Verbessert Bildung den Gesundheitszustand? Ergebnisse für die Bildungsexpansion in West-Deutschland Hendrik Jürges, MEA Steffen Reinhold, MEA Martin Salm, Universität Tilburg Siebte Jahreskonferenz des MEA Mannheim Research Institute for the Economics of Aging Mannheim, 27. November 2008 www.mea.uni-mannheim.de
Überblick 1. Erklärungsansätze für den Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit 2. Wie schätzt man kausale Effekte? 3. Beschreibung der Datengrundlage 4. Korrelationsanalyse 5. Kausalanalyse 2
Mögliche Erklärungen für den positiven Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit Bildung verbessert Gesundheit Direkt: Verhaltensänderung (z.b. Rauchverhalten) Indirekt: Höheres Einkommen, mehr Autonomie Selbstselektion Zeitpräferenz: Menschen mit starker Gegenwartspräferenz rauchen viel und investieren wenig in Bildung Gesundheit hat einen Einfluss auf Bildung Chronische Krankheiten führen zu Fehlzeiten in der Schule. 3
Wie kann man den kausalen Effekt von Bildung schätzen? Echtes Experiment ideal, aber undurchführbar Zuteilung in die Kontrollgruppe rein zufällig bei klinischer Studie Bricht Korrelation zwischen persönlichen Merkmalen und Schulbildung Stattdessen natürliches Experiment oder Instrumentenvariablenansatz (IV) Bildungsexpansion in West-Deutschland Variation in Bildungschancen für Personen in unterschiedlichen Bundesländern und Geburtskohorten Instrument bricht enge Korrelation zwischen Schulbildung und persönlichen Merkmalen 4
Identifikation des kausalen Effekts Bildung verändert Verhalten Bildung Gesundheit Chronische Krankheit führt zu Fehlzeiten Kein direkter Einfluss! Bildungspolitik 5
Bildungsexpansion in West-Deutschland Anteil mit Abitur an der Gesamtbevölkerung der Bundesländer 0.2.4.6 1930 1940 1950 1960 1970 1980 Geburtsjahr Hamburg Bayern Hessen Quelle: Eigene Berechnungen mit Mikrozensus. 6
Datenquelle Mikrozensus 1999, 2002, 2003 1% Stichprobe der deutschen Bevölkerung Gesundheitszustand für eine 0.45% Stichprobe (Alter 16-65) Gesundheitsverhalten in Mikrozensus 1999 und 2003 Chronische Krankheiten in Mikrozensus 2002 1999 und 2003 werden zusammen analysiert Restriktionen: Alter: 21-65 Jahre In Deutschland geboren Beschränkung auf die alten Bundesländer Schätzung der Bildungsexpansion auf Basis des Mikrozensus 1999 und 2003 für Bundesländer-Geburtskohorten 7
Korrelation zwischen Bildung und Rauchen 70% 60% Zur Zeit Raucher? Jemals geraucht? Aufgehört zu rauchen? 50% 40% 30% 20% 10% 0% Alle Frauen Frauen mit Abitur Alle Männer Männer mit Abitur Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Mikrozensus. 8
Korrelation zwischen Bildung und Gewichtsproblemen 60% 50% Übergewicht Adipositas 40% 30% 20% 10% 0% Alle Frauen Frauen mit Abitur Alle Männer Männer mit Abitur Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Mikrozensus. 9
Korrelation zwischen Bildung und chronischen Gesundheitsproblemen 16% 14% 12% Chronisch krank mit Einschränkungen der Art der Arbeit mit Einschränkungen des Umfangs der Arbeit 10% 8% 6% 4% 2% 0% Alle Frauen Frauen mit Abitur Alle Männer Männer mit Abitur Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Mikrozensus. 10
Kausalanalyse mit IV Ansatz Rauchverhalten Kausaleffekt stärker als in reiner Korrelationsanalyse Besonders starker Effekt für das Aufhören Gewichtsprobleme Kein kausaler Zusammenhang feststellbar Chronische Krankheiten Kein kausaler Zusammenhang feststellbar Aber möglicherweise zu große Schätzungenauigkeit 11
Zusammenfassung und Ausblick Starke Korrelation zwischen Bildung und guter Gesundheit Dieser Zusammenhang ist auch kausal für Rauchverhalten Bildungspolitik hat bedeutende Nebeneffekte auch für Gesundheitspolitik! Benötigen besseres Verständnis, warum Bildung Gesundheitsverhalten ändert Information Wissen 12
Vielen Dank! Wir freuen uns über Kommentare reinhold@mea.uni-mannheim.de 13