innovation zweite säule Fiduciary Management eine Alternative zur Sammeleinrichtung Nachklang zum BVG-Apèro vom 7. März 2011 im Käfigturm Bern
Zweck des BVG-Apèro war. Fiduciary Management als ein in der Schweiz noch wenig bekanntes Phänomen der Berufsvorsorge zu erklären, d.h. den diesbezüglichen Nutzen und die damit verbundenen Probleme und Kosten zu erkennen. Vorschläge zu diskutieren, ob diesbezüglich neue Regeln notwendig sind und ob, bzw. wie die in Vorbereitung befindliche Strukturreform dem Aspekt des Fiduciary Management Rechnung trägt.
Was ist Fiduciary Management eigentlich? Fiduciary kommt von Fiducia (l.), Anvertrauen und Management bezieht sich auf die operative Durchführung eines Auftrages. Fiduciary Management Standards wurden im US-Pensionssystem im Jahr 1830 durch den Suprême Court aus dem US-Trust Law entwickelt und seit 1974 (ERISA) anhand spezifischer Kriterien durch die Judikatur (case law), unter Einbezug der Forschung, weiter entwickelt. Nach schweizerischem Recht geht es beim FM nicht wie in den USA - nur um die Kapitalanlage, sondern generell um die Durchführung übertragener Aufgaben nach den Regeln des Auftrags- und Berufsvorsorgerechts über die Sorgfaltspflicht und die Verantwortlichkeit. Fiduciary Management ist somit ein spezifischer Aspekt des Outsourcing.
Beurteilung des FM im CH-System Die Vorsorgeeinrichtung (VE) kann ihre operative, nicht aber ihre strategischen Aufgabe und Verantwortung Dritten übertragen. Die VE hat eine dem Vorsorgezweck entsprechende Strategie zu beschliessen, deren Umsetzung zu überwachen, bei Verletzung dieser Strategie einzuschreiten und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. Die VE ist im Rahmen des FM in folgenden drei Sorgfaltsbereichen verpflichtet: bezüglich der Auswahl der FM-Gesellschaft (cura in eligendo) betreffend Instruktion der Beauftragten (cura in instruendo) hinsichtlich Überwachung der Umsetzung (cura in custodiendo)
Rechtsstrukturen der Berufsvorsorge (vereinfacht) AB STB REV PKE SIFO VE LVG B/AM AS AG AN
Rechtsstrukturen der Berufsvorsorge bei FM AB STB REV PKE SIFO Faktische Strukturen VE LVG B/AM FM AS AG AN
Erwartungen an das Fiduciary Management Kann das Fiducuary Management-Modell die Qualität und die Sicherheit der beruflichen Vorsorge für die Versicherten erhöhen? Kann das FM die Durchführung der beruflichen Vorsorge vereinfachen oder gar günstiger machen? Kann durch das Fiduciary-Konzept die Kostentransparenz in der 2. Säule verbessert werden.
Problemfelder des FM Wird durch die Verschiebung der operativen Tätigkeit von der Vorsorgeeinrichtung auf ein anderes Unternehmen die Kommunikation zu den Versicherten erschwert? Braucht es für ein gutes Fiduciary Management den Nachweis entsprechender Fähigkeiten, wie dies sinn- und sachgemäss für Revisoren und PK- Experten der Fall ist?
Beispiele des Fiduciary Management Schweiz (Präsentationen von je 10-15 ) AVADIS, Siehe Beilage 1 SWISSCANTO, Siehe Beilage 2 GEWOS, Siehe Beilage 3 Primanet, Siehe Beilage 4 PFS, Siehe Beilage 5 USA, Siehe Beilage 6
Akzente der FM-Modelle in der Schweiz Avadis AG: Full Service, integrierte Dienstleistung für sämtliche Durchführungsbereiche der beruflichen Vorsorge PFS AG: Wie Avadis, aber keine Anlagen Swisscanto AG: Auf die Bedürfnisse und Wünsche der einzelnen Vorsorgeeinrichtungen zugeschnitte Dienstleistung Primanet AG: Wie Swisscanto GEWOS AG: Ausschliesslich Beratung, Vermittlung, Betreuung, Ausbildung von Stiftungsräten etc.
Charakteristikum des FM-Modells in den USA Träger der beruflichen Vorsorge sind im Leistungsprimat ausschliesslich die Arbeitgeber Gegenstand des FM-Konzepts ist das Leistungsprimat Das FM-Konzept wird nur bezüglich des Outsourcing des institutional investments praktiziert. Motiv für das FM-Konzept ist die transparentere und effizientere Kapitalanlage, dies unter Anwendung spezifischer fiduciary standards gemäss US-trust law bzw. ERISA (siehe W. Nussbaum, Das System der beruflichen Vorsorge in den USA, Haupt Bern 1999)
FM-Modelle in USA und in den NL Zur Beurteilung des in den USA regulierten und praktizierten FM ist v.a. die Struktur des Pensionssystems zu berücksichtigen, wonach der Arbeitgeber selber Vorsorgeträger ist und nicht wie in der CH einer Vorsorgeeinrichtung angeschlossen wird. In Europa wurde vor allem in den NL, zuerst durch Versicherungen, dann durch Pension Funds das FM-Modell eingeführt. Heute sind 75% des Pension Fund Vermögens in den NL nach dem FM-Konzept investiert (siehe Anton van Nunen, Fiduciary Management). Derzeit findet allerdings in den NL eine Auseinandersetzung der Fachleute mit der zuständigen Aufsichtsbehörde De Nederlandsche Bank über den Geltungsbereich des Fiduciary Management-Konzepts statt, vgl. dazu IPE, Investment & Pensions Europe v. 24. 2. 2011.
Fazit und Fragen Das Fiduciary Management-Konzept ist für kleinere und mittelgrosse Arbeitgeber insofern eine Alternative zum Anschluss an eine Sammelvorsorgeeinrichtung,als eine eigene VE und die damit verbundene Autonomie der Strategie beibehalten, die schwierige Durchführung einer professionellen Unternehmung anvertraut werden kann. FM ist ein besonderes Konzept des Outsourcing operativer Aufgaben von Vorsorgeeinrichtungen an Dritte nach bestimmten Kriterien der Sorgfaltspflicht im Rahmen des Auftrags- und des Berufsvorsorgerechts. FM - Outsourcing kann integral, d.h. hinsichtlich aller operativer Aufgaben einer Vorsorgeeinrichtung (Avadis) oder nur bezüglich eines Teils (PFS, Swisscanto oder Primanet) vorliegen. Es kann auch bloss Akteure in ihrer Arbeit unterstützen(gewos). FM kann die Qualität der Durchführung der Berufsvorsorge durch Professionalität erhöhen. Offen bleibt die Antwort auf die Frage des Kosten/Nutzen-Verhältnisses. Es stellt sich ferner die Frage, ob rechtliche Qualitätsvoraussetzungen für das FM erforderlich sind, wie dies für Pensionskassenexperte und Revisionsstelle der Fall ist.
Beilagen 1 Avadis Vorsorge AG 2 Swisscanto Vorsorge AG 3 GEWOS AG 4 Primanet AG 5 PFS AG 6 Fiduciary Management in the US-Pension System