15. Pastoral mit unierten Katholiken
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- Hildegard Heintze
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1 15. Pastoral mit unierten Katholiken 15.1 Grundlagen Im Zuge des verstärkten Zuzugs von Christen aus dem arabischen Raum, die in Deutschland ihren Glauben praktizieren wollen, wo es aber im Regelfall keine Gemeinden ihres Bekenntnisses vor Ort gibt, ist zunächst zu prüfen, zu welcher Eigen- bzw. Rituskirche sie gehören. Ein einfacher Hinweis darauf, ob es sich um Angehörige von mit Rom unierten Katholiken oder ggf. orthodoxen Christen handelt, ist die Frage nach der Nennung des amtierenden katholischen Papstes im Hochgebet. Wird er dort genannt, handelt es sich um mit Rom unierte Christen, wird er nicht erwähnt, sind es keine Katholiken. Für die Seelsorge mit unierten Katholiken sind grundsätzlich die Geistlichen der eigenen Rituskirche zuständig, an welche sofern vorhanden 1 die Gläubigen verwiesen werden müssen. Entsprechend den in Kapitel Communicatio in sacris gemachten Angaben können unierte Katholiken aber die Sakramente erlaubt auch von Spendern des lateinischen Ritus empfangen Anmeldepflicht unierter Katholiken Unierte Katholiken, die in Deutschland ihren Wohnsitz nehmen oder sich hier dauerhaft aufhalten, müssen sich anlässlich ihrer zivilen Anmeldung auf dem Einwohnermeldeamt auch als der katholischen Kirche zugehörig (rk) anmelden, woraus bei entstehender Einkommensteuerpflicht auch die Kirchensteuerpflicht resultiert. Die die Kirchensteuerpflicht auslösende Kirchenzugehörigkeit richtet sich nach dem innerkirchlichen Recht. Insoweit die mit Rom unierten katholischen Ostkirchen zur katholischen Kirche gehören und Mitglieder der katholischen Kirche zur Kirchensteuer herangezogen werden, gilt die Kirchensteuerpflicht auch für Angehörige der mit Rom unierten Ostkirchen. Das gilt auch deswegen, weil der römisch-katholische Bischof nach dem für die orientalischen Christen geltenden CCEO (Codex Canonum 1 Nur die Apostolische Exarchie für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien hat in Deutschland eine eigene Iurisdiktion. Stand: /1
2 Ecclesiarum Orientalium) zum Ersatzhierarchen für den hier fehlenden eigenen Oberhirten wird Sakramentenspendung Sollten in Deutschland lebende Angehörige unierter Ostkirchen in den lateinischen Kirchen um die Spendung der Sakramente bitten, können sie diese dort ohne weiteres unter Wahrung der für alle Katholiken geltenden Regeln empfangen Die Taufe Die Taufe soll gemäß can. 683 CCEO nach der liturgischen Ordnung derjenigen Eigenkirche gespendet werden, der der Täufling zugeschrieben wird. Da dies ist im Regelfall durch einen lateinischen Geistlichen nicht möglich ist 2, wird die erbetene Taufe nach dem lateinischen Ritus gespendet, der Täufling aber der entsprechenden Eigenkirche zugeschrieben Tauflinge unter 14 Jahren Wird von Eltern, von denen wenigstens einer Angehöriger einer unierten Ostkirche ist, die Taufe ihres Kindes durch den lateinischen Kleriker erbeten, wird das Kind in die Kirche des Vaters getauft, sofern dieser katholisch ist. Ist nur die Mutter katholisch oder gehört sie einer anderen mit Rom unierten Kirche an, in die das Kind nach Vereinbarung seiner Eltern getauft werden soll, wird das Kind Teil der Eigenkirche seiner Mutter. Ist das Kind unehelich geboren, ist es in die Kirche der Mutter zu taufen. Die Erlaubnis zur Taufe eines Kindes in eine mit Rom unierte Kirche durch einen lateinischen Priester muss beim Bischof des Taufortes beantragt werden, da nur dieser Ersatzhierarch des fehlenden Pfarrers der eigenen Kirche ist, nicht der lateinische Priester (vgl. can. 677 CCEO). Anders als in der lateinischen Kirche gehört der Diakon nicht zu den ordentlichen Spendern der Taufe. 2 Möglich bzw. erlaubt wäre das nur dann, wenn der lateinische Geistliche die Erlaubnis hat, im fremden Ritus zu zelebrieren (Biritualismus). Stand: /2
3 Erwachsenentaufe (über 14 Jahre) Will jemand, der das 14te Lebensjahr vollendet hat, das Sakrament der Taufe empfangen, kann er die Eigenkirche, der er angehören will, selbst wählen. Wird, was eher selten vorkommen dürfte, ein lateinischer Priester um die Taufe eines Erwachsenen in eine unierte Ostkirche gebeten, muss dazu um die Erlaubnis beim lateinischen Bischof gebeten werden Taufpatenschaft Die Übernahme der Patenschaft seitens eines lateinischen Katholiken anlässlich der Taufe in eine mit Rom unierte Ostkirche ist zwar immer möglich (can n. 2 CCEO), doch wird wegen der Aufgabe des Paten, das Kind in seine Rituskirche zu führen, die Übernahme der Patenschaft durch einen Angehörigen der entsprechenden Rituskirche empfohlen Eintragung der Taufe In der lateinischen Pfarrei, in der die Taufe gespendet wurde, ist sie auch einzutragen Firmung (Myronsalbung) Die Angehörigen orientalischer Kirchen empfangen das Sakrament der Firmung (Myronsalbung) von ihren Priestern üblicherweise zusammen mit dem Sakrament der Taufe (vgl. cann. 692 und 694 CCEO). Lateinische Priester benötigen abgesehen von Todesgefahr auch und insbesondere für die Spendung der Firmung bzw. Myronsalbung bei orientalischen Katholiken eine ausdrückliche Vollmacht, die sie a) entweder von Rechts wegen haben (qua Amt oder etwa anlässlich einer Taufe, zu der sie vom Bischof bevollmächtigt wurden (vgl. can. 883 n. 2 CIC), oder b) aufgrund besonderer Verleihung durch den Bischof (cann , 887 CIC, can CCEO). Wer in einer orientalischen Kirche getauft ist, ist im Regelfall auch schon gefirmt. Das Sakrament der Firmung kann, wie die Taufe, nicht wiederholt gespendet werden (can CCEO). Jugendliche orientalische Katholiken können mit gleichaltrigen Stand: /3
4 Firmlingen der lateinischen Kirche das Sakrament nicht erneut empfangen. Die Teilnahme an der Firmvorbereitung sowie in geeigneter Form an der Firmfeier ist selbstverständlich möglich Firmpatenschaft Wird einem bisher noch nicht gefirmten Angehörigen einer unierten Kirche (Achtung: absolute Ausnahme!) das Sakrament der Firmung (Myronsalbung) gespendet, kann dem Gefirmten ein Firmpate der lateinischen Kirche zwar zur Seite gestellt werden, doch wird ein Angehöriger derjenigen unierten Kirche, der der zu Firmende angehört, diese Aufgabe besser wahrnehmen können. Das Eigenrecht der unierten Kirche (CCEO) sieht wegen der zusammen gespendeten Sakramente der Taufe und der Firmung einen eigenen Firmpaten neben dem Taufpaten nicht vor Eintragung der Firmung (Myronsalbung) Wird von einem lateinischen Priester einem unierten Katholiken die Firmung (Myronsalbung) nach erhaltener Bevollmächtigung im Ausnahmefall gespendet, wird sie im Verzeichnis der Gefirmten der Pfarrei vermerkt, in der sie gespendet wurde Eucharistie Die Eucharistie wird von unierten Katholiken in der lateinischen Kirche erlaubt empfangen (vgl. can CCEO) Feier der Eucharistie durch einen unierten Priester in einer lateinischen Kirche Gemäß can CCEO kann einem Priester einer mit Rom unierten Kirche der Altar und Gottesdienstraum einer lateinischen Kirche zur Feier der Eucharistie zur Verfügung gestellt werden. Dabei ist wie in jedem Fall eines unbekannten Priesters jedoch darauf zu achten, dass der ortsfremde Priester dem zuständigen Pfarrer ein gültiges Zelebret vorlegt (vgl. can. 903 CIC und can CCEO). Eine Konzelebration mit dem lateinischen Priester ist nach Genehmigung des Bischofs der unierten Rituskirche, ersatzweise des lateinischen Ortsbischofs, möglich (can. 701 CCEO). Stand: /4
5 Erstkommunion Anders als in der lateinischen Kirche erhalten unierte Katholiken bei ihrer Taufe und Firmung (Myronsalbung) auch schon einen Partikel der hl. Eucharistie, so dass die Erstkommunion quasi schon erfolgt ist. Die Teilnahme am Erstkommunionsunterricht gleichaltriger lateinischer Kinder sowie in geeigneter Weise an der Erstkommunionfeier selbst ist aber möglich Buße Das Sakrament der Versöhnung können unierte Katholiken bei lateinischen Priestern ohne weiteres empfangen (vgl. can. 991 CIC) Ehe Siehe hierzu das Kapitel über die Ehe, insbesondere Im Unterschied zu den Ehehindernissen der lateinischen Kirche kennt der CCEO neben anderen Spezifika 3 auch das Ehehindernis der geistlichen Verwandtschaft, das sich aus der Übernahme der Taufpatenschaft ergibt. Das heißt, dass zwischen dem Täufling und seinen Eltern auf der einen und dem Taufpaten auf der anderen Seite keine Ehe gültig geschlossen werden kann (vgl. can CCEO) Krankensalbung Das Sakrament der Krankensalbung können unierte Katholiken bei lateinischen Priestern ohne weiteres empfangen (can. 739 CCEO) Sakramentalien Neben den Sakramenten feiert die Kirche das Christusgeheimnis auch unter anderen gottesdienstlichen Zeichen. Diese anderen gottesdienstlichen Zeichen und Zeichenhandlungen werden Sakramentalien genannt. Dazu gehören neben anderem das Begräbnis und alle Arten von Segens- und Zeichenhandlungen (etwa Blasiussegen, Aschenkreuz). 3 Im Bedarfsfalle wende man sich an die Fachstelle Kanonisches Recht im Erzbischöflichen Generalvikariat. Stand: /5
6 Begräbnis In den unierten Ostkirchen ist es den Priestern vorbehalten, Exequien zu halten. Vonseiten des lateinischen Rechts spricht jedoch nichts dagegen, nach den hier üblichen Möglichkeiten zu verfahren. Das Begräbnis bzw. der Todesfall eines unierten Katholiken ist wie gewohnt im Toten- und Begräbnisbuch einzutragen Segens- und Zeichenhandlungen Unierte Katholiken können Segens- und Zeichenhandlungen von lateinischen Spendern uneingeschränkt empfangen (can CIC) Auflistung der 23 katholischen Ostkirchen Kirche Armenisch-katholische Kirche Äthiopisch-katholische Kirche Albanische griechisch-kath. Kirche Bulgarische griechisch-kath. Kirche Byzantinische Kirche von Kroatien, Serbien und Montenegro Chaldäisch-kath. Kirche Eritreisch-kath. Kirche Griechische griechisch-kath. Kirche Italo-albanische Kirche Koptische kath. Kirche Mazedonische griechisch-kath. Kirche Melkitische griechisch-kath. Kirche (Rum-katholische Kirche) Rumänische griechisch-kath. Kirche Ursprungsland Armenien Äthiopien Albanien Bulgarien Kroatien, Serbien, Montenegro Irak Eritrea Griechenland, Türkei Italien Ägypten Mazedonien Syrien, Libanon Rumänien Stand: /6
7 Russische griechisch-kath. Kirche Ruthenische griechisch-kath. Kirche Slowakische griechisch-kath. Kirche Syrisch-Maronitische Kirche Syrisch-katholische Kirche Syro-Malankara kath. Kirche Syro-malabarische Kirche Ukrainische griechisch-kath. Kirche Ungarische griechisch-kath. Kirche Weißrussische griechisch-kath. Kirche Russland Ukraine Slowakei Libanon, Syrien Syrien Indien Indien Ukraine Ungarn Weißrussland Stand: /7
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