Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und funktionaler Analphabetismus

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Transkript:

Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und funktionaler Analphabetismus Tagung Abschluss in Sicht: Berufliche Bildung fördernd gestalten Xenos Panorama Bund Karin Zirkelbach Zukunftsbau (Berlin)

Lesen Vorwissen aktualisieren in neuen Zusammenhang setzen verknüpfen verstehen Die schriftlichen Information werden nicht verstanden Zukunftsbau GmbH Berlin

. ohne eigene Migrationserfahrung (in Deutschland geboren und sozialisiert) 12,6% ohne Schulabschluss häufiger Haupt- und Realschulabschluss mit eigener Migrationserfahrung (Quereinsteiger): 17% ohne Schulabschluss häufiger Fachschulabschluss oder Abitur (unterschiedliche Zusammensetzung der Gruppen) Zum Vergleich 8% ohne Schulabschluss

Schüler/innen insgesamt 9.355.857 deutsche 90,4% ausländische 9,6 % (türkische: 42,7 % )

. Seit mehr als 20 Jahren bekannt: Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sind überproportional häufig auf Sonderschulen für Lernbehinderte Ursache dafür sind oft: mangelhafte deutsche Sprachkenntnisse der Schüler/innen mit Migrationshintergrund, nicht immer geringere intellektuellen Begabung Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür: mit dem Bestreben [...] möglichst Regelklassen zu schaffen, in die Schüler/innen mit Migrationshintergrund und mangelhaften deutschen Sprachkenntnissen jedoch nur schwierig integriert werden können

Erstspracherwerb ca. bis zum 10. Lebensjahr wird die Muttersprache erlernt es gibt zwar einen angeborenen Spracherwerbsmechanismus, der wesentlich den Spracherwerb steuert, 1. sprachliche Universalien (die Universalgrammatik ) sind angeboren und brauchen daher nicht erlernt zu werden 2. universelle Entwicklungsverläufe (Laute, erste Wörter, Satzbildung) 3. der Geschwindigkeit des Spracherwerbs viele in der modernen Linguistik sprechen deshalb vom mühelosen und schnellen Spracherwerb aber Kinder im fortgeschrittenen Schulalter haben Probleme mit a. bestimmten grammatischen Formen b. Wortschatzerwerb c. komplexeren Textverstehen

Warum ist dies so? => kognitive Entwicklung geht dem Spracherwerb voraus und ist für ihn verantwortlich (das Kind versteckt sich hinter einem Handtuch und glaubt für den Sehenden verschwunden zu sein, oder Eltern verschwinden lesend hinter einer Zeitung, Kind sieht Eltern nicht und glaubt, sie wären verschwunden und beginnt zu weinen Straßenverkehr, Geschwindigkeiten von einem Auto einschätzen ) -> die abstrakte Vorstellung fehlt noch, sie wird mit zunehmenden Alter entwickelt

Erwachsene verändern die Äußerungen von Kindern in verschiedener Weise Diese dynamischen Veränderungen werden als ein Motor des Spracherwerbs gesehen: Expansionen (grammatische Vervollständigungen) nein Brille der hat keine Brille Extensionen (inhaltliche Erweiterungen) nein Brille Der Mann hat keine Brille auf. Der kann auch so gut sehen. Korrekturen nein Brille = keine Brille Bestätigungen richtiger Formen: keine Brille richtig: der hat keine Brille -> Diese Sprache der Erwachsenen heißt "baby-talk" oder "motherese (Kinder machen zahlreiche Fehler, diese verschwinden wieder: Sie erkennen Formen sind nicht korrekt, benutzen die dann die richtige, aber wenden noch keine Regeln an!)

Kinder (Erwachsene) erwerben sprachliche Formen durch Input Zur Entwicklung seiner angeborenen Sprachfähigkeit braucht jeder Mensch eine sprachanregende Umgebung Die Entfaltung der Sprachfähigkeit ist abhängig vom sozialen Umfeld und von der Interaktion bzw. Kommunikation -> Soziale Faktoren können Motor für die Sprachentwicklung sein können aber regelrecht die Sprachentfaltung behindern

Säuglinge, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche ohne sprachanregendes Umfeld müssen schwierige Voraussetzungen und Bedingungen bewältigen, um erfolgreich die Schule und Ausbildung zu schaffen erhebliche Probleme bekommen Kinder und Jugendliche, die sowohl in der Muttersprache als auch in der Zweitsprache defizitäre Angebote erhalten

Unterschiede zwischen Erst- und Zweitsprache Lebensalter: Die Erstsprache lernt man als Säugling, Kleinkind und Kind (wenn sie zwei oder mehrere Sprachen gleichzeitig lernen, dann wachsen sie bilingual auf) Alterseffekt : prä- oder postpubertär Das Alter spielt bei Kindern (!) fast keine Rolle, sie können die Zweitsprache perfekt lernen ->Endergebnis Ob dieses Endergebnis tatsächlich erreicht wird, hängt vom Erwerbsprozess ab und der ist mit vielen Faktoren verknüpft z.b. Intensität, Motivation. Zweitsprache oder mehrere Sprachen lernt man später, bis ins hohe Erwachsenenalter

Fallstudie 1,5 Jahre beobachtet: 2 russische Mädchen Nastja, 8 Jahre & Dascha, 14 Jahre, beide Geschwister, konnten bei ihrer Ankunft kein Deutsch und gingen von Anfang an in die Schule (Subjekt-Verb-Kongruenz) Der Polizist lotsen die Kinder Der Polizist lotst die Kinder beide flott gelernt Vergangenheitsmarkierungen 1 Präsensformen auch für Vergangenheit ich spiele 2 -t Endung ich spielt (ich spielte, oder ich habe gespielt -> nicht ganz klar) 3 Perfekt wird gelernt: ich habe gespielt 4 Präteritumsformen ich spielte Der Ablauf ist bei beiden gleich Nastja achtet im Perfekt auf unterschiedlich Formen mit haben oder sein ( ich habe gespielt, ich bin gefallen ) Dascha bleibt, die sechs Jahre ältere, konsequent bei Perfekt mit haben Pluralmarkierungen: im Deutschen eine unendliche Vielfalt der Stuhl -> die Stühle das Schaf -> die Schafe der Computer -> die Computer die Jüngere variiert von Anfang an, eignet sich aber nach und nach alle Ungereimtheiten an die Ältere bleibt von Beginn an bei (e) n: eine klare Lösung (nur im Deutschen falsch) Adjektivflexion: in der deutschen Sprache nicht ganz unkompliziert, diese Vielfalt gibt es in vielen Sprachen nicht der heiße Kaffee, ein heißer Kaffee, den heißen Kaffee, einen heißen Kaffee, dem heißen Kaffee, einem heißen Kaffee Die Jüngere lernt mühselig alle Formen Die Ältere verwendet zunächst nur heiß, später konsequent -e, ein heiße Kaffee ( das ist eine linguistische Perspektive: Grammatikregeln... )

Für den defizitäre Zweitsprachenerwerb gibt es eine Vielzahl von Faktoren Externe Faktoren Soziokulturelle Distanz: zwischen der Aufnahmegesellschaft und der Migrantengruppe (wenn beide Kulturen relativ voneinander abweichen) Gruppengröße: kleinere Gruppen tendieren eher zur Integration als größere Kontaktmöglichkeiten: je weniger Kontakt mit der Zweitsprache, desto weniger Anlässe sie zu erlernen Angestrebte Lebensform: Beruf Beabsichtige Aufenthaltsdauer: (viele halten sich eine Rückkehroption offen, die sie nie verwirklichen... aber dies hat zum Teil gravierende Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche) Positive Sprachlernsituation: die Aufnahmegesellschaft offen für die Migrantengruppe und umgekehrt, das bedeutet in aller Regel: die Zielsprache wird erlernt und Kinder in diesem Vorhaben gefördert und unterstützt

Interne Faktoren wie Familien und Einzelpersonen Lebenslage Soziale Einbindung Handlungsfähigkeit Physische und psychische Befindlichkeit

BICS und CALP BICS: (Basic Interpersonal Communicative Skills) Grundfertigkeiten für die Kommunikation zwischen den Menschen zur Verständigung reichen Wörter aus:

CALP: (Cognitiv Academic Language Proficiency) meint alle kognitiven Sprachfertigkeiten, die erlernt werden müssen, um sicher die Schriftsprache lernen und anwenden zu können: Lesestrategien Textsortenerkennung metasprachliches Wissen bei Sprechenden in einer Sprache unterschiedlich ausgeprägt, ist aber auf andere Sprachen übertragbar Wer in seiner Muttersprache über Lesestrategien verfügt oder Texte verfassen kann kann dies auch erfolgreich auf die Zweit oder Fremdsprachen übertragen

Gilt für alle: Das Kind beginnt mit altergemäßen BICS und lernt im Laufe der schulischen Ausbildung die CALPS Elternhäuser/ soziale Umfeld mit CALPS begünstigt diese Entwicklung z.b. Vorlesen, (Baby-Talk)

Kinder mit der Zweitsprache Deutsch haben häufig eine andere Ausgangssituation: 1. konnten sie in aller Regel die BICS in der Zweitsprache vor dem Schulbeginn nicht entwickeln, da ihnen z.b. der Kontakt fehlt 2. dadurch fehlen ihnen die sprachlichen Grundlagen, um das schulische Angebot wahrzunehmen 3. die schriftsprachlichen Kompetenzen können kaum erworben werden (wenn dann noch in der Familie/sozialen Umfeld der CALP-Bereich nicht sehr ausgeprägt ist, kann es auch die in der Muttersprache erworben Fertigkeiten und Strategien nicht übertragen) Das Kind lernt also weder in seiner Muttersprache noch in der Zweitsprache, die Fertigkeiten und Fähigkeiten, die es zur Bewältigung schriftsprachlicher Anforderungen braucht

In den ersten Jahren der Grundschule müssen diese CALP-Defizite nicht unbedingt auffallen Gemäß der kindlichen Entwicklung werden kindgerechte Inhalte mit altersgerechten Mitteln vermittelt erst ab der Sekundarstufe, wenn die Bildungsinhalte komplexer und abstrakter werden, bekommen viele Kinder enorme Schwierigkeiten mit den zunehmend steigenden Anforderungen

Wie kommt es zu dieser Fehleinschätzung? Die mündliche Kommunikation mit anderen wird ziemlich schnell erlernt Das Kind spricht ganz gut, führt auch Anweisungen ganz gut durch aber es erhält nicht die Unterstützung, die es braucht um seine schriftsprachlichen Kompetenzen auszubilden Für die Entwicklung der schriftspachlichen Anforderungen brauchen Kinder mit Migrationshintergrund ca. 5-7 Jahre (Lehrende überbewerten die mündlichen Sprachkenntnisse und erkennen oft die verdeckten Sprachschwierigkeiten nicht & sie erkennen nicht immer die Vermeidungs- und Kompensationsstrategien, die Kinder in überfordernden Situationen nutzen, um sich zu behaupten) -> viele Jugendliche mit Migrationshintergrund kommen dann mit diesen defizitär ausgebildeten schriftsprachlichen Fähigkeiten in berufliche Bildung...

Lernersprachen Zweitsprachenlernende sucht im sprachlichen Input nach Regeln, die es ermöglichen die Zweitsprache zu erlernen häufig überträgt der Lernende die Regeln seiner Muttersprache in die Zweitsprache oder er bildet Regeln, die weder in der Muttersprache noch in der Zweitsprache existieren -> das heißt Lernersprache, wir erkennen sie durch Fehler Die Lernersprache ist variabel und entwickelt sich unter günstigen Umständen weiter in Richtung Zweitsprache

2. Fossilierte Lernersprachen Der Zweitspracherwerb stagniert oder entwickelt sich in ein früheres Stadium zurück, das geschieht : a) wenn Lernende ein sprachliches Können erreicht hat, dass für seine kommunikativen Bedürfnisse ausreichend ist b) der Input über- oder unterfordert, so dass keine neue Regeln mehr aufgenommen werden

Fakt ist : bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt eine solche fossilierte Lernersprache vor oft sind Fossilierungen sehr verfestigt es ist langfristiger und ziemlich lernzentrierter Prozess, der gezielt an den individuellen Sprachfertigkeiten der Jugendlichen anknüpfen sollte Dies ist eine Herausforderung an alle Beteiligten (besonders für die Lehrkräfte, Ausbilder und Anleiter) in der beruflichen Bildung

1. Die Förderung von Deutsch als Zweitsprache gehört in die gesamte schulische Ausbildung -> auch in die berufliche Bildung 2. Achtung der Herkunftskultur und -sprache: 3. Zweisprachigkeit ist kein Makel 4. Diskriminierungserfahrungen durch Anerkennung entgegentreten 5. Soziale Diskriminierung: z.b. sozial ökonomischer Status 6. Psycho - soziale Probleme: Wechsel des Landes, ggf. Flucht und Vertreibung oder andere traumatisierende Erfahrungen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Zukunftsbau GmbH Berlin