IFT Gesundheitsförderung München Der Rauchfrei Tageskurs Inhalte, Akzeptanz und Effekte 15. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle, 6. und 7. Dezember 2017 Heidelberg Dr. Christoph Kröger IFT-Gesundheitsförderung, Leopoldstraße 175,80804 München kroeger@ift-gesundheit.de
15. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle Bitte kreuzen Sie die für Sie zutreffenden Antworten an: Haben Sie in den letzten 5 Jahren Vortragshonorare von der Pharma-, Tabak- oder E- Zigarettenindustrie oder deren Lobby-Organisationen bezogen? Haben Sie in den letzten 5 Jahren Beratungshonorare von der Pharma-, Tabak- oder E- Zigarettenindustrie oder deren Lobby-Organisationen bezogen (Advisory Boards)? Haben Sie in den letzten 5 Jahren von der Pharma-, Tabak- oder E-Zigarettenindustrie oder deren Lobby-Organisationen finanzielle Unterstützung für Projekte bezogen? Interessenskonflikt /Ja Nein (Wenn ja, welche) Ja, Pfizer, Novartis nein nein Haben Sie kommerzielle Verbindungen zu den Herstellern oder den Vertriebsorganisationen für Tabakprodukte, Nikotinersatzprodukte oder E- Inhalationsprodukte, die im Rahmen der 15. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle erwähnt werden (soweit vorhanden)? Haben Sie kommerzielle Verbindungen zu Konkurrenten von Herstellern oder den Vertriebsorganisationen für Tabakprodukte, Nikotinersatzprodukte oder E- Inhalationsprodukte, die im Rahmen der 15. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle erwähnt werden (soweit vorhanden)? Haben Sie sonstige Verbindungen zur Pharma-, Tabak- oder E-Zigarettenindustrie oder deren Lobby-Organisationen? Bitte beschreiben Sie hier potentielle andere Interessenskonflikte: - Projektförderungen durch DAK-Gesundheit, BMG - Autor eines Gruppenprogramms zur Tabakentwöhnung - Angestellter einer Firma, Fortbildungen für Gruppenprogramme zur Tabakentwöhnung anbietet nein nein nein x Ich deklariere hiermit, keine Interessenkonflikte im Rahmen der 15. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle zu haben. NACHNAME, VORNAME (BLOCKBUCHSTABEN) Datum und Unterschrift _ Kröger, Christoph 28.11.2017
Themen des Vortrags IFT Gesundheitsförderung München Der Rauchfrei Tageskurs - Geschichte des Rauchfrei Proramms, Grundüberlegungen - Inhalte des Tageskurses, das Kurskonzept - Pilottestung: Akzeptanz und Effekte - Ausblick: Modell-Projekt zur Evaluation des Tageskurses
Geschichte des Rauchfrei Programms 1970 Entwicklung eines Raucherentwöhnungsprogramms durch das Max Planck Institut München (Professor JC Brengelmann) für die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) Eine Chance für Raucher - Nichtraucher in 10 Wochen, Reduktionsprogramm Grundidee Wissenschaftlich begründet Evaluierbar Effizient (gute Kosten-Nutzen-Relation) Lehrbar => weite Streuung Angebot von Schulungen Eigenständige Durchführung durch zertifizierte Trainer mit jeweils aktuellen Materialien Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Geschichte des Rauchfrei Programms Seit 1990 Betreuung durch das IFT Institut für Therapieforschung, München bzw. seit 2007 durch die IFT Gesundheitsförderung Mehrere Überarbeitungen/Modifikationen 2003/4 Evaluation zur Vorbereitung einer Überarbeitung 2007 Neuentwicklung des Rauchfrei Programms Seither: Kontinuierliches Qualitätsmanagement Weiterentwicklungen und Ausdifferenzierungen: Basiskurs und Kompaktkurs Neuentwicklungen: Rauchfrei nach Hause?!, Losgelöst Derzeit über 2.000 zertifizierte Rauchfrei-Trainer, davon führen etwa 300 jährlich Rauchfrei Kurse durch Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Abfolge des Rauchfrei Programms Vorbereiten Stabilisieren Rauchstopp durchführen Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Aufbau des Rauchfrei Programms IFT Gesundheitsförderung München
Der Tabakentwöhnungsmarkt Großes vielfältiges unübersichtliches Angebot Biologisch-somatische, spirituelle und psychologischpädagogische Maßnahmen Starke Nachfrage nach einfachen Hilfsangeboten Viele erfolgreiche Angebote nicht transparent nicht (wissenschaftlich) begründet nicht überprüft kein Interesse an einer Begründung/Überprüfung Eminenz- statt Evidenzbasierung Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Anil Batra, Kay Petersen, Eva Hoch, Karl Mann* S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums
4 Behandlung von schädlichem und abhängigem Tabakkonsum 4.3 Psychotherapeutische Interventionen Anil Batra, Stephan Mühlig, Christoph Kröger, Cornelie Schweizer, Kay Uwe Petersen Empfehlungen 4.3.3.1 Verhaltenstherapeutische Gruppeninterventionen Verhaltenstherapeutische Gruppeninterventionen zur Erreichung der Tabakabstinenz sind wirksam. Sie sollen in der medizinischen und psychosozialen Gesundheitsversorgung angeboten werden. Empfehlungsgrad: A LoE:1a (aus systematischer Recherche) Literatur: 181, 361, 355, 473 Empfehlungsgrad A Gesamtabstimmung: 18.02.2013 93%
4 Behandlung von schädlichem und abhängigem Tabakkonsum 4.3 Psychotherapeutische Interventionen Anil Batra, Stephan Mühlig, Christoph Kröger, Cornelie Schweizer, Kay Uwe Petersen Empfehlungen 4.3.3.7 Minimale und optimale Dauer der psychosozialen Behandlungen Für eine starke Dosis-Wirkungs-Beziehung psychotherapeutischer Interventionen wurden keine Hinweise identifiziert. Aufgrund fehlender Datenlage kann keine Empfehlung zur Dauer und Frequenz der Sitzungen ausgesprochen werden. Empfehlungsgrad 0 Empfehlungsgrad: 0 LoE:1a (aus systematischer Recherche) Literatur: 181, 215, 280 Gesamtabstimmung: 18.02.2013 100% S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums Für die Mitglieder der Leitliniengruppe: Anil Batra, Kay Petersen, Eva Hoch, Karl Mann
4 Behandlung von schädlichem und abhängigem Tabakkonsum 4.3 Psychotherapeutische Interventionen Anil Batra, Stephan Mühlig, Christoph Kröger, Cornelie Schweizer, Kay Uwe Petersen Empfehlungen 4.3.3.6 Bedeutung einzelner Komponenten für die Effektivität Zur Bedeutung einzelner Komponenten für die Effektivität verhaltenstherapeutischer Behandlungen liegen keine ausreichenden Daten vor. Verhaltenstherapeutische Behandlungen sollten mehrere Komponenten enthalten. Empfehlenswert sind insbesondere: Psychoedukation Motivationsstärkung Maßnahmen zur kurzfristigen Rückfallprophylaxe Interventionen zur Stärkung der Selbstwirksamkeit alltagspraktische Beratung mit konkreten Verhaltensinstruktionen und praktischen Bewältigungsstrategien (Problemlöse- und Fertigkeitstraining, Stressmanagement). Empfehlungsgrad KKP Empfehlungsgrad: KKP LoE: - Literatur: 181, 215, 280 Gesamtabstimmung: 18.02.2013 94% S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums Für die Mitglieder der Leitliniengruppe: Anil Batra, Kay Petersen, Eva Hoch, Karl Mann
Entwicklung des Rauchfrei-Tageskurses Verhaltenstherapeutisches Konzept (z.b. Hilfe zur Selbsthilfe, Transparenz) Aufbauend auf den drei Phasen des Rauchfrei Programms: 1. Vorbereiten: Veränderung der Einstellung zum Rauchen 2. Handeln: Erwerb von Kompetenzen, um dem Verlangen nach einer Zigarette widerstehen zu können 3. Stabilisieren/Konsolidieren: Aufbau einer positiven Sichtweise der rauchfreien Zukunft Anpassung der Elemente des Rauchfrei Programms: 30 (teilweise neue) Elemente Dauer: sechs Stunden an einem Tag Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Phase 1: Einstellungsänderung Ziele Motivation und Selbstwirksamkeitserwartung erhöhen Vorgehen Die Einstellung/die innere Haltung zum Rauchen und zum Aufhören werden infrage gestellt. Alternative Einstellungen/Haltungen werden angeboten und erprobt. Die Attraktivität des Rauchens wird verringert Desillusionierung. Die Attraktivität des rauchfreien Lebens wird erhöht. Ein mögliches Scheitern wird entpathologisiert. Methoden Psychoedukation, Medien, interaktive Methoden Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Phase 2: Erwerb von Kompetenzen Handlungsziele Entzugserscheinungen bewältigen können Kritische Situationen erkennen, vermeiden oder bewältigen können Craving bewältigen können Methoden Psychoedukation, Fertigkeiten erproben, soziale Unterstützung Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Datenerhebung Datenbasis Kursdurchführung 2016, Großbetrieb in Bayern 23 Tageskurse, 5 Kursleiter, 5 Standorte, 206 Teilnehmer Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT - Gesundheitsförderung
Demographische Merkmale der Teilnehmer 100% 80% Altersverteilung n=195 60% Geschlechterverteilung 15,4% n=195 Männlich Weiblich 40% 20% 0% 21,5% 32,8% 28,2% 16,9% 0,5% 0,0% <20 21-30 31-40 41-50 51-60 >60 84,6% Jahresbericht 2016 Durchschnittsalter: 46 Frauen: 46% Zielgruppe ist jünger, mehr Männer Christoph B. Kröger, München Rauchfrei Programme der IFT - Gesundheitsförderung IFT - Gesundheitsförderung
Rauchverhalten der Teilnehmer 100% 80% Fagerströmwert n=193 60% 40% 20% 0% 22,3% 23,3% 15,0% 10,9% 10,9% 7,3% 2,6% 5,7% 1,6% 0,0% 0,5% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Mittelwert: 3,9 Punkte, durchschnittlich 18 Zigaretten pro Tag Jahresbericht 2016 Mittelwert: 4,6 Punkte, durchschnittlich 18 Zigaretten pro Tag Die Zielgruppe ist weniger stark körperlich abhängig. Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Rückmeldung der Teilnehmer (Kursende) 4,2% Zufriedenheit mit dem Kursleiter 0,0% 0,0% 95,8% Ja Nein 31,1% 68,9% n=196 Sehr zufrieden Zufrieden Unzufrieden Sehr unzufrieden Würden Sie den Kurs anderen aufhörwilligen Rauchern empfehlen? Zufriedenheit mit dem Kursinhalt 2,6% 0,0% Jahresbericht 2016 Die Zufriedenheit mit dem Tageskurs entspricht der Zufriedenheit mit den anderen Programmversionen. 55,4% 42,1% n=195 Sehr zufrieden Zufrieden Unzufrieden Sehr unzufrieden Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Rückmeldung der Teilnehmer (Kursende) Zufriedenheit mit der Dauer des Kurses 2,6% 0,7% 7,1% 32,2% 16,1% 64,5% n=152 Sehr zufrieden Zufrieden Unzufrieden Sehr unzufrieden 76,8% n=56 Zu lang Zu kurz Hat gepasst Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
6 Monate Nachbefragung der Teilnehmer Druck vom Betrieb 5,9% 0,0% n=118 94,1% Die Teilnehme am Kurs war vollkommen frewillig Ich habe leichten Druck vom Betrieb zu spüren bekommen Ich habe starken Druck vom Betrieb zu spüren bekommen Haben Sie im Kurs Fertigkeiten erlernt, die Ihnen beim Aufhören geholfen haben oder helfen, nicht wieder anzufangen? n=117 39,3% Ja Nein 60,7% Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Rauchfrei Programm - Ergebnisse IFT Gesundheitsförderung München Abstinenzquoten, Intention-to-treat-Analyse 53%
Nachbefragung der Teilnehmer 100% Abstinenzquote nach 6 Monaten 80% 60% 40% 20% 32,8% n=174 44,5% n=128 0% Abstinenz nach 6 Monaten (ITT) Abstinenz nach 6 Monaten (erreicht) Christoph B. Kröger, München IFT - Gesundheitsförderung Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung
Das Modell Projekt Im Rahmen des Modellprojekts kommen zwei verschiedene Versionen des Rauchfrei Tageskurses zum Einsatz. Laufzeit: 2017-2018 Stichprobengröße: 2 x 300 Teilnehmer, etwa 80 Kurse Zuordnung der Programmversion per Zufall Die beiden Programmversionen unterscheiden sich nicht im Ablauf. In zwei der 30 Kurselemente (Element 5 Bilanz des Raucherlebens und Element 12 Folgen des Rauchstopps ) wird mit unterschiedlichen Materialien und Zielsetzungen gearbeitet. Version A: Achtung Gefahr Version B: Bitte Vorsicht
2 Versionen Achtung Gefahr Es wird abschreckend auf Gefahren des Rauchens hingewiesen. Botschaft Hören Sie auf zu rauchen: Wenn Sie nicht aufhören, werden Sie krank. Sie konsumieren eine gefährliche Substanz. Bitte Vorsicht Es wird auf die Verantwortung des Rauchers und das Positive der Rauchfreiheit hingewiesen. Botschaft Hören Sie auf zu rauchen: Sie selber und die Umwelt dankt es Ihnen. Sie werden manipuliert, machen Sie sich frei.
2 Versionen Inhalte Achtung Gefahr Die negativen gesundheitlichen Konsequenzen werden dramatisch und abschreckend dargestellt/ausgemalt Krankheiten werden benannt und bildlich vorgestellt Inhalte Bitte Vorsicht Die negativen gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens werden kurz benannt bzw. humorvoll dargestellt Positive Konsequenzen der Rauchfreiheit werden ausführlich dargestellt Beispiele für die Manipulation durch die Tabakindustrie werden anhand von Tabakwerbung dargestellt
2 Versionen Achtung Gefahr Ziele Bei den Teilnehmern werden negative Gefühle wie Angst vor Krankheit, Schuld, Scham ausgelöst. Die Teilnehmer sind motiviert, die negativen Konsequenzen zu vermeiden. Durch das Aufzeigen negativer gesundheitlicher und gesellschaftlicher Konsequenzen erhöht sich die Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören. Bitte Vorsicht Ziele Rauchfreiheit ist mit positiven Aspekten assoziiert. Die Teilnehmer sind motiviert, die positiven Konsequenzen zu erreichen. Hoffnung auf gewonnene Energie, erhöhte Leistungsfähigkeit und erhöhtes Selbstvertrauen werden geweckt.
Fazit Die Inhalte des Rauchfrei Programms sind in einem Tageskurs vermittelbar. Die Teilnehmenden sind mit Inhalt, Ablauf und Dauer gut zufrieden. Die Inhalte sollen optimiert werden, um ggf. differenzierte Angebote machen zu können. Der Rauchfrei Tageskurs wird von den Zielgruppen gut angenommen. Bei den Teilnehmenden werden gute Effekte erzielt. Ein direkter Vergleich mit den Effekten der anderen Programmversionen ist nicht möglich. Der Tageskurs muss sich in anderen Settings und bei anderen Zielgruppen noch bewähren. IFT Gesundheitsförderung München
toph B. Kröger, München Kontakt: Dr. Christoph Kröger, IFT-Gesundheitsförderung Leopoldstraße 175, D-80804 München kroeger@ift-gesundheit.de www.rauchfrei-programm.de Rauchfrei Programme der IFT-Gesundheitsförderung