Profilbild analog ein veränderbares Selbstporträt mit Filtern im Klappsystem Jahrgangsstufen 7 Fach Zeitrahmen Benötigtes Material Kunst 5 bis 7 Doppelstunden Fotokamera, Computer, Blaupausenpapier, farbiges Tonpapier, Linolplatten und -werkzeug (Rollen, Farbe, Messer), Klebeband, Transparentpapier, unterschiedlichste Folien (farbig, strukturiert), Magazine, Zeitschriften, Zeichenutensilien Kompetenzerwartungen 7.3 Die Schülerinnen und Schüler erstellen einen einfachen Hochdruck, um einen komplexen bildnerischen Prozess (Organisation der Bildfläche, Klärung von Figur und Grund, Reduktion von Formen auf Wesentliches) zu durchdenken und zu planen. 7.2 Die Schülerinnen und Schüler stellen den Mitschülern anhand ihrer Ergebnisse das Verhältnis von Form, Funktion, Material und Technik im Hinblick auf die Gesamtwirkung vor. Aufgabe Profilbilder spielen in sozialen Netzwerken eine große Rolle. Oftmals werden sie aufwendig vom User digital nachbearbeitet. Ziel dieser Unterrichtsreihe ist die Herstellung eines eigenen Profilbildes - allerdings mit analogen Mitteln. Vorab stellen die Schülerinnen und Schüler ein Selbstporträt in der Technik des Linoldrucks her. Anschließend bearbeiten sie den Linoldruck mit unterschiedlichsten Materialien und imitieren dabei verschiedene Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung (z. B. farbige Filter, Kontraststeuerung, Formveränderungen). Mittels eines Klappsystems können entstehende Spuren der Nachbearbeitung das ursprüngliche Selbstportrait überlagern, aber auch wieder entfernt werden. 1
Eine Schülerarbeit: Mittels eines Klappsystems wird der Linoldruck von analogen Filtern überlagert. 1. Herstellen des Linoldrucks mit zwei Druckfarben und verlorener Platte Die Schülerinnen und Schüler fotografieren sich im Porträt und bearbeiten dieses am Computer nach. Mittels eines Bildbearbeitungsprogramms wenden sie die Tontrennung an, um eine geeignete Vorlage für den Linoldruck zu erhalten (DIN-A5). Optional kann die Tontrennung auch zeichnerisch ( von Hand ) angefertigt werden. Dies bietet Möglichkeiten für eine Differenzierung im Unterricht. Mithilfe der Blaupause übertragen sie das Ergebnis auf die Linolplatte und beginnen mit dem ersten Schnitt. Nach dem Drucken der ersten Farbe (es empfiehlt sich, mindestens drei bis vier Exemplare zu drucken) folgt der zweite Schnitt in der Linolplatte für eine weitere Farbebene. Dieser zweite Zustand wird passgenau über den ersten Zustand gedruckt. 2. Betrachten verschiedener Gestaltungsmittel der digitalen Bildbearbeitung Die Schülerinnen und Schüler betrachten gängige Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung. Sie erkennen die Auswirkungen unterschiedlicher Filter: Veränderung der Form (Verzerren, Reduktion), Verschiebung des Farbspektrums (Sepia, Schwarzweiß, Neon), Spiel mit den Kontrastwerten oder der Oberfläche (Mosaik, Raster, Glas) und die Anwendung von Spezialeffekten (Solarisationsfilter, Röntgen, Alterung). Sie erproben Verfahren und Techniken, die genannten Effekte analog nachzuahmen und an ihrem Profilbild anzuwenden. Die Betrachtung einiger Bildbeispiele zur Collagetechnik dient als Inspiration. 3. Gestalten des Profilbildes mit analogen Filtern 2
Der Linoldruck dient als Grundlage für das eigene Profilbild. Die Schülerinnen und Schüler überarbeiten das Bild, in dem sie es mit den verschiedenen analogen Filtern versehen. Mithilfe eines einfachen Klappsystems können sie mehrere Filterebenen für ihr Profilbild übereinander schichten. Mit Klebeband werden die Filter am Rand des Linoldrucks befestigt. Durchsichtige Folie eignet sich gut als Trägerebene, um Merkmale im Bildinneren zu verändern, ohne dabei den Blick auf die darunterliegenden Bildelemente zu versperren. Weitere Materialien können sein: strukturierte Folien, Tonpapier, Farbe, Klebeband und Ausschnitte aus Magazinen und Zeitschriften. Farbige Folie dient beispielsweise als Möglichkeit zur punktuellen Farbverschiebung, strukturierte Folie verändert die Oberfläche, Transparentpapier erzeugt Unschärfe, Bildüberlagerungen transformieren die Gesichtsmerkmale und Schiebeelemente erzeugen Variationsmöglichkeiten des Motivs. Nun kann mit dem Übereinanderlegen von Filtern und dem wechselnden Hinzufügen von Accessoires das Spiel mit der Identität vorgeführt werden. Hinweise zum Unterricht Es empfiehlt sich, beim Linoldruck mit zwei Druckfarben eine für die experimentelle Arbeitsweise ausreichende Anzahl an Exemplaren zu drucken, da es sich um einen Druck mit verlorener Platte handelt. Der Druck kann nicht wiederholt werden. Stehen nicht ausreichend Computerarbeitsplätze zur Verfügung, kann die Lehrkraft den Schritt der digitalen Tontrennung übernehmen. Eine Stapelverarbeitung der Porträtfotografien (Photoshop) reduziert dabei den zeitlichen Aufwand erheblich. Der recht hohe zeitliche Aufwand für dieses Projekt legt es nahe, mehrere Noten auf Teilaufgaben zu vergeben (z. B. auf die Durchführung der manuellen Tontrennung, auf das technische Geschick und die Differenzierung beim Linolschnitt oder auf den Erfindungsreichtum des fertigen Profilbilds mit seinen Filtern und Klappungen). Beispiele aus dem Unterricht Unterschiedliche Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler. 3
Augenroulette : Neben Klappungen können auch Dreh- und Schiebeelemente integriert werden. Anregung zum weiteren Lernen Das Prinzip der analogen künstlerischen Umsetzung eines digitalen Phänomens kann ebenso auf andere Beispiele wie digitale Netzwerke oder Computerspiele angewandt werden. In seinen späten Arbeiten (z. B. die Reihe Me drawing on i-pad ) beschäftigt sich David Hockney mit dem Verhältnis von Malerei und virtueller Bildgestaltung. John Heartfield und Hannah Höch zeigen in ihren Arbeiten anregende Beispiele, mit dem Prinzip Collage umzugehen. Eine inhaltliche Erweiterung des Projekts wäre die Anfertigung eines inneren Selbstportraits. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Frage auseinander, was sie ausmacht, welche unterschiedlichen Facetten ihren Charakter bestimmen und wie sie das in ihren Profilbildern visualisieren können. Auch ein spielerisches, dabei aber bewusstes Springen zwischen unterschiedlichen Rollenbildern kann interessante Aspekte für die Gestaltung ergeben. Quellen- und Literaturangaben 4
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