Umweltgefährdung durch insektenresistente Bt-Pflanzen



Ähnliche Dokumente
Briefing. Umweltgefährdung durch insektenresistente Bt-Pflanzen. Ungewollte Auswirkungen auf Insekten. Genetic Engineering Briefing Pack

Perspektiven der Grünen Gentechnik: Eine realistische Bestandsaufnahme

GutAchten. Biodiversität. Gentechnisch veränderter Mais Schädlingsbekämpfung. Nicht-Zielorganismen. Koexistenz

Risiken der Nutzung der sog. Grünen Gentechnologie

Lebensmittel und Gentechnik

Schärfere Haftung in Sachen Umwelt.

GENETIK UND GENTECHNIK IM ALLTAG

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

20 Jahre Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen - Folgen des Anbaus in den USA

Gentechnik in Lebens- und Futtermitteln

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Vergleich transgene Pflanzen und traditionelle Züchtung

Auch heute noch kann man in Indien zahlreiche. Produkte von Bayer kaufen,

78 Prozent der Deutschen wollen kein Genfood. Umfrage des Meinungsforschungsinstituts FORSA für SLOW FOOD Deutschland. 19.

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Dow Jones am im 1-min Chat

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Gemeinsam können die Länder der EU mehr erreichen

Gentechnisch verändert?

Tutorial: Homogenitätstest

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Welche Bereiche gibt es auf der Internetseite vom Bundes-Aufsichtsamt für Flugsicherung?

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache

Ist Fernsehen schädlich für die eigene Meinung oder fördert es unabhängig zu denken?

Behörde für Bildung und Sport Abitur 2008 Lehrermaterialien zum Leistungskurs Mathematik

Papa - was ist American Dream?

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Leitartikel Weltnachrichten 2 / 2016

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Nachhaltig schön und gesund. Keramikimplantate von SDS

Leichte-Sprache-Bilder

Leichte Sprache Informationen zum Europäischen Sozialfonds (ESF) Was ist der Europäische Sozialfonds?

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

Bekommen durch Ansteckung. H Human Beim Menschen. Acquired I D. Schwäche des Immunsystems. Schwäche des Immunsystems.

Lichtbrechung an Linsen

Lerntext Pflanzen 1. Was sind Pflanzen?

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Grünes Wahlprogramm in leichter Sprache

Systemen im Wandel. Autor: Dr. Gerd Frenzen Coromell GmbH Seite 1 von 5

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Antibiotikaresistenz

Orderarten im Wertpapierhandel

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede

Methicillin Resistenter Staphylococcus Aureus (MRSA)

Herzlich Willkommen beim Webinar: Was verkaufen wir eigentlich?

Anleitung zum Computercheck Windows Firewall aktivieren oder eine kostenlose Firewall installieren

Nachkalkulation. Hat sich das Objekt CVO Auxilium hilden im Juni rentiert?

Soja-Lebensmittel - Quelle von hochwertigem Eiweiß

Mobile Intranet in Unternehmen

4. Das neue Recht der GmbH ein Überblick

Abituraufgabe zur Stochastik, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Adobe Photoshop. Lightroom 5 für Einsteiger Bilder verwalten und entwickeln. Sam Jost

Naturgewalten & Risikoempfinden

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang

Albert HAYR Linux, IT and Open Source Expert and Solution Architect. Open Source professionell einsetzen

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Eigenen Farbverlauf erstellen

Fehler und Probleme bei Auswahl und Installation eines Dokumentenmanagement Systems

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Auswertung des Fragebogens zum CO2-Fußabdruck

Solar Dorf Projekt. Von. Arthegan Sivanesan & Tieu Long Pham

Lösungshinweise zur Einsendearbeit 2 SS 2011

PKV-Info. Lohnt der Wechsel innerhalb der PKV?

Anleitung zur Bearbeitung von Prüferkommentaren in der Nachreichung

Zahlenwinkel: Forscherkarte 1. alleine. Zahlenwinkel: Forschertipp 1

AutoCAD Dienstprogramm zur Lizenzübertragung

Bewertung des Blattes

Studieren- Erklärungen und Tipps

E U R O P E A N C O P P E R I N S T I T U T E

Festigkeit von FDM-3D-Druckteilen

Die Methode des Robusten Trends und der CAC40 (Frankreich)

Kurzanleitung. MEYTON Aufbau einer Internetverbindung. 1 Von 11

CCI Swing Strategie. Cut your losers short and let your winners run

Imkerei und Gentechnik. Gefährden gentechnisch veränderte Pflanzen die Bienengesundheit? Stand der Forschung

Ihr Mandant möchte einen neuen Gesellschafter aufnehmen. In welcher Höhe wäre eine Vergütung inklusive Tantieme steuerrechtlich zulässig?

REACH-CLP-Helpdesk. Zulassung in der Lieferkette. Matti Sander, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

Dann zahlt die Regierung einen Teil der Kosten oder alle Kosten für den Dolmetscher.

Dieser Ablauf soll eine Hilfe für die tägliche Arbeit mit der SMS Bestätigung im Millennium darstellen.

Die Gesellschaftsformen

VERSTEHEN UND VERARBEITEN EINES LESETEXTES

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

Die integrierte Zeiterfassung. Das innovative Softwarekonzept

6 Schulungsmodul: Probenahme im Betrieb

Datenübernahme von HKO 5.9 zur. Advolux Kanzleisoftware

WIR MACHEN SIE ZUM BEKANNTEN VERSENDER

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Ich kann auf mein Einkommen nicht verzichten. Die BU PROTECT Berufsunfähigkeitsversicherung.

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Die Notare. Reform des Zugewinnausgleichsrechts

SCHULUNG MIT SYSTEM: E-LEARNING VON RAUM21

Urlaubsregel in David

Newsletter Immobilienrecht Nr. 10 September 2012

Ihren Kundendienst effektiver machen

Das Lazarus-Verfahren - 1 oder auch EOR-Verfahren ( Enhanced Oil Recovery)

Transkript:

Umweltgefährdung durch insektenresistente Bt-Pflanzen Auf 68 Millionen Hektar wurden im Jahr 2003 weltweit gentechnisch manipulierte Feldfrüchte angebaut. Bei 18 Prozent (12 Millionen Hektar) handelte es sich um Sorten, die gegen Insekten resistent sind. 1 Die meisten dieser Feldfrüchte werden durch Einsetzen einer synthetischen Version eines Gens des vorkommenden Bodenbakteriums, Bacillus thuringiensis (Bt), hergestellt. Die Pflanzen produzieren ihre eigenen Bt-Toxine und vernichten damit Schädlinge. Insektenresistenter Bt- Mais, Bt-Baumwolle und Bt-Kartoffeln werden vor allem in den USA kommerziell angebaut. Verschiedene andere Bt- Pflanzen befinden sich in der Entwicklung (z.b. Raps, Reis und Tomaten). Ungewollte Auswirkungen auf Insekten In seiner natürlichen Form wird Bt schon seit den 50er Jahren von Landwirten, die biologische und andere naturnahe Anbaumethoden betreiben, als Spray verwendet. Das Spray tötet Schädlinge, ohne dabei Nicht-Ziel-Insekten oder andere wild lebende Tiere zu beeinträchtigen. Die Bt-Toxine, die von insektenresistenten Feldfrüchten wie z.b. Monsantos Gen-Mais MON810 produziert werden, weisen jedoch signifikante Unterschiede auf und betreffen ein breiteres Spektrum von Insekten, bis hin zu so genannten Nützlingen. Natürliche Bt-Sprays haben kaum Auswirkungen auf Nicht-Ziel-Organismen, da sich das bakterielle Protoxin in inaktivem Zustand befindet und erst toxisch wird, wenn es im Darm der Insektenlarven bestimmter (Ziel-)Spezies verdaut wird. Im Gegensatz dazu enthalten viele insektenresistente Pflanzen ein künstliches, verkürztes Bt-Gen, das ein geringeres Maß an Verdauung erfordert, um das Toxin zu erzeugen. Es ist daher weniger selektiv und kann außer den Schädlingen, für die es gedacht ist, auch Nicht-Ziel-Insekten schädigen, die über die Enzyme zur Verdauung des Protoxins nicht verfügen (Abb. 1). 2 Alkaline ph Enzymes Proteolytic processing Bt -Insecticide (Cry1Ab) Receptor binding Pore formation and lysis Crystal Bt -protein Spores (synergistic interaction ) In insect midgut Protoxin (130 kda ) Toxin (65kDa) Bt-Plant Plant Toxin (ca. 69kDa) Receptor binding Pore formation and lysis Abb. 1 Unterschiede Bt-Insektizide und genmanipulierte Bt-Pflanzen 2 Gentechnisch veränderte Bt-Pflanzen können für Nicht-Ziel-Organismen schädlich sein, die entweder das Gift über Pollen oder Pflanzenabfälle aufnehmen oder auch über das Fressen von Schädlingen, die das Toxin aufgenommen haben. Dadurch können geschützte Spezies oder nützliche Insekten geschädigt werden, die wichtig für den Erhalt des Ökosystems sind. Gefährdung von Schmetterlingen Die meisten der derzeitigen Bt-Pflanzen sind so genmanipuliert, dass sie auf bestimmte Arten von Motten und Schmetterlingen (Lepidoptera) toxisch wirken. Dadurch soll unter anderem die Raupe des Maiszünsler, eines im Maisanbau in bestimmten Regionen vorkommenden Schädlings, bekämpft werden. Aber auch die Raupen anderer Schmetterlinge können durch das Fressen in der Nähe von Bt- Pflanzen versehentlich zusammen mit dem Pollen auch das Bt-Toxin aufnehmen. Die Auswirkungen der Pollen von Bt-Mais auf die Larven des Monarchfalters (Danaus plexippus) V.i.S.d.P Christoph Then, Greenpeace e.v., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg 12/2004

in Nordamerika sind das bekannteste Beispiel für dieses Phänomen. 3 Der Pollen von Bt-Mais (Bt176 der Firma Syngenta) hatte die Kontroverse um den Monarchfalter entfacht. Diese Variante des Bt-Mais wird inzwischen stufenweise aus dem Verkehr gezogen. Man erkannte außerdem, dass die Pollen des Bt-176 auch für die Raupen des Tagpfauenauges (Inachis Io) toxisch sind. 4 Im August 2004 wurde von Forschern der Universität in Maryland, USA, in einer Langzeitstudie festgestellt, dass es auch nachteilige Folgen für die Raupen des Monarchfalters hat, wenn sie über längere Zeit den Pollen von zwei anderen Bt-Mais-Sorten, MON810 und Bt11 ausgesetzt sind, obwohl diese Varianten des Bt-Mais wesentlich weniger Bt in den Pollen enthalten als Bt176. Obwohl keine Kurzzeitauswirkungen (4 5 Tage) festgestellt wurden 5, zeigte die Langzeitstudie (2 Jahre), dass über 20% weniger Raupen des Monarchfalters das Stadium des erwachsenen Schmetterlings erreichten, wenn sie natürlich abgelagerten Bt- Pollen ausgesetzt waren. 6 Die Forscher pflanzten für Ihre Untersuchungen Futterpflanzen für die Schmetterlingsraupen in der Nähe von Gen-Mais Feldern an. Dann beobachteten sie die Auswirkungen, die durch den Pollen ausgelöst wurde, der vom Gen-Mais auf die Futterpflanzen geweht wurde und dort von den Raupen zwangsläufig aufgenommen wurde. Im Ergebnis entwickelten sich tatsächlich 23,7 % weniger Raupen zu Schmetterlingen. Zwar sehen die Forscher das Risiko als relativ gering an, dass die Population des Monarchfalters dadurch insgesamt gefährdet wird. Dies liegt u.a. daran, dass das Verbreitungsgebiet des Monarchfalters nicht auf die Regionen konzentriert ist, in denen der Mais angebaut wird. Die Forschungsergebnisse sind aber nicht nur für den Monarchfalter relevant, da auch für andere Arten bereits eine Empfindlichkeit für Bt- Toxine nachgewiesen wurde. Viele Schmetterlingsarten und andere Insektenarten werden bereits durch Faktoren wie Klimawandel und Verlust des Lebensraumes bedroht 7. Die Gefährdung durch das Bt-Gift bedeutet einen zusätzlichen Stress und kann dadurch für bestimmte Arten eine ernsthafte Bedrohung sein. Im Rahmen von Zulassungsverfahren werden derzeit keine Langzeitstudien über die Gefährdung von Nicht-Ziel-Organismen verlangt, obwohl generell erwartet wird, dass ein längerer Beobachtungszeitraum die Risiko- Einschätzung verbessern würde. 8 Der Fall des Monarchfalters zeigt die Relevanz von Langzeitstudien deutlich auf. Gefährdung von nützlichen Insekten Verschiebungen im Gleichgewicht zwischen Schädlingen und deren natürlichen Feinden lassen sich im Fall der Bt-Baumwolle dokumentieren. Untersuchungen aus China zeigen, dass die Verwendung von Bt-Baumwolle die Populationen von Sekundärschädlingen anwachsen lassen kann, darunter Blattlaus, Lygus-Wanze, Weiße Fliege, Rote Spinnmilbe und Thrips. 9 Studien haben zudem einen beachtlichen Rückgang der Populationen von nützlichen Parasiten Microplitis sp. (Rückgang um 88,9%) und Campoletis chloridae (Rückgang um 79,2%) in Bt-Baumwollfeldern ergeben. 10 In den USA wurden Auswirkungen von Bt-Mais auf Feldpopulationen von Coleomegilla maculata, einem nützlichen Raubinsekt, das häufig in Maisfeldern vorkommt, festgestellt. 11 Ein bestimmter Typus des Bt-Toxins (Cry1Aa) erwies sich außerdem als toxisch für den Seidenspinner (Bombyx mori). 12 Bei Laboruntersuchungen konnte auch gezeigt werden, dass die Grüne Florfliege (Chrysoperla carnea) durch Bt-Saaten gefährdet wird. 13 Florfliegen sind Nutzinsekten, die eine wichtige Rolle bei der natürlichen Kontrolle der Schädlinge spielen. Die toxischen Auswirkungen auf Florfliegen werden beobachtet, wenn diese eine Beute fressen, die vorher die Bt-Toxine aufgenommen hat. Das Bt-Toxin wird also in der Nahrungskette weiter gereicht ein überraschendes Ergebnis. Trotz dieser Erkenntnisse werden bei der Prüfung von Zulassungsanträgen von Gen- Pflanzen ihre Auswirkungen auf die Nahrungskette nicht geprüft. Diese Vorgehensweise wird inzwischen von verschiedenen Wissenschaftlern scharf kritisiert. 14 Die beunruhigende Schlussfolgerung lautet, dass Bt-Toxine von gentechnisch manipulierten Pflanzen geschützte und nützliche Arten gefährden und sogar in der Nahrungskette weitergereicht werden können. Ein Effekt, der beim Bt-Toxin in seiner natürlichen Form bisher niemals beobachtet worden ist. V.i.S.d.P Christoph Then, Greenpeace e.v., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg 12/2004 S. 2

Wirkung auf Bodenorganismen Bodenorganismen spielen eine wesentliche Rolle für den Ertrag landwirtschaftlicher Böden. Daher ist es wichtig zu verstehen, wie verschiedene landwirtschaftliche Methoden sie beeinträchtigen. Bt-Pflanzen können langfristig ein großes Problem für die Böden werden, da sie auch über die Wurzeln die Stoffe ausscheiden 15, die für bestimmte Insekten toxisch sind. Es besteht der Verdacht, dass im Boden eine ganze Reihe von Nicht-Ziel-Organismen wie der Regenwurm 16 betroffen sein können. Während die Bodenökologie von einer großen Anzahl unbekannter Keime abhängig ist, sind Tests bisher nur an sehr wenigen Spezies und sehr wenigen Bodenarten und Ökosystemen durchgeführt worden. Falls die im Boden abgelagerten Bt-Gifte negative Auswirkungen auf die Bodenorganismen wie Bakterien, Pilze, Insekten, Regenwürmer haben, wird das zwangsläufig weitreichende Folgen haben. Grundlegende Funktionen des Ökosystems, wie die Kompostierung und der Aufbau der Nährstoffkreisläufe können betroffen sein. Auch die Ernteüberreste auf dem Feld enthalten das Bt-Toxin. Das Bt-Toxin kann im Boden mehr als 200 Tage lang bestehen, besonders während einer kalten Winterperiode. 17 Daher ist es wahrscheinlich, dass die Bt-Proteine auch noch lange nach der Ernte der Gen- Pflanzen im Boden vorhanden sind. Das birgt auch die Möglichkeit der Anreicherung von Bt- Toxinen im Boden. 18 Auch hier wären weitere Langzeitstudien unbedingt notwendig, um die Risiken besser abschätzen zu können. Resistenzprobleme Eine weitere Gefahr beim Anbau von insektenresistenten Gen-Pflanzen ist, dass die Schädlinge gegenüber der Wirkung von Bt Toxinen unempfindlich werden können. Die Tatsache, dass die Schädlinge permanent den von den Pflanzen produzierten Giften ausgesetzt sind, fördert das Überleben der Schädlinge, die eine natürliche Resistenz gegenüber dem Bt-Toxin besitzen. Mit der Zeit könnte dies zur massiven Ausbreitung der resistenten Exemplare führen, damit würde das Bt-Gift seine Wirksamkeit verlieren. In den USA fordert die Environment Protection Agency (EPA, Umweltschutzbehörde) deswegen umfangreiche Pufferzonen, in denen zwischen den Feldern mit Gen-Saaten normale Pflanzen wachsen, um so die Entstehung einer Resistenz gegen das Bt-Gift zu verlangsamen. Es gibt jedoch Bedenken, dass diese Rückzugsgebiete (20% der mit Bt-Saaten bepflanzten Gebiete) nicht ausreichen 19 und zudem nicht konsequent durchgesetzt werden. Derartige Pufferzonen sind jedenfalls in einer kleinstrukturierten Landwirtschaft, wie sie in Europa meist betrieben wird, kaum durchführbar. Dieses Problem ist auch beim Anbau von Bt- Baumwolle in Indien 20 wie auch in China 21 erkannt worden. Es bestehen aber grundsätzliche Zweifel, ob entsprechende Pufferzonen überhaupt funktionieren können. 22 Auf der anderen Seite ist eine Fülle von wissenschaftlichen Daten vorhanden, die die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Schädlingsresistenz untermauern. 23 Eine weitverbreitete Resistenz unter Schädlingen wäre auch eine ernsthafte Bedrohung für eine nachhaltige und umweltfreundliche Landwirtschaft, da diese die Möglichkeit verlieren würde, das natürliche Bt-Mittel wie bisher im Sprühverfahren zu nutzen. Neue Superunkräuter? Eine Insektenresistenz, die von Bt-Pflanzen auf Wildkräuter übertragen wird, wird von Wissenschaftlern als eine Eigenschaft eingeschätzt, die einen Überlebensvorteil bietet und sich daher in Populationen verbreiten kann. 24 Eine solche Steigerung der Überlebensfähigkeit erhöht das Potenzial für wilde Verwandte, zum Problem-Unkraut zu werden oder die vorhandene wilde Population zu verdrängen. 25 Studien mit Raps (Brassica napus) haben beispielsweise ergeben, dass das Bt-Gen an einen wilden, unkrautartigeren Verwandten weitergegeben werden kann (B. rapa). 26 Das Bt-Gen hätte durch seine Verbreitung möglicherweise tiefgreifende ökologische Auswirkungen: Beständigkeit des Bt-Proteins im Boden mit einer Toxizität für die Bodenorganismen Toxizität für Nicht-Ziel-Organismen wie etwa die natürlichen Feinde der eigentlichen Schädlinge V.i.S.d.P Christoph Then, Greenpeace e.v., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg 12/2004 S. 3

die Entwicklung einer Resistenz gegenüber Bt bei den Schädlingen. Auswirkungen auf die nachhaltige Landwirtschaft Für biologisch und andere umweltbewusst wirtschaftende Landwirte stellt die Verwendung von natürlich vorkommenden Bt-Toxinen in Blattsprays schon seit mehreren Jahrzehnten eine wichtige Waffe gegen gefährliche Schädlinge dar. Bt-Pestizide töten Zielschädlinge ohne Beeinträchtigung der nützlichen Raubinsekten 27, und die Toxine haben keine bekannte nachteilige Auswirkung auf Säugetiere oder Vögel. Aufgrund seiner Wirksamkeit und Sicherheit im Vergleich zu den Pestiziden, die es ersetzt, ist Bt wahrscheinlich das bedeutendste Insektizid, das jemals entdeckt wurde. Falls Schädlinge jedoch eine Resistenz gegen seine Wirkung entwickeln, werden die Landwirte ihres wichtigen Instruments zur Schädlingskontrolle beraubt und müssen unter Umständen zu umweltschädlicheren Pestiziden wechseln. Biologische Methoden zur Schädlingskontrolle könnten außerdem durch die Schädigung von nützlichen Insekten wie der Grünen Florfliege gefährdet werden. Greenpeace fordert: Angesichts der ungeklärten Risiken und des Ausbreitungspotentials von gentechnisch veränderten Organismen fordert Greenpeace einen Stop der Freisetzung. Quellennachweise 1 James, C. 2003. Global Review of Commercialized Transgenic Crops: 2003. ISAAA Briefs No. 30. Ithaca, NY: ISAAA. http://www.isaaa.org/ 2 Hillbeck, A. 2001. Transgenic host plant resistance and nontarget effects. In: Genetically engineered organisms: assessing environmental and human health effects. Letourneau, D.K. and B.E. Burrows [eds.] Boca Raton, FL: CRC Press. Hilbeck, A., M.S. Meier and A. Raps. 2000. Review on non-target organisms and Bt Report prepared for Greenpeace International, Amsterdam, EcoStrat GmbH, Ecological plants. Technology Assessment & Environmental Consulting, Zurich, Switzerland. 3 Losey, J.E., L.S. Raynor and M.E. Carter. 1999. Transgenic pollen harms monarch larvae. Nature 399: 214; Hanson-Jesse, L.C. and J.J. Obrycki. 2000. Field deposition of Bt transgenic corn pollen: lethal effects on the monarch butterfly. Oecologia 125: 241-248; Sears, M.K., R.L. Hellmich, D.E. Stanley-Horn, K.S. Oberhauser, J.M. Pleasants, H.R. Mattila, B.D. Siegfried, and G.P. Dively. 2001. Impact of Bt corn pollen on monarch butterfly populations: A risk assessment. Proceedings of the National Academy of Sciences 98: 11937-11942. 4 Felke, M. and G.A. Langenbruch. (2003): Wirkung von Bt-Mais- Pollen auf Raupen des Tagpfauenauges im Laborversuch (Effect of Bt-maize-pollen on caterpillars of Inachis io in a laboratory assay). Gesunde Pflanze 55: 1-7. 5 Stanley-Horn, D.E., G.P. Dively, R.L. Hellmich, H.R. Mattila, M.K. Sears, R. Rose, L.C.H. Jesse, J.E. Losey, J.J. Obrycki and L. Lewis. 2001. Assessing the impact of Cry1Ab-expressing corn pollen on monarch butterfly larvae in field studies. Proceedings of the National Academy of Sciences 98: 11931-11936. 6 Dively, G.P., R. Rose, M.K. Sears, R.L. Hellmich, D.E. Stanley- Horn, D.D. Calvin, J.M. Russo and P.L. Anderson. 2004. Effects on monarch butterfly larvae (Lepidoptera: Danaidae) after continuous exposure to Cry1Ab expressing corn during anthesis. Environmental Entomology 33: 1116-1125. 7 Thomas, J.A., M.G. Telfer, D.B. Roy, C.D. Preston, J.J.D. Greenwood, J. Asher, R. Fox, R.T. Clarke and J.H. Lawton. 2004. Comparative losses of British butterflies, birds and plants and the global extinction crisis. Science 303: 1879-1881.d 8 Andow, D.A. and A. Hilbeck. 2004. Science-based risk assessment for non-target effects of transgenic crops. Bioscience, 54: 637-649. Ecological Society of America (ESA) 2004. Genetically engineered organisms and the environment: Current status and recommendations. ESA Position Paper http://www.esa.org/pao/esapositions/papers/geo_position.htm. Marvier, M. 2002. Improving risk assessment for nontarget safety of transgenic crops. Ecological Applications 12: 1119-1124. 9 Cui, J. and J. Xia. 1998. Effects of transgenic Bt cotton (with early maturity) on population dynamics of main pests and their natural enemies. Acta Gossypii Sinica 10: 255-262. 10 Cui, J. and J. Xia. 1999. Effects of transgenic Bt cotton on the population dynamics of natural enemies. Acta Gossypii Sinica 11: 84-91. 11 Wold, S.J., E.C. Burkness, W.D. Hutchison, and R.C. Venette. 2001. In-field monitoring of beneficial insect populations in transgenic corn expressing a Bacillus thuringiensis toxin. Journal of Entomological Science 36: 177-187. 12 Fan, L-J., Y-Y. Wu, H-Q. Pang, J-G. Wu, Q-J. Shu, M-K. Xu and J-F. Lu. 2003. Bt rice pollen distribution on mulberry leaves near rice fields. Acta Ecologica Sinica 23: 826-833. 13 Hilbeck, A., W.J. Moar, M. Pusztai-Carey, A. Filippini, and F. Bigler. 1999. Prey-mediated effects of Cry1Ab toxin and protoxin and Cry2A protoxin on the predator Chrysoperla carnea. Entomologia Experimentalis et Applicata 91: 305-316. Dutton A., H. Klein, J. Romeis and F. Bigler. 2002. Uptake of Bt toxin by herbivores feeding on transgenic maize and consequences for the predator Chrysoperla carnea. Ecological Entomology 27: 441-447. 14 Knols, B.G.J. and M. Dicke. 2003. Bt crop assessment in the Netherlands. Nature Biotechnology 21: 973-974. Andow, D.A. & A. Hilbeck. 2004. Science-based risk assessment for non-target effects of transgenic crops. Bioscience, 54: 637-649. Ecological Society of America (ESA) 2004. Genetically engineered organ- V.i.S.d.P Christoph Then, Greenpeace e.v., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg 12/2004 S. 4

isms and the environment: current status and recommendations. ESA Position Paper http://www.esa.org/pao/esapositions/papers/geo_position.htm 15 Saxena, D., S. Flores and G.Stotzky. 1999. Transgenic plants: Insecticidal toxin in root exudates from Bt corn. Nature 402: 480; Saxena, D., S. Flores, and G.Stotzky, 2002. Bt toxin is released in root exudates from 12 transgenic corn hybrids representing three transformation events. Soil Biology & Biochemistry 34: 133-137. 27 Halfhill, M.D., R.J. Millwood, P.L. Raymer, and C.N. Stewart, Jr. 2002. Bt-transgenic oilseed rape hybridization with its weedy relative, Brassica rapa. Environmental Biosafety Research 1: 19-28. Vacher, C., A.E. Weis, D. Hermann, T. Kossler, C. Y- oung, M.E. Hochberg 2004. Impact of ecological factors on the initial invasion of Bt transgenes into wild populations of birdseed rape (Brassica rapa). Theoretical and Applied Genetics 109: 806-814. 16 Marvier, M. 2001. Ecology of transgenic crops. American Scientist 89: 160-167. Zwahlen, C. A. Hilbeck, R. Howald and W. Nentwig. 2003, Effects of transgenic Bt corn litter on the earthworm Lumbricus terrestris. Molecular Ecology 12:1077 1086. 17 Tapp, H. and G. Stotzky. 1998. Persistence of the insecticidal toxin from Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki in soil. Soil Biology & Biochemistry 30: 471-476. Zwahlen, C., A. Hilbeck, P. Gugerli & W. Nentwig. 2003. Degradation of the Cry1Ab protein within transgenic Bacillus thuringiensis corn tissue in the field. Molecular Ecology 12: 765-775. 18 Venkateswerlu G. and G. Stotzky. 1992. Binding of the protoxin and toxin proteins of Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki on clay minerals. Current Microbiology 25: 225-233. 19 Knight, J. 2003. Agency ignores its advisers over Bt maize. Nature 422: 5. 20 Jayaraman, K.S. 2002. Poor crop management plagues Bt cotton experiment in India. Nature Biotechnology 20: 1069. 21 Huang, J. and Q. Wang. 2003. Biotechnology policy and regulation in China. IDS Working Paper, Biotechnology Policy Series 4, Brighton: Institute of Development Studies. 22 23 24 25 26 Halfhill, M.D., R.J. Millwood, P.L. Raymer, and C.N. Stewart, Jr. 2002. Bt-transgenic oilseed rape hybridization with its weedy relative, Brassica rapa. Environmental Biosafety Research 1: 19-28. Vacher, C., A.E. Weis, D. Hermann, T. Kossler, C. Young, M.E. Hochberg 2004. Impact of ecological factors on the initial invasion of Bt transgenes into wild populations of birdseed rape (Brassica rapa). Theoretical and Applied Genetics 109: 806-814. V.i.S.d.P Christoph Then, Greenpeace e.v., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg 12/2004 S. 5