Verbessert Bildung den Gesundheitszustand? Ergebnisse für die Bildungsexpansion in West-Deutschland



Ähnliche Dokumente
Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung 2012

Gibt es einen Mickey Mantle Effekt?

Experiment vs. Beobachtungsstudie. Randomisiertes, kontrolliertes Experiment

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Abitur 2007 Mathematik GK Stochastik Aufgabe C1

Kritische Lebensereignisse und Gesundheit im Alter

MIGRATIONSHINTERGRUND

Die Altersabhängigkeit des Scheidungsrisikos

Flüchtlingskinder in Deutschland Eine Studie von infratest dimap im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes e.v.

Meinungen zum Nichtraucherschutzgesetz

Die Deutschen im Frühjahr 2008

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Vergleichsportal-Kompass 1.0 Repräsentative GfK-Umfrage im Auftrag von CHECK24.de zur Nutzung von Vergleichsportalen

Eine Bürokratiekostenfolgenabschätzung zum zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Hinblick auf die Einführung einer Gleitzone

Fast jeder zweite Deutsche würde gerne abnehmen

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Arbeitsmarktberichterstattung, Juni Der Arbeitsmarkt in Deutschland Menschen mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Industrie 4.0 in Deutschland

allensbacher berichte

Vorgestellt von Hans-Dieter Stubben

Lehrerbefragung Kostenlose Bildungsmedien online (Abstract, 9. Oktober 2013)

ikk-classic.de Gesetzliches Krankengeld für Selbstständige Kein Zusatzbeitrag 2010 Da fühl ich mich gut.

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

Online Banking. Nutzung von Online Banking. Ergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Auftrag des Bankenverbandes April 2011

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020

Abituraufgabe zur Stochastik, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Die Nachfrage nach Lebensversicherungen

Was sind die Gründe, warum die Frau, der Mann, das Paar die Beratungsstelle aufsucht?

Melanie Kaspar, Prof. Dr. B. Grabowski 1

Korrelation (II) Korrelation und Kausalität

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Vorsorgetrends 2012 Österreich

Gesunde Mitarbeiter schaffen erfolgreiche Unternehmen.

2. Gesundheitsfinanzierung

90-minütige Klausur Statistik für Studierende der Kommunikationswissenschaft

Umfrage BKK Umfrage Themen: Chronisch Kranke Krankenhausversorgung. Erhebungszeitraum: Juli 2015

13 Öffentliche Güter

Rauchfreies Krankenhaus Ein Gewinn für alle.

Struktur der Transplantationen in Deutschland in den Jahren 2004 und 2005

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

ALEMÃO. Text 1. Lernen, lernen, lernen

CHECK24 Autofinanzierungsanalyse. Bundesländer und Berufsgruppen im Vergleich

Auswirkung der neuen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts auf Urlaubsund Urlaubsabgeltungsansprüche von Langzeiterkrankten.

Software Project Bidding. Éger István N5NLP3

Betriebswirtschaftliches Beratungstool für Steuerberater Ziele, Inhalte und Struktur

CHECK24-Kreditkartenstudie. Indizes und Auswertungen nach - Altersgruppe - Kreditkartentyp und -marke - Bundesland - und Geschlecht

Abschlussklausur am 12. Juli 2004

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Gute Pflege kostet viel Geld Die Absicherung der individuellen Pflegelücke mit Pflegevorsorge Flex-U.

Commitment von High Potentials

Grundbegriffe der Informatik

Statuten in leichter Sprache

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Übersicht Verständnisfragen

MÜNCHENER VEREIN Versicherungsgruppe. Ergebnisse der GfK Pflegeumfrage April 2011

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Auswertung des Einflusses einer Hypoglykämie

!Umfrage!zum!deutschen!Mark!für! Persönlichkeitsdiagnostik!

1. Wie viel Zinsen bekommt man, wenn man 7000,00 1 Jahr lang mit 6 % anlegt?

FORMBLATT für die BESCHREIBUNG GUTER PRAXIS

360 -Feedback im Talent Management (Dr. Ernst Domayer)

Also kann nur A ist roter Südler und B ist grüner Nordler gelten.

Statistische Auswertung:

Der DIA Deutschland-Trend-Vorsorge

erster Hauptsatz der Thermodynamik,

Zusatzmodul Lagerverwaltung

Sozioökonomische Situation von Erwerbsminderungsrentnern

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Medikalisierung oder Kompression? Wie die demographische Entwicklung auf die Krankenversicherung wirkt?

Rauchen und Aussiedler: mitgebrachte Risiken oder Anpassung an die deutsche Allgemeinbevölkerung?

FINANZWISSEN UND VORSORGEPRAXIS

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Orientierungstest für angehende Industriemeister. Vorbereitungskurs Mathematik

Auslotung der Gefühle & Wünsche von Eltern und SchülerInnen zum Schuljahr 2011/2012

Programm 4: Arbeiten mit thematischen Karten

Abbildung 1: Berufsbildende Schulformen und die Fachhochschulreife trugen wesentlich zum Anstieg der Studienberechtigtenquote bei

Planen mit mathematischen Modellen 00844: Computergestützte Optimierung. Autor: Dr. Heinz Peter Reidmacher

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Das Recht auf gesundheitliche Versorgung ein Menschenrecht!

Der DIA Deutschland-Trend-Vorsorge

Eine Kurzanleitung in 10 Schritten

Internetnutzung nach Nutzungsart (Teil 1) 1)

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Schritt für Schritt zur Krankenstandsstatistik

Präventionsbausteine mit Schulen Auswertung AOK PLUS Gesundheitsförderung 2014

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Objektorientierte Programmierung für Anfänger am Beispiel PHP

Angst vor Krankheiten

Stress, Schlafstörungen, Depressionen und Burn-out. Wie belastet sind wir?

Gebärmutterhalskrebs

Einführung Kurs «Regionales Netzwerkmanagement und Kommunikation» Jürg Inderbitzin

Was ist clevere Altersvorsorge?

Führung und Gesundheit. Wie Führungskräfte die Gesundheit der Mitarbeiter fördern können

Transkript:

Verbessert Bildung den Gesundheitszustand? Ergebnisse für die Bildungsexpansion in West-Deutschland Hendrik Jürges, MEA Steffen Reinhold, MEA Martin Salm, Universität Tilburg Siebte Jahreskonferenz des MEA Mannheim Research Institute for the Economics of Aging Mannheim, 27. November 2008 www.mea.uni-mannheim.de

Überblick 1. Erklärungsansätze für den Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit 2. Wie schätzt man kausale Effekte? 3. Beschreibung der Datengrundlage 4. Korrelationsanalyse 5. Kausalanalyse 2

Mögliche Erklärungen für den positiven Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit Bildung verbessert Gesundheit Direkt: Verhaltensänderung (z.b. Rauchverhalten) Indirekt: Höheres Einkommen, mehr Autonomie Selbstselektion Zeitpräferenz: Menschen mit starker Gegenwartspräferenz rauchen viel und investieren wenig in Bildung Gesundheit hat einen Einfluss auf Bildung Chronische Krankheiten führen zu Fehlzeiten in der Schule. 3

Wie kann man den kausalen Effekt von Bildung schätzen? Echtes Experiment ideal, aber undurchführbar Zuteilung in die Kontrollgruppe rein zufällig bei klinischer Studie Bricht Korrelation zwischen persönlichen Merkmalen und Schulbildung Stattdessen natürliches Experiment oder Instrumentenvariablenansatz (IV) Bildungsexpansion in West-Deutschland Variation in Bildungschancen für Personen in unterschiedlichen Bundesländern und Geburtskohorten Instrument bricht enge Korrelation zwischen Schulbildung und persönlichen Merkmalen 4

Identifikation des kausalen Effekts Bildung verändert Verhalten Bildung Gesundheit Chronische Krankheit führt zu Fehlzeiten Kein direkter Einfluss! Bildungspolitik 5

Bildungsexpansion in West-Deutschland Anteil mit Abitur an der Gesamtbevölkerung der Bundesländer 0.2.4.6 1930 1940 1950 1960 1970 1980 Geburtsjahr Hamburg Bayern Hessen Quelle: Eigene Berechnungen mit Mikrozensus. 6

Datenquelle Mikrozensus 1999, 2002, 2003 1% Stichprobe der deutschen Bevölkerung Gesundheitszustand für eine 0.45% Stichprobe (Alter 16-65) Gesundheitsverhalten in Mikrozensus 1999 und 2003 Chronische Krankheiten in Mikrozensus 2002 1999 und 2003 werden zusammen analysiert Restriktionen: Alter: 21-65 Jahre In Deutschland geboren Beschränkung auf die alten Bundesländer Schätzung der Bildungsexpansion auf Basis des Mikrozensus 1999 und 2003 für Bundesländer-Geburtskohorten 7

Korrelation zwischen Bildung und Rauchen 70% 60% Zur Zeit Raucher? Jemals geraucht? Aufgehört zu rauchen? 50% 40% 30% 20% 10% 0% Alle Frauen Frauen mit Abitur Alle Männer Männer mit Abitur Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Mikrozensus. 8

Korrelation zwischen Bildung und Gewichtsproblemen 60% 50% Übergewicht Adipositas 40% 30% 20% 10% 0% Alle Frauen Frauen mit Abitur Alle Männer Männer mit Abitur Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Mikrozensus. 9

Korrelation zwischen Bildung und chronischen Gesundheitsproblemen 16% 14% 12% Chronisch krank mit Einschränkungen der Art der Arbeit mit Einschränkungen des Umfangs der Arbeit 10% 8% 6% 4% 2% 0% Alle Frauen Frauen mit Abitur Alle Männer Männer mit Abitur Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Mikrozensus. 10

Kausalanalyse mit IV Ansatz Rauchverhalten Kausaleffekt stärker als in reiner Korrelationsanalyse Besonders starker Effekt für das Aufhören Gewichtsprobleme Kein kausaler Zusammenhang feststellbar Chronische Krankheiten Kein kausaler Zusammenhang feststellbar Aber möglicherweise zu große Schätzungenauigkeit 11

Zusammenfassung und Ausblick Starke Korrelation zwischen Bildung und guter Gesundheit Dieser Zusammenhang ist auch kausal für Rauchverhalten Bildungspolitik hat bedeutende Nebeneffekte auch für Gesundheitspolitik! Benötigen besseres Verständnis, warum Bildung Gesundheitsverhalten ändert Information Wissen 12

Vielen Dank! Wir freuen uns über Kommentare reinhold@mea.uni-mannheim.de 13