Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in der Veterinärmedizin und bei vergleichbaren Tätigkeiten

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1 Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in der Veterinärmedizin und bei vergleichbaren Tätigkeiten Wichtige Informationen zur neuen TRBA 260

2 Wichtige Informationen zur neuen TRBA 260 Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in der Veterinärmedizin und bei vergleichbaren Tätigkeiten Um die Gesundheit von Beschäftigten, einschließlich Schülern, Berufspraktikanten und Studierenden bei der Arbeit in der Veterinärmedizin sowie bei vergleichbaren Tätigkeiten zu schützen, wurden die Anforderungen der Biostoffverordnung hinsichtlich der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung notwendiger Schutzmaßnahmen unter Einhaltung des TOP Prinzips (Vorrang der Umsetzung technischer Schutzmaßnahmen vor organisatorischen oder persönlichen) und der Verordnung zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge zur arbeitsmedizinischen Prävention in der TRBA 260 Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in der Veterinärmedizin und bei vergleichbaren Tätigkeiten konkretisiert. Diese Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) wurde mit Veröffentlichung im Gemeinsamen Ministerialblatt Nr vom in Kraft gesetzt. Sie findet Anwendung auf Tätigkeiten mit Biostoffen in der Veterinärmedizin und andere vergleichbare Tätigkeiten. Bei Einhaltung der TRBA 260 können Arbeitgeber davon ausgehen, dass die entsprechenden Anforderungen der Biostoffverordnung (BioStoffV) erfüllt sind. Wählt ein Arbeitgeber eine andere Lösung, muss er damit mindestens die gleiche Sicherheit und den gleichen Gesundheitsschutz für Beschäftigte erreichen. Welche Tätigkeiten werden erfasst? Tätigkeiten mit Biostoffen in der Veterinärmedizin umfassen: Tätigkeiten, bei denen Tiere medizinisch untersucht, behandelt oder stationär versorgt werden. Tätigkeiten des Amtstierärztlichen Dienstes, bei denen ein Kontakt zu Biostoffen besteht, z.b. Überwachung landwirtschaftlicher oder privater Tierhaltungen aufgrund des Tiergesundheitsoder des Tierschutzgesetzes, des Arzneimittelrechts oder des Rechts der tierischen Nebenprodukte einschließlich durchzuführender Maßnahmen, die Schlachttier- und Fleischuntersuchung und die Hygieneüberwachung in Schlachtbetrieben. Entnahme, Bearbeitung, Aufbereitung, Untersuchung von Proben und Materialien im Rahmen eines praxiseigenen Labors oder eines Sektionsraumes. Dazu vergleichbare Tätigkeiten sind ferner das Sicherstellen, Einfangen sowie Töten von Tieren, die Aufbewahrung von Tierkörpern oder kontaminierter Untersuchungs-/ Behandlungsmaterialien und Reinigungsarbeiten im Zusammenhang mit veterinärmedizinischen Tätigkeiten. Tätigkeiten, die der Ver- und Entsorgung oder der Aufrechterhaltung des Betriebes der oben genannten Bereiche dienen, sind auch eingeschlossen. Tätigkeiten im Anwendungsbereich dieser TRBA müssen keiner Schutzstufe zugeordnet werden. In welchen Arbeitsbereichen werden solche Tätigkeiten durchgeführt? Tätigkeiten mit Biostoffen in der Veterinärmedizin und vergleichbare Tätigkeiten können z. B. in Arbeitsbereichen und Einrichtungen wie Tierkliniken und Tierarztpraxen, einschließlich Fahrpraxen, veterinärmedizinischen Lehr- und Forschungsbereichen, Sektionsbereichen, Praxen für die Heilbehandlung von Tieren, Praxen für Physiotherapie, Osteopathie von Tieren, Veterinärämtern, Einrichtungen zur Schlachttier- und Fleischuntersuchung, Tierheimen, Zoos und Wildgehegen, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Zoll, Polizei etc. durchgeführt werden. 2

3 Welche Tätigkeiten und Arbeitsbereiche fallen nicht in den Anwendungsbereich der TRBA 260? Dazu zählen: veterinärmedizinische Tätigkeiten im Rahmen von Forschung, Entwicklung, Untersuchung, Qualitätssicherung oder Lehre in denen mit Versuchstieren umgegangen wird. Sie fallen in den Anwendungsbereich der TRBA 120 Versuchstierhaltung. Laboratorien, beispielsweise Diagnostiklabore der Veterinärmedizin oder der Veterinäruntersuchungsämter. Sie fallen in den Anwendungsbereich der TRBA 100 Schutzmaßnahmen für Tätigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen in Laboratorien. Hinweis: Im Einzelfall ist im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln, welche TRBA anzuwenden ist. Sind Art und Umfang der Labortätigkeiten in Tierarztpraxen/-kliniken und im Rahmen des amtstierärztlichen Dienstes geringfügig, ist es nicht zwingend erforderlich, die TRBA 100 heranzuziehen. Dazu zählen: Tätigkeiten der Präanalytik wie die Probenvorbereitung und -aufarbeitung durch beispielsweise Zugabe von Reagenzien wie EDTA, Zentrifugieren zur Plasmagewinnung oder Herstellen von Urinsedimenten, die Anwendung einfacher Laborschnelltests und mikroskopischer Nachweismethoden (Nativ-Proben), die Anwendung orientierender diagnostischer Kultivierungsverfahren in geschlossenen Systemen wie z. B. Eintauchnährböden ohne weiterführende Diagnostik, die Probenlagerung und Probenverpackung zum Transport. Finden darüber hinaus weitergehende diagnostische Arbeiten, insbesondere Kultivierungen und Erregerdifferenzierungen, statt, so unterliegen diese den Anforderungen der TRBA 100. Wie sind Tätigkeiten zu bewerten? Bei der Beurteilung der Gefährdungen sind insbesondere die Expositionsmöglichkeiten durch möglicherweise vorhandene Infektionserreger oder die toxischen bzw. sensibilisierenden Wirkungen der Biostoffe unter Berücksichtigung der spezifischen Übertragungswege und den Tätigkeiten zu bewerten. So ist von hohen Expositionswerten durch luftgetragene sensibilisierende oder toxische Biostoffe oder weiteren organischen Stoffen beim Impfen sowie Einfangen von Tieren in Intensivtierhaltungen und in einzelnen Bereichen der Geflügelschlachtung auszugehen. Folgende Tätigkeiten bergen im Allgemeinen eine geringe Infektionsgefahr für den Tierarzt und die beteiligten Beschäftigten: allgemeine Untersuchungen, Impfungen und Kastrationen, wenn kein Verdacht auf eine Zoonose vorliegt. Blutentnahmen, da die Übertragung von Infektionserregern über das Blut der Patienten im Vergleich zur Humanmedizin von untergeordneter Bedeutung ist. Dies gilt jedoch nicht für Primaten. Tätigkeiten, bei denen ein geringes Risiko für Biss- und Kratzverletzungen besteht. Tätigkeiten mit kurzem Kontakt mit an einer Hautmykose (Dermatophyten) erkrankten oder besiedelten Einzeltieren. Untersuchung und Handhabung von Fischen und wasserlebenden Wirbeltieren (z. B. Mykobakterien- oder Vibrio-Infektionen, Parasitosen bei Wildfängen). 3

4 Die TRBA 260 enthält weitere Beurteilungshilfen zu Tätigkeiten mit mittlerer und hoher Infektionsgefahr. Welche Schutzmaßnahmen sind hinsichtlich der Umsetzung der Anforderungen der Nadelstichrichtlinie zur Vermeidung von Schnitt- und Stichverletzungen zu beachten? Beim Umgang mit benutzten Instrumenten und Geräten sind Maßnahmen zu ergreifen, die eine Verletzungs- und die damit verbundene höhere Infektionsgefahr der Beschäftigten minimieren. Hier ist z. B. an die Nutzung von Huf- oder Klauenmessern, Messern bei der Schlachttier- und Fleischuntersuchung oder Skalpellen zu denken. Die Anwendung alternativer Verfahren ist zu prüfen, wie beispielsweise das Impfen mit Luftdruckverfahren. Spielen durch Blut übertragbare Erreger eine Rolle (z. B. bei Affen), ist zu prüfen, ob Instrumente mit Sicherheitsmechanismen (Sicherheitsgeräte) verwendet werden können. Gibt es keine technischen Möglichkeiten, sind entsprechende organisatorische Maßnahmen zu treffen. Maßnahmen können bspw. sein: Information zum Verhalten der Tiere, denn nicht nur aggressive sondern gerade ängstliche Tiere bergen ein höheres Risiko für Abwehrreaktionen, Sedierung, schnittfeste Unterziehhandschuhe, Übung, scharfe Messer. Es ist sicherzustellen, dass insbesondere Messer sicher abgelegt werden können, z. B. Messerköcher in der Fleischbeschau. Zur Entsorgung von Kanülen und anderer spitzer und scharfer Arbeitsgeräte sind durchstichsichere, flüssigkeitsdichte, sicher verschließbare und bruchfeste Behälter zu benutzen. Sie sind so nah wie möglich am jeweiligen Anfallsort bereitzustellen und sind standfest unterzubringen. Sie dürfen nicht umgefüllt werden. Kanülen, Skalpelle, Messer dürfen nicht vorher in die Abdeckung (Schutzkappe) zurückgesteckt werden. Gefüllte Abfallbehältnisse sind gemäß den Abfallvorschriften zu entsorgen (siehe Anhang 6 der TRBA 260). Können der TRBA 260 weitere Hilfestellungen entnommen werden? Weitere Hilfestellungen bieten die Anhänge der TRBA 260: Anhang 1: Anhang 2: Anhang 3: Anhang 4: Anhang 5: Anhang 6: Tabellarische Übersicht mit Beispielen zu relevanten Zoonosen, möglichen Allergien oder toxischen Wirkungen im Rahmen von tierärztlichen Tätigkeiten Hinweise für die Erstellung eines Hygieneplans Beispiel einer Betriebsanweisung nach 14 Biostoffverordnung Arbeitsanweisung Verhalten bei Biss-, Schnitt- und Stichverletzungen Informationen zum korrekten Sitz, zur Tragedauer von FFP-Masken, zum Unterschied von MNS und FFP-Masken sowie zu Partikelgrößen in infektiösen Aerosolen Abfallschlüssel für Einrichtungen zur Pflege und Behandlung von Menschen und Tieren entsprechend der LAGA-Vollzugshilfe Welche Verpflichtungen bestehen gegenüber der zuständigen Arbeitsschutzbehörde? Es besteht keine Anzeige- oder Erlaubnispflicht nach 15 und 16 der BioStoffV. Der Arbeitgeber hat die zuständige Arbeitsschutzbehörde, in Thüringen das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz, Abteilung 6, unverzüglich über jeden Unfall bei Tätigkeiten mit Biostoffen 4

5 der Risikogruppe 3 (hierzu gehört auch die Risikogruppe 3(**)), die zu einer Gesundheitsgefahr der Beschäftigten führen können, zu unterrichten. Krankheits- und Todesfälle, die auf Tätigkeiten mit Biostoffen zurückzuführen sind, sind unabhängig von der Risikogruppe des verursachenden Biostoffes ebenfalls unverzüglich mitzuteilen. Erscheint eine berufliche Verursachung möglich, ist eine Anzeige mit dem Verdacht auf eine Berufskrankheit beim zuständigen Unfallversicherungsträger einzureichen. Zudem kann die Arbeitsschutzbehörde jederzeit die Umsetzung/Einhaltung der TRBA 260 hinsichtlich der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung notwendiger Schutzmaßnahmen überprüfen. Wer steht als Ansprechpartner zur Verfügung? Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz Tennstedter Str. 8/9 Tel Bad Langensalza Fax poststelle@tlv.thueringen.de Regionalinspektion Mittelthüringen Linderbacher Weg 30 Tel Erfurt Fax AS-Mitte@tlv.thueringen.de Stadt Erfurt Landkreis Gotha Stadt Weimar Landkreis Sömmerda Ilm-Kreis Landkreis Weimarer Land Regionalinspektion Nordthüringen Gerhart-Hauptmann-Str.3 Tel Nordhausen Fax AS-Nord@tlv.thueringen.de Landkreis Nordhausen Landkreis Eichsfeld Kyffhäuserkreis Unstrut-Hainich-Kreis Regionalinspektion Ostthüringen Otto-Dix-Str. 9 Tel Gera Fax AS-Ost@tlv.thueringen.de Stadt Gera Landkreis Altenburger Land Stadt Jena Landkreis Altenburger Land Saale-Holzland-Kreis Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Saale-Orla-Kreis Landkreis Greiz Regionalinspektion Südthüringen Karl-Liebknecht-Str. 4 Tel Suhl Fax AS-Sued@tlv.thueringen.de Stadt Suhl Landkreis Hildburghausen Stadt Eisenach Landkreis Sonneberg Wartburgkreis Landkreis Schmalkalden-Meiningen Herausgeber: Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz Tennstedter Str. 8/9, Bad Langensalza Kontakt: pressestelle@tlv.thueringen.de Verantwortlich: Verena Meyer, Leiterin des Präsidialstabs Autorin: Elke Wenzel Fotonachweis: TLV Internet: Stand: April