Erfahrungsbericht Edinburgh, Schottland

Transkript

1 Erfahrungsbericht Edinburgh, Schottland Auslandssemester mit Double Degree im WS17/18 und SoSe18 Unternehmensführung / Business Management & Flexible Managed Programme Danilo Kimmerle (MU) dkimmerl@stud.hs-heilbronn.de

2 1 Vorbereitung Mir war zu Beginn des Masterstudiums klar, dass ich ein Auslandssemester machen möchte, da ich dies im Bachelor verpasst habe. Außerdem wusste ich, dass ich in ein englischsprachiges Land wollte, um meine Sprachkenntnisse auf ein höheres Niveau zu bringen. Bereits im Rahmen des Bewerbungsprozesses an der HHN sollten wir angeben, ob wir ein Auslandssemester machen wollen und was unsere drei Prioritäten sind. Am ersten Tag an der HHN wurde uns dann das Ergebnis der Zuteilung der Plätze mitgeteilt. Diese wird anhand der Sprachkenntnisse, den bisherigen Noten und Auslandserfahrungen ermittelt. Mir wurde Edinburgh zugeteilt, was meine Nummer drei war und außerdem einen Doppelabschluss beinhaltet, was ursprünglich nicht geplant war. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit habe ich mich dazu entschieden, den mir zugeteilten Platz anzunehmen. Man kann es sich also nochmal überlegen, ob man den Platz annehmen möchte oder nicht und bekommt dafür auch ausreichend Zeit. Besonders hilfreich waren hier die Gespräche mit Kommilitonen, die bereits an der Napier University studiert haben und die Erfahrungsberichte auf der Internetseite der HHN. Somit begann der obligatorische Bewerbungsprozess für den Platz an der Edinburgh Napier University. Die Kommunikation mit dem Studiengang und dem International Office der HHN lief reibungslos, zeitnah und unkompliziert ab und man konnte sich zu jeder Zeit mit den entsprechenden Personen in Verbindung setzen. An dieser Stelle vielen Dank an Frau Seeburger und Frau Staab für die Unterstützung und Betreuung. Die Bewerbung beinhaltet einen Nachweis über die Englischkenntnisse des Bewerbers (z.b. Toefl), der aber auch von der Hochschule ausgestellt werden kann, indem man seine Englischkenntnisse in einem Gespräch nachweißt. Die Bewerbung an der Napier läuft komplett online ab und abzugebende Dokumente müssen nur im International Office in Heilbronn abgegeben werden. Dazu zählt zum Beispiel der Proof of Recognition. Dieser legt die Fächerwahl (vorläufig) fest und regelt, welche Fächer man für die, im Ausland, belegten Module angerechnet bekommt. Dazu erhält man eine Liste der angebotenen Module an der Partnerhochschule und sucht sich anhand der Modulbeschreibung (findet man online bei der PHS) inhaltlich passende Module aus. Die Auswahl wird anschließend vom Studiengang überprüft und bestenfalls angenommen. Wenn nicht, muss man nochmal Änderungen vornehmen. Bei mir hat jedoch alles reibungslos geklappt, was auch an der guten Beratung von Frau Seeburger lag. Es ist zu erwähnen, dass ein Modul an der Napier für zwei Kurse an der HHN angerechnet wird. Während der Zeit im Ausland sind noch einige Formulare dort zu unterschreiben und an die HHN zu schicken (per Mail und hochladen im Online-Portal). Dafür bekommt man eine Checkliste vom International Office, damit man nichts vergisst. Leider ist ein Studium in Edinburgh nicht im Rahmen des Erasmus Programmes möglich, sodass man sich um ein Stipendium bemühen sollte, um Studiengebühren (ca ), Lebenshaltung und Miete in Schottland finanzieren zu können. Dies sollte man umgehend zu Beginn des ersten Semesters an der HHN tun, da die Bewerbungsfristen meist sehr kurzfristig nach Semesterbeginn liegen und man während MU1 sehr mit dem Studium beschäftigt ist. Ich habe das leider nicht erkannt und die eine oder andere Bewerbungsfrist

3 2 verpasst. Zu empfehlen ist das PROMOS Stipendium an der HHN, welches ich zum Glück bekommen habe. Das sind 4 x 300 Euro, die einem zwar nicht alle Kosten abdecken, aber den Geldbeutel doch deutlich entlasten. Des Weiteren gibt es zahlreiche Stipendien, über die man sich bei der Stipendiatsstelle der HHN informieren und beraten lassen kann. Wohnen in Edinburgh Edinburgh ist eine Stadt mit zwei großen Universitäten und somit vielen Studenten, was die Nachfrage nach Zimmern in WGs oder kleinen Wohnungen konstant hoch hält. Dementsprechend sind leider die Mieten, vor allem in der Innenstadt, relativ hoch und unter 400 Pfund ist selten etwas zu bekommen. Das ist trotz des zurzeit schwachen Pfunds viel Geld. Daher mein Tipp, lieber etwas weiter weg vom Zentrum zu wohnen. Dort sind die Mieten etwas günstiger. Ich habe ein Zimmer bei einer schottischen Familie bekommen, was das Beste war, das mir passieren konnte, da ich so viel Kontakt zu Einheimischen hatte und permanent der englischen Sprache ausgesetzt war, was mich enorm weitergebracht hat sowohl sprachlich als auch menschlich. Ich habe in Balerno gewohnt, was ein kleiner Vorort am Rand von Edinburgh ist. Von dort ist man mit dem Bus in 25 Minuten am Craiglockhart Campus (an dem alle Kurse während des Auslandssemesters stattfinden) plus 10 Minuten Fußweg. In die Stadt braucht man so 45 Minuten. Das tolle an Balerno ist der direkt angrenzende, große Regionalpark, in dem man spazieren, wandern, abschalten und schottische Natur pur erleben kann. Zudem ist das Wohnen in Balerno günstiger, ich habe 90 Pfund pro Woche inklusive aller Nebenkosten und Internet bezahlt. Grundsätzlich empfehle ich, ein Zimmer oder eine Wohnung in der Nähe des Campus zu suchen, oder, dass man zumindest versucht, auf dem Weg zur Uni nicht durch das Stadtzentrum zu müssen, da hier die Busse aufgrund des Verkehrs viel Zeit verlieren. Auf Facebook gibt es zwei große Gruppen, über die man Zimmer und Wohnungen suchen kann und Vermieter Angebote einstellen. Besonders empfehle ich die Seite Hier findet man die meisten Unterkünfte, auch in WGs. Ich habe über diese Seite mit vielen Vermietern geschrieben und letztendlich mein Zimmer gefunden (nach ca. 1,5 Wochen). Es lohnt sich einen Early Bird Access zu buchen, da man sonst eine Woche warten muss, bis man die Vermieter anschreiben kann dann ist es fast immer zu spät. Ist nicht teuer und man kann verschiedene Zeiträume auswählen (eine Woche 11 Pfund). Grundsätzlich muss man sich vor Betrügern in Acht nehmen, die hauptsächlich auf Facebook ihr Unwesen treiben. Mal gibt es eine Wohnung gar nicht oder das Zimmer ist halb so klein, renovierungsbedürftig und teurer als vereinbart. Mein Rat: Niemals im Vorfeld Geld überweisen ohne die Unterkunft gesehen zu haben!

4 3 Studium an der Napier University Der bedeutendste Unterschied zum Studium an der HHN waren für mich die vielen Hausarbeiten. In jedem Fach bestand die Prüfungsleistung aus mindestens einer Hausarbeit. Ich hatte lediglich eine (Gruppen)Präsentation, die zudem nur 35% zur Gesamtnote gezählt hat. Dabei ist anzumerken, dass dies auch an meiner Fächerwahl lag. In anderen Fächern hat man auch mehr Präsentationen oder Prüfungen am Ende des Semesters. Die Informationen dazu findet man online in der Modulbeschreibung am besten berücksichtigt man das bereits bei der Erstellung des Proof of Recognition. Ich hatte, wie erwähnt, nur Hausarbeiten zu schreiben. Mein Tipp ist, frühzeitig zu beginnen, damit man am Ende nicht in Zeitnot gerät, da die Themen teilweise anspruchsvoll sind und auch die Professoren, die man beim Vornamen anspricht, nach schottischen Standards bewerten. Letztere geben aber ausnahmslos Unterstützung und Beratung und stehen gerne für ein Einzelgespräch zur Verfügung. Das Thema der Masterarbeit wird im Rahmen des Moduls Research Methods festgelegt und ein Research Proposal ausgearbeitet, was aus einer ersten Literaturrecherche, Forschungsfragen und der Beschreibung der wissenschaftlichen Vorgehensweise besteht. Bei der Themenwahl sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt und man bekommt auch hier viel Unterstützung angeboten. Das Thema wird dann bereits nach ein paar Wochen festgelegt und ein Betreuer zugeteilt. Somit ist es schon frühzeitig möglich, sich mit seinem dortigen Betreuer abzusprechen und an den Grundlagen der Masterarbeit zu arbeiten. Je nach Betreuer findet die Kommunikation nach der Rückkehr nach Deutschland per Mail, Skype oder Telefon statt. Das Studium an der Napier University ist anspruchsvoll und arbeitsintensiv aber trotzdem sehr zu empfehlen. Die Betreuung durch Professoren, Dozenten und Mitarbeiter ist super und auch die Infrastruktur am Craiglockhart Campus ist toll. Man bekommt nach endgültiger Festlegung der Fächer einen Stundenplan (ich hatte nur eine Modul-Vorlesung pro Tag, d.h. 2-3 Stunden), den man online oder per App anschauen kann. Über diese App kann man auch auf das Online-Portal, den Mail-Account und den Studentenausweis zugreifen. Alltag und Freizeit Die Schotten sind im Allgemeinen sehr hilfsbereit und freundlich. Ich persönlich habe keine negativen Erfahrungen machen müssen. Schon nachmittags füllen sich die zahlreichen Pubs, so dass es vor allem am Wochenende schwer werden kann, einen freien Platz zu finden. Es ist jedoch nicht untypisch, mitten im Pub zu stehen und dort ein Pint zu trinken. Leider ist Edinburgh relativ teuer und ein Bier im Pub kostet im Schnitt 5 Pfund. Essen sollte man auch nicht in der Nähe der Royal Mile, da hier die meisten Touristen sind und es dementsprechend teuer werden kann. Musik wird in vielen Pubs täglich gespielt und man findet für jeden Geschmack etwas. Als Student sollte man immer seinen Studentenausweis dabei haben, da es in zahlreichen Restaurants, Pubs und Sehenswürdigkeiten Studentenrabatte gibt.

5 4 Die Stadt Edinburgh ist toll, mit unglaublich viel Historie und trotzdem modern. Man kann in der Innenstadt alles gut zu Fuß erreichen, oder man nimmt einen der vielen Busse, mit denen man in jeden Winkel der Stadt fahren kann. Wenn man den Bus öfter benutzt, um zum Beispiel an die Uni zu kommen, lohnt sich hier eine Ridacard für Studenten des örtlichen Verkehrsunternehmens Lothian Buses. Diese kann man für eine oder für vier Wochen (45 Pfund) oder noch länger kaufen. Einzeltickets kosten 1,60 Pfund, die man passend dabei haben muss, da die Fahrer keinen Zugriff auf die Kasse haben und somit kein Wechselgeld geben. Die Busse fahren unter Woche bis ca. 1 Uhr und an den Wochenenden die ganze Nacht hindurch. Unbedingt muss man in Edinburgh auf Arthurs Seat wandern. Dieser ehemalige Vulkan bietet einen tollen Ausblick über die Stadt und ist eines ihrer Wahrzeichen. Man sollte aber eine Regenjacke mit hinauf nehmen. Ich hatte auf dem Weg nach oben Sonnenschein, starken Regen und Wind. Grundsätzlich ändert sich das Wetter in Edinburgh mehrmals am Tag, also sollte man eine Regenjacke immer dabei haben. Besonders zu empfehlen ist die Festival Zeit im August, in der sich die Stadt in ein großes Festival- Gelände verwandelt. Artisten, Zauberer, Kleinkünstler, Musiker, Dichter, Komiker und viele mehr kommen in dieser Zeit in der Stadt zusammen und schaffen es, das Flair und die Stimmung in der gesamten Stadt noch weiter zu heben. Ich habe selbst 6 Shows gesehen und war total begeistert. Kommt also früher oder bleibt länger in Edinburgh, um die Festivals zu erleben. Fazit Das Auslandssemester in Edinburgh zu machen, war eine sehr gute Entscheidung, die ich sofort wieder treffen würde. Ich hatte das Glück, keine schlechte Erfahrung machen zu müssen und habe mich sowohl privat als auch an der Uni immer sehr wohl gefühlt. Durch das Leben bei einer schottischen Familie habe ich die dortige Lebensweise noch besser erleben können und habe viele Freundschaften geschlossen. Am Ende meines Aufenthalts habe ich noch eine einwöchige Rundreise gemacht und mir dieses wunderschöne Land mit seinen tollen Menschen angeschaut. Ich werde definitiv in naher Zukunft zurück nach Edinburgh und Schottland gehen. Die Stadt begeistert mit ihrer Mischung aus Historie und Moderne und es wird einem nie langweilig. Das Studium ist anspruchsvoll und zeitintensiv, aber die Betreuung durch Angestellte, Dozenten, Professoren und Studentenvereinigung ist erstklassig, sodass es trotzdem Spaß macht. Durch zahlreiche Veranstaltungen und Freizeitangebote kommt man schnell in Kontakt mit anderen Studenten und man kann sich einen guten Ausgleich zum Studium schaffen. PS: Meiner Meinung nach regnet es in Edinburgh auch nicht mehr als in Deutschland!

6 5 Impressionen Auf Arthurs Seat mit Blick Richtung Meer Im Princess Street Gardens East, rechts das Scott Monument Innenansicht Craiglockhart Campus

7 Edinburgh Castle von der Princess Street aus gesehen 6