schüler Reinigungskraft Begleitperson
18.12.08 Messerstecherei endet mit Prügelei in der Notaufnahme (Berliner Morgenpost 25.02.2010: Messerattacke in Rettungsstelle (Tagesspiegel)
Bericht der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) Geschrei und Prügel, Mobbing und entwürdigende Zudringlichkeiten am Arbeitsplatz sind für viele Arbeitnehmer in Europa ganz normal Zwischen 5 und 20 Prozent der europäischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leiden unter Gewalt durch Dritte Im Schnitt hat nur etwa ein Viertel von ihnen - und in vielen Ländern der Europäischen Union gerade einmal 10 Prozent - Verfahren eingeführt, um diesem Problem zu begegnen. Noch dringlicher ist dieses Problem im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen, wo es von mehr als 50 Prozent der Führungskräfte als Problem für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz eingestuft wird Quelle: "BMAS/BAuA (2012): Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010. Download von www.baua.de/suga"
Bericht der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) "Gewalt, verbale Aggressionen oder Bedrohungen von Arbeitnehmern durch Kunden oder Patienten sind kritische Probleme des Bereiches Sicherheit und Gesundheitsschutz. Die psychologischen Folgen seien manchmal noch gefährlicher als körperliche Verletzungen. So könnten Belästigungen am Arbeitsplatz zu Stress, langfristiger Arbeitsunfähigkeit und gar zu Selbstmord führen. "Wirtschaftliche Folgen sind verminderte Produktivität, erhöhte krankheitsbedingte Fehlzeiten, stärkere Mitarbeiterfluktuation und behinderungsbedingte Frühberentung, oft schon in jüngerem Alter Gewalt am Arbeitsplatz findet in vielen europäischen Ländern noch nicht genug Beachtung. Quelle: "BMAS/BAuA (2012): Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010. Download von www.baua.de/suga"
Orte von Gewalt 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Violence from Patients/Relatives Psychiatric Wards Emergency Dep. Geriatric Wards Surgical Wards Intensive care unit Paediatric gynaecologic day hospital, home care others Camerino et al. 2008 Ohlbrecht, H., Bartel, S., Kardorff, E. v., Streibelt, M. (2009): Gewalt in der Notaufnahme ein aktuelles Problem und seine Hintergründe, In: Prävention und Gesundheitsförderung; 4 (1), S. 7-14.
Emergency Nurses Association (ENA) 2009 Online-Befragung 3.465 Krankenpfleger, die in Notaufnahmen tätig sind "mehr als 50% der Teilnehmer berichteten, körperliche Gewalt in Form von zum Beispiel Tritten, Kratzen oder Bespucken erfahren zu haben Verbale Attacken äußerten sich beispielsweise durch Anschreien, einschüchternde oder sexuell belästigende Sprüche Häufig Opfer, das heißt über 20mal in den letzten drei Jahren, von physischer Gewalt geworden zu sein, gaben 23% der Befragten an "Faktoren, die die Entstehung von Gewalt unterstützen, sahen die Pflegenden zum Beispiel in langen Wartezeiten, Personalmangel oder falschen Interpretationen des Verhaltens des Pflegepersonals durch Patienten oder Angehörige" Der aktuelle Forschungsstand zeigte,,,dass das Phänomen der Gewalt in der Notaufnahme in der internationalen Diskussion breit dokumentiert und diskutiert ist, aber bislang kein präzises Wissen über ihre Ursachen und Bedingungen existiert
Pflege/ Ärzte am häufigsten betroffen Aggression geht mehrheitlich von Patienten aus (seltener Angehörige) Männer zwischen 20-49 Jahren Mengenmäßig können die unter 20-jährigen vernachlässigt werden Die Meisten stehen unter dem Einfluss von Alkohol/ Drogen Vorwiegend Ereignisse am WE/ Nachtdienst Abnahme am Samstag (Betrieb Ausnüchterungszelle)
Situation in Deutschland: Gewaltereignisse in Kliniken steigen Erfassung direkt in Notaufnahmen bisher gering Befragung Zeitraum 2009-2011: Schriftlicher Fragebogen Schulungsteilnehmer aus verschiedenen Bundesländern Notaufnahmen unterschiedlicher Größen/ Organisation Ländliche Gebiete bis Metropole 260 Pflegekräfte Durchschnittsalter 28,6 Jahre Durchschnittlich 9-15 Jahre in der ZNA tätig
Ergebnisse: 93% wurden verbal beleidigt (1x täglich) 58% wurden verbal bedroht (1x wöchentlich) 24% wurden Schläge angedroht (1x wöchentlich) 2% wurden mit Stich- bzw. Schusswaffe bedroht 26% hatten Erfahrungen mit physischer Gewalt 28% fühlten sich ausreichend auf die Situation vorbereitet Für 20% war Gewalt gar kein Problem Nur 8% der Geschädigten bekamen nach einem Ereignis Unterstützung/ Hilfe (wenn ja vorwiegend durch Kollegen)
Ergebnisse: 12% benannten Verhaltensänderungen nach Ereignissen:
Ergebnisse: Kein Befragter hat spätere Verhaltensänderungen gegenüber Patienten/Angehörigen benannt 4% der Befragten erfassten stattgehabte Ereignisse 9% bekommen Fortbildung zum Thema 53% haben Festlegungen in der Einarbeitung 100% halten ein Meldesystem für wichtig (innerklinisch) Kein Befragter hat einen Wechsel des Arbeitsplatzes in Erwägung gezogen 88% sind der Meinung, das Wartezeit die Entwicklung von Aggressionen beeinflusst
Ergebnisse Vorhandene Sicherheitsmaßnahmen Am Wichtigsten war in der Konkretisierungsfrage die Notrufklingel
Personalsicherheit in deutschen Notaufnahmen:
Handlungsbedarf Destabilisierung Entwicklung PTBS Richtiges Verhalten Territoriale Bedingungen Unnormale Situation Modell T-R-U-D-E,,,Der Prozess der Prävention, Bewältigung und Nachbearbeitung von Gewaltereignissen (Stewig-Nitschke 2011)
Durchgeführte Maßnahmen: Schulungen (1,5-3d), Zugangsbeschränkung, Videoüberwachung
GUV Neu- und Umbauplanung Zu den Belastungen in diesem Arbeitsbereich zählt die Gewalt gegen Mitarbeiter Zur Gewaltprävention sind neben organisatorischen Präventivmaßnahmen (zum Beispiel personelle Ausstattung, Schulung der Mitarbeiter,) bauliche Anforderungen zu berücksichtigen... Beispielsweise die Ausstattung mit geeigneten Alarmierungseinrichtungen und das Anbringen von Überwachungskameras in kritischen Bereichen Geeignete Wartezimmermanagement- Systeme wie zum Beispiel Nummernvergabe oder Durchsageanlagen sind zu installieren
,,..Instrumente zur Identifizierung eines Risikos von Gewalt können ungefähr so gute Vorhersagen treffen, wie es der Wurf einer Münze vermag haben also kaum Wert. Das Erfahrungswissen und die Einschätzungsfähigkeit von erfahrenen Pflegenden sind solchen Systemen in der Regel überlegen..,,..so stellt nach heutiger Kenntnis nicht nur der Patient ein Risikopotenzial dar. Vielmehr spielt es eine Rolle, wie und mit welcher Haltung dem Patienten seitens des Personals begegnet wird. Eine empathische Grundhaltung ist hier natürlich von Vorteil. Eine wichtige Rolle spielen aber auch Umgebungsfaktoren: Wenn ein Bereich total überfüllt ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit von aggressiven Durchbrüchen - Heilberufe 3 I 2011; Prof. Dr. Michael Schulz, Lehrstuhl für Psychiatrische Pflege Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld
Patientensicherheit? APS,,Im Mittelpunkt jeder qualitätsorientierten Gesundheitsversorgung steht die Sicherheit des Patienten. Unerwünschte Ereignisse, die das ungewollte Ergebnis einer Behandlung sind, gefährden die Patientensicherheit Übergriffe durch Patienten an Mitpatienten?
Personalsicherheit heißt Patientensicherheit! A. Stewig-Nitschke 2012
Erfassung von Gewaltereignissen Copyright by A.Stewig-Nitschke/MBA