Der Name ein grauer Schatten? Diese Namen tut der Äsche unrecht.

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Transkript:

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Der Name ein grauer Schatten? Diese Namen tut der Äsche unrecht.

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Auf dieser Folie seht ihr die Taxonomie der Ordnung der Lachsfische, der Salmoniformes, wo die Äsche dazu gehört. In dieser Ordnung gibt es drei Unterfamilien: Die Coregoninae oder Felchen, die Thymallinae oder Äschen und die Salmonniae oder Forellen und Lachse. Die meisten dieser 10-20 Arten von Äschen werden im nördlichen Ostasien gefunden, ganze 4 davon im Amur-Fluss, welcher durch Russland und China fliesst, um nördlich von Japan in den Pazifik zu münden. In Zentral Europa gibt es nur eine Äsche, Tyhmallus thymallus.

Klassischer Kaltwasserfisch. Äschen leben in schnell fliessenden, kühlen und sauerstoffreichen Gewässern. Im Norden Europas, vor allem aus Skandinavien, sind viele Äschenpopulationen bekannt, welche in Seen wohnen, im Süden findet man Äschen sehr selten in Seen. Wenn die Verbreitung der Äsche so dargestellt wird, hat man den Eindruck, die Äsche sei weit verbreitet und den Äschen gehe es gut. Bei dieser Art der Darstellung wird allerdings jeder Fund, jede Beobachtung notiert und

bei genauerem Hinsehen ergibt sich aber ein anderes Bild. Auf dieser Folie sehen sie die Verbreitung der Äsche in der Schweiz, während nur grosse Äschen- Populationen gezeigt sind, welche als gesund und sich selbst erhaltend gelten die Populationen von nationaler Bedeutung. Aus einigen Flüssen ist die Äsche verschwunden und ihre Verbreitung ist nur noch eingeschränkt und recht zerstückelt. Heute findet man in der Schweiz die grossen Äschenpopulationen in folgenden Flüssen oder Flusssystemen: Versoix, Venoge, Areuse, Doubs, Aare, Saane, Reuss, Limmat und Linthkanal, Maggia, Ticino, Inn, Thur, Alpenrhein, Hochrhein.

In einem Satz zusammen gefasst: Äschen leben in schnell fliessenden, kühlen und sauerstoffreichen Gewässern mit einer kiesigen Sohle und genügend Breiten-, Tiefen- und Strömungsvariabilität.

Innerhalb eines Flusses unterscheiden sich die Lebensraumansprüche, also die Bedürfnisse, der Äschen sehr stark, einerseits abhängig davon ob die Äschen sich ausruhen, ob sie fressen oder ob sie sich fortpflanzen. Wie bei vielen Fischarten haben auch Äschen von unterschiedlichem Alter ganz andere Bedürfnisse und halten sich deshalb auch an anderen Stellen in den Flüssen auf. Diese unterschiedlichen Lebensphase der Äschen sind hier schematisch in einem sogenannten Lebenszyklus dargestellt.

Äschen laichen im Frühjahr, sie laichen in Paaren und geben ihre Eier auf der Gewässersohle ab. Genauer gesagt vergraben sie die Eier im Kies. Dazu drückt das Weibchen seinen Körper gegen den Gewässergrund und hebt mit heftig zitternden Bewegungen eine kleine Grube aus. Das Männchen unterstützt das Weibchen dabei, in dem es seinen Körper von oben seitlich gegen den des Weibchen drückt und seine Rückenflosse quer über den des Weibchens legt. Durch das Eingraben sind die Eier besser vor Fressfeinden geschützt. Ebenso werden sie von der Strömung weniger abgedriftet und bei einer Befruchtung der Eier in der tendenziell strömungsärmeren Grube ist der Fortpflanzungserfolg deutlich grösser, als er im Freiwasser wäre. Ein Nachteil des Vergrabens ist die abnehmende Sauerstoff-Konzentration, deshalb werden die Eier nur auf lockeren vom Wasser gut durchströmten Kies abgelegt.

z.b.: in der Literatur: Laichplatztiefe auf Äschenlaichplätzen bis max. 1m (an der Thuner Aare wurden Äschenlaichplätze bis in 3 m Tiefe aufgenommen) Andere Lebensraum-Parameter: Es gibt z. B. Studien, die zeigen, das besonders gerne in der Nähe von Totholz gelaicht wird. Das hat wohl damit zu tun, dass sich die laichenden Fische oft über mehrere Tage an den Laichplätzen aufhalten und zwischenzeitlich immer wieder Verstecke und Ruhehabitate aufsuchen. Auch das Vorhandensein von Lebensräumen für die Jungfische dürfte eine Rolle spielen. 10

Dazu haben die Äschen im Vergleich zu den Forellen eine andere Verhaltensweise entwickelt. Äsche drückt mit zittriger Bewegung. Durch das Graben wird gereinigt (siehe Bild), Sauerstoff-Versorgung verbessert sich. 11

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Äschen haben eine relativ kurze Entwicklungsdauer verglichen mit den Eiern anderer Lachsartigen Fischen wie den Forellen oder auch den Felchen. Sie beträgt, abhängig von der Wassertemperatur ca. 20 35 d. Nach dem Schlupf bleiben die Jungfische noch einige Tage im Lückensystem des Kieses. Die Lockerheit des Kies ist dann sehr entscheidend. Sie sind in diesen ersten Tagen ihres Lebens extrem Lichtscheu. So ist durch Evolution ein Mechanismus entstanden, der verhindert, dass die frischgeschlüpften Äschenlarven abgedriftet werden. In dieser Zeit nehmen die Jungäschen noch nicht selbst aktiv Nahrung auf, sie leben von den Vorräten, welche sie in ihrem Dottersack gespeichert haben. Erst wenn sie durch diese Reserven etwas gestärkt sind und sich ihr Vorrat dem Ende neigt, steigen sie aus dem Kieslückensystem auf. 13

Die Kiesbänke sind in den ersten Tagen und Wochen nach der Emergenz wichtige Jungfischlebensräume. 14

Nachdem sie den Kies verlassen haben, steigen die Jungäschen Richtung Wasseroberfläche auf, jetzt haben sie ihre Lichtscheu eindeutig verloren, um sich an der Oberfläche einen Schluck Luft zu holen. Damit füllen sie sich ihre Schwimmblase auf. Danach schwimmen die Äschen aktiv Richtung Ufer, um sich in strömungsberuhigten Flachwasserzonen niederzulassen. Dort können sie sich ohne viel Energie zu verbrauchen in der minimalen Strömung halten. Dass das Wasser untief ist, hat den Vorteil, dass es grössere Raubfische nicht oder weniger aufsuchen und die Jungäschen deshalb hier recht gut vor Räubern geschützt sind. Tagsüber jagen und fressen sie. 15

Die Äschen sind Schwarmfische, die sich zusammen gerne im untiefen Wasser aufhalten. 16

Intakte, naturnahe, strömungsberuhigte Flachwasserzonen sind sehr wichtig. 17

Später dann als Jungfische stehen die Äschen tagsüber meist an der Strömungskante, das heisst dort, wo sie sich mit wenig Energieverbrauch in der Strömung halten können und trotzdem immer wieder vorbei driftende Nahrung aufnehmen können. In dieser Zeit wachsen sie recht schnell, und schon mit 2-3 Jahren haben sie eine Grösse erreicht von ca. 35 cm und sind damit geschlechtsreif. 18

Mit zunehmender Grösse sind die Äschen immer mehr in der Hauptströmung zu finden. Zur Nahrungsaufnahme suchen die grössten Tiere die besten Plätze, das heisst sie stehen dort wo am meisten Nahrung angedriftet wird. Äschen haben auch ein gewisses Territorial-Verhalten und kleinere Tiere müssen mit «weniger optimalen» Standplätzen Vorlieb nehmen. Aber auch als erwachsener Fisch braucht die Äsche Zonen mit weniger Strömung. Grosse Äschen ruhen sich gerne im Strömungsschatten von grösseren Steinen oder anderen Strukturbildenden Elementen aus. Auch tiefere Löcher werden als Ruhehabitat gerne aufgesucht, denn dort ist die Strömung kleiner als in der Hauptströmung. 19

Wir haben auf den vorderen Folien gesehen, dass Äschen in den verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Lebensräume brauchen. Auch innerhalb ein und derselben Lebensphase brauchen Äschen unterschiedliche Lebensräume Stichwort Ruhe- und Fresslebensraum. Zum Laichen benötigen Äschen lockeren und gut vom Wasser durchströmten Kies in der richtigen Grösse. 20

Als Larven brauchen Äschen strömungsberuhigte Flachwasser-Zonen, wo sie ohne viel Energie zu verbrauchen jagen können und vor grösseren Raubfischen geschützt sind. 21

Je grösser die Jungäschen werden, umso mehr bewegen sie sich Richtung Hauptströmung. Als Jungfische stehen sie oft an der Strömungskante, wo sie in ruhigem Wasser stehen können und vorbeidriftende Nahrung aufnehmen können. 22

Erwachsene Äschen brauchen schnell fliessende Lebensräume zur Nahrungsaufnahme, zum Ausruhen halten sie sich aber auch gerne im Strömungsschatten auf. 23

Ein kurzes Fazit bis hierhin: Wenn nicht all diese Lebensräume vorhanden sind, wird der Lebenszyklus der Äsche unterbrochen und ihre Bestände werden rückläufig sein. Äschen brauchen schlussendlich sehr vielfältige Lebensräume. Auf dieser Graphik ist dies zusammengefasst 24

Selbst wenn alle Lebensräume in einem Gewässer vorhanden sind, kann die Äsche durch die chemische und physikalische Wasserqualität beeinträchtigt werden. Chemische Qualität: möglicherweise problematisch, noch nicht viele Studien dazu und noch keine klaren Schlussfolgerungen. Physikalische Wasserqualität: Temperatur, die problematisch sein kann. 25

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Vernetzung zwischen einzelnen Lebensräumen ist wichtig! Eher keine Laichwanderung, eher Wanderung zwischen Winter und Sommerlebensräumen. Mitteldistanzwanderung z. B. Bern-Thun ein Individuum in einem Jahr 15 km gewandert. Vernetzung mit Seitenbächen vor allem im Störungsfall extrem wichtig. 27

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Leider hat die Äsche in Schweizer Gewässern schon besser Zeiten gesehen. Die Äsche figuriert auf der roten Liste des Bundesamtes für Umwelt und ist in der Kategorie national «gefährdet» angesiedelt. Dies ist der drittstärkste «Gefährdungsstatus», danach folgt noch stark gefährdet, vom aussterben bedroht und «ausgestorben». 30

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Aus wissenschaftlicher Sicht fragwürdig, die Äschen der Aare als dieselbe Art zu bezeichnen wie die Äschen aus Bosnien-Herzegowina. Die Aufspaltungen der Äschen sind nur etwas halb so alt wie die Aufspaltungen zwischen Menschen und Schimpansen. Momentan gehören aber alle Populationen zur Art Thymallus thymallus. Nun, wie sieht es in der Schweiz aus? 32

Vor ein paar Jahren hat nun das Bundesamt für Umwelt BAFU eine Studie in Auftrag gegeben, um die Verwandtschaft zwischen den Äschenpopulationen zu untersuchen. Ziel war, herauszufinden wie viele unterschiedliche Äschenpopulationen es gibt. Auch damit die fischereiliche Bewirtschaftung so angepasst werden konnte, dass sie Äschenvielfalt dadurch möglichst wenig gefährdet wird. An 31 Standorten wurden die Fische durch Kantone gesammelt. Es wurde elektrisch gefischt, es wurden Larven gefangen und es wurde mit Anglern zusammengearbeitet, die von gefangene Äschen eine Gewebeprobe für die genetische Analyse zur Verfügung stellten. Hier noch eine Abbildung der räumlichen Verteilung der untersuchten Standorte und mit einer Farbkodierung der grösseren EZG. 33

Nun zur Vielfalt zwischen Populationen. Wenn man alle 31 untersuchten Äschenpopulationen miteinander vergleicht, kommt man insgesamt auf 465 paarweise Vergleiche. Von diesen waren 98% signifaknt unterschiedlich. Das zeigt, dass die Äschen, wie die Forellen auch, stark räumlich strukturiert sind. Populationen von unterschiedlichen Standorten tauschen nicht frei miteinander Gene aus, sie befinden sich auf unterschiedlichen Zweigen der Evolution. Daraus lässt sich schliessen, dass lokale Pops ihre genetischen Unterschiede trotz Besatz teilweise erhalten haben. Würden alle Populationen von demselben Besatzfischstamm abstammen, gäbe es nämlich keine genetischen Unterschiede zwischen ihnen. 34

Nun, wenn man etwas genauer hinschaut und andere genetische Analysen durchführt, merkt man aber, dass 1/3 aller Pops stark von Besatz beeinflusst ist und es mehr als «einen genetischen Gruppe» gibt. Diese Resultate zeigen einerseits, dass der Besatz oft nicht wie gewünscht funktioniert hat und manchmal schon. Man darf nicht vergessen, dass das heisst, dass die lokale Population in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung nicht mehr existiert dass sie verloren gegangen ist. Wenn man sich an den Exkurs zu biologischer Vielfalt erinnert und wenn man bedenkt, dass das Aussterben einer Art die Summe vom Asusterben aller Populationen ist, ist es ein sehr ernstzunehmendes Problem. Global befinden wir uns heute übrigens im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte. Noch nie gingen Tier- und Pflanzenarten so schnell verloren wie in den letzten paar Jahrzehnten. Und Populationen verlieren wir sogar noch fünfmal schneller als Arten. 35

Wenn man alle Resultate der Studie zusammen nahm, schlugen die Forscher vor, sich für die fischereiliche Bewirtschaftung ab sofort an 17 räumlich definierte Bewirtschaftungseinheiten zu halten. Es wird empfohlen, Fische verschiedener Einheiten für den Besatz nicht zu vermischen. Sie haben, weil sie stark genetisch differenziert sind, das Potential besondere genetische Eigenschaften und lokale Anpassungen zu erhalten, die während heutigen oder zukünftigen Umweltbedingungen nützlich sein können. Genetisch differenzierte Populationen werden deshalb von einem Naturschutzperspektive als besonders erhaltenswert eingestuft. 36

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