Steuern mit Fuß und Schläger.

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Transkript:

Fakultät 16 Kunst und Sportwissenschaften Steuern mit Fuß und Schläger. Koordinationsparcours für die Torschussspiele Die Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern vorgelegt von: Dennis Renz (152217) und Pascal Mainka (178036) Studiengang: Master Lehramt HRG Studienordnung: LABG 2009 Email: dennis.renz@tu-dortmund.de pascal.mainka@tu-dortmund.de vorgelegt bei: Klaus Collmann Seminar: Torschussspiele mehrperspektivisch unterrichten [WS 2017/18] Ort, Datum: Dortmund, den 09.01.2018

Inhaltsverzeichnis 1 Thema der Stunde... 3 2 Sachanalyse... 3 2.1 Koordination... 3 2.2 Bedeutung von Koordination im Fußball / Hallenhockey... 3 2.3 Ansätze zur Koordinationsschulung... 4 3 Didaktische Legitimation... 6 3.1 Doppelauftrag... 6 3.2 Inhaltsbereich... 6 3.3 Pädagogische Perspektive... 7 3.4 Ziele der Stunde... 8 4 Voraussetzungen... 8 4.1 Adressaten / Lerngruppe... 8 4.2 Rahmenbedingungen... 9 5 Methodische Überlegungen... 9 5.1 Begründung des Stationsverfahrens... 9 5.2 Planung und Benennung der Übungen mit Begründung der Auswahl... 10 6 Unterrichtsverlaufsplan... 15 7 Durchführung und Reflexion... 16 8 Literaturverzeichnis... 18 9 Abbildungsverzeichnis... 19 10 Anhang... 20 2

1 Thema der Stunde Das Thema der Unterrichtsstunde, die im Rahmen des Seminars Torschussspiele mehrperspektivisch unterrichten mit Studenten am 21.11.2017 durchgeführt wurde, lautete Koordinationsparcours. Unter Einbezug der pädagogischen Perspektive Die Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern sollten die Teilnehmer zum einen die theoretischen Grundlagen zu den Themen Koordination und Koordinationstraining kennenlernen und zum anderen die Koordinationsschulung exemplarisch in den Torschussspielen Fußball und Hallenhockey erfahren. 2 Sachanalyse 2.1 Koordination Koordination bezeichnet die fein abgestimmten Wechselbeziehungen der Rezeptoren (Sinnesorgane), des zentralen Nervensystems (ZNS) und der Muskulatur eines Menschen (www.gesundpedia.de). Damit ist gemeint, dass Informationen zunächst aus der Umwelt über die Augen, Ohren, etc. aufgenommen und über Nervenbahnen an das zentrale Nervensystem weitergeleitet werden. Nach ihrer dortigen Verarbeitung werden Reize verschiedenster Art an die entsprechende Muskulatur gesendet, woraufhin motorische Handlungen ausgeführt werden. Besonders in Torschussspielen wie im Fußball und Hallenhockey treten vorrangig visuelle Reize auf, auf die es schnell und angemessen zu reagieren gilt (vgl. Jansson, 2007). Gut ausgebaute koordinative Fähigkeiten stellen außerdem die Grundlage für ökonomische Bewegungsausführungen dar und ermöglichen es, neue Bewegungsfertigkeiten, auch anderer Sportarten, schnell zu erlernen (vgl. Martin, Nicolaus, Ostrowski & Rost, 1999). Das Trainieren der Koordination ist somit sehr wichtig. 2.2 Bedeutung von Koordination im Fußball / Hallenhockey Die Torschussspiele Fußball und Hallenhockey sind Sportspiele mit einer hohen Komplexität. Neben den Anforderungen bei den technischen Fertigkeiten, wie z.b. beim Torschuss, Passen oder bei der Ballführung, enthalten die Sportspiele viele Individual-, Gruppen- und Mannschaftstaktiken. Zusätzlich werden ausgeprägte konditionelle Fähigkeiten, wie z.b. Ausdauer, Schnelligkeit, etc. benötigt. Da im Sport 3

und in Sportspielen Koordination nicht nur als Basis für ökonomisches Techniktraining und als die effektive Lösung situativer Aufgabenstellungen dient, sondern auch als festes Bindeglied zwischen konditionellen Fähigkeiten, Technik und Taktik gesehen wird, wirkt sich Koordinationsschulung auch positiv auf die Bewältigung der sportartspezifischen Anforderungen aus. 2.3 Ansätze zur Koordinationsschulung Bezüglich Koordination und Koordinationsschulung gibt es in der Sportwissenschaft verschiedene Modelle und Ansätze. Die für diese Unterrichtsstunde relevanten Ansätze sind zum einen der fähigkeitsorientierte Ansatz nach Hirtz (1985) bzw. Blume und zum anderen der aufgaben- und anforderungsorientierte Ansatz nach Neumaier (2003). Hirtz (1985) unterscheidet fünf koordinative Fähigkeiten, die es seiner Meinung nach im Rahmen der Koordinationsschulung zu trainieren gilt. Diese sind Reaktionsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, kinästhetische Differenzierungsfähigkeit sowie Rhythmusfähigkeit (vgl. Hirtz, 1985). So bezeichnet beispielsweise die Reaktionsfähigkeit die Fähigkeit, auf Signale schnellstmöglich reagieren und motorische Aktionen auszuführen zu können (vgl. Buschmann, Bussmann & Pabst). Blume bestätigt diesen Ansatz, fügt aber noch zwei weitere koordinative Fähigkeiten hinzu. Die Kopplungsfähigkeit und die Umstellungsfähigkeit (vgl. www.gesundpedia.de). Abbildung 1: Koordinative Fähigkeiten nach Hirtz (1985), ergänzt durch Blume 4

Im Gegensatz dazu gehen Neumaier (2003) und andere Autoren davon aus, dass für ein Koordinationstraining die sportartspezifischen Aufgaben und Anforderungen in den Blick genommen werden müssen. Die Aufgaben beziehen sich in diesem Zusammenhang auf die auszuführenden sportartspezifischen Techniken, die Anforderungen teilen sich auf der einen Seite in Informationsanforderungen und auf der anderen Seite in Druckbedingungen auf. Die Informationsanforderungen können dabei optisch, akustisch, taktil, kinästhetisch oder vestibulär sein. Auf der Seite der Druckbedingungen wird zwischen Präzisionsdruck, Zeitdruck, Komplexitätsdruck, Situationsdruck und Belastungsdruck unterschieden (vgl. Neumaier, 2003). Daraus resultiert die Formel, dass Koordinationsschulung gleich der Anwendung beherrschter Fertigkeiten bzw. sportlicher Techniken kombiniert mit Informationsanforderungen und Druckbedingungen ist (vgl. ebd.). Mit Hilfe des Koordinations-Anforderungs-Reglers von Neumaier (2003) lässt sich zudem bestimmen, welche Informationsanforderungen und Druckbedingungen in welchem Ausmaß in einer Übungssituation vorliegen. Andersherum kann man auf diese Weise aber auch selbst Übungen planen, in dem man festlegt, wie groß der Einfluss bestimmter Anforderungen sein soll. Abbildung 2: Koordinations-Anforderungs-Regler nach Neumaier (2003) 5

3 Didaktische Legitimation 3.1 Doppelauftrag Als Teil der Schule orientiert sich der Schulsport an deren Erziehungs- und Bildungsauftrag. In den Rahmenvorgaben zum Schulsport in NRW ist festgelegt, dass der Schulsport mit seinem spezifischen Bildungsanliegen eine pädagogische Leitidee, den sogenannten Doppelauftrag, schulstufen- und schulformübergreifend verfolgen soll. Dieser Doppelauftrag setzt sich aus Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport und der Erschließung der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur zusammen. Die beiden Facetten des schulsportlichen Doppelauftrags nehmen die Lernpotenziale der Heranwachsenden auf, die durch pädagogisch entsprechend vorstrukturierte schulsportliche Angebote angeregt und individuell möglichst optimal weiterentwickelt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die individuellen Voraussetzungen unterschiedlich und die individuellen Potenziale variabel sind, was folgerichtig auch für die Resultate der jeweiligen schulsportlichen Lern- und Bildungsangebote gilt (Rahmenvorgaben Schulsport NRW, S. 7) Der Sportunterricht sollte die Entwicklungsfunktion durch entsprechende Gelegenheitsstrukturen, z.b. Lernaufgaben, Reflexionsanlässe, gezielt unterstützen. Zur Erfüllung des Doppelauftrags sind zu lehrende Inhaltsbereiche bzw. Bewegungsfelder des Sports (siehe Kapitel 3.2) mit sogenannten pädagogischen Perspektiven (siehe Kapitel 3.3) und allgemeinen Grundsätzen eines erziehenden Unterrichts in Verbindung zu setzen und bei der Planung von Unterrichtsvorhaben zu berücksichtigen. 3.2 Inhaltsbereich Im Rahmen der Schulausbildung sollen Heranwachsende insgesamt neun Bewegungsfelder, welche auch Inhaltsfelder genannt werden, kennenlernen und praktische Erfahrungen darin sammeln. Das Bewegungsfeld, auf das sich die Unterrichtsstunde bezieht, heißt Spielen in und mit Regelstrukturen Sportspiele. Grund dafür ist die Tatsache, dass die koordinativen Fähigkeiten im Fußball und im Hallenhockey trainiert werden. Diese beiden Spiele gehören zu den Torschussspielen, 6

diese wiederum zu den Zielschussspielen, und diese bilden ein Element der Sportspiele. Im Folgenden wird das Bewegungsfeld anhand einer Abbildung genauer erläutert. Abbildung 3: Inhaltsbereich 7 (Rahmenvorgaben Schulsport NRW, 2014, S. 19) Dieses Inhaltsfeld besagt, dass die Heranwachsenden für ein gelingendes mit- und gegeneinander spielen die notwendigen koordinativen Fähigkeiten, spielspezifische Fertigkeiten, Regelkenntnisse sowie soziale Kompetenzen erwerben müssen. Dies rechtfertigt somit die Durchführung der Unterrichtsstunde. 3.3 Pädagogische Perspektive Die in der Unterrichtsstunde berücksichtigte pädagogische Perspektive heißt Die Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern (A). Sie ist eine von sechs Perspektiven, die in den Rahmenvorgaben für den Schulsport für Nordrhein-Westfalen aufgeführt ist (vgl. www.schulentwicklung.nrw.de). Im Rahmen dieser Perspektive soll die Wahrnehmungsfähigkeit verbessert werden, indem möglichst alle Sinne durch verschiedene Aufgaben angesprochen werden (vgl. ebd.). 7

Auf diese Weise können Körpererfahrungen durch verschiedene Bewegungen gemacht werden, wodurch der eigene Körper besser kennengelernt und somit das Bewegungskönnen ausgebaut werden soll (vgl. ebd.). Die anderen Perspektiven sind: Sich körperlich ausdrücken, Bewegungen gestalten (B), Etwas wagen und verantworten (C), Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen (D), Kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen (E) und Gesundheit fördern, Gesundheitsbewusstsein entwickeln (F). Diese sollen in allen Bewegungsfeldern in der Schule angesprochen werden. 3.4 Ziele der Stunde Die Unterrichtsstunde verfolgt mehrere Lernziele. Auf kognitiver Seite sollen die Teilnehmer lernen, was Koordination überhaupt bedeutet, welche Modelle es zur Koordinationsschulung gibt und mit welchen Übungen sie die koordinativen Fähigkeiten trainieren können. Auf motorischer Seite sollen die Teilnehmer ihre sportartspezifischen Fertigkeiten wie Dribbeln, Passen und Schießen in den Übungen trainieren. Auf diese Weise können sie ihre grundlegenden Bewegungen im Fußball und Hallenhockey verbessern und ihre Körpererfahrungen erweitern. Auf der sozialaffektiven Seite sollen sie ihre sozialen Kompetenzen stärken, indem sie einerseits Stationen gemeinsam auf- und abbauen und andererseits als Gruppe an Stationen zusammen agieren und angemessen miteinander Sporttreiben. 4 Voraussetzungen In Kapitel 4.1 wird zunächst die Lerngruppe mit ihren Vorerfahrungen vorgestellt und anschließend werden in Kapitel 4.2 kurz die zur Verfügung stehenden zeitlichen, räumlichen und materiellen Rahmenbedingungen genannt. 4.1 Adressaten / Lerngruppe Die Unterrichtsstunde richtete sich an Sportstudenten im Master. Bei diesen lag ein grundlegendes Verständnis zu Fußball oder Hallenhockey vor, da sie bereits im Bachelor eine Vertiefung in einer der beiden Sportarten hatten. Circa 75 Prozent der 8

Teilnehmer zeichneten sich dabei durch Vorerfahrungen im Fußball aus und somit nur circa 25 Prozent im Hallenhockey. Die Gruppe bestand zudem aus ungefähr gleich vielen Frauen und Männern, die im Alter zwischen 21 bis 27 Jahren waren. Aus diesen Gründen sind wir eher von einer leistungsheterogenen Gruppe ausgegangen. 4.2 Rahmenbedingungen Für die geplante Unterrichtsstunde stand ein Zeitrahmen von 70 Minuten zur Verfügung. Als Räumlichkeit konnte eine ganze Dreifachsporthalle genutzt werden, sodass die einzelnen Stationen des geplanten Stationsbetriebs mit genügend Abstand zueinander aufgebaut werden konnten. Die benötigten Materialien (siehe Anhang Materialliste) waren ausreichend vorhanden. 5 Methodische Überlegungen Das Kennenlernen und Erleben von Koordinationstraining wird in der Praxisphase der Unterrichtsstunde durch die Organisationsform Stationsbetrieb umgesetzt. Alle Stationen zusammen bilden im weiten Sinne einen großen Koordinationsparcour. Da das Thema Koordinationsparcours in der Unterrichtsstunde sowohl im Fußball als auch im Hallenhockey abgedeckt werden soll, enthält der Parcour Stationen zu beiden Torschussspielen. Die Umsetzung des Koordinationstrainings findet auf einem deduktiven Vermittlungsweg statt, da den Teilnehmern an den Stationen klar vorgegeben wird, was sie zu tun haben. 5.1 Begründung des Stationsverfahrens Die Wahl und Festlegung der Vermittlungsmethode Stationsbetrieb wurde aufgrund zweier Aspekte getroffen. Einzelne Stationen bieten die Möglichkeit koordinative Fähigkeiten und Druckbedingungen separat zu thematisieren und zu trainieren. Das soll bezwecken, dass die Teilnehmer in anschließenden Reflexionsphasen die koordinativen Anforderungen und Druckbedingungen reflektieren und somit ein Verständnis dafür bekommen, auf welche Weise sich die koordinativen Fähigkeiten 9

und Druckbedingungen trainieren lassen. Zudem bietet Stationsbetrieb den Vorteil, dass alle Teilnehmer gleichzeitig in Bewegung und somit aktiv sind. 5.2 Planung und Benennung der Übungen mit Begründung der Auswahl Unser Kriterium für die Gestaltung der Stationen war, dass diese sowohl das Vorgehen zur Koordinationsschulung von Hirtz (1985) und Blume als auch das von Neumaier (2003) berücksichtigen. Außerdem legten wir Wert darauf, dass an den Stationen beide Sportarten gleichermaßen vertreten sind, denn das Wort Torschussspiele bezieht sich gleichermaßen auf Fußball und Hallenhockey. Im weiteren Verlauf unserer Überlegungen entschieden wir uns nach dem Modell von Hirtz (1985) und Blume für alle koordinativen Fähigkeiten außer die der Gleichgewichtsfähigkeit. Grund dafür war die Tatsache, dass diese Fähigkeit bei allen Übungen mehr oder weniger mit trainiert wird. Aus dem Modell von Neumaier (2003) entschieden wir uns für die Druckbedingungen Präzisionsdruck, Zeitdruck, Komplexitätsdruck und Belastungsdruck, da diese im Spiel am häufigsten vorkommen und daher besonders geschult werden sollten (vgl. Jansson, 2007). Um die Qualität der Stationen zu erhöhen, gestalteten wir einige so, dass sie mit dem fähigkeitsorientierten und gleichzeitig mit dem aufgaben- und anforderungsorientierten Ansatz zu erklären waren. Wir entschieden uns dazu jeweils drei verschiedene koordinative Fähigkeiten im Hallenhockey und nochmal drei andere koordinative Fähigkeiten im Fußball zu schulen, damit die Teilnehmenden die Vielfalt der koordinativen Fähigkeiten erfahren können. Zur besseren praktischen Umsetzung gliederten wir unseren Koordinationsparcour zudem in einen Individualparcour und einen Gruppenparcour auf. Für diesen Schritt entschieden wir uns aus zwei Gründen. Zum einen empfanden wir es als schwierig, die Orientierungsfähigkeit und die Umstellungsfähigkeit nur mit einer kleinen Anzahl an Personen, circa drei bis vier, zu schulen. Laut Definitionen bezieht sich die Orientierungsfähigkeit auf die Fähigkeit zur Bestimmung und zielangepassten Veränderung der Lage und Bewegung des Körpers im Raum und die Umstellungsfähigkeit meint die Fähigkeit, während eines Handlungsvollzugs das Handlungsprogramm veränderten Umgebungsbedingungen anpassen oder evtl. ein völlig neues und adäquates Handlungsprogramm starten zu können (vgl. Hirtz, 1985). Deshalb sahen wir es als sinnvoll an, diese beiden 10

Fähigkeiten eher mit der gesamten Gruppe und im Spiel zu trainieren. Zum anderen bot sich dieses Vorgehen an, da wir so zwischen den beiden Parcours eine kurze Reflexionsphase einplanen konnten. Nach dem Gruppenparcour war zudem eine abschließende Reflexion vorgesehen. Der Individualparcour bestand somit aus insgesamt vier Stationen, von denen jeweils zwei zu Hallenhockey und zwei zu Fußball waren. An all diesen Stationen stand eine andere koordinative Fähigkeit und Druckbedingung im Mittelpunkt. Die Schulung der koordinativen Fähigkeiten Reaktionsfähigkeit und kinästhetische Differenzierungsfähigkeit ordneten wir dem Fußball zu, da wir uns Übungen überlegten, bei denen auch technische Fertigkeiten wie das Passen oder das Anheben des Balles eine wichtige Rolle für die Koordinationsschulung spielten. Da die Vorerfahrungen im Fußball deutlich größer waren als im Hallenhockey, setzten wir fußballspezifische Fertigkeiten in dieser Sportart eher voraus als im Hallenhockey. Bei den koordinativen Fähigkeiten Rhythmusfähigkeit oder Kopplungsfähigkeit hingegen, die wir der Sportart Hallenhockey zuordneten, überlegten wir uns Übungen, bei denen technische Fertigkeiten nicht zwingend erforderlich waren. Auf diese Weise nahmen wir Rücksicht auf die geringe Vorerfahrung in der Sportart. Unsere Individualparcour-Übungen sind nachfolgend dargestellt und enthalten entsprechende Hinweise darüber, was jeweils gemacht werden sollte. Abbildung 4: Station (Fußball): Reaktionsfähigkeit/ Zeitdruck (individuell) 11

Abbildung 5: Station (Fußball): kinästhetische Differenzierungsfähigkeit/ Präzisionsdruck (individuell) Abbildung 6: Station (Hockey): Rhythmusfähigkeit/ Belastungsdruck (individuell) 12

Abbildung 7: Station (Hockey): Kopplungsfähigkeit/ Komplexitätsdruck (individuell) Der anschließende Gruppenparcour sollte aus folgenden zwei Übungen / Spielen bestehen. Abbildung 8: (Hockey): Orientierungsfähigkeit (Gruppe) 13

Abbildung 9: (Fußball): Umstellungsfähigkeit (Gruppe) 14

6 Unterrichtsverlaufsplan Unterrichtsphase Einstiegsphase 8:15-8:25 Uhr Inhalt -Vorstellung des Stundenthemas und der pädagogischen Perspektive Didaktische Begründung -Thema der Stunde bekannt machen - Transparenz Medien und Hilfsmittel -Beamer Organisationsform -Plenum Übergang Theorie Praxis 8:25-8:30 Uhr Hauptphase Teil 1 8:30-8:55 Uhr Sicherung (Zwischen- Reflexion) 8:55-9:00 Uhr Hauptphase- Teil 2 9:00-9:15 Uhr Abschlussphase (Reflexion) 9:15-9:25 Uhr -Theorie abfragen und erklären -Stationen 1-4 des Individualparcours erklären -Stationsbetrieb, ca. 6min pro Station + anschließendes Abbauen -Welche koordinativen Fähigkeiten bzw. Druckbedingungen wurden an den jeweiligen Stationen angesprochen? -Aufbauen und Erklären -erste Übung: ca. 6min -Spiel ca. 5 min -Abbauen der letzten Spielfelder -Welche koordinativen Fähigkeiten bzw. Druckbedingungen wurden im zweiten Teil angesprochen? -erfahren, wie die Voraussetzungen/ der Wissensstand der Personen sind/ist. -Studenten auf Praxisphase vorbereiten -Studentinnen und Studenten informieren und Übungen demonstrieren -Ausprobieren und Erfahrungen machen in Bezug auf die koordinativen Fähigkeiten -Lernende sollen sich darüber bewusstwerden, auf welche Weise sie ihre Koordination schulen -Ausprobieren und Erfahrungen sammeln -Aufräumen der Halle -abschließende Verbindung Theorie-Praxis - Stoppuhr -Beamer - Stoppuhr -Beamer -Plenum (deduktiv) -Vier Gruppen gleichmäßig an die vier Stationen verteilt -Plenum -Gesamte Gruppe & vier eingeteilte Mannschaften (deduktiv) -Gesamte Gruppe 15

7 Durchführung und Reflexion Der Einstieg in die Unterrichtsstunde begann aufgrund technischer Probleme mit dem Beamer zeitlich verzögert und ohne die geplante Visualisierung durch eine Präsentation. Stattdessen wurde der Einstieg in die Theorie durch das Verteilen von Arbeitsblättern mit den wichtigsten Aspekten zu Koordination gesichert. Für weitere Stunden sollte mitgenommen werden, dass die Technik immer ausfallen kann und man sich über Alternativen Gedanken machen sollte. Zudem sei es empfehlenswert die Technik im Vorhinein einmal auszuprobieren, umso Zeitverluste zu verhindern. Da die grundlegende Theorie trotz verzögertem Beginn nicht weggelassen werden sollte, musste an anderer Stelle Zeit eingespart werden. Dies erfolgte in der Praxisphase beim Stationsbetrieb, indem die Rotationszeit bei den Stationen gekürzt wurde. Vorteil dieses Einholens der Zeit war es, dass die Teilnehmer trotzdem genug Zeit hatten um alle Stationen zu absolvieren und sie keine auslassen mussten. Das Team-Teaching konnte z.b. beim Übergang in die Praxisphase sinnvoll genutzt werden. Während einer von uns noch die restlichen Stationen aufbaute, konnte die andere Person die bereits aufgebauten Stationen erklären. Um Verständnisschwierigkeiten bei der Erklärung der Stationen zu vermeiden und um schnell Klarheit zu schaffen, sollte die Lehrperson während des Erklärens bereits einige Teilnehmer auffordern die Station einmal durchzuführen. Diese exemplarische Demonstration durch Teilnehmer wendeten wir leider nicht an. Für die Zukunft ist das direkte Vormachen lassen einer Übung aber eine gute Möglichkeit um Zeitverzögerungen durch Unklarheiten auf Schülerseite zu verhindern. Die Betreuung der einzelnen Stationen wurde untereinander aufgeteilt, sodass nicht einer alleine alle Stationen und Teilnehmer im Blick haben musste. Des Weiteren bot sich durch das Team-Teaching die Möglichkeit, dass einer von uns kurzzeitig einen fehlenden Teilnehmer bei der Station Reaktionsfähigkeit / Zeitdruck ersetzen konnte. Die Gruppe konnte so die Station ohne Probleme durchführen. Als weiteren Hinweis für die Zukunft bekamen wir in diesem Zusammenhang noch den Tipp, beim Team- Teaching niemals eine längere Zeit zusammenzustehen. 16

Die aufgeführten Punkte zeigen, dass in Bezug auf das Zeitmanagement, die Organisation und das Team-Teaching einige Aspekte gut geklappt haben, jedoch andere noch verbesserungsbedürftig sind. Als Ziel für weitere Unterrichtsstunden ist festzuhalten, die bemängelten Aspekte gezielt durch die einem als Lehrkraft zu Verfügung stehenden Möglichkeiten zu verhindern und Umsetzungen im Unterricht zu reflektieren. 8 Literaturverzeichnis Buschmann, J., Bussmann, H. & Pabst, K. (2009). Koordination im Fußball. Neue Trainingsformen. Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Ellenbeck H. / Rabe J.P. (2006) richtig Hockey - Halle und Feld München: Blv-Verlag (1.Auflage) Hirtz, P. (1985): Koordinative Fähigkeiten im Schulsport. Berlin: Sportverlag. Jansson, R. (2007). Koordinationstraining im Fußball. In H. Mechling & A. Neumaier (Hrsg.), Training der Bewegungskoordination. Köln: Sportverlag Strauß. (1.Auflage) Martin, D., Nicolaus, J., Ostrowski, C. & Rost, K. (1999). Handbuch Kinder- und Jugendtraining. Schorndorf: Hofmann. Neumaier, A. (2003). Koordinatives Anforderungsprofil und Koordinationstraining. Köln: Sport und Buch Strauß. (3.Auflage) Internetquellen - https://www.dfb.de/trainer/d-juniorin/artikel/bedeutung-des-koordinationstrainings- 1695/ (Zugriff am 06.12.2017) - http://gesundpedia.de/koordination_-_koordinative_f%c3%a4higkeiten (Zugriff am 06.12.2017) - http://www.sportunterricht.de/lksport/hirtz.html (Zugriff am 06.12.2017) - https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_si/hs/sp/rahmenvorgab en_schulsport_endfassung.pdf (Zugriff am 07.12.2017) - http://www.sportunterricht.de/lksport/lernmeth.html (Zugriff am 07.12.2017) - http://www.fssport.de/texte/kooneu.pdf (Zugriff am 07.12.2017) 17

9 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Koordinative Fähigkeiten nach Hirtz, ergänzt durch Blume (Seite 4) Abbildung 2: Koordinations-Anforderungs-Regler nach Neumaier (Seite 5) Abbildung 3: Inhaltsbereich 7, Rahmenvorgaben Schulsport NRW, 2014 (Seite 7) Abbildung 4: Station (Fußball): Reaktionsfähigkeit/ Zeitdruck, individuell (Seite 11) Abbildung 5: Station (Fußball): kinästhetische Differenzierungsfähigkeit/ Präzisionsdruck, individuell (Seite 12) Abbildung 6: Station (Hockey): Rhythmusfähigkeit/ Belastungsdruck, individuell (Seite 12) Abbildung 7: Station (Hockey): Kopplungsfähigkeit/ Komplexitätsdruck, individuell (Seite 13) Abbildung 8: (Hockey): Orientierungsfähigkeit, Gruppe (Seite 13) Abbildung 9: (Fußball): Umstellungsfähigkeit, Gruppe (Seite 14) 10 Anhang Materialliste Unterrichtsstunde Koordinationsparcours - 15 Hütchen (3 verschieden farbige dabei) - 7 Kegel - 6 Springseile (oder alternativ 2 Seile die lang genug sind, um eins von der Torlatte bis zum Boden hängen zu lassen und eins, dass man zwischen die beiden Torpfosten hängen kann) - 5 Stangen (zum Aufstellen) - 7 Fußbälle - 2 Volleybälle - 2 Footballs - 2 Softballs - 2 Tennisbälle - Hockey-Schläger und Hockey-Bälle für alle 18

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