Psychosoziales Funktionsniveau und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit Anorexia nervosa - 8 Jahre nach Beginn der Erkrankung



Ähnliche Dokumente
Psychosoziales Funktionsniveau und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit Frühkindlichem Autismus und Asperger-Syndrom

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Das ICD-10 Symptomrating: Validierung der Depressionsskala. Dr. med. Wolfram A. Brandt Dipl.-Psych. Alexander Georgi

DAS MINI-ICF-RATING FÜR AKTIVITÄTS- UND PARTIZIPATIONSSTÖRUNGE N BEI PSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN (MINI-ICF- APP)

Interessenskonflikte

ICF - Mehr als ein Klassifikationssystem? Einführung. H. Amorosa Kiel

Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)

Herforder Psychiatrietage 28. Oktober Vorgeburtliche Einflüsse auf die Gehirnentwicklung. Dipl.-Psych. Angelika Schlotmann

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) e.v. Zur stationären Behandlung anorektischer und bulimischer Essstörungen

Stress, Schlafstörungen, Depressionen und Burn-out. Wie belastet sind wir?

Eigene MC-Fragen Klassifikationssysteme und Diagnostik

Was sind die Gründe, warum die Frau, der Mann, das Paar die Beratungsstelle aufsucht?

Funded by Fonds Gesundes Österreich

Anamnesebogen Seite 1

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit ICF-CY

Anamnesebogen Seite 1

Begutachtungsleitfaden für psychosomatische Erkrankungen in der privaten BU Versicherung


90-minütige Klausur Statistik für Studierende der Kommunikationswissenschaft

Kurzpräsentation: Patientenschulungen Modul: Forschungsfragen und Ethik Dozent: Prof. Dr. Andreas Zieger Referentin: Laura Totzek

Erwachsenen- Psychotherapie

OECD-Indikatoren / Psychische Erkrankungen

Leichte kognitive Beeinträchtigung, Demenz und Depression Leichte kognitive Beeinträchtigung, Demenz und Depression

Almut Zeeck. Essstörungen. Wissen was stimmt

ICD-10 und MAS. Dr. med. Jürg Unger-Köppel Chefarzt KJPD Aargau September Seite 1

Studienergebnisse. Rückfälle bei Essstörungen: Betrachtung von personalen Ressourcen und Risikofaktoren (Eine Katamneseerhebung)

«Die ICF ist ein Klassifikationsinstrument. Sie kann nicht ohne weiteres zur Entwicklungs-, Hilfe- oder Förderplanung eingesetzt werden.

Behandlungsergebnisse von depressiven Patienten

Hat der Patient eine Depression? Dr. Med (UK) Hans-Eric Usher MBBS (Lond.) MRCGP

Patientensicherheit aus Patientensicht

Die schizoide Persönlichkeitsstörung: Abschied von einer Diagnose?

Individualisierte Therapie beim Schwerverletzten

Tag der offenen Tür, 9. Oktober Psychiatrie erleben und verstehen. Depression. erkennen und behandeln. Klaus-Thomas Kronmüller

Das Überleitungsmanagement der postoperativen Akutschmerztherapie von Fraktur-Patienten in die ambulante Weiterbehandlung

Depressive Patienten in der stationären Entwöhnungsbehandlung

ADHS und Berufsförderung. Dr. Eveline Reich-Schulze Ärztl. Leitung Bereich Medizin Berufsförderungswerk Hamburg GmbH

Lebensqualität bei Demenzerkrankung Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg 19. Mai 2008

Strategie 1.1. Positive Einstellung in der Gesellschaft zu Bewegung und Sport durch Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit

Ergebnisse der Ein- und Dreimonats- Katamnese

Geklagte kognitive Beeinträchtigungen bei Depressionen

Mag. Christina Mayr-Pieper, klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, Psychoonkologin, Hypnotherapeutin

Einführung in die Philosophie der ICF-CY

Erschwerte Bedingungen für das Lernen, angemessene Verhalten und die Entwicklung von Sprache

Prügelknabe oder Angstbeißer Zu- Mutungen!?

Für Menschen in einer psychischen Krise in der zweiten Lebenshälfte. Alterspsychiatrie (U3) Psychiatrie

AHG Klinik Schweriner See Klinik für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Suchtmedizin

Palliativtherapie durch den Hausarzt

Medizinisch-Psychosomatische Klinik Bad Bramstedt. Essstörungen Bulimie und Magersucht. K. Schedler Bad Segeberg,

3. Newsletter zur BGW-Studie Führung & Gesundheit in der Sozialwirtschaft (Stand )

Depression und Arbeitsfähigkeit

Belastung durch chronischen Stress

Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) Erläuterungen und Begriffsbestimmungen

Inklusion/Partizipation Management von TeilseinundTeilhabe

Vergleichende Untersuchungen der Sarstedt Blutsenkungssysteme. S-Monovette BSG und S-Sedivette und der Messgeräte Sediplus S 200 und S 2000

M.O.B.I.L.I.S. Bewegt abnehmen mit Unterstützung eines interdisziplinär geschulten Trainer-Ärzte-Teams

WAS TUN BEI ANGST & DEPRESSION? von. Hans Kottke

Heinrich Thomsen Dipl. Psychologe und Psychotherapeut. Karlstr Itzehoe

Beschwerdemanagement. was aus Patientensicht wichtig ist

Technische Universität München. Patienteninformationstag Prostatakrebs. TU München. P. Herschbach Roman-Herzog-Krebszentrum München

Kundenzufriedenheit in der Wasserwirtschaft

GeFüGe Instrument I07 Mitarbeiterbefragung Arbeitsfähigkeit Stand:

Gesundheitsbarometer Verbraucherbefragung zur Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland

Das ICD-Patientenzufriedenheitsbarometer

!Umfrage!zum!deutschen!Mark!für! Persönlichkeitsdiagnostik!

Diagnostik von Angststörungen WS 2007/08 Seminar: Verhaltenstherapie bei Angststörungen Dozentin: Caroline Kuhn Referenten: Sebastian

Medizinische Rehabilitation bei Epilepsie

Internetfrage: Psychotisches Erleben aus der Sicht von Betroffenen

Enuresis und Enkopresis. Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter

I. Allgemeine Angaben zur Person und zum Unternehmen

Theoretische Ausbildung

Psychotherapie und Internet zwei kompatible Systeme? 07. Mai Pressegespräch mit: Dr. Nikolaus Melcop. Dr. Bruno Waldvogel

Arbeitsplatz Schule. Ergebnisse der Onlinebefragung. Wien, 31. März 2008

Psychosen. By Kevin und Oliver

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Ambulante Versorgung psychisch kranker Menschen

Die Interferenz von flexiblen Arbeitszeiten mit der Nutzbarkeit arbeitsfreier Zeit Ein Prädiktor für soziale Beeinträchtigungen

Langzeitergebnisse nach Polytrauma

Nachgefragt! - Welche Perspektive haben Menschen nach einem schweren Schlaganfall?

360 -Feedback im Talent Management (Dr. Ernst Domayer)

Ambulante Psychotherapie in Deutschland aus Sicht der PatientInnen - Versorgungssituation und Ergebnisse

Heike Kubat, MSc Physiotherapeutin, Manualtherapeutin(OMT)

Wie finde ich das richtige Krankenhaus für meine psychische Erkrankung? BPtK veröffentlicht Checkliste für Psychiatrie und Psychosomatik

Klinisch-Therapeutisches Institut Hamburg

Der Schmerz. 7. Kongress für Allgemeinmedizin in Südtirol. erkennen verstehen - behandeln. 13. Mai 2011 Bozen

Test: Wie sehr wird Ihr Lebensalltag durch den Schmerz bestimmt?

Demenz. Erste Ergebnisse der NFP 67-Studie zum Lebensende mit fortgeschrittener Demenz. Dr. Heike Geschwindner

Auf dem Weg zur Professionalisierung der Physiotherapie - Die ICF als integraler Bestandteil in der Ausbildung zum Physiotherapeuten in Deutschland

Psychotherapeutische Leistungen

Fact Sheet. Hören und Schwerhörigkeit Daten, Fakten und Zahlen

Ihr Mandant möchte einen neuen Gesellschafter aufnehmen. In welcher Höhe wäre eine Vergütung inklusive Tantieme steuerrechtlich zulässig?

Antidiskriminierung und Chancengleicheit

Industrie 4.0 in Deutschland

RESULTATE DER BEVÖLKERUNGSUMFRAGE ZUR WAHRNEHMUNG DER PSYCHIATRIE MEDIENKONFERENZ VOM 30. SEPTEMBER 2014

Rehapotential erkennen am Beispiel der Interdisziplinären Schmerzsprechstunde der Klinik Adelheid (ISS)

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Integritätsentschädigung gemäss UVG

Rehabilitandenbefragung

Transkript:

Psychosoziales Funktionsniveau und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit Anorexia nervosa - 8 Jahre nach Beginn der Erkrankung Heiser P, Fleischhaker C, Schultheiß N, Rauh R, Biscaldi-Schäfer M, Sixt B, Hennighausen K, Schulz E Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Universitätsklinikum Freiburg

Studienpopulation: Einschlusskriterien Nachuntersuchung von 50 Patienten mit Anorexia nervosa (ICD-10: F50.0 and F50.01), die zwischen dem 20.10.1997 und 19.10.2001 erstmals stationär in Freiburg behandelt wurden. Diagnostik zur Überprüfung der Diagnose: Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV (SKID) (Wittchen et al. 1997) Strukturiertes Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen nach DSM-IV und ICD-10 (SIAB-EX) (Fichter et al. 1998) Gründliche Durchsicht der Akten Bestätigung von 94% der Diagnosen ( n = 47)

Von der Studienpopulation zur Stichprobe Wahrscheinliche Diagnose einer Anorexia nervosa (n = 50 ) Überprüfte Diagnose nach Interview oder Aktendurchsicht (n = 47 100 %) Erfolgreich nach verfolgte Patienten (n = 47 100 %) Einverständnis und Fähigkeit zur Teilnahme (n = 35 74 %) Komplette Teilnahme Interview und Fragebögen (n = 34 72 %)

Stichprobenbeschreibung (n = 34) 32 weibliche (94 %) and 2 männliche (6 %) Personen Eine Patientin hatte ein Kind, eine andere zwei Keiner der Studienteilnehmer war verheiratet Alter bei [Jahre] Mittelwert Spannbreite Std. Abw. Beginn der Anorexia nervosa 14.0 12.0 17.0 1.3 Erste stationäre Aufnahme 15.4 13.4 17.5 1.2 Nachuntersuchung 22.5 19.3 25.7 1.6 Zeitintervall der [Jahre] Mittelwert Spannbreite Std. Abw. 1. Behandlung Freiburg 0.4 (~20 Wo) 0.1 (~5 Wo) 0.2 Untersuchung (Entlassung Interview) 6.7 5.2 8.7 0.9 Untersuchung (Beginn Interview) 8.5 6.4 11.0 1.2

Ergebnis und Vergleich (I) Vergleich mit der Marburger Follow-up Studie: 34 Patienten (29 weibliche, 5 männliche) mit der Diagnose einer Anorexia nervosa 3 und 7 Jahre nach Behandlung (Diss. Carola Bartels, 1998) Aktuelle Diagnose einer Essstörung nach ICD-10 und DSM-IV Studie Anorexia Bulimia EDNOS (*) Freiburger Studie (n=34) 3 (9%) 3 (9%) 6 (18%) Marburg: 7-Jahre (n=34) 1 (3%) 4 (12%) 10 (29%) Marburg: 3-Jahre (n=34) 5 (15%) 3 (9%) 10 (29%) *) Eating disorder not otherwise specified (EDNOS), einschließlich Binge eating disorder nach DSM-IV

Kriterien für das Ergebnis Messinstrument zur Erfassung des längerfristigen Verlaufs von Anorexia nervosa Morgan und Russell Skala (0 (schlecht) 12 (gut)) A. Ernährung (A1. Nahrungsaufnahme; A2. Körperschema; A3. Körpergewicht) B. Regelstatus C. Psychischer Status D. Psycho-sexueller Status (D1. Einstellung; D2. Ziele; D3. sexuelles Verhalten; D4. Einstellung zur Menstruation) E. Sozialer Status (E1. Beziehung zur Familie; E2. Unabhängigkeit von der Familie; E3. persönliche Kontakte; E4. soziale Aktivitäten; E5. Beschäftigung)

Ergebnis und Vergleich (II) Morgan und Russell Skala (Morgan et al. 1988, deutsche Übersetzung von Herzog, 1989) Studie MW Breite Std. Abw. Freiburger Studie (n = 34) 9,48 2,9 12,0 2,79 Marburg: 7-Jahre (n = 34) 9,28 1,2 12,0 2,76 Marburg: 3-Jahre (n = 34) 8,35 1,9 12,0 2,55

Weitere Testverfahren Experten-Einschätzung: SKID-I und SKID-II (Wittchen et al. 1997) Interview zum Langzeitverlauf der Anorexia nervosa (Diss. C. Wewetzer, 1990) Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) für Patienten mit Anorexia nervosa (WHO) Selbst-Einschätzung: Symptom Checklist SCL-90-R (Derogatis et al. 1974) SIAB-S (Fichter et al. 2000) WHOQOL-BREF (WHOQOL Group, 1998) (WHO-Instrumente zur internationalen Erfassung von Lebensqualität)

The WHO Quality of Life-Questionnaire (WHOQOL-BREF) Instrument zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität 24 Items auf 4 Subskalen: Physisches Wohlbefinden: Schmerzen, Schlaf, Arbeitsfähigkeit, Alltagsfunktion, Energie Psychisches Wohlbefinden: Leben genießen, negative Gefühle, Zufriedenheit, Konzentration Soziale Beziehungen: Zufriedenheit mit persönlichen Beziehungen, Sexualität, Unterstützung Umwelt: Alltagssicherheit, Finanzen, Information, Freizeit, Wohnen, Gesundheitsversorgung 2 globale Items: Zufriedenheit mit Gesundheit, LQ insgesamt Universelle Vergleichsmöglichkeiten, hohe interne Konsistenz, kurze Bearbeitungszeit Gute Diskriminierung zwischen verschiedenen Qualitäten von Behinderung (Angermeyer et al. 2000)

Core-Set Subskalen für KJP-Störungen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Körperfunktion Körperstruktur = gesunde Person > gesunde Person öfter sehr oft Aktivitäten Teilhabe

Core-Set Körperfunktionen für KJP-Störungen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Mental Sensorisch Stimme-Sprache kardio-vaskulär Verdauung urogenital = gesunde Person > gesunde Person öfter sehr oft Bewegung Haut

Core-Set Körperstruktur für KJP-Störungen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Nerven-S. Auge-Ohr Stimme-Sprache kardio-vaskulär Verdauung urogenital = gesunde Person > gesunde Person öfter sehr oft Bewegung Haut

Core-Set Aktivitäten/Teilhabe für KJP-Störungen 0% 20% 40% 60% 80% 100% Lernen Allgemeine Aufgaben Kommunikation Mobilität Selbstversorgung Häusliches Leben = gesunde Person > gesunde Person öfter sehr oft Interaktionen Bedeutende Lebensereignisse Gemeinschafts-, soziales Leben

Publikationen zu Lebensqualität und ICF bei AN Development of the Eating Disorders Quality of Life Scale (EDQLS) (Adair et al. 2007) Quality of life and eating disorders (de la Rie et al. 2007 and 2005, Abraham et al. 2006, Mond et al. 2005) ICF-Core Set in der Rehabilitation psychisch erkrankter und behinderter Menschen (Grundmann et al. 2005) ICF Core Sets for depression (Cieza et al. 2004) Nur einige wenige Publikationen Keine zu ICF und Essstörungen / Anorexia nervosa

Empfohlene Ausgeglichenheit des ICF um Korrelationen mit der Morgan und Russell Skala zu berechnen a) Körperfunktion und -struktur b126 Temperament und Persönlichkeit b130 Psychische Energie und Antrieb b134 Schlaf b152 Emotionale Funktionen b180 Selbst- und Zeitwahrnehmung (Körperschema) b530 Aufrechterhaltung des Körpergewichts b640 Sexuelle Funktionen b650 Menstruation b) Aktivität und Teilhabe d230 Tägliche Routine durchführen d240 Mit Stress und Anforderungen umgehen d570 Auf seine Gesundheit achten d750 Informelle soziale Beziehungen d760 Familienbeziehungen d770 Intime Beziehungen Mentale Funktionen = 25 % Anorexia-spezifische Symptome = 25 % Anforderungen/Selbstversorgung = 25 % Interpersonelle Interaktionen = 25 %

Empfohlene Ausgeglichenheit des ICF um Korrelationen mit der Morgan und Russell Skala zu berechnen Umweltfaktoren Unterstützung und Beziehung e310 Engster Familienkreis e320 Freunde e355 Fachleute der Gesundheitsberufe Unterstützung und Beziehung = 50 % Einstellungen e410 Individuelle Einstellungen der Mitglieder des engsten Familienkreises e420 Individuelle Einstellungen von Freunden e450 Individuelle Einstellungen von Fachleuten der Gesundheitsberufe Einstellungen = 50 %

Die ausgeprägtesten Items Aktivität und Teilhabe Stärkste Beeinträchtigung Kategorie Median MW 1. Körperschema 1.0 1.3 2. Vertrauen 1.0 1.2 3. Emotionale Funktionen 1.0 1.2 4. Sexuelle Funktionen 1.0 1.1 5. Menstruation 1.0 1.1 Beurteilungsmerkmal Prozent 0 Problem nicht vorhanden 0 4 1 Problem leicht ausgeprägt 5 24 2 Problem mäßig ausgeprägt 25 49 3 Problem erheb. ausgeprägt 50 95 4 Problem voll ausgeprägt 96 100 Kategorie Median MW 5. Familienbeziehungen 0.0 0.6 4. Gewissenhaftigkeit 0.0 0.3 3. Vertrauen und Zuverlässigk. 0.0 0.2 2. Tägliche Routine 0.0 0.2 1. Sucht 0.0 0.2 Geringste Beeinträchtigung

Die ausgeprägtesten Items - Umweltfaktoren Stärkster Förderfaktor Skala Prozent Kategorie Median MW Engster Familienkreis 3.0 2.9 Freunde 3.0 2.7 Fachleute der Gesundheitsberufe 2.0 2.1 Einstellung von Freunden 2.0 1.5 Einstellung zu Gesundheitsberufen 2.0 1.1 Einstellung zur engsten Familie 0.0 0.3 Stärkste Barriere + 4 Förderfaktor voll 96 100 + 3 Förderfaktor erheblich 50 95 + 2 Förderfaktor mäßig 25 49 + 1 Förderfaktor leicht 5 24 0 Förderfaktor/Barriere nicht vorhanden 0 4-1 Barriere leicht 5 24-2 Barriere mäßig 25 49-3 Barriere erheblich 50 95-4 Barriere voll 96 100

Köperfunktionen Mentale Funktionen 100% 80% 60% 40% 20% 0% Temperament und Persönlichkeit Energie und Antrieb Schlaf Emotionale Funktionen Ausprägung nicht vorhanden leicht mäßig erheblich voll

Körperfunktionen Anorexia-spezifische Funktionen 100% 80% 60% 40% 20% 0% Körperschema BMI konstant Sexuelle Funktionen Menstruation Ausprägung nicht vorhanden leicht mäßig erheblich voll

Aktivität und Teilhabe Anforderungen und Selbstversorgung 100% 80% 60% 40% 20% 0% Tägliche Routine Mit Anforderungen umgehen Auf Gesundheit achten Ausprägung nicht vorhanden leicht mäßig erheblich voll

Aktivität und Teilhabe Interpersonelle Interaktionen 100% 80% 60% 40% 20% 0% Informelle soziale Beziehungen Familienbeziehungen Intime Beziehungen Ausprägung nicht vorhanden leicht mäßig erheblich voll

WHOQOL-BREF Klare Beeinträchtigung der Lebensqualität innerhalb der Studienpopulation verglichen mit einer deutschen Normstichprobe (schwarz) Insgesamt bessere Ergebnisse der Studienpopulation verglichen mit stationär behandelten psychiatrisch Patienten und z. T. bessere Ergebnisse als somatisch erkrankte Patienten Wert [Min: 0 - Max: 100] 80 70 60 50 40 80 70 60 50 40 Wert [Min: 0 - Max: 100] 30 Freiburger Studie (n=34) deutsche Stichprobe (n=2073) stationär somatisch (n=261) stationär psychiatrisch (n=98) 30 20 Physisch Psychisch Sozial Umwelt Global 20

Lebensqualität vs. Morgan und Russell Skala Lineare Relation zwischen globaler Lebensqualität und Schweregrad der anorektischen Symptome Klarer obere Grenze für Lebensqualität bei Patienten mit schlechtem Therapieergebnis Signifikante Pearsonsche Korrelation r = 0.7, p <.0001 WHOQOL-BREF: Global [Min: 0 - Max: 100] 100 90 80 70 60 50 40 30 20 100 90 80 70 60 50 40 30 20 WHOQOL-BREF: Global [Min: 0 - Max: 100] 10 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Gesamt- Ergebnis Morgan-Russell Skala mrs_gos 1: Goo 2: Mid 3: Poo gut mittel schlecht 0

ICF-Gesamtergebnis vs. Morgan und Russell Skala Hoch-signifikante Pearsonsche Korrelation 4 3 r = -0.9, p <.0001 ICF-Gesamt 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Morgan-Russell Skala

ICF-Mentale Funktionen vs. Morgan und Russell Skala Hoch-signifikante Pearsonsche Korrelation 4 3 r = -0.9, p <.0001 ICF-Mentale Funktionen 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Morgan-Russell Skala

ICF-Umweltfaktoren vs. Morgan und Russell Skala Mittlere Pearsonsche Korrelation 4 3 r = 0.6, p <.0001 2 1 ICF-Umweltfaktoren 0-1 -2-3 -4 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Morgan-Russell Skala

Zusammenfassung Studie zeigt Zusammenhang zwischen Krankheitsentität, Lebensqualität und psychosozialen Funktionen bei der Anorexia nervosa Studie ist repräsentativ für eine Subpopulation mit eher stark ausgeprägter Anorexia nervosa und die Verlaufsergebnisse sind ähnlich wie in vergleichbaren Studien. Die weiter bestehende Diagnose einer Essstörung geht einher mit starken Beeinträchtigungen der emotionalen und psychosozialen Funktionen. Eine signifikante Korrelation zwischen dem Ergebnis der Morgan und Russel Skala und der subjektiven Einschätzung der Lebensqualität konnte gezeigt werden. 8 Jahre nach Beginn einer Anorexia nervosa haben einige Patienten Beeinträchtigungen im Bereich mentale Funktionen (z.b. Vertrauen, emotionalen Funktionen wie Angemessenheit der Emotion, affektive Kontrolle und Schwingungsfähigkeit), Sexualität und Menstruation.

Ausblick Statische Evaluation und Identifikation ggf. weiterer Items (s. Weigl et al. (2004) Identification of relevant ICF categories in patients with chronic health conditions: a Delphi exercise) Ist es möglich weitere Vorhersageparameter anhand der ICF zu etablieren?. Kann durch ICF die Therapie der Anorexia nervosa verbessert werden?