Studie über die Urteilsbildung von Bürgerinnen und Bürgern über rechtspopulistische und -extremistische Propaganda

Ähnliche Dokumente
Gespaltene Mitte Feindselige Zustände Gespaltenes Land?

Was tun gegen rechte Hetze im Netz? Simone Rafael Amadeu Antonio Stiftung Belltower.News

Gespaltene Mitte feindselige Zustände? Vorstellung der neuen Mitte-Studie (2016)

Auftaktveranstaltung zum Projektstart. Berlin,

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Rassismus im Internet - Rechte Hetze auf Facebook & Co

Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie in Baden-Württemberg

Rechtsextremismus. Definition: Rechtsextremismus. Was ist Rechtsextremismus? 1 1 / 5. Materialblatt_Demokratie_07

Berufsbildende Schule 2 der Region Hannover. Berufsbildende Schule 2 der Region Hannover. Ohestraße 5, Hannover. Das Projekt

Politische Partizipation und gesellschaftliches Engagement in

UMGANG MIT RECHTSRADIKALISMUS VOR ORT

Fotoprotokoll und Literaturhinweise zur Jahrestagung der Frauenbeauftragten zum Thema Argumentieren gegen Antifeminismus am 30.

Strategien gegen die Bedrohung von Flüchtlingen und ihren Unterstützer*innen durch rechte Agitatoren

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft. Fachtagung Radikalisierung junger Menschen vorbeugen. Daniela Krause 10.

Rede. Entwurf. Kundgebung gegen Rassismus und Gewalt Dr. Stefan Wolf; Stuttgart, 16. Januar Meine Damen und Herren, liebe Versammelte,

MEDIEN MACHEN MEINUNG!

Stephan Mayer, MdB informiert aus Berlin

Deutsche und Juden Verbindende Vergangenheit, trennende Gegenwart?

Ergebnisse der 1. Bevölkerungsbefragung zur Energiewende in der Städteregion Aachen

Die Position der Naturschutzjugend: Wir sind für Demokratie und Vielfalt

Definitionen des Rechtsextremismus

Presseinformation. smus in Niedersachsen und Bremen. Eine Analyse der Agitation und Verbreitung rechtspopu entierungen in der Bevölkerung

WER WÄHLT RECHTSPOPULISTEN? Pressekonferenz 9. August 2017

Unzufrieden und enttäuscht: Was die Italiener von der europäischen und nationalen Politik halten.

Die Landesanstalt für Medien NRW hat bereits 2016 und 2017 Studien zum Thema Hassrede bzw. Hasskommentare durchgeführt.

Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012

Sandkerwa 2017 BACES

Die Mitte in der Krise

Wer hat geantwortet?

Forschungsbericht. Effekt bildlicher Warnhinweise auf die Einstellung Jugendlicher zum Zigarettenrauchen

Auswertungen einer Befragung vor dem Volksentscheid zu Stuttgart 21

DEMOKRATIE WERKSTATT

Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie in Baden-Württemberg

Ergebnisse des Latinobarómetro 2003

Der Landtag ist das Haus der nordrhein-westfälischen Bürgerinnen und Bürger, und damit ein sehr geeigneter Ort, Ihnen allen Dank zu sagen.

Die enthemmte Mitte Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland -

NACHBEFRAGUNG. 1. Einmal ganz allgemein gesprochen: Welche Schulnote würden Sie der heutigen Veranstaltung geben?

Es haben persönlich schon (vermutliche) Fake News bzw. Falschnachrichten im Internet bemerkt

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Manke, Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Mitte in der Krise

Bundesweite Initiative Orte der Vielfalt eine bundesweite kommunikative Strategie zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie

Informationen vom Bündnis Neukölln zur geplanten Flüchtlingsunterkunft

Wer hat geantwortet?

I N F O R M A T I O N

Dortmunder Aktionsplans gegen Rechtsextremismus

Ergebnisse der Studie "Die enthemmte Mitte - rechtsextreme und autoritäre Einstellung 2016

Bürgerhaushalte und Ratsentscheidungen

Informationen zur Naturbewusstseinsstudie

Die Mitte im Umbruch Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012

Österreich vier Wochen vor der Nationalratswahl Nr. 18

Meinungen der Bürger zum Standort Deutschland

Ergebnisbericht 2012/2013

NS-Geschichtsbewusstsein und autoritäre Einstellungen in Österreich

WIR UND DIE ANDEREN VOM VORURTEIL ZUM RASSISMUS

Bürger der Europäische Union

Problemanalyse Idee Umsetzung. Matthias Müller am in Tutzing

Allgemeine bildungsökonomische Rahmenbedingungen in Deutschland

> Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland

Jugendliche aus Sicht der Erwachsenen

3 KAMPAGNEN. Welche Kampagne ist die richtige für Sie?

Die evangelischen Kirchen lehnen die Volksinitiative «Gegen den Bau von Minaretten» ab.

Wie man Demokratie gegen Rechtsextremismus verteidigt

Irmgard Badura. Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am

rechtsorientierten Jugendlichen

Einstieg. Bildung. Ziele. Rassismus. Extremismus. Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus

meinungsraum.at Februar 2013 Radio Wien Politik und Demokratie

Medien und Öffentlichkeit. Wie beeinflussen Medien die Politik?

Thema Flucht und Asyl

Strategien hinter rechten Aussagen

"Senioren mobil im Alter 2011"

Bericht. Volksabstimmung Stuttgart 21

Extremismus und Fremdenfeindlichkeit Dimensionen und Entwicklungen in der Schweiz und in Deutschland

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Eine Auswertung der GMF-Surveys für den Regierungsbezirk Gießen

Veranstaltung Gewalt von rechts Herausforderung für Politik und Gesellschaft im Berliner Abgeordnetenhaus. Berlin, 18. Dezember 2013.

Der Aufstieg Asiens. Repräsentativbefragung in der deutschen Bevölkerung. Oktober TNS Emnid. Political Social

Themenraum. 29. Oktober 22. November Lisa Spreckelmeyer piqs.de. Rechtsextremismus. Weblinks

Ihre Meinung ist uns wichtig! 06. Mai 2015

Einstieg. Bildung. Ziele. Rassismus. Extremismus. Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus

Erwartungen an die Direktkommunikation von Dienstleistungsanbietern und deren Beurteilung aus Konsumentensicht

Forschung aktuell. Newsletter I Ausgabe 271 I 37. Jahrgang I 26. Dezember 2016 Seite 1. Deutschland zwischen Angst und Zuversicht

Wahrnehmung und Bewertung der Ukraine-Krise und Meinungen zu Wirtschaftssanktionen gegen Russland

Ihre Meinung ist uns wichtig! 14. April 2015

EUROBAROMETER 71 Die öffentliche Meinung in der Europäischen Union

Zu Beginn würden wir gerne Deine Meinung über Deutschlands Rolle in der Flüchtlingskrise hören.

Zentrale Ergebnisse aus der Befragung in Altenburg

WIR SAGEN STOPP. Nr. 1262

HEXACO-PI-R (FORM S) Kibeom Lee, Ph.D., & Michael C. Ashton, Ph.D. Instruktion. Dafür stehen Ihnen die folgenden Antwortmöglichkeiten zur Verfügung:

Explorative Untersuchung der Unternehmenskultur auf die Karrierechancen von Frauen

Seite 1

Kammer kompakt: Armutsgefährdung* und Kinderarmut im Land Bremen

Wie rassistischen Anfeindungen gegen Flüchtlinge begegnen?

Stephanie Albrecht Bezirksleiterin. Jubilarfeier IG BCE Bezirk Düsseldorf 04. November 2017 Theater der Träume

osce.org/odihr TND Floriane HOHENBERG BERLIN, 5 November 2010 ODIHR Hate Crimes : Ein Konzept für Deutschland?

Liebe Karlsruherinnen und Karlsruher, liebe Anwesende,

LANDESKOORDINIERUNGSSTELLE DEMOKRATIE LEBEN BAYERN GEGEN RECHTSEXTREMISMUS. Tina Schmidt-Böhringer Forum Jugendarbeit und Schule

Jugendliche und Alkohol Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Eltern

Fördermöglichkeiten für kulturelle Projekte mit Geflüchteten

Eurobarometer des Europäischen Parlaments (EB/EP 79.5) EIN JAHR VOR DEN EUROPAWAHLEN 2014 Teil Wirtschaft und Soziales

Verfassungsschutz durch Aufklärung. Planspiel. Demokratie und Extremismus

Endlagerung von radioaktiven Abfällen

Transkript:

Studie über die Urteilsbildung von Bürgerinnen und Bürgern über rechtspopulistische und -extremistische Propaganda Kurzbericht für Teilnehmende und die interessierte Öffentlichkeit Prof. Dr. Christoph Klimmt christoph.klimmt@ijk.hmtm-hannover.de Hannover, im Juni 2017 1. Hintergrund, Zielsetzung und Relevanz des Vorhabens Mit dem Erstarken rechtspopulistischer Parteien in vielen europäischen Ländern ist auch die Häufigkeit, mit der rechtsextreme Positionen und rassistische Forderungen öffentlich geäußert werden, deutlich angestiegen. Rechtspopulistische Akteure nutzen neben dem Internet weiterhin auch die herkömmlichen Medien der (Wahl-)Werbung wie etwa Flugblätter. Ihre Propaganda enthält häufig herabwürdigende, sachlich falsche Behauptungen über Geflüchtete. Solche nicht gerechtfertigten Anschuldigungen sollen Angst schüren, bestehende Vorurteile stärken und für unrechtmäßige Maßnahmen oder gar Gewalt gegen Geflüchtete werben. Die heraufbeschworene Angst und der geschürte Hass soll die Bürgerinnen und Bürger in die Arme der rechtspopulistischen Parteien treiben, so deren Kalkül. Aber wie reagieren Bürgerinnen und Bürger, wenn sie mit solcher rassistischen Propaganda in Kontakt kommen? Um diese Frage zu beantworten, habe ich im Jahr 2016 eine Studie durchgeführt, und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Hannovers haben dankenswerterweise daran mitgewirkt. Zu vielen Themen besitzen Menschen eine feste Einstellung, die sich nicht mit einem Werbezettel einfach umschwenken lässt. Doch hat sich in der bisherigen Forschung auch gezeigt, dass Menschen sehr unterschiedlich auf Werbebotschaften reagieren und dass Emotionen wie beispielsweise Angst durchaus Meinungen beeinflussen können. Die meisten Bürgerinnen und Bürger, gefestigt in ihren Ansichten, ändern Ihre Meinung nicht aufgrund eines einzelnen Flugblattes. Menschen, die offen für menschenfeindliche Äußerungen sind, können sich jedoch durch solche Flugblätter bestätigt und bestärkt fühlen. Sie können ermutigt werden, ihre Ansichten stärker gegenüber anderen zu vertreten. Das Erkenntnisziel der Studie bestand deshalb darin, die Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern auf rassistische und fremdenfeindliche Propaganda in Form eines nachgemachten Flugblatts zu untersuchen. 1

2. Studienanlage und Durchführung Die Studie fand im Januar/Februar und im Oktober/November 2016 statt. Es handelt sich um eine so genannte experimentelle Studie, weil die Materialien, die den Teilnehmenden gezeigt wurden, in zwei variierten, also unterschiedlichen Versionen vorgelegt wurden. Die eine Hälfte der Teilnehmenden fand ein Flugblatt vor, das rechtspopulistische und rechtsextremistische Inhalte aufwies, insbesondere herabwürdigende und feindselige Äußerungen über Geflüchtete. Die andere Hälfte der Teilnehmenden fand hingegen zu Vergleichszwecken ein Flugblatt vor, das jede einzelne Aussage des Propaganda-Flugblatts ins Gegenteil verkehrte. Es stellte gewissermaßen einen Aufruf für mehr Solidarität und Toleranz dar. Die Gruppen, die als Absender auf den Flugblättern vermerkt waren, sind frei erfunden. Erwähnt wurde in der einen Variante des Flugblatts eine tatsächlich existierende rechtsextreme Kleinstpartei, die vom Verfassungsschutz beobachtet und als höchst gewaltbereit eingestuft wird. Durch den Vergleich der Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern, die das rechtsextremistische Flugblatt beurteilten und der Urteile jener Personen, die das inhaltlich entgegengesetzte Flugblatt bewerteten, sollten die hier interessierenden Wirkungen der rechtsextremistischen Propaganda auf Meinungen und Ängste sichtbar gemacht werden. Dazu füllten alle Teilnehmenden den gleichen Fragebogen aus. Er enthielt insbesondere zwei Blöcke von Aussagen, von denen die Befragten sagen sollten, wie sehr sie ihnen zustimmen. Ein Block von Aussagen bezog sich auf die Furcht vor Geflüchteten. Er diente der Untersuchung der Frage, ob die von rassistischer Propaganda angestrebte furchtsame Haltung gegenüber Geflüchteten tatsächlich bei den Empfängern ihrer Flugblätter zunimmt. Der zweite Block von Aussagen bezog sich auf die Befürwortung verschiedener politischer Maßnahmen, die sich gegen Geflüchtete richten und deren Wohlergehen und Rechte einschränken würden ganz so, wie es Rechtspopulisten immer wieder fordern. Neben diesen beiden Blöcken erfasste der Fragebogen verschiedene Personenmerkmale wie Alter und Geschlecht, aber auch die persönliche Zukunftsangst der Befragten und ihre so genannte autoritaristische Grundhaltung. Damit ist eine Haltung gemeint, die den Wunsch nach starken politischen Führungspersonen mit viel Macht und eine Stärkung des Nationalstaats umfasst. In der bisherigen Forschung wurde ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß dieser Haltung und rassistischen Einstellungen festgestellt. In ähnlicher Weise wurde vermutet, dass Menschen, die sich größere Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen, ebenfalls eher zu rassistischen Reaktionen auf die Propaganda von Rechtspopulisten neigen als Personen, die optimistisch in ihre Zukunft blicken. Insgesamt wurden rund 1.300 Postwurfsendungen dieser Art in diversen Vierteln Hannovers verteilt. Aus den angeschriebenen Haushalten nahmen 225 Personen an der Studie teil, davon 51 Prozent Männer und 49 Prozent Frauen. Sie waren im Durchschnitt 53 Jahre alt. 2

3. Ergebnisse Die Auswertung der Daten besteht in einem Vergleich der durchschnittlichen Zustimmung jener Personen, die das rassistische Flugblatt gelesen hatten, mit den durchschnittlichen Angaben der Personen, die das Vergleichs-Flugblatt gelesen hatten. Sollten die erstgenannten Personen im Durchschnitt mehr Furcht vor Geflüchteten angeben oder eine stärkere Befürwortung von gegen Geflüchtete gerichteter Politik aufweisen als letztgenannte Personen, wäre eine Wirkung der rassistischen Propaganda nachgewiesen. Die Analyse der Daten zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Die durchschnittliche von Vorurteilen geprägte im Fragebogen angegebene Haltung der Befragten gegenüber Geflüchteten unterscheidet sich zwischen den Personen, die das Propaganda-Flugblatt gelesen haben und den Personen, die das Vergleichs-Flugblatt gesehen haben, nur minimal. Das Gleiche gilt für die Befürwortung von Politik gegen Geflüchtete: Auch hier findet sich kein nennenswerter Unterschied zwischen Lesern der rechtspopulistischen Propaganda und den Lesern des Vergleichs-Flugblatts. Die bestehenden Ansichten der Menschen ändern sich also durch den einmaligen Kontakt mit einem Flugblatt, das gegen Geflüchtete hetzt, nicht. Weiterführende Analysen zeigten, dass Menschen mit größeren Zukunftssorgen und Menschen mit einer stärkeren autoritaristischen Grundhaltung mehr Angst vor geflüchteten Menschen äußern und Politik gegen Geflüchtete eher befürworten. Dies gilt unabhängig davon, ob sie das extremistische Flugblatt oder das Vergleichsflugblatt gesehen haben. Solche Befunde decken sich mit vorangegangenen Studien. Zusätzlich findet sich in den Daten aber der Befund, dass Personen mit größerer Zukunftsangst und Personen mit einem erhöhten Wert bei Autoritarismus stärker auf die rassistische Propaganda reagieren: Lesen solche Personen Hetze gegen Geflüchtete, äußern sie anschließend überproportional mehr Furcht und fordern eher eine Politik gegen Geflüchtete. Es gibt demnach Gruppen in der Bevölkerung, die aufgrund ihrer persönlichen schwierigen Lebenssituation oder aufgrund ihrer autoritären Grundhaltung anfälliger sind für die negative Wirkung von Propaganda gegen Geflüchtete. Während für die Bevölkerung insgesamt keine starke Wirkung von solchen Flugblättern besteht, muss das Augenmerk in Zukunft auf solche Personenkreise gerichtet werden, bei denen Propaganda gegen Geflüchtete leichter verfangen kann. 4. Schlussfolgerungen und Einordnung der Studie Rechtspopulistische und rechtsextremistische Parteien und Organisationen stellen eine ernste Bedrohung für die Demokratie, den inneren Frieden und das soziale Miteinander dar. Insbesondere Menschen, die von Rassismus und anderen Ideologien der Ungleichwertigkeit betroffen sind, werden durch rechtspopulistische Äußerungen, Rassismus und rechte Gewalt permanent in ihrer Würde und Gesundheit verletzt. Dieser Bedrohung müssen der demokratische Staat und die Zivilgesellschaft entschlossen entgegentreten. Diese 3

Bemühungen unterstütze ich ausdrücklich und mit großem Ernst. Eben im Dienst dieser Bemühungen steht auch die hier beschriebene Studie: Nur wenn wir verstehen, wie die Propaganda von Rechtspopulisten und -extremisten funktioniert, kann sich die Zivilgesellschaft wirksam dagegen wehren. Darin besteht ein wichtiger Beitrag der Wissenschaft zum Schutz von Minderheiten und zur Stärkung der Demokratie vor Ort und im ganzen Land. Die rassistischen Äußerungen, die den Teilnehmenden der hier beschriebenen Studie zu Forschungszwecken in Form eines nachgemachten Flugblatts vorgelegt wurden, verurteile ich in aller Schärfe. Sie beschreiben das Gegenteil meiner eigenen Einstellungen, denn wie die allermeisten Menschen in unserem Land trete ich für Toleranz und die Wahrung der Würde aller Menschen ein, gerade auch der Würde von Geflüchteten. Rechtspopulistische Propaganda greift pauschal alle Geflüchteten an. Besonders für Menschen, die betroffen sind von Rassismus, rechtsextremistischen Gedanken und rechter Gewalt ist solche Propaganda und ihre Verbreitung fatal. Wer angefeindet, diskriminiert, bedroht oder verfolgt wird, lebt häufig in dem Wissen, dass solche Angriffe sich alltäglich wiederholen können. Flugblätter mit Aussagen gegen Geflüchtete im eigenen Briefkasten vorzufinden, ist bereits gewaltvoll und verletzend. Dieser Umstand sollte bei der Einordnung der Studie nicht übersehen werden: Es gibt nicht nur Menschen, die anfällig für die flüchtlingsfeindlichen Parolen der Rechtspopulisten sind, die also unbegründete Angst und Feindseligkeit gegenüber Geflüchteten entwickeln. Es gibt auch Menschen unter uns, die selbst betroffen sind von rechtspopulistischer Propaganda und dieser immer wieder ausgesetzt sind. Zwar wurde diese Wirkung von Propaganda in der Studie nicht untersucht, aber sie darf keinesfalls vergessen werden, so wie die Menschen, die in der Vergangenheit Opfer rassistischer Gedanken und Gewalt geworden sind, nicht vergessen werden dürfen. Sollte bei einzelnen angeschriebenen Personen oder Menschen, die anderweitig von meiner Studie erfahren haben, der Eindruck entstanden sein, es werde tatsächlich rassistische Propaganda betrieben, oder wurden Menschen, die von rechter Gewalt und Rassismus betroffen sind, durch meine Studie in ihrer Würde verletzt, möchte ich mich dafür in aller Form entschuldigen. Wenn solche Folgen eingetreten sein sollten, dann liegen sie gewiss nicht in meiner Absicht. Nicht untersucht wurden in der Studie positive, wohlwollende Einstellungen gegenüber Geflüchteten. Solche Einstellungen existieren aber natürlich auch, wie das große Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger in der Flüchtlingshilfe seit Jahren beweist. Auch dieser Umstand sollte bei der Einordnung der Studie bedacht werden. 4

5. Danksagung und weiterführende Informationen Abschließend möchte ich mich bei allen Menschen in Hannover, die an der hier beschriebenen Studie teilgenommen haben, herzlich bedanken. Ihre Mitwirkung ermöglicht es, dass Wissenschaft einen Beitrag zur Stärkung von Demokratie und Zivilgesellschaft leisten kann. In die Dokumentation und Nachbereitung der hier dargestellten Studie sind viele gute Ratschläge von Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft eingeflossen. Für diese Unterstützung möchte ich mich ebenfalls herzlich bedanken. Falls Sie weiterführende Informationen zur Auseinandersetzung mit rechtsextremistischer und -populistischer Propaganda beziehen möchten, empfehle ich Ihnen folgende Internetangebote: Bundeszentrale für politische Bildung, http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtspopulismus/ Amadeu Antonio Stiftung, https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/ Broschüre Fakten gegen Vorurteile : http://www.amadeu-antoniostiftung.de/w/files/pdfs/pro_menschenrechte_contra_vorurteile_2017.pdf 5