Entwicklung der Wasserkraftnutzung in Thüringen. VDE-Symposium 16.10.2013, Erfurt. Prof. Dr. Udo Rindelhardt, Dresden



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Transkript:

Entwicklung der Wasserkraftnutzung in Thüringen VDE-Symposium 16.10.2013, Erfurt Prof. Dr. Udo Rindelhardt, Dresden Prof. Dr. Udo Rindelhardt 1

Vorbemerkung Beschränkung auf Wasserkraft als regenerative Energiequelle -> keine Pumpspeicherwerke Stromgeschichte Thüringens relativ gut aufgearbeitet -> Danke an viele Fachleute für Veröffentlichungen und überlassene Unterlagen 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 2

Inhalt Gebiet und Flussgebiete Anfänge der Stromerzeugung Entwicklung bis 1945 Wasserkraftnutzung in der DDR Entwicklung seit 1990 Perspektiven 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 3

Territoriale Entwicklung Thüringens Thüringen um 1900: 8 Einzelstaaten und preußische Gebiete 1920: Zusammenschluss der Einzelstaaten zum Freistaat (Fläche 11763 km²) 1944: Gau Thüringen unter Einbeziehung des preußischen RB Erfurt 1945-1952: Land Thüringen Seit 1990: Freistaat Thüringen (Fläche 16172 km²) 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 4

Naturräume und Flussgebiete Thüringens Thüringer Wald und Thüringer Becken Harz im Norden 65% Thüringens gehören zum Flussgebiet der Elbe 30% im Süden und Westen Weser-Flussgebiet Rest zum Flussgebiet des Rheins 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 5

Abflussmengen Fluss MQ [m³/s] Saale 11,8 31,8 Unstrut Bis 18,6 Ilm Bis 6 Weiße Elster 10,5-17 Werra 14 27 (Meiningen-Vacha) Steinach Bis 3 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 6

Anfänge der Stromerzeugung aus Wasserkraft Ab Mitte des 19. Jahrhunderts Einsatz von Wasserturbinen in Mühlen 1861 Briegleb, Hansen & Co, Gotha; führender Hersteller (Francisturbinen) 1882 erste Stromerzeugung in Mühle Mihla (Werra) für Beleuchtungszwecke (Welt: 1880) 1898 erste öffentliche Stromerzeugung in Altengottern (Unstrut) 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 7

Ab 1900: Aufbau von Überlandzentralen (Drehstrom) 1902 Gispersleben, Gera (ehem. Rostmühle, 2 Francisturbinen 530 PS ) 1906 Bretleben, Unstrut (genossenschaftliche Überlandzentrale, 2 Turb. 250 PS) 1907 Camburg, Saale (Döbritschen, 244 PS) 1909 Langenberg, Weiße Elster (1 Turbine, 1 Wasserrad 150-200 PS, 1922 WKA aufgegeben) 1910 Unterpreilipp, Saale (850 PS) Gewerbliche Nutzung in größerem Umfang 1906 Kartonagenfabrik Hohenwarthe, Saale (650 kw) 1910 Wintershall Berka, Werra (400 kw) 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 8

1906 Talsperre Neustadt zur Wasserversorgung von Nordhausen (damals Preußen) Staumauer an der Thyra im Südharz (1905!) 10,7 km Druckleitung mit ΔH=180 m zum Wasserwerk 1906 Peltonturbine von Briegleb, Hansen & Co Problem: Stromabsatz! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 9

Neubau der WKA Mihla (1910) und Falken (1913) 3 x 150 kw Francisturbinen (B&H) 3 Generatoren (Siemens-Schuckert) Strom: 1/3 lokaler Verbrauch 2/3 Lieferung an ÜLZ Mühlhausen (Pr.) Quelle: E.on Thüringer Energie 3 x 268 PS Francisturbinen (AGK) Gemeinsame Welle 1 Generator 430 kva (Siemens- Schuckert) 90% des Stromes an ÜLZ Mühlhausen 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 10

WKA Spichra (Werra, 1925) Erstmals durch Land errichtet (1923 Thüringenwerk AG) Flussverlegung (900 m) wegen geplantem Werra-Main-Kanal Walzenwehr (MAN) 3 Turbinen mit 1170 kw Hersteller Neumeyer (München) Laufrad: ähnlich Deriaz-Turbine 1 Welle (Reibungkupplungen) Generator 1250 kva (AEG) Quelle: Thüringer Energie AG 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 11

Ab 1920: Ausbaudiskussionen für Saale und Werra Bau des Weser-Main-(Donau)-Kanals zwischen Werra-Mündung und Bamberg Hann-Münden Treffurt Meiningen Römhild Heldburg Bamberg 120 m 175 m 310 m Scheitel 310 m 290 m 231 m 1000-t-Schiffe 6 Talsperren in Thüringen (Speisung) Strom in Thüringen: 178 GWh an 21 Schleusen 31 GWh an Talsperren Planungen in Hessen erst 1961 eingestellt! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 12

3 Hauptakteure an der Saale Carl Zeiss (Eigenbedarf) 1914 WKA Kunitz (200 kw) 1914 Burgau (1000 kw) 1920 Fernmühle Ziegenrück (150 kw) 1920 WKA Wisenta (1200 kw) 1922 WKA Conrod (2539 kw) 1939 WKA Erw. Wisenta (2600 kw) + PSW Weitere Planungen für WKA, u.a. in Pößneck und Uhlstädt-Zeutsch Freistaat Thüringen (Hochwasserschutz und Spitzenstrom) Preußen (Reich: bis 70 m³/s für Mittellandkanal) Letztlich setzt sich das Deutsche Reich durch! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 13

Saalekaskade 1930 TS Katzenhammer (Blankenstein-Hirschberg) zunächst zurückgestellt Dafür Option Talsperre Ziegenrück (Pappenfabrik) 30 m hoch, 25 GWh/a offengehalten! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 14

Stark schwankender Wasserstand in Bleiloch - (27 m) und Hohenwarthe TS (40 m) -> Kompromisse bei Maschinentechnik zur Sicherung der Thüringer Wünsche für die Forderungen (Spitzenkraftwerk: 40 MW für täglich 4 h) Bleiloch (1932): je 2 Turbinen pro Generator (40 MW) Zusätzlich: Pumpe und Motor auf gleicher Welle (Pumpbetrieb nur bei tiefsten Wasserstand!) Ausgleichsbecken Burgkhammer: Sichert stabilen Mindestabfluss 2 Kaplan-Turbinen: 2,2 MW 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 15

Hohenwarthe I (1941) Zunächst nur Francis(Laufwasser)-Turbine 5,5 MW 20-30 GWh/a Bis heute größte Laufwasserturbine in Ostdeutschland! Spitzenkraftwerk bis 1945 unvollendet! Quelle: Vattenfall 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 16

Entwicklung bis 1945 Stand 1925: (Anteil 9,3% an gesamter verfügbarer Leistung) Anzahl Leistung [kw] Mittlere Leistung [kw] Wasserräder 1675 7820 4,6 Turbinen 740 20420 27,6 Summe 28240 Stromerzeugung 1927: 29 GWh (davon 50% in Spichra, Wisenta und Conrod) 1937: 91 GWh (Zugang Bleiloch und Burgkhammer) 1944: 115 GWh (Zugang Hohenwarthe I) 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 17

1945-1990 1945/46: Inbetriebnahme WKA Eichicht 3,4 MW 1946: 2 Maschinensätze Hohenwarthe I (je 20 MW) kurz vor Inbetriebnahme demontiert Bestand 1946: 34 WKA zur Stromerzeugung Leistung 25 MW + Spitzenkraftwerk Bleiloch 40 MW Ausbaupotenzial 1946 Optim. besteh. WKA Neubau Werrakanal 10 GWh 110 GWh 127 GWh 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 18

Enteignungen und Übergang zur Planwirtschaft Eingliederung der WKA in Energiewirtschaft Wasser-Turbinenbau zunächst Turbowerk Meißen, ab 1955 Germania Karl- Marx-Stadt 1950 Neubauplanungen, z.b. nach 1955 (2. Fünfjahrplan) Neu-Mihla 1,85 MW, Göringen 0,67 MW, Brettmühle Greiz 1,4 MW, Rasenmühle Jena 0,4 MW, Creuzburg 0,91 MW, 2 x Zeiss 2,8 MW -> nichts verwirklicht! Besonderheit: Bis 1989 (wenige) Netzverbindungen nach Hessen z.b. Steinmühle Wommen (176 kw)! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 19

1956-1963 Wiederaufbau Hohenwarthe I mit teilweise rückgelieferten Komponenten 1959/60 Spitzenkraftwerk analog WKA Bleiloch 2 vertikale Maschinensätze je 20 MW Motorgenerator neu (Sachsenwerk Dresden) Pumpen- und Turbinenspiralen mit schweißtechnischer Großreparatur instandgesetzt Quelle: Vattenfall Neubau PSW Amalienhöhe 1956/63 (Hohenwarthe II) 8 vertikale Maschinen je 40 MW 1960 Stilllegung WKA Konrod (Ziegenrück) 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 20

Neubauten: 1955 Greiz-Dölau (Nutzung vorhandener Maschinen) 1976 stillgelegt aus technol. Gründen 1963 WKA Luisenthal (Ohra-Talsperre) Nach 1960 Massenhafte Stilllegung von WKA WKA Mihla: Ergebnisse von 60 Jahren 1979 Neumühle Sterner (Weiße Elster) 1988 Untermühle Herbsleben 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 21

1989: Energiewirtschaft: 5 WKA der Saalekaskade, Döbritschen Einige VEB: Zeiss Burgau, Schokolade Saalfeld-Obernitz, Pappenfabrik Ziegenrück E-Werk Peißker Eichicht! WKA 60 kw 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 22

Entwicklung seit 1990 1991 Wasserkraftpotenzialstudie Wirtschaftsministerium 275 Standorte (Reaktivierung und Neubau) -> Förderprogramm (bis 2006 143 WKA mit 13,6 MW) Studie 1991 Studie 1999 1999 Studie Umweltministerium 226 Standorte an Leistung/kW den 5 Hauptflüssen, Arbeit/GWh davon 105 Leistung/kW nutzbare Standorte Arbeit/GWh unter Berücksichtigung Saale 14260 von wasserwirtschaftlichen 42,8 und 9143 naturschutzfachlichen 27,4 Aspekten Unstrut 1505 4,5 1465 4,4 Ilm 362 1,1 1513 4,5 W. Elster 1756 5,3 2429 7,3 Werra 10998 33,0 6516 19,5 Sonst. 11831 35,5 Summe 40712 122,2 21066 63,2 Saale ohne Saalekaskade, Arbeit berechnet für 3000 Volllaststunden 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 23

Reaktivierung aufgegebener WKA Oldisleben (Unstrut), 265 kw Jägersdorf (Saale), 270 kw Ingersleben (Apfelstädt), 11 kw Unterpreilipp (Saale), 960 kw 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 24

Thüringer Energie AG 1998 WKA Spichra, 1270 kw Turbinen aufgearbeitet 3 Getriebe und Generatoren 2000 WKA Falken, 410 kw 2 Turbinen aufgearbeitet Getriebe und Generatoren neu 2006 WKA Mihla, 672 kw Neubau 2 Split-Rohrturbinen 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 25

Saalekaskade Regelertrag (20 Jahre) Mittlerer Abfluss Kaulsdorf 16,6 m³/s Bleiloch Burgkhammer Wisenta Hohenwarthe I Eichicht Summe 47 GWh 6 GWh 11 GWh 68 GWh 7 GWh 139 GWh Schwankungsbreite 75 GWh 210 GWh Vattenfall 2002 WKA am Unterbecken PSW Goldisthal Ossberger-Turbine 773 kw 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 26

Thüringer Fernwasserversorgung Neubau von WKA an Talsperren und im Leitungsnetz Leistung /kw Arbeit /MWh Schmalwasser 410 2511 Lütsche 15 31 Leibis/Lichte 816 1223 Luisenthal 375 1287 HB 08 160 1258 HB 09 30 173 Tambach-D. 162 551 Summe 1968 7034 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 27

WKA Jena: Rasenmühlenwehr und Paradieswehr (2000) Baugleiche WKA: Je 2 voll überströmte Rohrturbinen, Leistung 500 kw 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 28

WKA Nordhausen 1978 Stilllegung Altanlage Nach 1990 Modernisierung Wasserwerk Zunächst ohne WKA Nach 2000 unbefriedigende Versuche mit rückwärtslaufenden Pumpen 2011: Pelton-Gegendruck-Turbine 90 kw Vertikale Achse 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 29

WKA Sophienwehr Bad Sulza WKA Artern 2009 Sophienwehr, 60 kw Bewegliche, überströmte WKA WKA Artern (2011) 2 Wasserkraftschnecken je 132 kw Fischfreundlich, 22 U/min Ähnlich: WKA Meiningen 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 30

WKA Nessemühle Eisenach 1905: Francis-Schachtturbine Briegleb, Hansen & Co Schluckvermögen 2,9 m³/s, Fallhöhe 2,2 m Asynchrongenerator 45 kw 1993 reaktiviert 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 31

Bestand Ende 2012: 192 WKA Untere Leistungsklassen nur 10% der gesamten Leistung! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 32

Aktueller Stand (ohne 37 kleinere WKA an sonstigen Nebenflüssen) Anzahl WKA Leistung/kW Saale 48 19299,5 Unstrut 50 2434,8 Ilm 21 1134 W. Elster 18 2458 Werra 49 5913,7 Main 6 299,5 Summe 192 31539,5 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 33

Erzeugter Strom 2012 Laufwasserkraftwerke nach Flussgebieten Leistung/MW Arbeit/GWh Vls/h Saale 18,2 57,6 3150 Unstrut 2,6 8,9 3390 Ilm 1,4 3,7 2660 W. Elster 2,4 7,8 3300 Werra 5,5 18,4 3330 Main 0,3 0,7 2650 Summe 30,5 97,3 3200 Zuzüglich Spitzenstrom Bleiloch und Hohenwarthe 115 GWh/a genutztes Potenzial Thüringen 210 GWh/a (davon 66 % Saalekaskade) 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 34

Perspektiven Heute stärkere Betonung naturschutzfachlicher Aspekte EU-Wasserrahmenrichtlinie 2001: Durchgängigkeit der Flüsse -> Wehrrückbau Durchgängigkeitskonzept Ilm 2011 (kein Ausbaupotenzial, eher Rückbau!) Praktisch nur noch wenige (Alt-)Standorte reaktivierbar Leistungsverbesserungen einiger bestehender WKA, Restwassernutzung Dadurch noch maximal erschließbar 3 MW bzw. 10 GWh Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 2013 Prof. Dr. Udo Rindelhardt Wasserkraft Thüringen 35