IBA Thüringen. IBA Kandidat Schwarzatal Projektentwickler/in u. Projektsteuerer/in Angebotsvergleich - Leistungsbeschreibung

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Transkript:

IBA Kandidat Schwarzatal Projektentwickler/in u. Projektsteuerer/in Angebotsvergleich - Leistungsbeschreibung Beauftragung eines/er Projektentwicklers/in und Projektsteuerers/in für den IBA Kandidaten 'Resilientes Schwarzatal' mit Fokus Sommerfrische Inhalt 1. Auftraggeber 2. Ausgangslage 2.1 2.2 STADTLAND Thüringen 2.3 IBA Baustelle Selbstveranwortungsland 2.4 IBA Kandidat 'Reslientes Schwarzatal' 2.5 Sommerfrische Schwarzatal 3. Ziel der Projektentwicklung und -steuerung 4. Leistungsbeschreibung 5. Angebotsvergleich 5.1 Verfahren 5.2 Eignungs- und Auswahlkriterien 5.3 Rahmenbedingungen 5.4 Veröffentlichung der Ergebnisse ANLAGEN (pdf) 1. Auftraggeber Auftraggeber ist die GmbH in der Gutenbergstraße 29a in 99423 Weimar. Ansprechpartnerin seitens der ist Frau Ulrike Rothe (Tel. +49 (3643) 90088-12, e-mail ulrike.rothe@iba-thueringen.de). 2. Ausgangslage 2.1 Die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen widmet sich dem Zusammenhang von demografischer Schrumpfung, Klimawandel und Energiewende sowie vielfältigen anderen sozio-kulturellen Transformationserscheinungen im gesamten Freistaat Thüringen. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines vielfältigen und kleinteiligen Siedlungsgefüges. Der Begriff STADTLAND dient der als Versuchsanordnung, anders auf dieses Land zu schauen, um anders darin handeln zu können. Gerade die ländlich geprägten Räume stehen unter einem hohen Anpassungsdruck und vor enormen Veränderungen. Die bisherigen Erklärungsmuster und Planungskonzepte, aber auch Steuerungs-, Lenkungs- und Förderinstrumente im Raum bis hin zu komplexen Seite 1/9 UR 18.08.2016

Governancestrukturen geraten damit auf den Prüfstand. Damit eignet sich Thüringen als Referenzrahmen für vergleichbare ländlich geprägte Regionen Deutschlands, von Europa und letztlich der Welt. Die verfolgt den Ansatz des Reallabors, sie will neue Vorgehensweisen experimentieren und bis zum Präsentationsjahr 2023 Modellprojekte des Wandels zeigen. Dafür hat sie verschiedene Handlungsfelder, die sog. IBA Baustellen, abgesteckt, in denen sie gemeinsam mit Projektakteuren tätig wird. Neben den Baustellen LeerGut, Landstadt, Land in Sicht und Baukultur wurde auch ein Schwerpunkt Selbstverantwortungsland definiert. 2.2 STADTLAND Thüringen Den Begriff STADTLAND hat die nicht willkürlich gewählt; ihm liegen Beobachtungen, Thesen und Haltungen zugrunde: STADTLAND ist ein Topos, indem es die spezifische, kleinteilige Siedlungsstruktur von Thüringen beschreibt. STADTLAND ist ein Lebensmodell in Zeiten veränderter und flexibel gewordener multilokaler Lebensstile und stellt für viele Menschen eine Lebensqualitätsformel dar. STADTLAND ist These und Fortschrittsidee am Übergang in eine Ära der Nachhaltigkeit, von Resilienz und Suffizienz sowie der ökologischen und sozialen Gerechtigkeit im weltweiten Maßstab. STADTLAND steht für veränderte Beziehungen zwischen Individuen und Natur / Siedlung und Landschaft / Gesellschaft und ihren Ressourcen für einen neuen gesellschaftlichen Stoffwechsel. STADTLAND ist eine erweiterte regionalisierte Handlungsebene für Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und für die Umsetzung von Projekten der gegenseitigen Verantwortungsübernahme. 2.3 IBA Baustelle Selbstverantwortungsland Gerade der ländliche Raum ist Austragungsort von demografischer Schrumpfung und Alterung, aber auch von vielfältigen alternativen stadtlandschaftlichen Lebensmodellen. Vor diesem Hintergrund will die neue Organisationsformen der Zusammenarbeit und von kollektiv getragenen Governancesystemen mit mehr Subsidiarität, Solidarität und Selbstverantwortung erproben. Das Augenmerk liegt dabei auf neuen Allianzen, gemeinschaftlichen Projekten und Co-Produktionen zwischen Zivilgesellschaft, Markt und Staat. In einer Zeit, in der die Bürgerbeteiligung on demand ohnehin der Vergangenheit angehört und sich eine selbstbewusste Bürgerschaft ungefragt einmischt, in einer Zeit aber auch, da die demokratischen und solidarischen Grundlagen unseres Zusammenlebens hinterfragt oder sogar attackiert werden, geht es der nicht nur darum, interessierte Bürger zu informieren, sondern den gesamten Entwicklungsprozess kollektiv und interdisziplinär zu erarbeiten. Bei der Integration neuer Bewohnerinnen und Bewohner wächst der Zivilgesellschaft in den Städten und Dörfern eine neue Aufgabe zu. Seite 2/9

2.4 IBA Kandidat Resilientes Schwarzatal Das Schwarzatal ist ein beeindruckender Kultur- und Landschaftsraum mit großer Geschichte. Im 19. / 20. Jh. zog es Gäste aus ganz Europa hierher in die Sommerfrische. Die Idee des Kindergartens von Friedrich Fröbel eroberte von hier aus die Welt, 1919 unterzeichnete Friedrich Ebert in Schwarzburg die Weimarer Verfassung. Heute ist das Tal eine problemreiche Region, geprägt von Abwanderung, Niedergang des Tourismus, Leerstand und kommunalem Klein-Klein. Einige Querdenker wollten sich mit dieser negativen Energie nicht abfinden und gründeten 2011 die Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal. Mit tatkräftiger Unterstützung der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt wurden erste zukunftsweisende Aktivitäten angeschoben und teilweise realisiert. Auf dieser Grundlage bewarb sich die Initiative mit einem breiten Partner-Netzwerk mit der Projektidee Resilientes Schwarzatal im Rahmen des 1. IBA Projektaufrufes Zukunft StadtLand! 2014 bei der und wurde auf Empfehlung des IBA Fachbeirates durch die IBA in der Status IBA Kandidat aufgenommen. Der IBA Kandidat vereint mehrere Einzelbausteine, getragen von unterschiedlichen regionalen Akteuren und begleitet von überregional ausstrahlenden Kommunikationsformaten. Gemeinsames Anliegen ist es, die Region durch Entwicklung vorhandener Potenziale und Integration neuer Ansätze langfristig zu stärken. Resilienz in diesem Sinne ist eng verbunden mit Demokratie: Eine Region kann nur resilient werden, wenn viele Bürger daran mitwirken. Vernetzung unterschiedlicher Akteure sowie niedrigschwellige Beteiligungsformate sind dafür Voraussetzung. Bildung: Wichtig ist das Bewusstmachen eigener Potentiale, Pflege traditionellen Wissens, die Ertüchtigung zu Ressourcen schonenden Lebensstilen. Neue Stadt-Land-Beziehungen: Resilienz ist nicht durch Autarkie erreichbar. Wichtig sind Vernetzungen zwischen Stadt und Land. Gemeingutorientierung: Gemeinschaftliche Pflege und Nutzung regionaler Ressourcen machen unabhängiger von neoliberalen Zwängen und globalen Entwicklungen. Ziel ist es, bis zur IBA Werkschau 2019 und spätestens zum IBA Finale 2023 eine Reihe miteinander vernetzter Projektstationen zu etablieren, die Aspekte der IBA Programmatik anschaulich machen (Stadt-Land-Beziehung, Kulturlandschaftsentwicklung, Baukultur, regionale Wertschöpfung und Demokratie). Dazu haben sich im bereits absolvierten Qualifizierungsprozess unter anderem die Schwerpunkte Sommerfrischearchitektur und Schloss Schwarzburg Denkort der Demokratie herauskristallisiert. 2.5 Sommerfrische Schwarzatal Das Schwarzatal zeichnet sich landschaftlich durch den tiefen Einschnitt des Flussbettes der Schwarza, den steil aufschwingenden bewaldeten Hängen, den Höhenzügen und Seitentälern mit den Dörfern, die vor allem in der Hochzeit der Sommerfrische im 19. Jahrhundert wuchsen, aus. Der Gebirgsfluss ist bis heute in seinem Lauf nicht verändert und die Pulsader der Naturland- Seite 3/9

schaft. Die Städte Bad Blankenburg und Königsee-Rottenbach im Norden und Katzhütte im Süden sind die Tore in das Schwarztal. Entlang der Schwarza liegt in landschaftlich exponierte Lage die ehemalige Hochburg der Sommerfrische der Ort Schwarzburg. Im Süden in unmittelbarer Nähe der Quelle des Flusses ist die Talsperre Goldisthal-Oberes Schwarzatal im Thüringer Wald. Das historisch bedeutsame Schloss Schwarzburg, das auf einem von Nordwesten in das Tal der Schwarza ragenden und zu drei Seiten hin steil abfallenden Bergrücken erbaut wurde, gehörte zum ehemaligen Stammhaus der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. Burg und Schloss sind 470 m lang, auf Felsen im Jahr 1123 gegründet und die heute noch sichtbaren Mauern sind aus dem 15. und 18. Jahrhundert. 1918 fiel das Schloss als Eigentum an das Land Thüringen. Jedoch erhielt die ehemalige Fürstenfamilie Wohnrecht auf der Schwarzburg. Das Schloss sollte 1940 zum Reichsgästehaus der Nationalsozialisten umgebaut werden. Brachiale Eingriffe wurden vorgenommen. Die kriegsbedingte Einstellung der Umbauarbeiten 1942 verhinderte die komplette Ausführung des Plans. Seit dem ist das Schloss in einem rudimentären und ruinösen Zustand. 2012 wurden Sicherungsmaßnahmen vorgenommen und ein Wettbewerb für ein Nutzungskonzept durchgeführt. Mit der Industrialisierung flüchteten die Menschen besonders wegen der guten Luft auf das Land. Hier erholte man sich nicht nur, sondern arbeitete auch vor Ort. Man nahm am gesellschaftlichen Leben teil. Dies führte zu einer eigenen Lebensart, aber auch zu Orten mit besonderen Architekturen. Von 1880 bis 1940 entwickelten sich die sogenannten Sommerfrischearchitekturen im Schwarzatal im Regelfall zweistöckige Häuser mit angebauten Balkonen in der oberen Etage für den Blick in die Landschaft, im Erdgeschoss mit Laubengängen und oftmals mit Türmchen versehen. Im Vergleich zur Entwicklung der Bäderarchitektur - vor 1900 besonders im Ostseeraum oder auch in den Kurbädern - ist die Sommerfrischearchitektur kein eigener Baustil. Nichtsdestotrotz zeichnet sich die Architektur durch eine markante und wiedererkennbare Sprache aus. Eine Vielzahl an Hotels und Pensionen entstanden im Schwarzatal. Neben den Sommerfrischearchitekturen entwickelte sich auch Infrastrukturen u.a. Straßen für die Erschließung, Wanderwege mit Aussichtspunkten für die Erholung in der Natur, Bäder für den Sport sowie Pavillons für das Vergnügungen. Aber auch Handwerksbetriebe wie Maler oder Tischler, die zum einen für das Schloss arbeiteten und auch die Sommerfrischearchitekturen erschufen, siedelten sich an. Ab ca. 1880 bis zum ersten Weltkrieg reisten jährlich etwa 13.000 bis 18.000 Besucher in das Schwarzatal. Mit der Industrialisierung und der Entwicklung der Großstädte zog es die Städter aus Leipzig und Berlin, aber auch von weiter her - in der freien Zeit in die Natur. Zu DDR-Zeiten waren es ca. 25.000 Seite 4/9

Besucher jährlich, die in das Schwarzatal reisten. Die Vergabe der Unterkünfte wurde vorwiegend zentral von dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) gesteuert. Die Essensversorgung fand weitestgehend in einem Clubhaus statt. Das Hotel Weißer Hirsch, das sich in der verlängerten Achse von Schloss Schwarzburg befindet, wurde in einem der ersten Baedeker-Hotelführer um 1900 an herausgehobener Stelle der Hotelbewerbungen in Europa geführt und ausführlich darin beschrieben. Eine Familie Hübner hatte die alte Schenke (noch vorhandener zweistöckiger Bau), erstmals urkundlich 1550 erwähnt, um 1788 erworben und um 1889 zu dem heute noch bestehenden Prachtbau umgebaut. Berühmte Gäste logierten zu jeder Zeit im Hotel darunter Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller sowie die jugendliche Königin Wilhelmina der Niederlande mit ihrer Mutter. Diese vor allem über die letzten 100 Jahre künstlich geschaffene Welt brach mit dem Mauerfall und der politischen Wende zusammen. Es wurde Anfang der 90iger Jahre noch einmal in die Unterkünfte Hotels und Ferienwohngen - investiert. Der Großteil der Gäste blieb jedoch aus, die wirtschaftliche Kraft ging zurück, viele Einwohner wanderten ab. Das wirkte sich auf die gesamte Region aus. Heute gibt es in Schwarzburg noch einen traditionsreichen Zimmermannsbetrieb und einen Schuster. Das Bild, der glanzvollen Zeiten der Sommerfrische, schwebt jedoch immer noch über allem. Demgegenüber stehen die neusten Ergebnisse der Trendforschungen, die besagen, dass Deutschland als Reiseziel wieder bevorzugt werden wird. Jeder Vierte will in den nächsten 10 Jahren seinen Urlaub im eigenen Land verbringen. In den kommenden Jahren werden die Vermarktungspotentiale von Nah- Destinationen massiv steigern. Diese richten sich an eine wachsenden Zielgruppe 360-Grad-Entschleuningung kombiniert mit neoökologischen Einstellungen, um Burn-out und Massentourismus gleichermaßen zu entfliehen. Genussreisen heißt anzukommen. Im Februar 2015 wurde auf Anregung der die Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal mit dem Thema Sommerfrische in das ExWoSt- Forschungsvorhaben Baukultur konkret im Auftrag des BBSR und des BMUB aufgenommen. Die Bundesstiftung Baukultur begleitete das Vorhaben. Im Oktober 2015 fand der erste Aktionstag Sommerfrische in Schwarzburg statt, der von den Projektakteuren vor Ort gestaltet wurde. Der Aktionstag soll zukünftig einmal jährlich an unterschiedlichen Orten im Schwarzatal stattfinden. Es wurden mehrere Sommerfrischearchitekturen im Schwarzatal nach dem Baujahr, dem Gebäudezustand und den Eigentümerverhältnissen erfasst. Seite 5/9

3. Ziel der Projektentwicklung und -steuerung Ziel der Projektentwicklung und -steuerung ist die aktive Begleitung und Unterstützung der Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal und der Projektakteure vor Ort, um tragfähige Einzelprojekte zu identifizieren und deren Umsetzung umfassend vorzubereiten. Der Fokus liegt dabei auf dem Thema und Projekt Sommerfrischearchitektur. Dazu gehören die Ausarbeitung von Projektideen, die Präzisierung von Träger- und Betreiberstrukturen sowie das Schaffen weiterer Umsetzungsvoraussetzungen (Planung, Finanzierung, Werbung), ohne diese Planungsschritte selbst durchführen zu müssen. Die Verankerung in der Region ist notwendige Voraussetzung. Entsprechend der bisherigen Erfassung der Sommerfrischearchitekturen ist angestrebt, erste Einzelvorhaben zu qualifizieren. Das solcherart qualifizierte Einzelvorhaben sollen in absehbarer Zeit einen IBA Projektstatus erhalten, zur IBA Werkschau 2019 in ihrem Entwicklungsstand öffentlich präsentiert und bis zum IBA Finale 2023 erfolgreich entwickelt und umgesetzt sowie in einen zukunftsfähigen Entwicklungsrahmen gestellt werden. Die Tätigkeit findet in einem dynamischen Projektzusammenhang mit vielfältigen Akteuren und anderen thematischen Schwerpunkten statt. Daher ist ein interaktive sowie offener, vertrauensvoller und konstruktiver Arbeitszusammenhang aufzubauen, insbesondere zur Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal, dem Träger des IBA Vorhabens, zum Förderverein Schloss Schwarzburg e.v., bei dem die Entwicklung eines Drehbuches für den 'Denkort der Demokratie - Schloss Schwarzburg' angesiedelt sein wird, bei der Vorbereitung und Konzeptentwicklung eines Kunst- und Kulturereignis für das Jahr 2019 IBA Werkschau in diesem Zusammenhang auch zu internationalen Partnern im Hinblick auf die Werkschau 2019, sowie zu regionalen Produzenten mit dem Ziel der Stärkung regionaler Kreisläufe, darunter der Genossenschaft BahnHofladen Rottenbach e.g. beim Aufbau von Vertriebsstrukturen und Regionalmanagement, Mit Vertretern der Region aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird eine enge Kommunikation erwartet. 4. Leistungsbeschreibung Gefordert sind für die Projektentwicklung und -steuerung in Zusammenarbeit mit der Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal, den Projektakteuren vor Ort und dem Auftraggeber folgende Leistungsbausteine: Seite 6/9

a) Sommerfrische Schwarzatal Unterstützung der lokalen Akteure bei der Entwicklung von ungewöhnlichen Nutzungsideen und bei der Ausarbeitung eines Konzepts für ein potenzielles IBA Projekt Sommerfrische, das aus den regionalen Bedingungen heraus entwickelt wird und den IBA Kriterien von Innovation und Exzellenz entspricht; Aufbau einer Träger-, Betreiber-, Beratungs- und Vermarktungsstruktur in Bezug auf zu präzisierende Zielgruppen und für die aktive Bewerbung der alten und neuen Sommerfrischearchitekturen in Abstimmung mit Projektpartner im Landkreis im Rahmen des Bundesprogramms MORO (Kosten für Werbemaßnahmen sind nicht Teil der Leistung); Qualifizierte Vorschläge für innovative Finanzierungsmodelle, ggf. Fonds, Crowdfunding o.ä. werden explizit erwartet. b) Netzwerkarbeit Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren, insbesondere bei den regionalen Veranstaltungen (Zukunftswerkstatt u.a.), zu anderen genannten IBA Schwerpunkten (Schloss Schwarzburg, Stärkung regionaler Kreisläufe) Optional: Konzeption, Organisation und Durchführung einer Fachexkursion 2017 (denkbar Süddeutschland oder Österreich) mit Projektpartnern vor Ort Leistungsumfang: Abstimmungsgespräche mit der Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal, den Projektakteuren vor Ort und dem Auftraggeber Ideenfindung, Ausarbeitung und Qualifizierung des Konzepts Sommerfrische Protokollführung, Zwischen- und Endberichte bei Bedarf, Dokumentation von Ergebnissen inkl. Empfehlungen für die weitere Bearbeitung (grafisch und schriftlich) einschl. Folienpräsentation. Das Vorhaben befindet sich in einem frühen Entwicklungsstadium. Eine Präzisierung des Aufwands wird erst mit weiterem Qualifizierungsfortschritt möglich sein. Der Umfang des Aufwandes für die beschriebenen Leistung wird auf ca. 1 Arbeitstag/Woche geschätzt. Der Auftrag gliedert sich bei Rückgriff auf die Verlängerungsoptionen in maximal drei Phasen zu je 6 Monaten (26 Arbeitstage), bei einer maximalen Gesamtlaufzeit von 1,5 Jahren (78 Arbeitstage). Vor-Ort-Präsenz zu den Abstimmungsterminen und wichtigen regionalen Ereignissen wird vorausgesetzt. Seite 7/9

5. Angebotsvergleich 5.1 Verfahren Die Anbieter sind gebeten, in einem Kurzexposé (max. 2 DIN A4-Seiten) ihren inhaltlichen Zugang darzustellen und einen Vorschlag für die Arbeitsweise zu unterbreiten. Ebenfalls wird eine unverbindliche Vorstellung über den Arbeitsaufwand und das Honorar erwartet. Die Bearbeiter und ihre Qualifikationen sind zu benennen. Bietergemeinschaften müssen einen gemeinsamen Ansprechpartner benennen. Weiterhin sollten die Anbieter bis zu drei Referenzbeispiele ähnlich gelagerter Arbeitsansätze beifügen bzw. darstellen. Anbieter müssen ihr Kurzexposé, eine unverbindliche Schätzung des Arbeitsaufwandes und Honorars sowie bis zu drei Referenzprojekte bis zum 07. September 2016 per e-mail unter ulrike.rothe@iba-thueringen.de einreichen. Aus diesen Angeboten wählt die etwa drei Projektentwickler/innen und Projektsteuerer/innen aus und lädt diese zu einem Bietergespräch ein. Hier erhalten sie die Gelegenheit, ihre Ansätze und Referenzen näher vorzustellen. Auf der Basis des Gespräches werden dann verbindliche Angebote abgefordert und schließlich ein/e Projektentwickler/in und Projektsteuerer/in beauftragt. 5.2 Eignungs- und Auswahlkriterien Eignung: Bis zu drei Referenzprojekte aus mindestens zwei Bereichen: Regionalentwicklung, Wirtschaft- und Tourismusförderung, Projektentwicklung, Kunstund Kulturmanagement, mit vielschichtigen Räumen und komplexen Akteurskonstellationen und wenn möglich, mit Regionen ähnlicher Größe und Struktur Qualifikation der Bearbeiter: Erfahrungen in den genannten Referenzprojekten Angebotskriterien: Exposé - Schlüssigkeit und Zielführung der Methodik, Machbarkeit, Anschaulichkeit Vortrag und Gespräch - Klare und anregende Kommunikation in Wort und Bild Preis (Geschätzter Arbeitsaufwand und Honorarvorstellung) 5.3 Rahmenbedingungen Der Einzelauftrag eines/er Projektentwicklers/in und Projektsteuerers/in für den IBA Kandidaten 'Resilientes Schwarzatal' beinhaltet folgende Punkte: Seite 8/9

Die Vertragslaufzeit beginnt mit Beauftragung und Unterzeichnung der Vereinbarung und endet spätestens zum 15.10.2018. Um größtmögliche Flexibilität zu erreichen, erfolgt die Beauftragung zunächst nur bis zum 15.04.2017. Anschließend besteht eine auftraggeberseitige Option zur zweimaligen Vertragsverlängerung um jeweils 6 Monate, die in der Kalkulation der Schätzkosten bereits berücksichtigt wurde. Spätestens mit Ablauf der maximalen Vertragslaufzeit von 1,5 Jahren wird die Leistung zwingend neu ausgeschrieben, eine Option zur neuerlichen Verlängerung wird ausgeschlossen. Eine nachträgliche Erhöhung des vereinbarten Auftragsvolumens aufgrund im Vorfeld nicht abschätzbarer Mehraufwände wird ausgeschlossen. 5.4 Veröffentlichung der Ergebnisse Die Ergebnisse der Projektentwicklung und -steuerung dienen der Projektund Programmarbeit der. Sie sind Grundlage für die weitere Qualifizierung des IBA Kandidaten durch die. In dieser Funktion werden die Ergebnisse oder Teile davon auf der Internetseite der und in Druckform veröffentlicht. Die GmbH erhält die ausschließlichen, unbeschränkten und übertragbaren Nutzungsrechte an Wort und Bild. ANLAGE (pdf) Anlage 1_IBA Programm STADTLAND Thüringen Anlage 2_IBA Kandidat Resilientes Schwarzatal Anlage 3_Sommerfrische Schwarzatal Anlage 4_Schemakarte Schwarzatal Anlage 5_AGB der Seite 9/9