Monstergetier - originelle Figuren auf großformatigem Papier gezeichnet - Jahrgangsstufe 7 Fach Zeitrahmen Benötigtes Material Kunst 2 Doppelstunden, mit Vorübungen 5 Doppelstunden Unterschiedliches Zeichenpapier (bis DIN-A2 und Packpapierrolle), Heft Kohle, schwarze Kreide, weiße Kreide, Fixativ bzw. Haarspray Abbildung: Martin Schongauer, Versuchung des heiligen Antonius (um 1490), Kupferstich Kompetenzerwartungen 7.1.1 Die Schülerinnen und Schüler (...) erproben unterschiedliche grafische Mittel, um die Licht- und Schattenwirkung beim Zeichnen realer oder fiktiver Gegenstände zu gestalten. Auf dieser Basis erzielen sie raffiniert plastische Wirkungen. 7.1.4 Die Schülerinnen und Schüler nutzen ikonografische Verfahren (z. B. Zuordnung von Attributen und Farben zu bestimmten Figuren), um die Vielschichtigkeit und die Erzählkraft mittelalterlicher Bilder zu entschlüsseln. Mit folgenden Inhalten zu den Kompetenzen Raumillusion in der Zeichnung, Parallelperspektive bei der Darstellung verschachtelter Formen und Anordnungen; differenzierende Schraffuren zur Darstellung von Licht und von Oberflächenbeschaffenheit; Eigenschaften verschiedener Zeichenmaterialien und von Papieren 1
Aufgabe Die Schülerinnen und Schülern arbeiten an einer gemeinsamen, großformatigen Zeichnung, in der Dämonen und Monstergetier sich nebeneinander und übereinander tummeln. In der Auseinandersetzung mit einem mittelalterlichen Kupferstich werden originelle figürliche Findungen initiiert. Effektvolle Hell-Dunkel-Gestaltung und Überschneidungen stärken die Raumwirkung. Während mehrere zeichnerische Vorübungen zur Darstellung von Raum auf der Fläche und zur Plastizität die zeichnerische Basis schaffen, erfolgt die Ausarbeitung in einem eher offenen Zeichenprozess. 1. Übungen zur Darstellung von Räumlichkeit und Plastizität in der Fläche mit verschiedenen Zeichenwerkzeugen Die Schülerinnen und Schüler erproben mit Bleistift, Kohle und schwarzer Kreide zunächst einfache Darstellungsregeln zur Gestaltung von Räumlichkeit und Plastizität. Sie setzen sich mit elementaren Regeln der Raumgestaltung auseinander (vorzugsweise mit Bleistift) und beschäftigen sich dann mittels differenzierender Schraffuren und Hell- Dunkel-Verläufe mit der plastisch wirkenden Darstellung von Körpern (z. B. mit Bleistiften, Kohle, Kreiden). Sie erproben dabei die Eigenschaften verschiedener Zeichenmaterialien und die Wirkung von unterschiedlichen Papiersorten und -formaten. Der Anteil individueller Gestaltungsentscheidungen nimmt von Übung zu Übung zu, das Format des Zeichenblattes wird sukzessive größer. a. Mit einfachen klärenden Zeichnungen an der Tafel werden mehrere Regeln von Räumlichkeit in der Fläche (vorne groß hinten klein; Vorderes verdeckt Hinteres etc.) zusammengetragen sowie zeichnerisch und schriftlich notiert (Hefteintrag). b. Anschließend wird die plastische Darstellung von Körpern am Beispiel von Kugel, Zylinder und Kegel analysiert und zeichnerisch geübt. Als Vorlage bieten sich entsprechende Zeichnungen aus Zeichenbüchern an (z. B. Daucher, 2009). Anschaulich ist es, wenn die Schülerinnen und Schüler die Vorgehensweise durch Lehrerzeichnungen an der Tafel mitverfolgen können. Der gezielte Einsatz modellierender Schraffuren oder weiche Hell-Dunkel-Verläufe werden erprobt. Die Begriffe Parallelschraffur und Modellierschraffur werden dabei geklärt. In mehreren kleinen Studien versuchen die Schüler sich dann in der Darstellung von Licht und Schatten bei dreidimensionalen Körpern. Zunächst wird ausprobiert, welche Helligkeitsunterschiede das Zeichenwerkzeug erlaubt: z. B. in Abstufungen den Hell- Dunkel-Verlauf mit einem weichen Bleistift (4B-8B) oder Grafitstift in einem länglichen Rechteck zeichnen. 2
Übungen zur zeichnerischen Gestaltung von plastischen Körpern auf der Fläche. Die Schülerinnen und Schüler wählen aus, an welchen Figuren (Kugel, Spirale, Zylinder) sie sich versuchen. Wesentlicher Aspekt der Übung ist die Erprobung der Grauwerte des Bleistiftes von hell zu dunkel. c. In einer weiteren Übung vergrößern die Schülerinnen und Schüler mit schwarzer Kreide bzw. einem breitem Stück Kohle eine kleinformatige Vorlage, z. B. ein bewegtes Band aus einer Dürer-Zeichnung in ein deutlich größeres Format. Sie setzen dabei die Parallelschraffur bzw. Modellierschraffur ein versuchen durch präzise Überschneidungen der Linien Räumlichkeit zu suggerieren. Die Zeichnungen erstellen sie nach Belieben stehend an ihrem Tisch oder sitzend/liegend auf dem Boden. Das Zeichnen des verschlungenen Bandes erfolgt mit Kreide bzw. Kohle auf großformatigem Papier (mindestens DIN-A2) und erfordert dadurch einen deutlichen Körpereinsatz. 2. Gestalten einer großformatigen Wandzeichnung Der Umgang mit Kreiden und Kohlen ist den Schülerinnen und Schülern nun vertraut. Ebenso wissen sie Hell-Dunkel-Verläufe zur Gestaltung von Räumlichkeit einzusetzen und klare Überschneidungen von Konturen zur Unterscheidung von Vorne und Hinten zu setzen. 3
So werden im weiteren Verlauf die zeichnerischen Übungen in Anknüpfung an einen gotischen Kupferstich auf ein großformatiges Gemeinschaftsbild mit phantastischen Dämonen übertragen. a.) Der Kupferstich Die Versuchung des heiligen Antonius (um 1490) von Martin Schongauer wird betrachtet. Untersucht werden dabei insbesondere die variantereichen Darstellungen der Figuren des mittelalterlichen Bildes, ihre Anordnung und die räumliche Staffelung im Bildformat. Die körperliche Vielfalt der Dämonen wird von den Schülerinnen und Schülern vergleichend analysiert. Martin Schongauer: Die Versuchung des heiligen Antonius (um 1490), Kupferstich b.) Wahlweise erstellen die Schülerinnen und Schülern nun Bleistiftskizzen von diesen oder selbst erfundenen Dämonen oder sie zeichnen ihre Ideen direkt auf großformatige Papierbögen (z. B. von der Rolle). Das Befestigen des Papiers an der Wand erlaubt das Überprüfen aus größerer Distanz. Zum Einsatz kommen schwarze und weiße Kreiden sowie Kohle. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler erhält die Aufgabe, mindestens einen Dämon zu zeichnen. Dabei ist im Zeichenprozess auf die angrenzenden Zeichner zu achten sowie auf die Verteilung der Figuren, die originell und variantenreich gestaltet sein sollen. Die Zeichnung wird abschließend fixiert. 4
Zeichnen und beobachten, wie die Zeichnung sich entwickelt: Schülerinnen und Schüler während der Arbeit an der Wandzeichnung. Hinweise zum Unterricht Das gemeinsame Zeichnen an einem großen Format mit ca. 25 Schülerinnen und Schülern funktioniert dann ruhig und motiviert, wenn jeder sowohl auf die Qualität seiner Zeichnung, als auch auf die Gesamtwirkung des Bildes achtet. Grundsätzlich macht den Schülerinnen und Schülern das große Format, die Freiheit ohne Vorentwurf zu arbeiten und das Zeichenwerkzeug die breite, unregelmäßige Kohle und die schwarze und weiße Kreide Spaß. Im Zeichenprozess ist von Anfang an auf ein konstruktives Miteinander zu achten, in dem sich die Zeichnenden gegenseitig unterstützen und jeder dem anderen Platz für seine Zeichnung einräumt. Es bedarf ständiger kleiner Absprachen und sich helfender gegenseitiger Unterstützung sowie der moderierenden Präsenz des Lehrenden. 5
Weitere Bilder vom Entstehungsprozess 6
Anregung zum weiteren Lernen Die Schülerinnen und Schüler vertiefen ihrer ersten Erfahrungen mit großformatigen Wandzeichnungen nun mit einer gemeinsamen Auseinandersetzung zu Picassos Guernica (1937). Quellen- und Literaturangaben Die Aufgabe und sämtliche nicht anders gekennzeichneten Texte wurden für den Arbeitskreis Serviceteil Kunst am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) erstellt. Alle Rechte für Bilder und Texte liegen beim ISB, München, 2016. 7