Junges Engagement strategisch fördern! Das Projekt»jungbewegt Dein Einsatz zählt«

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Transkript:

Junges Engagement strategisch fördern! Das Projekt»jungbewegt Dein Einsatz zählt«sigrid Meinhold-Henschel Kinder und Jugendliche sind entgegen der landläufigen Meinung hoch motiviert, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Es gelingt jedoch häufig nicht, diese Engagementbereitschaft in die Entwicklung unserer Gesellschaft einzubinden. Insbesondere bildungsfernere junge Menschen bleiben oft außen vor. Im Projekt»jungbewegt Dein Einsatz zählt.«wollen die Bertelsmann Stiftung und die Länder Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Wege erproben, um dies zu ändern. Wie lässt sich das Engagement junger Menschen fördern? Wie können Engagementprojekte für Kinder und Jugendliche so angelegt werden, dass sie Heranwachsende motivieren, aktiv zu werden und zu bleiben? Was können wir tun, um auch sozial- und bildungsbenachteiligte junge Menschen zu erreichen? Diese Fragen zu beantworten, ist dringend geboten. Denn trotz einer bunten Projektlandschaft sind wir gegenwärtig in Deutschland weit davon entfernt, das Engagement von Kindern und Jugendliche systematisch zu fördern. Dies zeigt die vor kurzem erschienene Studie»Jugend in der Zivilgesellschaft. Freiwilliges Engagement Jugendlicher von 1999 bis 2009«(1). Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat Sibylle Picot die Daten des Freiwilligensurveys im Hinblick auf die Altersgruppe der 14- bis 24 Jährigen vertiefend analysiert. Zwar ist auf der Haben-Seite zu verbuchen, dass junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren zu 35 Prozent freiwillig engagiert sind. Nachdenklich stimmen jedoch die folgenden Befunde: Jugendliches Engagement ist zwischen 1999 und 2009 um zwei Prozentpunkte gesunken. Dieser Rückgang ist sicherlich auf den ersten Blick minimal; er erfolgt jedoch gegen den allgemeinen Trend. Der Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen zeigt, dass dort in fast allen Altersgruppen eine Zunahme erfolgt ist. Rd. 50 Prozent derjenigen, die noch nicht aktiv sind, würden sich gern engagieren, finden aber keine Möglichkeit, diesen Wunsch zu realisieren. Es bestehen offensichtlich objektive Zugangsbarrieren. Eine wichtige Ursache hierfür könnten zeitliche Verdichtungen in Schule und Studium sein. So engagieren sich z. B. 51 Prozent der Gymnasiasten, die in neun Jahren zum Abitur geführt werden, aber nur 41 Prozent Seite 1

derjenigen, die diesen Bildungsabschluss in acht Jahren erlangen wollen. Ein ähnliches Bild folgt aus dem Vergleich der Engagementquoten von Ganztagsschülern mit denen von Halbtagsschülern. Sie sind mit 31 Prozent um acht Prozentpunkte weniger aktiv als ihre Altersgenossen, die am Mittag die Schule verlassen. Gesellschaftliches Engagement reproduziert gegenwärtig soziale Ungleichheit. Mit 47 Prozent engagieren sich deutlich mehr Gymnasiasten als Haupt-/Real- bzw. Mittelschüler (27 Prozent). Dieser Trend scheint sich darüber hinaus zu verfestigen, denn die Quote der Engagierten mit diesem Bildungshintergrund sank zwischen 2004 und 2009 um fünf Prozent. Auch sind mit 22 Prozent deutlich weniger junge Menschen mit Migrationshintergrund freiwillig tätig als ihre Altersgenossen deutscher Herkunft. Im Bereich zivilgesellschaftlicher Aktivitäten gibt es Bruch-Stellen und Diskontinuitäten. So ist die Pubertät eine Phase, in der die Mitgliedschaft in Vereinen stark abnimmt. Besonders Mädchen steigen in dieser Zeit aus. Der 12. Sportbericht der Bundesregierung stellt fest, dass im Alter von 14 bis 17 Jahren noch 56 Prozent der Jungen, aber nur noch 22 Prozent der Mädchen Mitglied in einem Sportverein sind. Während in der Jugend weibliche Heranwachsende engagierter sind als ihre männlichen Altersgenossen, dreht sich dieser Trend mit dem Eintritt in das Erwachsenenleben über alle Altersgruppen um. Ein besonders drastischer Einschnitt markiert der Eintritt in die dritte Lebensdekade: Im Alter von 20 bis 24 Jahren sind 40 Prozent der Männer bürgerschaftlich engagiert, aber nur noch 28 Prozent der Frauen. Diese Ergebnisse fordern zum Handeln auf. Eine systematische Engagementförderung erscheint umso dringlicher, wenn man sie in den Kontext wissenschaftlicher Untersuchungen stellt, die die positiven Wirkungen frühen Engagements nachweisen und damit pädagogisches Alltagswissen bestätigen: Eine aktive Rolle in Vereinen, Verbänden und freien Initiativen, die Übernahme von Aufgaben als Klassen- oder Schulsprecher, die Umsetzung von Projekten, der engagierte Einsatz für kommunale Anliegen oder die Tätigkeit als Jugendgruppenleiter fordern junge Menschen im besten Sinne des Wortes heraus und fördern ihre Entwicklung. Sie lernen sich selbst und die Welt zu verstehen, bauen Brücken zu anderen Milieus, finden Freunde und entwickeln personale und soziale Kompetenzen. Sie erfahren, dass unsere Gesellschaft von jeder Generation neu gestaltet werden muss und kann. Auch der Zusammenhang zwischen frühem Engagement und der späteren Übernahme von führenden Aufgaben in Beruf oder Politik ist nachgewiesen. Die Ergebnisse des Freiwilligensurveys belegen, dass gegenwärtig in Deutschland individuelle wie gesellschaftliche Entwicklungschancen vergeben werden. Insbesondere gibt zu denken, dass der Bildungsgrad maßgeblich darüber entscheidet, ob junge Menschen Zu- Seite 2

gänge zum freiwilligen Engagement finden. Vor diesem Hintergrund hat die Bertelsmann Stiftung das Projekt»jungbewegt Dein Einsatz zählt.«gestartet. Zielsetzung und Qualitätsverständnis des Projektes»jungbewegt«Die Bertelsmann Stiftung will mit»jungbewegt«dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von Herkunft und Bildungsstand Zugänge zum freiwilligen Engagement finden. Im Sinne einer Empowerment- Strategie wird besonderes Gewicht darauf gelegt, Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Schichten durch die Angebote zu erreichen. Mit den Ländern Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen- Anhalt und in Kooperation mit den Pilotstandorten Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Magdeburg und Mainz werden dazu neue Handlungsansätze erprobt. Die operative Projektphase wurde im Herbst 2010 gestartet und läuft zunächst bis 2014. Als Partner des Projektes konnten die Bundeszentrale für politische Bildung, das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, das Deutsche Kinderhilfswerk sowie UNICEF gewonnen werden. Eine wissenschaftliche Expertenkommission begleitet»jungbewegt«. Ein Jugendbeirat wird sich im Herbst dieses Jahres zu seiner konstituierenden Sitzung treffen. Um einen konzeptionellen Bezugspunkt für alle Projektaktivitäten zu entwickeln, stand am Anfang ein intensiver inhaltlicher Klärungsprozess. Unter Federführung von Prof. Roland Roth (Hochschule Magdeburg-Stendal) wurde in Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Stiftungen, Vereinen sowie Ministerien und unter Einbindung von Jugendlichen der Frage nachgegangen, was ein gutes Engagementvorhaben auszeichnet. Die Experten aus Wissenschaft und Praxis arbeiteten die folgenden Bereiche als zentral heraus: Profil des Projektes: Themen, Zielsetzungen und Projektablauf stellen konsequent die Lebenswelt junger Menschen in den Mittelpunkt, orientieren sich an für sie realen Fragestellungen und ermöglichen die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Anerkennung und Wertschätzung: Kinder und Jugendliche erfahren die Würdigung ihrer Arbeit. Der Umgang aller Beteiligten ist von Wertschätzung und Respekt geprägt. Vielfalt: Engagementangebote richten sich an alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, ihrem Bildungsstatus, ihrer sexuellen Orientierung oder einer eventuellen Behinderung. Seite 3

Bildungschancen: Engagementangebote eröffnen neue Lernorte und bieten neue Lernformen. Handlungsorientierung und Möglichkeiten zur Reflexion des Erlebten sichern eine nachhaltige Bildungswirkung ab. Wirksamkeit und Ergebnisse: Für reale Probleme, Fragestellungen und Wünsche bzw. Interessen junger Menschen werden gemeinsam Lösungen erarbeitet und umgesetzt. Wenn eine Umsetzung nicht möglich ist, wird dies schnell, ehrlich und nachvollziehbar begründet. Nachhaltigkeit: Einzelne Engagementprojekte sind keine isolierten Initiativen, sondern in Konzepte und Leitbilder der Bildungseinrichtungen und der Kommune als Ganzes eingebettet. Schlüsselakteure aus Bildungseinrichtungen, gemeinnützigem Sektor, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur arbeiten vernetzt und schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Förderung des jungen Engagements. In allen sechs Dimensionen haben die konsequente Einbeziehung junger Menschen und ihre Partizipation bei Planungs-, Umsetzungs- und Evaluationsschritten einen hohen Stellenwert. Die Partizipationsrechte von Kindern und Jugendlichen wurden deshalb als Querschnittsthema in dem Leitfaden verankert. Durch die Verzahnung von Entscheidungs- und Umsetzungsbeteiligung, der Freiwilligkeit von Engagement und einer Absicherung ihrer Partizipationsmöglichkeiten in allen Phasen der Projektarbeit wird die Rolle der Kinder und Jugendlichen gestärkt und einer Funktionalisierung für Zwecke Dritter vorgebaut. Die Orientierung an realen Problemlagen, Wünschen und Interessen der jungen Zielgruppen richtet den Blick auf die Zivilgesellschaft als Aushandlungsort heterogener Ansprüche und unter Umständen konflikthafter Fragen, die es in einem fairen, an demokratischen Werten orientierten Verfahren unter Wahrung gleicher Zugangs- und Teilnahmechancen zu klären gilt. Vom Ausland lernen Bausteine der Projektarbeit Die Konzeption des Projektes»jungbewegt«wurde auf der Basis umfangreicher nationaler und internationaler Recherchen entwickelt, die der Carl Bertelsmann-Preis 2007 zum Thema»Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel«ermöglichte. Der Blick in erfolgreiche Projekte und Programme zeigt, dass Engagementförderung dann erfolgreich ist, wenn sie mit einem politischen Mandat versehen und durch Bildungs pläne und Curricula legitimiert ist, das Thema für eine breite Öffentlichkeit relevant ist, Seite 4

sie früh einsetzt und in Kooperation mit vorschulischen, schulischen und außerschulischen Akteuren erfolgt, Kinder und Jugendliche entlang ihrer Biographie wiederkehrende Möglichkeiten haben, Partizipationsrechte und Verantwortung wahrzunehmen, Bildungseinrichtungen durch stimmige pädagogische Konzepte, einfach einsetzbare Materialien sowie durch Fort- und Weiterbildung von Erziehern, Lehrern und Schul- und Sozialarbeiter im außerschulischen Bereich intensiv unterstützt werden, für ältere und bildungsferne Jugendliche außerschulische Engagementangebote entwickelt werden, besonderes Gewicht auf eine Verzahnung von reflexionsorientierten und handlungsorientierten Ansätzen gelegt wird, um nachhaltige Bildungserfahrungen zu ermöglichen und durch die Zusammenarbeit mit Akteuren des gemeinnützigen Sektors ein Handeln in»echtsituationen«möglich wird. Diese Erfolgsfaktoren liegen dem Projekt»jungbewegt«zugrunde. Es umfasst folgende Bausteine: Baustein»Aufbau vernetzter Strukturen«: Die Pilotstandorte werden bei dem Aufbau lokaler Strukturen und der Gewinnung von örtlichen Projektpartnern unterstützt. Am Beginn der operativen Arbeit stand eine Umfeldanalyse, die die Ausgangsbedingungen vor Ort in den Blick genommen hat. Auf dieser Basis werden die kommunalen Steuerungsgruppen in den nächsten Wochen die Arbeitsprogramme bedarfsorientiert weiterentwickeln. Baustein»Kooperation mit Kitas, Schulen und Partnern der außerschulischen Jugendarbeit«: In den Pilotkommunen werden Kindertagesstät ten, Schulen und Einrichtungen der außerschulischen Bildungsarbeit dabei unterstützt, Engagementförderung zu einem festen Bestandteil des pädagogischen Alltags zu machen. Dazu sind praxisnahe Konzepte und Materialien sowie Fort- und Weiterbildungsangebote strukturiert worden. Zielsetzung ist es, ganzheitliche, an der Biographie der Kinder und Jugendlichen orientierte Angebote zu machen. Erzieher, Lehrer und Sozialarbeiter werden durch Trainingsmaßnahmen in der Projektumsetzung unterstützt. Im außerschulischen Bereich werden Jugendliche dabei begleitet, ihnen wichtige Anliegen und Vorhaben umzusetzen. Hierzu wurde in den beiden Berliner Bezirken und der Stadt Magdeburg bereits ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Die Realisierung der ausgewählten Vorschläge wird durch Planungswork- Seite 5

shops, Qualifizierungen, ein begleitendes Coaching sowie eine Anschubfinanzierung unterstützt. Im Rahmen der Weiterbildung werden Themen wie Projektmanagement, Präsentationstechniken, Öffentlichkeitsarbeit und Partnergewinnung aufgegriffen. Baustein»Transfer der Projektergebnisse«: Durch Bündelung und Verbreitung guter Praxis, die freie Zugänglichkeit von Materialien, die Durchführung von Konferenzreihen und einer auf Kooperation mit Partner angelegten Projektarbeit wird die Verbreitung der Projektergebnisse unterstützt. Ein regelmäßig erscheinender Newsletter informiert alle Interessierten über den Projektfortschritt und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Engagementförderung. Zu den neuesten Publikationen zählen unter anderem der Band»Ausgezeichnet! Kinder- und Jugendengagement wirksam fördern«, ein Leitfaden zur Umsetzung von Engagementprojekten und zwei»mitmach-hefte«mit Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufen I und II. Ein»Mitmach-Heft«für die Grundschule sowie ein Konzept zur wirksamen Engagementförderung in Kitas sind im Erscheinen. Fazit Die Studie»Jugend in der Zivilgesellschaft«zeigt, dass die junge Generation hoch motiviert ist, diese Gesellschaft mitzugestalten. Es gelingt uns gegenwärtig jedoch noch nicht in hinreichendem Maße, dieses Potenzial zu heben und junge Menschen systematisch auf eine aktive Bürgerrolle vorzubereiten. Das Projekt»jungbewegt Dein Einsatz zählt!«zielt deshalb darauf ab, neue Wege der Engagementförderung zu erproben und Kindern und Jugendlichen an ihrer Biographie orientierte Angebote zu machen. Mit dem Anspruch, aufeinander abgestimmte Konzepte für den vorschulischen, schulischen und außerschulischen Bereich zu entwickeln und in einer Region zu bündeln, betritt es Neuland. Anmerkungen (1) Picot, Sibylle. Jugend in der Zivilgesellschaft. Freiwilliges Engagement Jugendlicher von 1999 bis 2009. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.). Gütersloh 2011. Weitere Informationen zum Projekt sind unter www.jungbewegt.de erhältlich. Seite 6

Autorin Sigrid Meinhold-Henschel leitet als Senior Project Manager das Projekt «jungbewegt Dein Einsatz zählt.«bei der Bertelsmann Stiftung. Kontakt: Sigrid Meinhold-Henschel sigrid.meinhold-henschel@bertelsmann-stiftung.de Redaktion Newsletter Stiftung MITARBEIT Wegweiser Bürgergesellschaft Redaktion Newsletter Bornheimer Str. 37 53111 Bonn E-Mail: newsletter@wegweiser-buergergesellschaft.de Seite 7