Zur Borkenkäfersituation Mitte August 2018
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- Oswalda Buchholz
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1 Borkenkäfer-Newsletter SüdWest Ausgabe 5/218 Zur Borkenkäfersituation Mitte August 218 Die Lage Abb. 1: Am Rande solch großer Käferlöcher geht der Befall erfahrungsgemäß rasch weiter (Foto R. John, 218) 1
2 Temperaturabweichung [ C] Wetterverhältnisse Auch wenn zu Beginn dieser Woche in den westlichen Teilen an einigen Orten größere Niederschlagsmengen gefallen sind bzw. noch fallen werden, so wird sich die kritische Borkenkäfersituation im Verbreitungsgebiet dieses Newsletters (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland) vorraussichtlich nicht wesentlich entspannen. Ein langanhaltend warmer und trockener Witterungsverlauf mit einer intensiven Hitzeperiode in der zweiten Julihälfte prägte den bisherigen Sommer 218 in Deutschland. Daraus resultierten neue Monatsrekorde für April und Mai 218 sowie ausgesprochen hohe Temperaturanomalien für Juni und Juli 218. Betrachtet man den gesamten Zeitraum April bis Juli 218, so ergibt sich eine positive Temperaturabweichung von 3,6 Kelvin gegenüber dem langjährigen Mittel. Eine solch hohe positive Anomalie wurde für diesen Zeitraum in Deutschland seit 1881 noch nie registriert (Quelle: DWD). Begleitet wurden diese konstant hohen Temperaturen durch eine starke bis sehr starke Trockenheit. Seit Februar 218 lagen die Gebietsmittel der Niederschläge zum Teil stark unter den vieljährigen mittleren Niederschlagssummen, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Für den Zeitraum April bis Juli wurde in Deutschland noch nie ein so hohes Niederschlagsdefizit (-11 mm) wie in diesem Jahr registriert. Durch die überdurchschnittlich hohen Lufttemperaturen seit April 218 war der Wasserbedarf der Pflanzen in diesem Jahr besonders hoch. Bei den gleichzeitig deutlich zu geringen Niederschlägen führte dies zu einer Austrocknung der Böden, zu Wassermangel bei einigen landwirtschaftlichen Kulturen und damit verbundenen Ertragseinbußen sowie zu besorgniserregenden Entwicklungen im Wald. Dieses Zusammenspiel von anhaltend hohen Temperaturen, defizitären Niederschlagsmengen sowie intensiver Blüte führt zu massiven Ausfällen bei Fichten, Tannen sowie Wald- und Schwarzkiefern. Aber auch bei Laubbäumen, wie Rotbuchen, Kastanien, Hainbuchen und Spitzahornen können zunehmend Trockenschäden beobachtet werden. Die Laubbäume werfen bereits frühzeitig ihr Laub ab, um sich zu schützen. Dabei gelingt es den Bäumen meist nicht, die Nährstoffe, wie bei normalen herbstlichen Prozessen, aus den Blättern zurückzuziehen und in den Wurzeln zu speichern. Daher ist zu erwarten, dass diese Bäume bereits geschwächt ins nächste Frühjahr 219 starten und umso anfälliger auf abiotische und biotische Beeinträchtigungen im kommenden Jahr reagieren werden. wärmer und trockener Station Freiburg wärmer und feuchter 5 Jan April 4 3 Juni Juli 2 Mai Mrz -2 Feb -3-4 kälter und trockener -5 kälter und feuchter Niederschlagsabweichung [%] Abb. 2: DWD-Wetterstation Freiburg: Thermopluviogramm für das Jahr 218; dargestellt sind für die einzelnen Monate die kombinierten Abweichungen von Niederschlag (waagerechte Achse) und Temperatur (senkrechte Achse) zum langjährigen Mittel (Datenquelle: DWD, Grafik: FVA-WS/Wußler) 2
3 Temperaturabweichung [%] Temperaturabweichung [ C] Station Freudenstadt wärmer und trockener 8 wärmer und feuchter April 6 Juli Mai 4 Jan Jun Mrz Feb kälter und trockener -4 Niederschlagsabweichung [%] kälter und feuchter Abb. 3: DWD-Wetterstation Freudenstadt: Thermopluviogramm für das Jahr 218; dargestellt sind für die einzelnen Monate die kombinierten Abweichungen von Niederschlag (waagerechte Achse) und Temperatur (senkrechte Achse) zum langjährigen Mittel (Datenquelle: DWD, Grafik: FVA-WS/Wußler) wärmer und trockener Apr Station Hahn 5 wärmer und feuchter Jul 4 Mai 3 Jan Juni Mrz -2 Feb kälter und trockener Niederschlagsabweichung [%] kälter und feuchter Abb. 4: DWD-Wetterstation Hahn: Thermopluviogramm für das Jahr 218; dargestellt sind für die einzelnen Monate die kombinierten Abweichungen von Niederschlag (waagerechte Achse) und Temperatur (senkrechte Achse) zum langjährigen Mittel (Datenquelle: DWD, Grafik: FVA-WS/Wußler) 3
4 Borkenkäfersituation im Überblick Die wirtschaftlich bedeutsamsten Fichtenborkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher profitieren in gleichem Maße von der aktuellen Witterung wie die Borkenkäfer an der Weißtanne. Die hochsommerlichen Temperaturen und vor allem die nun schon länger anhaltende Dürre schwächen einerseits die Bäume, fördern aber andererseits die Käfer. Der Buchdrucker beispielsweise hat vielerorts schon die dritte Generation angelegt. Das passiert nicht in jedem Jahr, und vor allem niemals so früh, wie in 218. Die befallenen Bäume zeichnen nur wenig durch Bohrmehl und nahezu gar nicht mehr durch Harztropfen/ Harzfluss, weil sie durch die Dürre stark geschwächt sind. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit und der hohen Temperaturen treten vielerorts und in allen Waldbesitzarten Trocken- und Borkenkäferschäden auf. Die ersten Buchdrucker-Pionierkäfer wählen ihre Wirtsbäume nach bisher nicht vollständig geklärten Kriterien aus bzw. fliegen sie zufällig an. Durch den beim Einbohren ausgelösten Harzfluss werden einzelne Käfer abgetötet - bei ausreichender Angriffsdichte jedoch kommt die Abwehr der Bäume zum Erliegen. Sobald sich einige Käfer erfolgreich eingebohrt haben, produzieren sie Lockstoffe für ihre Artgenossen - es kommt zum massiven Befall des Stammes. Der Buchdrucker beginnt am unteren Ende der grünen Krone und bohrt sich dann weiter nach unten und nach oben ein. Der Kupferstecher hat eine andere Befallsstrategie: Er reagiert auf Duftsignale geschädigter Bäume und befällt diese gezielt. Bei Massenvermehrung allerdings attackiert er auch gesunde, vitale Altfichten mit Erfolg. Besonders betroffen waren daher im Jahr 23 Fichten mit fortgeschrittenen Trockenschäden. Im Gegensatz zum Buchdrucker bevorzugt er normalerweise Schwachholz. Bei Temperaturen über 3 C verlagert sich der Befall vom Bestandesrand in die Bestandestiefe, so dass die Käferbaumsuche ausgeweitet werden muss. Die Wahrscheinlichkeit für Stehendbefall dürfte dabei in der Nähe zu noch nicht aufgearbeitetem Sturmholz aus dem Winter (Sturmtief Burglind im Januar) am höchsten sein. Aktuelle Beobachtungen an Weißtanne, Schwarz- und Waldkiefer, Douglasie An zum Teil starken Weißtannen (mittleres Baumholz bzw. starkes Baumholz) werden zunehmend rote Äste bzw. sich verfärbende Kronen gemeldet, diese Tannen fallen dann i.d.r. aus. Diese Meldungen bzw. eigene Beobachtungen stammen aus der Bodenseeregion, dem nördlichen und südlichen Schwarzwald. Dafür sind meist der Kleine Tannenborkenkäfer, aber auch Borkenkäfer der Pityokteines-Gruppe verantwortlich, zu denen der bekanntere Krumzähnige Tannenborkenkäfer gehört. Diese sekundären Rindenbrüter profitieren von den aktullen Witterungsverhältnissen (Info dazu unter Da die Tanne recht lange durchhält, bevor sie Ausfallerscheinungen zeigt, bleibt Sekundärschädlingen ausreichend Zeit um den Stamm zu befallen. Bei bei trockenen/dürren Tannen finden sich auch Holzwespen, Tannenborkenkäfer, Bockkäfer und diverse Nadelnutzholzbohrer, die das Holz (im Stehenden) befallen, dadurch extrem entwerten und für eine Verwendung als Bauholz unbrauchbar machen. Aus der Neckar- und Odenwaldregion und aus dem südlichen Breisgau kommen Meldungen über absterbende Schwarzkiefern in größerem Umfang. Hierfür sind zweizähniger bzw. sechzähniger Kiefernborkenkäfer, Kiefernaltholzrüssler und vor allem Kiefernprachtkäfer als sekundäre Schädlinge verantwortlich, die sich an vorgeschädigten Bäumen gut entwickeln können. An der Douglasie konnten in diesem Frühsommer erfolgreiche Bruten des Krummzähnigen Tannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens) gefunden werden. Allerdings waren in diesen bislang wenigen Einzelfällen Vorschädigungen vorhanden, wie zum Beispiel starker Hallimaschbefall oder markante Rückeschäden. 4
5 Holzbrüter im Polterholz Vielerorts bleiben Fichtenpolter länger im Wald liegen, weil die Abfuhrkapazitäten derzeit nicht überall ausreichend sind. Dieses Holz ist ofmals bereits von Rindenbrütern besiedelt, in vielen Fällen aber auch nicht. Stattdessen findet sich dort weißes Bohrmehl als typisches Anzeichen von Holzbrütern, die in diesen überlagerten Poltern teilweise ideale Brutmöglichkeiten finden. Im Frühjahr war dies der bekannte Lineatus, also der Nadelnutzholzborkenkäfer (Xyloterus lineatus, Abb. 5)), später im Jahr finden sich mehr der Sägehörnige Werftkäfer (Hylecoetus dermestoides und auch der Schwarze Nutzholzborkenkäfer (Xylosandrus (=Xyleborus) germanus). Der Sägehörnige Werfkäfer wird den sekundären, pilzzüchtenden Frischholzschädlingen zugeordnet und befällt beschädigte Stämme, frisch gefälltes Holz oder frische Stöcke. Er ist also kein Primärschädling. Er tritt bevorzugt an Buche und Eiche auf, kommt aber auch an allen heimischen Nadelhölzern und Buntlaubhölzern vor. Entscheidend ist nicht die Holzart, sondern sind die Feuchtigkeitsverhältnisse zwischen 3 und 12 % des Holztrockengewichtes. Nur so gelingt es den Käferlarven, ihren Nährpilz in den Fraßgängen zu züchten. Markantes Befallsmerkmal sind die enormen Mengen weißen Bohrmehls, die über den Sommer (Juli/ August) ausgestoßen werden (Abb. 6). Die Larvengänge zeigen sich meist schräg zu den Jahrringen im Holzkörper und finden sich im Splintbereich sowie im Kern. Die Länge dieser Gänge kann bis zu 26 cm betragen. Abb. 5: Typischer Frühjahrsbefall des Nadelnutzholzborkenkäfers (Foto R. John März 218) Der Schwarze Nutzholzborkenkäfer ist ursprünglich in Ostasien beheimatet, wurde in den 3er Jahren in die USA eingeschleppt und in Deutschland erstmals 1952 nachgewiesen. Vermutlich gab es erste Einschleppungen aber schon wesentlich früher (197, 1924) durch Eichenrundholzimporte aus Japan. Der Käfer wird als überwiegend technischer Schädling im Wald angesehen, manchmal befällt er geschwächte 5
6 Bäume. Als Wirtsbaum kommen fast alle Baumarten in Frage, Nadel- und Laubholz. Der Befall des Holzes erfolgt nur durch die 2 bis 2,5 mm großen Weibchen, die eine 1 bis 3 Zentimeter lange Eingangsröhre in den Stamm bohren, in deren Anschluss ein unregelmäßig gestalteter Hohlraum angelegt wird. Von diesem können weitere Seitengänge mit weiteren Hohlräumen abzweigen. Der Durchmesser des Einbohrloches beträgt 1,1 bis 1,8 mm. In den Hohlräumen werden Ambrosiapilze gezüchtet, von denen sich die Larven ernähren. Ein gutes Erkennungsmerkmal sind bei fortgeschrittenem Befall die weißen Bohrmehlstäbchen, die von der Stammobeerfläche abstehen und eindeutig auf den Schwarzen Nutzholzborkenkäfer hinweisen. Abb. 6: Im Sommer werden große Mengen weißen Bohrmehls ausgestoßen, klarer Hinweis auf eine Befall durch den Sägehörnigen Werfkäfer (Foto Susanne Dreher-Zaehringer) Abb. 7: Schwarzer Nutzholzborkenkäfer im Detail links (Quelle: Entstehung von Bohrmehlstäbchen einige Tage nach Befallsbeginn rechts (Quelle. 7. Waldschutzinfo 27 der NW-FVA) 6
7 Schwerpunkt rindenbrütende Fichtenborkenkäfer, hier Buchdrucker und Kupferstecher In Rheinland-Pfalz bzw. im Saarland werden in den Brutbeobachtungsbäumen alle Stadien des Buchdruckers gefunden. Während bald an einigen Orten schon die Geschwisterbruten der zweiten Generation ausfliegen werden, ist die dritte Generation vielerorts bereits angelegt. Deren Entwicklung wird nicht ganz so rasant vonstatten gehen; die Tage werden schon wieder kürzer, die vergangenen Nächte waren recht kalt, sodass sich wieder normale Entwicklungsgeschwindigkeiten einstellen werden. In Baden-Württemberg ist das Bild sehr ähnlich: Es finden sich alle Buchdruckerstadien parallel in den Brutbeobchtungsbäumen. Während im Raum Freiburg beispielsweise die dritte Generation sich schon im dritten Larvenstadium befindet, wird diese im Nordschwarzwald gerade noch angelegt oder befindet sich im Eistadium. In milden Lagen könnte die dritte Generation vollständig abschließen, solange der August warm und trocken bleibt. In den Höhen des Feldbergs sind die Geschwisterbruten der ersten Generation nun beim oder nach dem Reifungsfraß als Jungkäfer in den Bäumen kurz vor dem Ausflug. Die zweite Generation befindet sich im Larvenstadium und geht vielleicht als Jungkäfer in den Herbst/ Winter. Abb. 8: Auch solche Fichtenstümpfe aus den Winterstürmen boten dem Buchdrucker im Frühjahr gute Brutmöglichkeiten (Foto R. John August 218) 7
8 Bislang zeigt die aufgelaufene Zufällige Nutzung der Fichte aufgrund von Insektenbefall keine besorgniserregenden Werte. Das begründet sich zunächst dadurch, dass bis zum Tag der Abfrage der Daten noch nicht alle Nutzungen eingepflegt worden sind. Entscheidender aber ist die Tatsache, dass Käferholz (also aufgrund von Buchdrucker/Kupferstecherbefall eingeschlagenes Fichtenholz) erfahrungsgemäß in größerem Maße erst ab Mitte August sichtbar wird, aber dann in trocken-warmen Jahren bis weit in den Oktober hinein eingeschlagen wird. Es ist davon auszugehen, dass es derzeit zu Stehendbefall im großen Maßstab in Fichtenbeständen, dabei eher im Bestandesinneren kommt, der Mitte bis spätestens Ende August deutlich werden wird. Die ZN-Werte werden in einigen Betriebsteilen voraussichtlich die Werte des Vorjahres übertreffen diese Einschätzung fußt vor allem auf aktuellen (Hitze) und prognostizierten Wetterereignissen (anhaltende Dürre). Die Prognose Die prognostizierten Witterungsbedingungen bieten weiterhin ideale Rahmenbedingungen für schwärmende Buchdrucker. Es bleibt sommerlich warm mit Temperaturen von stellenweise erneut bis an die 3 Grenze. Dazu soll es weiterhin trocken bleiben, wobei immer wieder mal Niederschläge in Form von Starkregen mit Gewittern vorkommen können. Abb. 9: Mit solchen Brutbeobachtungsbäumen (beködert, mit Datenlogger versehen) kontrolliert die FVA wöchentlich den Fortschritt der Brutentwicklung (Foto R. John Juli 218) 8
9 Unter diesen Bedingungen wird die dritte Buchdruckergeneration in milden, unteren oder geschützten Lagen ihre Entwicklung voraussichtlich vollständig abschließen können. Das bedeutet, dass diese Käfer das Jungkäferstadium erreichen können. Dann gibt es zwei Möglickkeiten: Ein kalter, gar nasser September zwingt diese dritte Generation zur Überwinterung in ihrem Mutterbaum. Häufig überwintern diese Käfer dann nach Rindenabfall zwangsweise im Boden in der Nähe der befallenen Bäume. Oder ein weiterhin trockener und vor allem warmer September verleitet diese dritte Generation zum Ausflug und spätem Stehendbefall im September. Der Kupferstecher wird durch hohe Tagestemperaturen gefördert. Achten Sie auf sich rasch rötende Kronen älterer/stärkerer Fichten, aber auch auf sich verfärbende Fichten in Dickungen und Stangenhölzern. Abb. 1: Buchdrucker-Puppe in der Puppenwiege (Foto R. John, Juni 218) Handlungsempfehlungen Die beiden Sturmtiefs Burglind und Friederike im Januar diesen Jahres haben deutschlandweit für Sturmholz von über 5 Mio. fm gesorgt. Betroffen waren vor allem Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Da Baden-Württemberg insgesamt noch eher glimpflich davonkam, wurden die in Nord- und Mitteldeutschland benötigten Aufarbeitungs- und Abfuhrkapazitäten aus dem Süden abgezogen und stehen den Waldbesitzenden in Baden-Württemberg nicht zur Verfügung. Dies hat zur Folge, dass es in Baden-Württemberg einen Mangel an Transportmöglichkeiten gibt und das Holz im Wald verbleibt. Dies führt in Verbindung mit der anhaltenden Trockenperiode weiterhin zu günstigen Vermehrungsbedingungen für den Borkenkäfer. 9
10 Vor diesem Hintergrund gilt weiterhin, dass alle gefährdeten Fichtenbestände mindestens einmal wöchentlich auf Käferbefall kontroliert werden müssen. Sind die Käfer aus den Bäumen noch nicht ausgeflogen, dann muss dieses Holz sofort käferuntauglich gemacht werden. Die Methoden dazu sind hinlänglich bekannt. Die im Frühjahr befallenen Fichten zeichnen seit Wochen mit roter Krone und sind damit gut aus der Ferne sichtbar. Hier sind die Käfer aber schon lange ausgeflogen, Sie können diese Bäume zunächst stehen lassen und zur Lokalisierung von bisher nicht gefundenen Käfernestern nutzen. Aber Vorsicht: Fichten aus dem Frühjahrsbefall können auch mit abfallender Rinde bei grüner Krone und/oder Nadelabfall zeichnen. Bei Temperaturen über 3 C verlagert sich der Befall vom Bestandesrand in die Bestandestiefe, so dass in den kommenden Wochen die Käferbaumsuche konsequent ausgeweitet werden muss. Befallsbäume sind derzeit schwer zu finden, Sie müssen also etwas mehr Zeit investieren und sollten die frischen Morgenstunden für Ihre Kontrollrunden nutzen. Die Wahrscheinlichkeit für Stehendbefall dürfte dabei in der Nähe zu noch nicht aufgearbeitetem Sturmholz am höchsten sein. Daher werden Waldbesitzende dringend dazu aufgefordert, ihre Fichtenbestände regelmäßig und gründlich auf Stehendbefall zu kontrollieren, sowie befallenes Holz rasch aufzuarbeiten und abzufahren. Limitierender Faktor sind weiterhin die mangelnden Fuhrkapazitäten, weshalb dann auch Nasslagerung oder Umlagerung in Laubholzbestände ausscheiden. Befallene Fichten aus dem Frühjahr zeichnen vermehrt auch mit Rindenabfall, Spechtabschlägen und rotfärbender Krone. An später und aktuell befallenen Fichten finden sich Harztropfen (beginnend am Kronenansatz), Bohrmehl und mit Harz verklebtes Bohrmehl am Einbohrloch. Abb. 11: Reichlich Bohrmehl am Stammfuß zeigt deutlich einen Buchdruckerbefall (Foto R. John, Juni 218) 1
11 Die Stehendbefallkontrolle ist an Randbäumen diesjähriger Käfernester und befallenen Holzpoltern fortzusetzen, aber unbedingt auch in die Bestandestiefe auszuweiten. Wenn sich unter der Rinde Jungkäfer befinden, reicht das Fällen (auch mit Harvestern) nicht aus, um die Jungkäfer am Ausflug zu hindern! Die Rinde trocknet nicht rasch genug aus. Aus diesem Grund sollte auch nicht im Bestandesinneren entrindet werden. Es ist darauf zu achten, ein Abfallen der Rinde bei der Rückung zu verhindern. Vernachlässigen Sie die Kontrollen auch nicht in der Urlaubszeit, sondern suchen Sie sich jemanden, der Ihre Bestände während Ihrer Abwesenheit kontrolliert. Abb. 12: Sind derzeit eher rar: Frische Harztropfen als Abwehrreaktion der Fichte auf sich einbohrende Käfer (Foto R. John Juli 218) Kennzeichen eines Käferbefalls sind: braunes Bohrmehl auf der Rinde, unter Rindenschuppen, auf Spinnweben, am Stammfuß und auf der Bodenvegetation Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz helle Flecken, sogenannte Spiegel, auf der Rinde durch die Tätigkeit der Spechte, wodurch größere Rindenstücke abfallen und das helle Splintholz sichtbar wird charakteristische Fraßbilder unter der Rinde Rötung Abfall grüner oder roter Nadeln 11
12 Kontrollieren Sie Ihre Wälder! Zu kontrollieren sind: geworfenes, gebrochenes und angeschobenes Sturmholz vom Januar 218 alle stehenden Fichtenbestände nach Schadereignissen, Hiebsmaßnahmen und Pflegeeingriffen liegengebliebenes, bruttaugliches Material aufgearbeitetes, in der Nähe gefährdeter Bestände lagerndes Nadelholz Wann und wie häufig kontrollieren? weiter bis Ende September derzeit im einwöchigen Turnus Kontrollen aussetzen bei starkem Wind oder Regen, da Bohrmehl weggeweht bzw. abgewaschen werden kann Wo kontrollieren? Kontrollen gezielt im Bereich vorjähriger Befallsorte in südexponierten Lagen und an aufgerissenen Bestandesrändern an Rändern von Windwurf- und Schneebruchnestern in allen Fichtenbeständen bei entsprechender Gefahrenlage an Jungwüchsen bei Gefährdung durch Kupferstecher Wie kontrollieren? in älteren Beständen einzeln, d. h. Baum für Baum befallene Bäume für den Einschlag auffällig markieren Nach den Kontrollen bitte reagieren: Können Sie das Holz nicht rechtzeitig vor dem nächsten Ausflug der Käfer aus dem Wald bringen, sind folgende Verfahren zu überlegen: Hacken, oder Stämme entrinden, sofern die Käfer noch nicht entwickelt sind. Zur Reduktion des Befallsrisikos ist es erforderlich, vorhandenes bruttaugliches Material (frische Fichtenkronen, Resthölzer und Reisigmatten) unverzüglich aufzuarbeiten (Hacken, Mulchen, Abfahren). Frischer Stehendbefall durch den Kupferstecher ist nicht sofort erkennbar. Daher ist es umso notwendiger, liegendes bruttaugliches Material auf Kupferstecherbefall hin zu kontrollieren und bei Befall unverzüglich aufzuarbeiten. Wo könnnen Sie sich weiter infomieren? Aktuelle Informationen zum Monitoring der wichtigsten Fichtenborkenkäfer finden Sie unter dem Stichwort Daten unter Einen Borkenkäfer-Flyer gibt es hier: Diesen Borkenkäfer-Newsletter SüdWest können Sie per an abonnieren 12
13 Den Borkenkäfer-Newsletter Nordschwarzwald können Sie per an ebensfalls abonnieren. Ein AID-Heft mit dem Thema: Borkenkäfer an Nadelbäumen - erkennen, vorbeugen, kontrollieren (Redaktion R. Schretzmann) ist unter dem folgenden link bestellbar: Abb. 12: So lässt sich Käferholz gefahrlos außerhalb des Waldes lagern (Foto R. John, Juni 218) 13
14 Anhang: Buchdrucker bzw. Kupferstecher-Monitoring mit Pheromonfallen Fangzahlen aus dem ldf. Jahr KW Abb. 13: Buchdrucker-Monitoring im Landkreis Tuttlingen, Datenquelle UFB Tuttlingen (Mittelwerte von je drei Fallen und Revier und Kalenderwoche 17, 18 ff.); Ziffern 14, 16, 22, 23, 26 sind die Reviernummern 35 Wonnhalde, 3 m Oberer Haller, 6 m Zipfelweg, 9 m KW Abb. 14: Buchdrucker-Monitoring Südlicher Schwarzwald, ca. 35 bis 9 m ünn (Wonnhalde bis Zipfelweg), Datenquelle Monitoring FVA-WS (Mittelwerte von je drei Fallen und Höhenlage) 14
15 Mai Juni Juli August Abb. 15: Buchdrucker-Monitoring Südlicher Schwarzwald, hier Feldberg, ca. 135m ünn, Datenquelle Monitoring FVA-WS (Mittelwerte von sechs Fallen) Abb. 16: Kupferstecher-Monitoring Südlicher Schwarzwald, hier Feldberg, ca. 135m ünn, Datenquelle Monitoring FVA-WS (Mittelwerte von vier Fallen) 15
16 Fangsumme/ Falle (Mittelwert) 3.5 unten (665 m) Mitte (745 m) oben (859 m) April Mai Juni Juli August Abb. 17: Buchdrucker-Monitoring Nördlicher Schwarzwald, Tonbachtal bei Baiersbronn, ca. 6 bis 86 m ünn, Datenquelle Monitoring FVA-WS (Mittelwerte von je drei Fallen und Höhenlage) 35 Allerheiligen Ellbach West Hoher Ochsenkopf Hundsbach Murgtal Schliffkopf Schwanenwasen Wilder See April Mai Juni Juli August Abb. 18: Buchdrucker-Monitoring Nationalpark Schwarzwald, Mittelwerte von 4 bzw. 8 Fallen je Gebiet. Datenerhebung UFB Freudenstadt, Rastatt, Ortenaukreis, Stadt Baden-Baden, Nationalparkverwaltung. (Auswertung FVA) 16
17 Mittelwert aus 4 Fallen [N] Fangsumme/ Falle (Mittelwert von 3 Fallen) unten (665 m) Mitte (745 m) oben (859 m) April Mai KW Juni Juli August Abb. 19: Kupferstecher-Monitoring Nördlicher Schwarzwald ca. 6 bis 86 m ünn, Datenquelle Monitoring FVA- WS (Mittelwerte von je drei Fallen und Höhenlage) 3 27 Buchdrucker Monitoring Rheinland -Pfalz Hunsrück - wöchentliche Mittelwerte der Käferanzahl aus vier Fallen der einzelnen Fallenstandorte Niederwörresbach : Abt. II 18 / 38 m ü NN Leisel : Abt. II 127 / 65 m ü NN Nonnweiler -Eisen: Abt. 234 / 615 m ü NN April Mai Juni Juli August September Abb. 2: Buchdrucker-Monitoring Rheinland-Pfalz (u. Saarland), hier Hunsrück (Monitoring der FAWF/FVA) 17
18 Mittelwert aus 4 Fallen [N] Buchdrucker Monitoring Rheinland -Pfalz Pfälzerwald - wöchentliche Mittelwerte der Käferanzahl aus vier Fallen der einzelnen Fallenstandorte Hochspeyer : Abt. XCV 7a / 37 m ü NN Merzalben: Abt. I 1 / 515 m ü NN Bannstüterdell: Abt. XXXVIII 1 / 51 m ü NN April Mai Juni Juli August September Abb. 21: Buchdrucker-Monitoring Rheinland-Pfalz (u. Saarland), hier Pfälzer Wald (Monitoring der FAWF/FVA) Wenn Sie Beobachtungen zum Thema haben, Anmerkungen oder Verbesserungen anbringen möchten, dann schreiben Sie bitte ebenfalls an Borkenkaefer.FVA-BW@forst.bwl.de. Der Borkenkäfer-Newsletter SüdWest der FVA Baden-Württemberg erscheint im Zeitraum von April bis September eines Jahres zu Beginn und Ende des Buchdruckerflugs und situativ dann, wenn sich bemerkenswerte Momente (Ausflug einer Generation, sich aufbauende Gradationen, ) abzeichnen. verantwortlich für diesen Newsletter: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg Abteilung Waldschutz, Wonnhaldestraße 4, D-791 Freiburg i. Br. 18
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