Definitionssuche Islam Zusatzmethode zu Vielfalt und Einheit des Islam

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Transkript:

Zusatz Seite 8 Definitionssuche Islam Zusatzmethode zu Vielfalt und Einheit des Islam Umseitige Zitate (auf DIN A4 vergrößert ausgedruckt) werden an eine Pinnwand geheftet und miteinander analysiert bzw. diskutiert. Die Zitate sind dem Artikel Vielfalt und Einheit des Islam (Bilum, S. 8) entnommen. Impulsfragen Warum kann man nicht von dem Islam sprechen? Was ist bei aller Verschiedenheit der islamischen Richtungen das Gemeinsame und Verbindende im Islam? Welche Problematik für einen Islam in Europa könnte in dem Zitat von Mohammed Iqbal stecken?

Der Islam ist, so die renommierte Berliner Islamwissenschafterin Gudrun Krämer, überspitzt ausgedrückt, weitgehend das, was Muslime an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit als islamisch definieren und praktizieren. (G. Krämer, Gottes Staat als Republik. Reflexionen zeitgenössischer Muslime zu Islam, Menschenrechte und Demokratie, 1999)

Den Islam als einheitliche Größe gibt es nicht. Und es existiert auch keine Amtshierarchie (wie etwa in der katholischen Kirche), die mit Autorität für alle sprechen könnte. So stehen viele religiöse Richtungen, Auffassungen, Traditionen nebeneinander oder sogar gegeneinander.

Hinter aller Vielfalt lässt sich eine letzte Einheit entdecken. Sie liegt im religiösen Bereich: im Glaubensbekenntnis, im Koran als heiligem Buch, in der arabischen Sprache des Gottesdienstes, in den Pflichten der Muslime, in ihrem Gemeinschaftsgefühl und im Stolz auf die eigene Geschichte. aus: Werner Trutwin, Islam, Düsseldorf 1998, S. 22;

Eine Lebensform wie die des Islam, die neben den rein religiösen auch soziale, politische, rechtliche, wirtschaftliche, militärische, ethische, literarische, künstlerische, mystische, philosophische und dazu naturwissenschaftliche Aspekte in sich vereinigt, kann man in ihrer Gesamtheit nicht einfach nur in die Kategorie der Religion einstufen [...]. Man sollte den Islam nicht nur als eine Religion ansehen und verstehen, sondern auch als eine geistige Haltung, eine Art zu denken und zu leben, eine Form der Kultur oder Zivilisation - denn das alles bedeutet der Islam. (Mohammed Iqbal, 1877-1938, islamischer Reformer) zitiert nach: W. Trutwin, Islam, Düsseldorf 1998, S. 13

Richtungen im Islam In der Außenansicht erscheint der Islam häufig als eine quasi monolithische Religion. Nichts ist unzutreffender: Denn innerhalb der zwei Hauptrichtungen des Islam, den Sunniten (die mit 85 90 % die Mehrheit bilden) und den Schiiten (ca. 10 15 %) gibt es wiederum eine Vielzahl von Gruppierungen mit je eigenem Profil. So unterteilen sich die Sunniten wiederum in die sunnitischen Rechtsschulen der Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten. Die Wahhabiten genannte Richtung des sunnitischen Islam ist keine Rechtsschule, aber stark an die der Hanbaliten angelehnt. Die Rechtsschulen sind häufig geografisch verteilt; so leben z.b. Hanafiten in der Türkei, Malikiten in Nordafrika. Unterschiede der verschiedenen Rechtsschulen müssen in der islamischen Tradition nicht als Widersprüche aufgefasst werden. Die Vielfalt der jeweiligen Umstände erfordert eine Vielfalt der Zugänge. Aus dem schiitischen Islam entstanden: Aleviten, Drusen und Bahai. Man kann insgesamt den streng rechtlich orientierten, orthodoxen Islam der Rechtsgelehrten dem mehr innerlichen, stark von der Mystik, dem Sufitentum, geprägten Volksislam gegenüberstellen. Quellen: Islam, in: Politik und Religion im Islam, hrsg. v. bpb 2002, S. 62