Geschäftsbericht 2012



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Transkript:

S Sparkasse Gießen

Fotos der Titelseite: Sparkassen Privatkunden-Forum mit Anja Kohl KNAX-Klub-Kochkurs Auftaktveranstaltung Gießener Krimifestival mit Barbara Auer Sparkassen Unternehmer-Forum mit Dr. Florian Langenscheid 2

Rechtsform, Träger, Geschäftsgebiet Anstalt des öffentlichen Rechts, gegründet 1834. Die Sparkasse Gießen ist über den Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen Mitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes e. V. Träger der Sparkasse ist der Sparkassenzweckverband Gießen. Folgende Gebietskörperschaften gehören ihm an: Allendorf/Lumda Buseck Fernwald Gießen Heuchelheim Langgöns Lich Linden Lollar Pohlheim Reiskirchen Staufenberg Landkreis Gießen Geschäftsbereich der Sparkasse ist das Verbandsgebiet des Sparkassenzweckverbandes Gießen unter Beachtung der in 2 der Verbandssatzung vom 22.10.1985 festgelegten Einschränkungen. 3

Standorte der Sparkasse in der Stadt und im Landkreis Gießen Zentrale Abteilungen Betriebswirtschaft Leiter Gerhard Braune Interne Revision Leiter Franz Bette Marktfolgebereich Aktiv Leiter Jens Geißler Marktfolgebereich Passiv/ Dienstleistungen Leiter Uwe Pagel Organisationentwicklung Leiter Stefan Rieß Organisationservice Leiter Hans-Jörg Wagner Personal Leiter Erich Balser Recht Leiter Stefan Bach Unternehmenskommunikation Leiter Hans Pfaff Vertriebsservice / Techn. Vertrieb Leiter Klaus Steidl Vertriebssteuerung / Handel Leiter Norbert Benner Firmenkundenvertrieb Vertriebsleitung Oliver Kimpel Firmenkundencenter Gießen, Johannesstraße 3 Gewerbekundencenter Gießen, Johannesstraße 3 Geschäftskundencenter Linden-Leihgestern, Wilhelmstraße 2 Privatkundenvertrieb Vertriebsleitung Matthias Diehm Immobiliencenter Leiter Jochen Faust Gießen, Johannesstraße 3 Vermögens- und Finanzmanagement Leiter Markus Theis Gießen, Johannesstraße 3 Filialbereich Gießen, Johannesstraße Leiter Karl-Edmund Fischer Gießen, Johannesstraße 3 Filialbereich Gießen, Frankfurter Straße Leiter Michael Steinmüller Gießen, Frankfurter Straße 33 Gießen, Grünberger Straße 23 Gießen, Schiffenberger Weg 11 Gießen-Rödgen, Udersbergstraße 1 A Filialbereich Gießen-Wieseck Leiter Andreas Riedesel Gießen-Wieseck, Gießener Straße 134-136 Gießen, Fasanenweg 28 A Gießen, Marburger Straße 21 Filialbereich Heuchelheim Leiter Martin Seipp Heuchelheim, Gießener Straße 29 Gießen-Kleinlinden, Frankfurter Straße 253 Gießen, Krofdorfer Straße 74 4

Gießen-Allendorf, Bergstraße 1 Filialbereich Lollar Leiter Holger Waldschmidt Gießen, Marktplatz 13 Filialbereich Lich Leiter Jörg Wehrum Lollar, Marburger Straße 13-15 Gießen, Bahnhofstraße 90 Lich, Heinrich-Neeb-Straße 18 Allendorf/Lumda, Bahnhofstraße 14 Gießen, Gottlieb-Daimler-Straße 16 Fernwald-Steinbach, Rathausplatz 17 Lollar-Ruttershausen, Odenhäuser Straße 2 Gießen, Marburger Straße 145 Fernwald-Annerod, Erlenstraße 1 Staufenberg, Porstendorfer Straße 1 Gießen, Licher Straße 121 Filialbereich Pohlheim Leiter Jens Müller Filialbereich Buseck Leiterin Regina Knecht Gießen, Talstraße 3 Pohlheim- Watzenborn-Steinberg, Ludwigstraße 40 Pohlheim-Neue Mitte, Neue Mitte 2 Pohlheim-Holzheim, Gartenstraße 30 Filialbereich Langgöns Leiter Rudolf Seitz Langgöns, Moorgasse 35 Linden-Großen-Linden, Bahnhofstraße 87 Linden-Leihgestern, Wilhelmstraße 2 Buseck-Großen-Buseck, Mollner Straße 2 Buseck-Alten-Buseck, Flussgasse 17 Buseck-Beuern, Untergasse 53 Buseck-Oppenrod, Lohwaldstraße 9 Reiskirchen, Grünberger Straße 17 Reiskirchen-Burkhardsfelden, Brühlstraße 3 SB-Geschäftsstellen Gießen, Johannesstraße 3 Gießen, Otto-Behaghel-Straße 27 Justus-Liebig-Universität, Mensa Gießen, Neustadt 28 Gießen, Wiesenstraße 14, Fachhochschule Gießen Grünberger Straße 136 Langgöns, Am Lindenbaum 1 Reiskirchen, Bänninger Straße 3 Staufenberg, Siemensstraße 1 5

Lagebericht A. Darstellung und Analyse des Geschäftsverlaufs einschließlich des Geschäftsergebnisses und der Lage 1 Geschäftstätigkeit und Rahmenbedingungen 1.1 Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen Das Wachstumstempo der Weltwirt schaft hat sich im Jahr 2012 verringert. Auch die zuvor sehr dynamischen Schwellenländer konnten ihre bisherige Entwicklung nicht beibehalten. Insbesondere die Rezession in Euroland stellte eine hohe Belastung dar. Im Euroraum zeichnen dafür vor allem die bekannten südlichen Krisen länder Italien, Spanien, Griechen land und Portugal verantwortlich. Bei der Krisenbekämpfung in Europa sind deutliche Fortschritte zu erkennen. Maßnahmen wie der Fiskalpakt haben geholfen, die Kon solidierung fortzusetzen und Vertrauen wiederherzustellen. Vor allem die Eingriffe der Europäischen Zentralbank bewirkten eine Beruhigung der Märkte, können aber nur vorübergehende Notfallmaßnahmen bleiben. Ein weiterer Ausbau des institutionellen Rahmens in Europa wäre wünschenswert. Deutschland entwickelte sich ökonomisch relativ erfreulich. Im letzten Quartal dieses Jahres zeigte sich der Zustand der deutschen Volkswirtschaft saisonbereinigt noch immer ausgesprochen robust. Die Binnenkonjunktur profitierte dabei von der sehr expansiv ausgerichteten Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem dadurch erzeugten niedrigen Zinsniveau. Als wesentlicher Treiber gilt unverändert der Export, während jedoch der Euroraum als Abnehmer deutscher Produkte gegenüber Drittländern stetig an Bedeutung verloren hat, wozu wiederum die Staatsschuldenkrise in Südeuropa erheblich beitrug. Insgesamt konnte das reale Bruttoinlandsprodukt Deutschlands nach der ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes 2012 mit einem Plus von 0,7 % abschließen. Das ist zwar deutlich weniger als in den starken Erholungsjahren 2010 und 2011 mit damals 4,2 % bzw. 3,0 %, doch ist auch der Wert 2012 im internationalen Vergleich recht zufriedenstellend. Allerdings weckt die Entwicklung im Schlussquartal einige Bedenken. Die Exporttätigkeit ließ in den letzten Monaten des Jahres nach und die deutsche Binnennachfrage selbst schrumpfte 2012 real um 0,3 %. Dabei waren der private Konsum und Wohnungsbau durchaus Träger von Wachstum, wohingegen das Volumen der Unternehmensinvestitionen noch nicht von den günstigen Finanzierungsbedingungen profitieren konnte. Trotz Vorsicht bei den Investitionen wurden die Belegschaften 2012 in den meisten Unternehmen gehalten. Angesichts der demografischen Perspektiven und des in vielen Qualifikationen bereits knappen Angebots auf dem Arbeitsmarkt bauen die Unternehmen hier wieder für bessere Zeiten vor. Noch nie in der Geschichte waren hierzulande so viele Menschen erwerbstätig wie 2012 mit 41,6 Mio. Zwar stieg die Zahl der Arbeitslosen in den letzten Monaten des Jahres saisonbedingt leicht an, sie ist aber im langfristigen Vergleich und auch mit Blick auf die teils dramatische Lage in anderen europäischen Ländern immer noch als gut zu bezeichnen. Die Ertragslage und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen sind ebenfalls weiterhin gut, die Verbraucherpreise 2012 um 2,0 % gestiegen. Energie- und andere Rohstoffpreise bewegen sich auf dem schon längere Zeit beobachteten hohen Niveau. Die Wirtschaftspolitik stand 2012 ein weiteres Jahr im Zeichen der Krisenbekämpfung. 6

1.2 Zur Wirtschaftslage der Region Die regionale Konjunktur zeigte sich entsprechend unserer Prognose im letzten Jahr gemäß einer Umfrage in den drei IHK- Land kreisen bei ca. 1.200 Mitgliedsunternehmen noch relativ robust. Das Inlands geschäft lag im August 2012 um 18 %, das Auslands geschäft um 6 % unterhalb des Vor jahres. Dies ist besonders von Bedeutung, weil die definierte Export quote der Betriebe im Land kreis Gießen bei ca. 45 % liegt (Hessen: 48 %). Die konjunkturelle Situation hatte sich im Spätsommer etwas eingetrübt und die wirtschaftliche Dynamik ließ spürbar nach. Im Bezirk der Agentur für Arbeit waren 2012 im Jahresdurchschnitt 18.566 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einem Rückgang von 0,7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote blieb im Jahresmittelwert unverändert bei 5,9 %, während der Wert 2007 noch bei 8,4 % lag. Das Rekordjahr 2011 wurde nochmals übertroffen, die Arbeitslosenzahl weiter zurückgeführt. Die erste Jahreshälfte verlief spürbar besser, die zweite Hälfte schlechter als erwartet. In der Summe bleibt der Agentur jedoch eine positive Gesamtbilanz. Insgesamt herrscht angesichts der instabilen Lage im globalen Finanzsystem durch die hohe Staatsverschuldung auch hierzulande Unsicherheit bei der mittelfristigen Einschätzung. 1.3 Rahmenbedingungen der Sparkasse Gießen 1.3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen Die Sparkasse Gießen ist eine mündelsichere, dem gemeinen Nutzen dienende rechts fähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Träger ist der Sparkassenzweckverband Gießen. Folgende Gebietskörperschaften gehören ihm an: Allendorf/Lumda Buseck Fernwald Gießen Heuchelheim Langgöns Lich Linden Lollar Pohlheim Reiskirchen Staufenberg Landkreis Gießen Die Sparkasse haftet für Ihre Verbind lich keiten mit ihrem gesamten Vermögen. 1.3.2 Bankenaufsichtsrecht Das Jahr 2012 brachte weitere Klarstellungen im Hinblick auf eine Verschärfung der bankaufsichtlichen Rahmenbedingungen für die künftige Ausstattung der Kreditinstitute mit Eigenkapital und Liquidität. Ab dem Jahr 2013 werden sich voraussichtlich sukzessive durch eine der Öffentlichkeit unter Basel III bekannte EU-Richtlinie strengere Anforderungen an die Qualität (Zusammensetzung) und die Höhe des Eigenkapitals ergeben. Die nach dem Kreditrisiko- Standardansatz (KSA) der Solvabilitätsverordnung (SolvV) bemessenen Kapitalunterlegungsanforderungen für Kreditrisiken werden angesichts der guten Eigenkapitalausstattung der Sparkasse Gießen aus heutiger Sicht auch künftig entsprechend erfüllt. Neben den Eigenkapitalvor schriften sollen die Standards für eine angemessene Liquiditätsausstattung angehoben werden, welche durch zwei zusätzliche Kennzahlen nachzuweisen ist: ab 2015 zur Vermeidung von kurzfristigen, stressbedingten Refinanzierungslücken (Liquidity Coverage Ratio, LCR) und ab 2018 zur Darlegung der Liquiditätssicherung im Einjahreshorizont (Net Stable Funding Ratio, NSFR). Auch unter den neuen Vorgaben wäre unsere Zahlungsfähigkeit im Berichtszeitraum und darüber hinaus jederzeit gewährleistet gewesen. 7

Mit der erneuten Novellierung der Mindestanforderungen für das Risikomanagement (MaRisk) im Dezember 2012 sind weitere Anpassungen in der Darstellung der Risikotragfähigkeit, der Geschäftsstrategie und der Risikokonzentrationen notwendig, die noch im Laufe des Jahres 2013 umgesetzt werden. 1.3.3 Das Verbundkonzept Mit dem Verbundkonzept wurde die Zusammenarbeit zwischen den hessischen und thüringischen Sparkassen und ihrer Landesbank noch planvoller, systematischer und transparenter gestaltet. Es verfolgt zwei wesentliche Ziele: Zum einen sollen die Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Spar kassen und ihrer Verbundunter nehmen bei bestehender traditioneller Arbeits teilung durch konsequente Nutzung von Verbundvorteilen spürbar verbessert werden; zum anderen wurde bereits erreicht, dass die Unternehmen der Gruppe noch stärker als wirtschaftliche Einheit wahrgenommen werden. Der Erfolg des Verbundkonzepts wird durch die positiven Bonitätseinstufungen zweier unabhängiger internationaler Rating-Agenturen mit Langfrist-Rating A bzw. Kurzfrist- Rating A-1 eindrucksvoll bestätigt. Die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen zählt damit im Bankensektor zu den wenigen Ausnahmen, deren Rating- Einstufungen sich im Zuge der Finanzmarktkrise nicht verschlechtert haben. 1.3.4 Einlagensicherung Unsere Sparkasse ist Mitglied des Sparkassenstützungsfonds im Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen und dem Sicherungssystem der Deutschen Sparkassenorganisation angeschlossen. Die einzelnen Sicherungseinrichtungen des Haftungsverbundes sind miteinander ver knüpft und zwischen den 11 Sparkassenstützungsfonds der regionalen Sparkassen- und Giroverbände besteht ein überregionaler Ausgleich. Auf diese Weise fließen alle regionalen Fonds in eine Haftungsgemeinschaft ein, sodass trotz Selbstständigkeit der regionalen Einrichtungen im Notfall das Gesamtvolumen aller Fonds gemeinschaftlich zur Verfügung steht. 1.3.5 Öffentlicher Auftrag Die Sparkasse Gießen hat in ihrem Geschäftsgebiet als ein dem gemeinen Nutzen dienendes Wirtschaftsunternehmen in vielfältiger Weise besondere Leistungen zur Förderung der kommunalen Belange erbracht, vor allem im wirtschaftlichen, regionalpolitischen, sozialen und kulturellen Bereich. Zur Förderung der Region haben wir 2012 das Kapital der Gemeinnützigen Stiftung der Sparkasse Gießen um 500 TEUR auf insgesamt 3,15 Mio. EUR erhöht. Für 2013 ist eine erneute Aufstockung vorgesehen. Damit soll die Stiftung in die Lage versetzt werden, ihren gemeinnützigen Auftrag auch langfristig sicherzustellen und auszuweiten. Im Geschäftsjahr 2012 hat die Sparkasse Gießen allein über ihre Stiftung soziale Einrichtungen, Vereine, Schulen, Projekte und Initiativen mit 91,2 TEUR (nach 81,0 TEUR im Jahr 2011) unterstützt. Wir gehören zu den großen Arbeitgebern und Ausbildern in der Region. Daneben ist die Sparkasse Gießen eine bedeutende Auftraggeberin für die heimische Wirtschaft. Als Steuerzahlerin trägt sie zur Finanzierung der öffentlichen Hand bei. Über die Gewerbe- und Grundsteuer fließen den Kommunen direkt Mittel zu, aber auch an den Einkommen- und Körperschaftsteuer-Umlagen partizipieren die Gemeinden vor Ort. Zur weiteren wirtschaftlichen Förderung der Region ist die Spar kasse Gießen an insgesamt drei Wirtschaftsfördergesellschaften in einem Umfang von insgesamt 120 TEUR 8

beteiligt. Damit ermöglichen wir Existenzgründungen und verbessern die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft, um den hiesigen Hochschul- und Technologiestandort zu stärken und auszubauen. Darüber hinaus leisten wir durch vermittelte Förderkredite im Umfang von 17.566 TEUR (2011: 19.342 TEUR) einen Beitrag zur heimischen Kreditversorgung. Neben der kreditwirtschaftlichen Kern kompetenz trägt die Sparkasse Gießen als Förde rin und Sponsorin zur Unterstützung sozialer Einrichtungen, zur kulturellen Vielfalt und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region bei. Eine große Anzahl von Vereinen und Institutionen erhält von uns finanzielle Hilfen, um ihre Aufgaben und Ziele erfüllen zu können. Gemäß 15 Abs. 2 HSpG haben wir dem Lagebericht einen statistischen Bericht über die Erfüllung des öffentlichen Auftrags der Sparkasse Gießen im Geschäftsjahr 2012 beigefügt. 1.3.6 Vertriebsausrichtung Bedarfsorientierung, Nachhaltigkeit, regionale Nähe und eine hohe Qualität sind die Eckpfeiler unserer vertrieblichen Ausrichtung, bei der die Kunden im Mittelpunkt stehen. Wir sind nah an den Menschen in der Region, wo immer 1.4.1 Zentrale Daten zur Entwicklung 2012 2012 2011 Veränderungen Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR % Geschäftsvolumen 1.958,1 1.923,6 +34,5 +1,8 Bilanzsumme 1.943,9 1.904,6 +39,3 +2,1 Betriebsergebnis vor Bewertung 23,3 24,0-0,7-2,9 Bewertungsergebnis 14,1 12,9 +1,2 +9,3 Betriebsergebnis nach Bewertung 9,2 11,1-1,9-17,1 1.4.2 Entwicklung der Aktiva der Sparkasse Gießen 2012 2011 Veränderungen Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR % Forderungen an Kreditinstitute 134,5 92,2 +42,3 +45,9 Forderungen an Kunden (inkl. Avale) 1.199,9 1.183,9 +16,0 +1,4 Eigene Wertpapiere 539,5 547,9-8,4-1,5 Beteiligungen und Anteile an verbundenen Unternehmen 21,3 22,5-1,2-5,3 Übrige Aktivbestände 62,9 77,1-14,2-18,4 Geschäftsvolumen 1.958,1 1.923,6 +34,5 +1,8 1.4.6 Entwicklung der Passiva der Sparkasse Gießen 2012 2011 Veränderungen Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR % Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 131,7 155,6-23,9-15,4 Verbindlichkeiten gegenüber Kunden 1.577,1 1.508,7 +68,4 +4,5 Verbriefte Verbindlichkeiten 10,1 21,0-10,9-51,9 Nachrangige Verbindlichkeiten 51,5 65,5-14,0-21,4 Fonds für allgemeine Bankrisiken 25,3 12,0 +13,3 +110,8 Eigenkapital 122,1 118,4 +3,7 +3,1 Übrige Passivbestände 40,3 42,4-2,1-5,0 Geschäftsvolumen 1.958,1 1.923,6 +34,5 +1,8 Summe Kundeneinlagen 1.638,7 1.595,2 +43,5 +2,7 9

Finanzdienstleistungen gebraucht werden. Seit vielen Jahren können unsere Kunden zwischen den verschiedenen Vertriebswegen Filiale, Online-Banking und Telefon- Banking wählen und entscheiden, wo sie welche Geschäftsvorfälle erledigen. Dazu sind wir mit einem ausgedehnten Filialnetz, das 31 mitarbeiterbesetzte Filialen und 14 SB-Geschäftsstellen umfasst, fast überall im Geschäftsgebiet präsent. 2012 optimierten wir unser Filialnetz und eröffneten die Filiale Neue Mitte in Pohlheim. 1.4 Geschäftsentwicklung Die Sparkasse Gießen weist entsprechend der Erwartung im Vorjahr für 2012 in den Kundensegmenten eine gute geschäftliche Entwicklung aus. Aufgrund der deutlichen Zunahme des Kreditvolumens sowie der Einlagen unserer Kunden stieg die Bilanzsumme um 2,1 % und betrug zum Jahresende 1.943,9 Mio. EUR (2011: 1.904,6 Mio. EUR). Das Geschäftsvolumen (Bilanzsumme und Eventualverbindlichkeiten) belief sich damit auf 1.958,1 Mio. EUR (2011: 1.923,6 Mio. EUR). Zum 31.12.2012 betreuten wir für unsere rund 130.000 Kunden ca. 269.000 Konten und Depots, über die wir im Geschäftsjahr 24,0 Millionen Buchungen (nach 23,8 Millionen im Vorjahr) abwickelten. Das Betriebsergebnis vor Bewertung konnte 2012 wiederum auf einem hohen Niveau gehalten werden. 1.4.3 Kreditgeschäft Zum Jahresende 2012 bilanzierten wir 1.199,9 Mio. EUR Kredite und Darlehen (inkl. Schuldscheindarlehen) an unsere gewerblichen, kommunalen und privaten Kunden (Veränderung gegenüber 2011: + 16,0 Mio. EUR; + 1,4 %). Dieses erfreuliche Ergebnis bestätigt die Vorjahresprognose einer stabilen Entwicklung. Die Präferenz bei der Inanspruchnahme galt vor allem den Darlehen der gewerblichen Kunden. Daneben nutzten unsere Privatkunden verstärkt Kredite für den Wohnungsbau beziehungsweise den Erwerb eines Eigenheims. Die Kredite und Bürgschaften unserer Kommunen stiegen um 4,6 Mio. EUR auf 55,2 Mio. EUR an. 2012 schlossen die Kunden der Sparkasse Gießen 1.278 Privat kredite mit einem Volumen von 11,4 Mio. EUR ab (2011: 1.233; 8,2 Mio. EUR). Im privaten Geschäfts feld kam es wegen sehr starken, auch überregionalen Wettbewerbs zu 256 (2011: 262) Finanzierungen von Immobilienerwerben und Neubau vor haben, jedoch lag das Brutto volumen mit 62,6 Mio. EUR über dem des Vorjahres (56,5 Mio. EUR). Alle erkennbaren Risiken im Kreditgeschäft schirmten wir vollständig durch Vorsorgepositionen ab. 1.4.4 Eigenanlagen Wegen der niedrigen Renditen im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde das Volumen der in Wertpapieren angelegten Mittel der Sparkasse Gießen um 8,4 Mio. EUR (- 1,5 %) auf 539,5 Mio. EUR reduziert. Die Bilanzposition Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere beinhaltet 22,9 % (2011: 16,5 %) öffentliche Emittenten, 60,7 % (2011: 75,4 %) Kreditinstitute und 16,4 % (2011: 8,1 %) Unternehmensanleihen. Die Restlaufzeiten der festverzinslichen Wertpapiere erhöhten sich auf 3,53 Jahre (Vorjahr: 2,85 Jahre). Wegen der erfreulichen Zunahme von Kundeneinlagen im Jahr 2012 stiegen unsere Forderungen an Kreditinstitute um 42,3 Mio. EUR auf 134,5 Mio. EUR. Diese Position dient vorwiegend den kurz- und mittelfristigen Anlagen der Liquidität. 1.4.5 Beteiligungen Der hier ausgewiesene Anteilsbesitz der Sparkasse Gießen in Höhe von 21,3 Mio. EUR sank lediglich aufgrund einer Abschreibung (2011: 22,5 Mio. EUR). Die Beteiligung am Sparkassen- und Girover band Hessen-Thüringen stellt die größte Einzelposition dar. 10

Weitere Beteiligungen an den Verbundunternehmen belegen unsere Einbindung in den Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen sowie die Deutsche Sparkassenorganisation. Zusätzlich bringen wir uns bei Wirtschaftsfördergesellschaften der Region ein. 1.4.7 Einlagen, verbriefte und nachrangige Verbindlichkeiten Das Einlagengeschäft hat sich, entsprechend unserer Prognose, 2012 weiterhin positiv entwickelt. Hier haben wir wiederum Produkte mit besonders attraktiver Verzinsung bereitgehalten, welche sehr rege angenommen wurden. Unsere Kunden fragten erneut kurzfristig verfügbare Einlagen nach. Dabei erwiesen sich das Sparkassen- Tagesgeld-Online-Konto sowie Zins & Cash für täglich fälliges Geld als äußerst geschätzte Alternativen zu den Angeboten der Direktbanken. Demgegenüber legten besonders zinsbewusste Kunden ihre finanziellen Rücklagen in unsere rentablen Sparkassenbriefe an. Offen sichtlich steht hier die Sicherheit ihrer Geldanlagen im Vordergrund. Die Kundeneinlagen, einschließlich der Eigenemissionen und des Nachrangkapitals, wuchsen 2012 um beeindruckende 43,5 Mio. EUR (+ 2,7 % nach + 3,1 % im Jahr 2011) auf 1.638,7 Mio. EUR an. Motor dieser Entwicklung waren die Einlagen unserer Privatkunden aber auch unserer Kommunen. 1.4.8 Refinanzierungen bei Kreditinstituten Auf der Passivseite reduzierten wir wie schon im Vorjahr, wegen ausreichender Liquidität durch Kundeneinlagen, die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um deutliche 15,4 % auf 131,7 Mio. EUR (2011: 155,6 Mio. EUR). 1.4.9 Rücklagen Die Sparkasse Gießen verfügt über eine gute Eigenkapitalsituation. Die in der Bilanz ausgewiesene Position beträgt inklusive Bilanzgewinn 122,1 Mio. EUR (2011: 118,4 Mio. EUR). Daneben konnte der Bestand des Fonds für allgemeine Bankrisiken um 13,3 Mio. EUR auf 25,3 Mio. EUR mehr als verdoppelt werden. 1.5 Nicht bilanzwirksames Kundengeschäft 1.5.1 Wertpapiergeschäft (Depot B) Das ereignisreiche Kapitalmarktjahr 2012 stand ganz im Zeichen der europäischen Staatsschuldenkrise. Bis zur Jahresmitte schwankte der Deutsche Aktien-Index (DAX) noch zwischen Hoffen und Bangen. Einem raschen Anstieg von 5.900 Punkten zum Jahresbeginn auf fast 7.200 Punkte im März folgte bis Anfang Juni eine Phase wieder fallender Kurse, die den DAX mit nur noch gut 5.900 Punkten zurück auf sein Startniveau drückte. Insbesondere die Sorgen um die Zukunft des Euro lasteten schwer auf den Märkten. Erste Signale einer konjunkturellen Belebung der Weltwirtschaft, vor allem aber das klare Bekenntnis der EZB zum Erhalt des Euro und damit einhergehend die Erwartung kontinuierlicher geldpolitischer Impulse nicht nur der EZB, sondern auch anderer Notenbanken weltweit, sorgten in der zweiten Jahreshälfte für eine fulminante Börsen-Rallye. Deutschland mit seinem ausgeprägten industriellen Sektor und hervorragend aufgestellten Unternehmen profitierte dabei besonders von den sich aufhellenden Perspektiven. Mit einem Plus von 29,1 % beendete der DAX am 28.12.2012 bei 7.612,39 Punkten ein ausgezeichnetes Börsenjahr und überragte viele andere Börsenindizes wie beispielsweise den EuroStoxx 50 (+ 13,5 %) oder den Dow Jones (+ 7,3 %). Damit können Aktionäre auf das beste DAX- Jahr seit 2003 zurückblicken. Auch die Rentenmärkte standen 2012 im Bann der europäischen 11

Staatsschuldenkrise. Als sich in der ersten Jahreshälfte andeutete, dass die Krise von den kleineren Randstaaten Europas auf dessen Kern überzuspringen drohte und nicht nur Spanien, sondern auch Italien in den Fokus der Kapitalmärkte geriet, schien sogar die Möglichkeit eines Auseinanderbrechens der Währungsunion nicht mehr nur bloße Fiktion zu sein. Im Zuge dieser die Stimmung sehr belastenden Entwicklungen fielen die Renditen der als sicher geltenden deutschen Bundesanleihen auf historisch niedrige Werte. 10-jährige Bunds notierten im Juli 2012 bei nur noch 1,17 %, während die Anleihe-Renditen der Krisenstaaten immer weiter nach oben kletterten und Europa auseinanderdriftete. Erst mit der Ankündigung von EZB-Chef Mario Draghi, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu retten, kehrte im Spätsommer Vertrauen in die europäischen Rentenmärkte zurück. Auch die Installation des dauerhaften Rettungsschirms Europäischer Stabilitäts- Mechanismus (ESM) trug zur Marktberuhigung bei. Die Renditen der Krisenländer sanken auf breiter Front und Bundesanleihen verzeichneten Kursverluste. Den politisch Verantwortlichen hat die EZB mit ihrer Zusage Zeit verschafft, die nötigen Integrationsprozesse auf europäischer Ebene weiter voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Länder zu verbessern. Das Wertpapiergeschäft der Sparkasse Gießen entwickelte sich trotz der wiederholt aufflammenden Ängste an den Kapitalmärkten gut. Während festverzinsliche Anleihen im Jahresverlauf auf grund immer niedrigerer Renditen im Neugeschäft zunehmend an At traktivität verloren und in der Folge weniger nachgefragt waren, erfreuten sich flexible Produkt - lösungen im Investmentfondsbereich ganzjährig regen Zuspruchs. Der Wertpapier- Bruttoabsatz lag mit 146,3 Mio. EUR unverändert auf hohem Niveau (2011: 150,4 Mio. EUR). Bedingt durch das gute Investment fondsgeschäft sowie positive Kursentwicklungen vieler Wertpapiere stiegen die Depotwerte unserer Kunden (ohne eigene Inhaberschuldverschreibungen) von 510 Mio. EUR auf 529,4 Mio. EUR an. 1.5.2 Auslandsgeschäft Das Auslandsgeschäft ist mit der Beratung gewerblicher Kunden ein fest etablierter Bestandteil unserer ganzheitlichen Kundenbetreuung. Die Dienstleistungen zu den damit verbundenen Geschäftsarten werden von der S-International Mittelhessen GmbH als unserem Auslands-Kompetenzunternehmen übernommen. Zusammen mit den Sparkassen Grünberg und Wetzlar betreiben wir seit 2006 erfolgreich unsere Gesellschaft S-International Mittelhessen GmbH. Den Kreis der mandatiert teilnehmenden Institute bilden seit Oktober 2010 die beiden Sparkassen Laubach-Hungen und Weilburg. Insbesondere die Einführung von Single Euro Payments Area (SEPA) als standardisierter Zahlungsform innerhalb Europas sowie die Turbulenzen der Staatsschuldenkrise wirkten in den vergangenen Monaten auf das Geschäftsfeld ein. Im Geschäftsjahr 2012 wurden 24.987 Geschäftsvorfälle mit einem Gesamtumfang von 2.747,7 Mio. EUR abgewickelt. 1.5.3 Immobilien-Vermittlung Wiederum gab es in diesem Segment ein erfolgreiches Jahr zu verzeichnen. So hat die Sparkasse Gießen bei der Vermittlung von Immobilien 2012 insgesamt 111 Abschlüsse (2011: 99) mit einem Volumen von 17,9 Mio. EUR (2011: 15,4 Mio. EUR) getätigt. 1.5.4 Bauspargeschäft Ein Trend zur Sachwertorientierung und die damit verbundene Begleitung der Kunden in die eigenen vier Wände beflügelte auch 2012 unser Bauspargeschäft. Mit einem 12

abgesetzten Bausparvolumen von 63,0 Mio. EUR erzielten wir ein gutes Ergebnis und übertrafen deutlich die Produktionsresultate der Vorjahre (2011: 51,5 Mio. EUR und 2010: 62,1 Mio. EUR). 2.1 Ertragslage Im Jahr 2012 konnte nach einem guten Vorjahresergebnis wiederum ein leicht über unseren Erwartungen liegender hoher 1.5.5 Versicherungsgeschäft Gemeinsam mit unserer S-Versicherungsservice Mittelhessen GmbH gelang es 2012 erneut, erfolgreich den Bedarf unserer Kunden an Versicherungsund Altersvorsorgeprodukten zu decken. 2012 setzten wir Lebensversicherungen im Gesamtvolumen von über 20,0 Mio. EUR ab. Damit erreichten wir zwar nicht ganz unser Vorjahresergebnis von 24,0 Mio. EUR, liegen aber über dem des Jahres 2010 (19,0 Mio. EUR). Der Vertrieb von Sachversicherungsverträgen nahm erneut zu. Mit 2.876 Verträgen steigerten wir die Produktion der Vorjahre (2011: 2.295 Verträge und 2010: 2.281 Verträge) um mehr als 25 %. 1.6 Wichtige Ereignisse und Ent wicklungen im Geschäftsjahr 2012 Die Sparkasse Gießen hat ihr Beauftragten wesen im Jahr 2012 strategisch neu aus gerichtet, indem sie dasjenige für Wertpapier-- Compliance zum Ertragslage in Mio. EUR 2012 2011 Veränderungen % Zinsüberschuss 50,3 49,6 +0,7 +1,4 Provisionsüberschuss 13,1 13,8-0,7-5,1 Sonstige betriebliche Erträge und Nettoertrag des Handelsbestandes 4,6 4,7-0,1-2,1 Verwaltungsaufwendungen 39,9 37,7 +2,2 +5,8 Abschreibungen und sonstige betriebliche Aufwendungen 4,8 6,4-1,6-25,0 Betriebsergebnis vor Bewertung 23,3 24,0-0,7-2,9 Bewertungsergebnis 0,8 2,9-2,1-72,4 Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken 13,3 10,0 +3,3 +33,0 Betriebsergebnis nach Bewertung 9,2 11,1-1,9-17,1 Außerordentliches Ergebnis 0,0 0,0 0,0 0,0 Steuern 5,5 7,5-2,0-26,7 Jahresüberschuss 3,7 3,6 +0,1 +2,8 1. September 2012 nach Bonn an das Informatik zentrum der Sparkassenorganisation GmbH (SIZ) auslagerte. Zum 1. November 2012 folgte das Beauftragtenwesen zur Geldwäsche-, Terrorismusbekämpfung und Betrugsprävention gemäß 25 c KWG (Zentrale Stelle). Die Funktion des Daten schutz - beauf tragten wurde zum 1. Dezember 2012 an die gleiche Stelle delegiert. 2 Ertrags, Finanz- und Vermögenslage Zinsüberschuss von 50,3 Mio. EUR (2011: 49,6 Mio. EUR) erzielt werden. Ein Grund dafür war die Beibehaltung der Zinsstruktur in Deutschland. Eben so wie die kurzfristigen sind auch die langfristigen Zinsen im Großen und Ganzen entsprechend unseren Annahmen weiter gesunken. Trotz der Staatsschulden krise gelang es, den 13

Provisionsüberschuss annähernd entsprechend unserer Erwartung mit 13,1 Mio. EUR auf einem hohen Niveau zu halten und das historisch gute Ergebnis des Vorjahres von 13,8 Mio. EUR fast zu bestätigen. In diesem Zusammenhang sind als Ertragsquellen neben den Wertpapierumsätzen das Immobiliensowie das Ausl ands geschäft hervorzuheben. Wie erwartet konnten bei den allgemeinen Verwaltungsaufwendungen nur wenige Einsparungspotenziale gehoben werden. So wuchs der Aufwand um 5,8 % auf 39,9 Mio. EUR (2011: 37,7 Mio. EUR). Die darin enthaltenen Personalaufwendungen, sozialen Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung sowie Sachaufwendungen stiegen gleichermaßen. Die Abschreibungen und Wertberichtigungen auf immaterielle Anlagewerte und Sach anlagen sowie sonstige betriebliche Aufwendungen konnten vor allem durch Einsparungen bei Unterhaltungsaufwendungen für Gebäude auf 4,8 Mio. EUR (2011: 6,4 Mio. EUR) zurückgefahren werden. Unsere Aufwands-/ Ertrags-Relation (Cost-Income- Ratio: Verwaltungsaufwendungen, Abschreibungen und Sonstige betriebliche Aufwendungen im Verhältnis zu Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss, Sonstige betriebliche Erträge und Nettoertrag des Handelsbestandes) lag 2012 bei 65,7 % (2011: 64,8 %). Entsprechend unserer Prognose im Vorjahr, sank das Betriebsergebnis vor Bewertung der Risiken leicht von 24,0 Mio. EUR um 2,9 % auf 23,3 Mio. EUR. Nach einer Verrechnung von Aufwendungen und Erträgen beziffern sich die Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus Auf lösungen von Rückstellungen im Kreditgeschäft inkl. der Dotierung von Reserven gemäß 340 f HGB gemeinsam mit den Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Beteiligungen zu einem Auf wand von 0,8 Mio. EUR gegenüber 2,9 Mio. EUR noch 2011. Hier wurden unsere Vorjahreserwartungen erfreulich positiv übertroffen. Der deutliche Rück gang des Aufwandes resultiert aus der positiven Kursentwicklung unserer Wertpapiere sowie dem bereits hohen Bestand an Risiko ab schirmung im Kredit geschäft. Zu betonen ist, dass wir bei sämtlichen Wertpapieren, wie schon in den Vorjahren, konsequent das strenge Niederstwertprinzip angewandt haben. Der Schwerpunkt unserer Risikovorsorge galt 2012, wie prognostiziert, neben der Ab - schreib ung einer Beteiligung wieder dem Kundenkreditgeschäft. Den Fonds für allgemeine Bankrisiken ( 340g HGB) haben wir, wie schon 2011, deutlich erhöht. Die Zuführung lag hier mit 13,3 Mio. EUR über der des Vorjahres (10,0 Mio. EUR), um die hohen bankaufsichtsrechtlichen Kernkapital anforderungen aus Basel-III ab dem Jahr 2013 zu erfüllen. Der Steueraufwand sank im Jahr 2012 gegenüber 2011 um 2,0 auf 5,5 Mio. EUR. Hier wirkte sich die Betriebsprüfung auf das Ergebnis des Vorjahres sowie eine veränderte steuerliche Rechtsprechung im Wertpapierbereich aus. Allein 2,5 Mio. EUR stehen aus dieser Position den kommunalen Trägern der Sparkasse Gießen in Form von Gewerbesteuer zur Verfügung. Die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern (Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit plus Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken im Verhältnis zum Eigenkapital des Vorjahres) lag 2012 bei 19,0 % (2011: 18,4 %). 1 Insgesamt wird 2012 bei Einbeziehung aller Ergebnisteile einschließlich der Dotierung der Risikovorsorge unser Jahresüberschuss bzw. Bilanzgewinn mit 3,7 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres bestätigt. Er soll nach dem Gewinnverwendungsvorschlag des Vorstandes vollständig den Rücklagen zugeführt werden. Auch dieser hohe Bilanzgewinn stärkt die Erfüllung der Anforderungen aus Basel III. 14

1 Die Berechnungsgrundlage hat sich gegenüber dem Lagebericht 2011 geändert. 2.2 Finanzlage Die Zahlungsfähigkeit der Spar - kasse Gießen war im Geschäfts jahr 2012 stets gegeben und die Anforderungen der Liquiditäts verordnung (LiqV) der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurden kontinuierlich eingehalten. Zur Erfüllung der Mindestreservevorschriften unterhielten wir jederzeit ausreichende Guthaben bei der Deutschen Bundesbank. Zudem nutzten wir das Angebot der Deutschen Bundes bank, Refinanzierungsgeschäfte in Form von Offenmarktgeschäften abzuschließen. Für mögliche Inanspruchnahmen verpfändete die Spar kasse Gießen Wertpapiere in entsprechender Höhe im Rahmen des Pfandpoolverfahrens. Darüber hinaus stand uns die Landesbank Hessen-Thüringen bei Bedarf mit einer Liquiditätskreditlinie zur Verfügung. 2.3 Vermögenslage Im Jahresabschluss 2012 weisen wir einen Bilanzgewinn von 3,7 Mio. EUR aus (siehe Kapitel 2.1). Nach Feststellung des Jahres ab - schlusses durch den Verwaltungsrat wird die Sicherheitsrücklage voraussichtlich 122,1 Mio. EUR und der Fonds für allgemeine Bankrisiken 25,3 Mio. EUR betragen. Dies entspricht einer Erhöhung um 13,0 % gegenüber dem Vorjahr. Die Kernkapitalquote zum 31.12.2012 lag bei 11,7 %. Neben dieser Sicher heits - rücklage verfügt die Sparkasse Gießen über umfangreiche ergänzende Eigenkapitalbestandteile. Das anrechenbare Ergänzungs kapital setzte sich zum 31. Dezember 2012 aus den Vorsorge reserven gemäß 340 f HGB sowie den nachrangigen Verbindlichkeiten zusammen. Bei mit Eigen kapital zu unterlegenden Kreditrisiken nutzt die Sparkasse Gießen zwecks Erfüllung der regulatorischen Anforderungen den Kreditrisiko- Standardansatz (KSA) und bei operationellen Risiken den Basis- Indikator-Ansatz (BIA). Das haftende Eigenkapital gemäß 10 Kreditwesengesetz (KWG) überschritt, bezogen auf die Summe der gewichteten Risikopositionen per 31. Dezember 2012, mit einem Solvabilitätskoeffizienten von rund 21,7 % deutlich den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestwert von 8 %. Die Basis für eine Geschäftsausweitung ist somit gemäß den Anforderungen der Solvabilitätsverordnung (SolvV) an die Eigenkapitalausstattung der Kreditinstitute gewährleistet. Auch 2013 werden wir entsprechend den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) unsere Eigenkapitalplanung erfüllen. Zukünftige verschärfte Eigenkapitalanforderungen werden, wie unter Kapitel A. 1.3.2 und D. beschrieben, bereits heute in unsere Planung aufgenommen. 2.4 Wirtschaftliche Gesamtlage Die wirtschaftliche Lage der Sparkasse Gießen ist insgesamt weiterhin gut. Die Zuwächse der Kundenvolumina sind wieder zufriedenstellend. Die Liquiditätsund Eigenkapitalanforderungen werden deutlich übererfüllt. Den Jahresüberschuss nutzen wir wiederum zur Eigenkapitalstärkung. 3 Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren Zum Jahresende 2012 beschäftigten wir insgesamt 552 Mit arbeiter (31.12.2011: 566), darunter 179 Teilzeitkräfte (31.12.2011: 182) und 63 Auszubildende (31.12.2011: 65). Umgerechnet auf Vollzeitkräfte, entspricht das einer Personalkapazität von 468 Betriebsangehörigen (31.12.2011: 482). Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein hohes Gut und wesentlicher Produktionsfaktor der 15

Sparkasse Gießen. Die Geschäftsphilosophie der Sparkassenorganisation, Fair. Menschlich. Nah., bestimmt nicht nur den Umgang der Sparkasse mit ihren Kunden, sondern auch den Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als einer der größten Ausbilder in der Region bilden wir jedes Jahr eine hohe Anzahl von Bankkaufleuten sehr erfolgreich aus. Darüber hinaus fördern und entwickeln wir stetig unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit modernen personalwirtschaftlichen Instrumenten und bieten einen sicheren Arbeitsplatz. Die Investitionen in die Qualität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vielfältig: Einerseits verfügen wir über ein hausinternes Schulungsangebot und nutzen die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb der Sparkassenorganisation sehr offensiv; andererseits begleiten wir auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Studiengängen an der eigenen Sparkassenhochschule sowie an den externen Universitäten und Fachhochschulen. Eine systematische Personalplanung sowohl quantitativ als auch qualitativ garantiert die erfolgreiche Umsetzung der in unserer Geschäftsstrategie verankerten Ziele und Werte. Gemeinsam mit den Führungskräften haben wir die demografische Entwicklung in unserer Sparkasse analysiert und das personalwirtschaftliche Instrumentarium entsprechend angepasst. Die damit verbundenen Herausforderungen nehmen wir an und arbeiten stetig an den Bereichen Nachwuchssicherung, Personalentwicklung, Wissensmanagement und Führung. Für das Jahr 2013 wurde das Ausbildungsplatzkontingent noch einmal erhöht, das Arbeitsplatzangebot hingegen ist insgesamt leicht rückläufig. 16

B. Nachtragsbericht Vorgänge von besonderer Bedeutung nach dem Schluss des Geschäftsjahres haben sich bis zur Erstellung dieses Lageberichtes nicht ergeben. C. Risikoberichterstattung 1 Risikomanagement Unter dem Begriff Risiko versteht man eine potenzielle Verlust- oder Schadensgefahr, die eintreten kann, wenn zukünftige Entwicklungen ungünstiger verlaufen als geplant. Risiken lassen sich nicht vermeiden, wohl aber können diese gesteuert und überwacht werden. Die bewusste Übernahme von Risiken (z. B. aus dem Kredit geschäft) zählt zu den Kern funktionen der Sparkasse und ist Bestandteil ihres satzungsgemäßen Auftrags, die heimische Wirtschaft mit Finanzierungsmitteln zu versorgen. 1.1 Risikomanagementstruktur und -prozesse Die Aufgabe des organisatorisch eingerichteten Risikomanagements besteht darin, die relevanten Risiken in einem Prozess möglichst frühzeitig zu identifizieren, zu messen, transparent zu machen, zu steuern und hinsichtlich der verfolgten Zielsetzung zu überwachen, um betriebswirt schaftlichen Erfordernissen und den aufsichtlichen Anforder ungen nach 25 a KWG und den Mindestanforderungen für das Risikomanagement (MaRisk) gerecht zu werden. Das Risiko management umfasst im Wesentlichen die folgenden Funktionen bzw. Prozessphasen: Die Risikoerkennung dient der Identifikation und Beschreibung der bestehenden Risiken im Rahmen der Risikoinventur sowie anlassbezogen während der laufenden Geschäftstätigkeit. Die Sparkasse Gießen setzt verschiedene Methoden und Verfahren ein, die eine sowohl quantitativ als auch qualitativ fundierte Risikomessung und -bewertung der einzelnen Risikoarten ermöglichen. Die Risikosteuerung erfolgt grundsätzlich auf der Basis der in den beiden vorangehenden Schritten erlangten Informationen und umfasst die Gesamtheit der Maßnahmen, die darauf abzielen, Risiken entweder bewusst zu übernehmen oder zu verringern, zu diversifizieren, zu vermeiden bzw. zu übertragen. Limite und Schwellenwerte dienen dabei als Steuerungsgrundlagen. Durch das unabhängige Risikocontrolling erhalten die Kompetenzträger ein ausführliches und objektives Reporting über die bestehenden Risiken. Zu jeder Risikoart werden turnusgemäß im Rahmen der Risikoinventur die für das Risikomanagement wesentlichen Prozesse, Methoden, Verfahren und Instrumente in Bezug auf ihre Angemessenheit überprüft. Die Dokumentation des Risikomanagementsystems erfolgt in unserem Risikohandbuch. Ergänzend dazu wurden Organisationsrichtlinien erstellt, die die Prozesse und Verantwortlichkeiten beschreiben. Entsprechend den Vorgaben der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) erfolgt in der Sparkasse eine organisatorische Trennung zwischen Markt funktionen einerseits sowie Über wachungs- und Controllingfunktionen zur Messung, Quantifizierung, zum Reporting und zur Kontrolle des Risikos andererseits. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass bei risikorelevanten Geschäften Interessenkonflikte vermieden und Entscheidungen möglichst objektiv getroffen werden können. Für die Entscheidungsprozesse existiert ein Kompetenzsystem, das regelt, welche Hierarchieebene in der Sparkasse welche risikorelevanten Entscheidungen treffen darf. Es besteht ein umfangreiches, auf die Bedeutung der Risiken und die Adressaten der Berichte abgestimmtes Reporting-Verfahren, das 17

auch das Aufsichtsorgan mit einbezieht. Über besondere Ereignisse, wie z. B. Limitüberschreitungen oder Abweichungen von der Risikostrategie, wird den Gremien ad hoc berichtet. Neben dem skizzierten prozessintegrierten Risikomanagement steht prozessunabhängig das interne Kontrollsystem durch die Interne Revision. Sie überwacht die Strukturen und Prozesse nach den geltenden Grundsätzen (Ordnungsmäßigkeit, Wirksamkeit, Sicherheit, Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit etc.). 1.2 Risikoziele und -strategien Die Sparkasse Gießen verfolgt eine konservative Risikopolitik nach Maßgabe des Vorsichtsprinzips, bei der die Risiken stets deutlich unterhalb der festgelegten Verlustobergrenze in der Risikotragfähigkeit liegen. Um Risiken gezielt eingehen und unter Ertragsgesichtspunkten steuern zu können, bedarf es einer abgestimmten Risikostrategie unter Berücksichtigung des ökonomischen und aufsichtsrechtlichen Eigenkapitals. Unsere Risikostrategien beinhalten Prinzipien im Umgang mit Risiken, setzen die Rahmenbedingungen des Risikomanagements und bringen in den dort festgelegten Limiten und Schwellenwerten die Risikotoleranz der Sparkasse zum Ausdruck. Die Zielsetzung besteht auch darin, Risikokonzentrationen möglichst zu vermeiden bzw. solche adäquat im bestehenden Risikomanagementprozess zu steuern. 1.3 Risikotragfähigkeit und Stresstests Die Risikotragfähigkeit zeigt auf, welche Risiken sich die Sparkasse Gießen zur ordnungs mäßigen Durchführung des Geschäftsbetriebes leisten kann und welche Mittel zur Deckung etwaiger Verluste eingesetzt werden können (Risikodeckungspotenzial). Die periodenbezogene Risikotragfähigkeitsrechnung gibt die Rahmenbedingungen für die Risiko steuerung vor und wird anhand des Grundsatzes zur Unternehmensfortführung entwickelt. Mit der Darstellung des Risikodeckungspotenzials und der strategischen Limitierung von Risiken bildet die Risiko tragfähig - keitsrechnung ein Kernelement unseres Risiko managements. Als verwendbares Risikodeckungspotenzial stehen der Sparkasse Gießen neben dem für das laufende Jahr geplanten Ergebnis Teile der Vorsorge reserven ( 340 f HGB) zur Verfügung. Durch unsere Verfahren zur Messung und Steuerung sorgen wir dafür, dass Risiken jederzeit quantifiziert und mit den gesetzten Limiten verglichen werden können, um eine Absicherung im Rahmen des verwendbaren Risikodeckungspotenzials zu gewährleisten. Über die Auslastung wird regelmäßig dem Vorstand und Verwaltungsrat Bericht erstattet. Die eingeräumten Globallimite erwiesen sich im Geschäftsjahr jederzeit als ausreichend. Die zusätzlich zur Ab deckung von Risiken aus anderen Bereichen bereit gestellten Risiko puffer blieben unausgelastet. Die aktuellen Berechnungen der Sparkasse Gießen zeigen, dass die Risikotragfähigkeit auch den errechneten Verlustpotenzialen aus Stresstests standhalten kann. Es wurden außergewöhnliche, jedoch plausibel mögliche Ereignisse (z. B. starker konjunktureller Abschwung, Ausfall des größten Arbeitgebers etc.) mit Annahmen aus dem Umfeld eines regionalen Finanzdienstleisters definiert und mittels Sensitivitäts- und Szenario-Analysen bezüglich ihres hypothetisch eintretenden Verlustpotenzials über alle relevanten Risiko arten hinweg untersucht. In allen Fällen konnte dem rechnerisch ermittelten Verlust potenzial ein ausreichend hohes Risikodeckungspotenzial gegenübergestellt werden, was belegt, dass sich die Sparkasse Gießen auch unter den formulierten Stressbedingungen als 18

robust erweist. Die Überprüfung der Risikofaktoren und der verwendeten Parameter bei Berücksichtigung möglicher Risiko- und Ertragskonzentrationen erfolgt im Zuge der quartalsmäßigen Berechnungen. Entsprechend den aufsichtlichen Erfordernissen führen wir zusätzlich jährlich sogenannte inverse Stresstests durch. Hier wird untersucht, welche Risikofaktoren in welcher Ausprägung bewirken, dass das Geschäftsmodell unserer Sparkasse nicht mehr fortgeführt werden kann und damit die Überlebensfähigkeit gefährdet wäre. Aufgrund ihrer Konstruktionsweise steht bei inversen Stress tests eher die kritische Reflexion der Risikofaktoren und -parameter im Vordergrund. 2 Risikoarten Als wesentliche Risiken bezeichnen wir Adressenrisiken und Marktpreis risiken (einschließlich Zinsänderungsrisiken). Hinzu kommen Liquiditätsrisiken, operationelle Risiken sowie Ertragsrisiken. 2.1 Adressenrisiken Adressenrisiken beinhalten die Gefahr, dass Kunden oder Vertrags partner ihre Zahlungsverpflichtungen nicht oder nur unvoll ständig erfüllen bzw. Wertverluste infolge von Bonitätsverschlechterungen oder aufgrund einer Verschlechterung der Kreditwürdigkeit eintreten können. Adressenrisiken können demzufolge vor allem im Kreditgeschäft und bei Eigenanlagen (Depot A) auftreten. Wir betreiben das Kreditgeschäft als eines unserer Kerngeschäftsfelder zur Erfüllung des öffentlichen Auftrages. Das Eigengeschäft im Depot A dient dagegen im Wesentlichen zur Investition des Einlagenüberhangs. Es umfasst Emittenten- und Kontrahentenrisiken sowie im eher geringen Maße auch Aktien- und Länderrisiken. Die Sparkasse Gießen wird dabei nur Risikokonzentrationen eingehen, die für sie beherrschbar sind. Zur rechtzeitigen Identifizierung und Überwachung unserer Kreditrisiken setzen wir ein EDVgestütztes Risikofrühwarnsystem ein, welches anhand von definierten Warnsignalen Engagements als auffällig klassifiziert. Durch einen derartigen Umgang mit Risiken können zielgerichtete Maßnahmen zur Risikobegrenzung wirksam eingeleitet werden. Bei auffälligen Engagements ist jeweils zu entscheiden, welche Be treuungsform für zielführend er achtet wird. Zur systematischen Analyse sowie zur Messung und Klassifizierung der Risiken im Firmenkunden- und im Privatkundenkreditgeschäft dienen die von der Sparkassen Rating und Risikosysteme GmbH (SR) entwickelten und aufsichtlich anerkannten Rating- und Scoring- Verfahren. Dabei werden ausfallrelevante Merkmalsausprägungen eines Kreditnehmers einer Ratingoder Scoring-Note auf einer Skala von 1 bis 18 zugeordnet, denen in aufsteigender Form Einjahres- Ausfallwahrscheinlichkeiten entsprechen. Regelmäßig überwacht die SR intern alle Systeme und validiert sie bezüglich ihres Einsatzes. Zum Bilanz stichtag ergab sich in den eingesetzten Risikoklassifizierungsverfahren folgende Bonitätsstruktur: Note 1 bis 9: 1.186,0 Mio. EUR (Vorjahr: 1.156,7 Mio. EUR); Note 10 bis 15: 175,3 Mio. EUR (Vorjahr: 176,3 Mio. EUR) sowie in den Ausfallklassen die Noten 16 bis 18: 53,2 Mio. EUR (Vorjahr: 56,6 Mio. EUR). Im gewerblichen Kreditgeschäft bildet die Rating-Note zusammen mit weiteren bonitätsrelevanten Kriterien die Basis für eine risikoadäquate Bepreisung und ist Grund lage einer abgestuften Kompetenz regelung. Neben der Bonität der Kreditnehmer sind die zur Verfügung stehenden Sicherheiten von maßgeblicher Bedeutung für die Kreditwürdigkeit unserer Kunden. Diese Sicher heiten werden nach den Beleihungsgrundsätzen bewertet 19

und im Zuge von implementierten Überwachungsverfahren angepasst, wenn sich bewertungsrelevante Faktoren ändern. Ein ordnungsgemäßes Sicherheitenmanagement bildet die Voraussetzung, um eigenkapitalentlastende Kreditrisiko- Minderungst echniken nach der Solvabilitätsverordnung (SolvV) nutzen zu können. Auch im Bereich der Eigenanlagen achten wir beim Erwerb von Wertpapieren auf eine gute Bonität (Investment Grade). Zur Beurteilung der Wertpapiere mittenten greifen wir unter anderem auf externe Ratings der internationalen Rating-Agenturen sowie ggf. auf von Landesbanken mit eigenen aufsichtlich anerkannten Modulen erstellte interne Ratings zurück. Zur Steuerung des Emittentenrisikos bestehen ausdifferenzierte Limite, die im Berichtsjahr sämtlich eingehalten wurden. Kontrahentenrisiken in Form von Verlusten können durch Ausfall eines Partners bei schwebenden Geschäften entstehen. Zur Abwicklung von Handelsgeschäften wählen wir unsere Vertragspartner sorgfältig nach Bonitätsgesichtspunkten aus und legen Kontrahentenlimite fest, die laufend überwacht werden, sodass die Verlustgefahr hier als sehr gering eingeschätzt werden kann. Länderrisiken im Wertpapierbereich können lediglich bei Eigen anlagen im Depot A entstehen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um breit diversifizierte Anlagen mit guter bis sehr guter Bonität, die in Spezialfonds oder in Publikumsfonds gehalten werden. Bedeutsam sind ferner die im Eigenmanagement stehenden Unternehmensanleihen internationaler Konzerne mit Stamm sitz in Deutschland, deren Finanzierungsgesellschaften überwiegend in den Niederlanden beheimatet sind. Derartige Risikokonzentrationen halten wir auch aufgrund der erwähnten Unterlimite für vertretbar. Wertpapiere von Emittenten aus den sog. PIIGS-Staaten machen in der Summe 8,6 Mio. EUR (Vorjahr: 9,6 Mio. EUR) aus und werden, wie erwähnt, überwiegend in Spezial- und Publikumsfonds gehalten. Das Länderrisiko der Sparkasse Gießen ist damit von untergeordneter Bedeutung. Beteiligungsrisiken können aus einem möglichen Rückgang des Anteilswertes, ausbleibenden oder rückläufigen Ausschüttungen oder aus Verlustübernahmen entstehen. Nachdem im vergangenen Berichtsjahr eine weitere Anpassung der Risikovorsorge für eine indirekte Beteiligung an der Landesbank Berlin vorgenommen werden musste, sehen wir im übrigen Beteiligungsbestand auch für das laufende Berichtsjahr keine wesentlichen Risiken. Zur Quantifizierung der Adressenrisiken auf Portfolioebene setzt die Sparkasse Gießen das von der SR weiterentwickelte Kreditportfoliomodell CreditPortfolioView (CPV) ein. Mit dieser Anwendung können durch Simulationen Aussagen über künftig mögliche Wertänderungs- und Verlustverteilungen im Portfolio dargestellt werden, die der Berechnung der erwarteten und unerwarteten Verluste bei einem Konfidenzintervall von 99 % dienen. Die Eingangsgrößen des mathematisch-statistischen Modells wurden historisch ermittelt. Das Rechenmodul ermöglicht Aussagen zum Risikogehalt eines Kreditportfolios und zeigt Optimierungspotenziale bei Größen- und Branchenkonzentrationen auf. Insofern fließen nunmehr auch die über das Kreditportfoliomodell quantifizierten Adressenrisiken in die periodische Risikotrag fähigkeits rechnung ein und finden im Rahmen der Stresstest-Szenarien Berücksichtigung. In einem umfangreichen Reporting- Verfahren wird dem Vorstand und dem Verwaltungsrat vierteljährlich über die Adressenrisiken berichtet. Kreditengagements kontrollieren wir regel mäßig auch im Verlauf eines Jahres, z. B. bei Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse oder infolge von Leistungsstörungen, daraufhin, ob Risikovorsorgebedarf besteht. Für latente Ausfallrisiken hat die 20