Liebe Konfirmandinnnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,
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- Adrian Kirchner
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1 1 Liebe Konfirmandinnnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde, stellt Euch einmal vor, Ihr seid auf einer Jugendfreizeit und Teil des Programms dieser Fahrt ist Funyak fahren. Ein Funyak ist eine Mischung aus Kajak und Schlauchboot aus sehr stabilem Gummi. Immer eine Person hat in einem solchen Funyak Platz. Funyaks sind dann besonders hilfreich, wenn man einen Fluss befahren will, der sowohl Stromschnellen zu bieten hat, aber auch Strecken mit sehr niedrigem Gewässer. Der Ausstatter des Funyakverleihs gibt also jeder und jedem ein Boot, einen Helm, eine Schwimmweste. Jetzt kommt die theoretischen Einweisung. Wir lernen noch auf dem Trockenen wie man das Paddel halten muss, wie man vorwärts und rückwärts paddelt, sich mit dem Boot dreht usw. Zwei Grundregeln schärft er uns ein: 1. Du darfst, was auch immer passiert, das Boot nicht verlassen! Zu keinem Zeitpunkt. Niemals. Du darfst das Boot nicht verlassen. - Warum sollte man auch? Nun, man wird sehr geneigt sein, das Boot zu verlassen, wenn man feststeckt. Und wir werden feststecken, auf Felsen und Steinen, die im flachen Gewässer unser Boot auflaufen lassen. Dann, so erklärt der Bootsverleiher weiter, ist man äußerst versucht, aus dem Boot zu hüpfen und es flugs über den Stein des Hindernisses zu ziehen. Aber hier liegt die Tücke von Unterwasserströmungen, glitschigen Steinen, die zu Knöchelbrüchen und Schlimmerem führen könnte. Wer feststeckt, muss in seinem Boot vor und zurück-, hin- und herruckeln, um das Boot von der Stelle zu bewegen. Das Boot aber wird zu keinem Zeit punkt verlassen! Und die zweite Regel: wer unfreiwillig das Boot in einer Strömung verlässt, hält als erstes seine Füße nach oben und vorne, mit der Strömung gerichtet aus dem Wasser raus. Dann nämlich verhindert man die Gefahr mit dem Kopf voran gegen Steine oder andere Hindernisse zu stoßen, die sich im Fluss versteckt halten. Diese Regel leuchtet spontan ein.
2 2 Los geht s. Der Fluss bietet einen ruhigen Start - doch die ersten Steine lassen nicht lange auf sich warten. Noch nimmt man s sportlich: losruckeln, vor/ zurück... weiter. Immer wieder bleiben wir hängen, dann lassen wir uns wieder treiben. Es läuft jetzt richtig gut, wir kommen gut voran. mmh, bis die nächsten flachen Stellen kommen und wir lernen, was harte Arbeit ist: das Boot zu keinem Zeitpunkt zu verlassen ist eine Herausforderung, der nicht alle standhalten. Der Frust ist zu groß: wir sind ja zum Bootfahren gekommen, nicht zum im Bootfestsitzen. Es geht irgendwie weiter. Wir schaffen es mit eigener Kraft, oder weil jemand in einem anderen Boot vorbeikommt, der einen vom Stein ziehen kann. Dann kommt die erste ordentliche Stromschnelle. Es ist fantastisch! Mit viel Schwung sausen wir durch das brausende Wasser. Und so geht es weiter den Fluss entlang, ruhige, entspannte Abschnitte, wo man sich erholen kann, die Landschaft genießen, immer wieder frustige Zeiten, mit Steinen und Geröll, ein paar Stromschnellen, die Laune machen und den richtigen Nervenkitzel bringen. Unsere Gruppe braucht unterschiedlich lang, die Schnellsten vier Stunden, andere länger bis wir im am Anleger ankommen, zufrieden und... müde. Ich stelle mir vor, dass Ihr mit Eurem Lebens- und auch Eurem Glaubensweg auf den weiten Raum einer solchen Flusslandschaft gestellt seid. Heute, über Euren Konfirmationsgottesdienst, habe ich den Vers aus dem 31. Psalm gestellt: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Ihr seid auf Euren Lebensweg und auch Glaubensweg gestellt, den Ihr immer selbständiger, immer eigenverantwortlicher beschreitet. Ihr trefft mehr und mehr eigene Entscheidungen für Euer Leben. Eure Familien, Mütter und Väter sehen das mit gemischten Gefühlen: mit Stolz natürlich, und ein wenig Sorge. Wer weiß schon, was auf Euch wartet. Der Ausstatter, das sind Eure Familien, Freundinnen und Freunde, Paten, Lehrerinnen und Lehrer, und auch wir, die wir mit Euch in der Gemeinde, im Kon-
3 3 fiunterricht Zeit verbracht haben. Wir versuchen Euch mitzugeben, was hilfreich ist, bei einer Flussfahrt im Leben und im Glauben auf weitem Raum. Entscheiden müsst immer mehr Ihr: es liegt an Euch, was Ihr annehmt; Ihr müsst selber ausprobieren, wie es für Euch am besten geht. Zwei Regeln möchte ich Euch mitgeben für Eure Flussfahrt des Glaubens: 1. Verlasse nicht das Boot! Niemals! Du wirst verlockt sein, wenn Du feststeckst, doch bleib drin sitzen! 2. Die zweite Regel haben wir als Lesung aus dem Johannesevangelium gehört: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe! dazu kommen wir gleich; unterwegs, sozusagen. Ihr habt Euer Lebens- und Glaubensboot längst ins Wasser gelegt und seid damit schon eine Weile unterwegs. Ihr habt im Glauben theoretisch über Dinge nachgedacht und praktisch nach dem Anhaltspunkt in Eurem Leben gefragt. Ihr habt auch schon die ersten Hürden genommen: Fragen zum Glaubensbekenntnis, über Tod und Leben nachgedacht. Mancher Stein, der zu weit aus dem Wasser ragt, hat Euch schon festgesetzt. Doch ihr wollt weiter. Heute an Eurer Konfirmation bestätigt Ihr, dass Ihr im Boot des Glaubens weiter unterwegs sein wollt. Dazu erbitten wir Gottes Segen. Denn der Weg ist manchmal mühsam. Mancher Stein wird auf Euch warten Krisen des Lebens werden Euch zweifeln lassen. Doch nur wer im Boot bleibt, hat für die weitere Fahrt Halt. Bleibt im Boot, denn es trägt auch da, wo man feststeckt. Ihr könnt jemanden fragen, der so aussieht, als kenne er sich aus mit Flüssen und Booten, dem Glauben und Leben. Sie oder er wird Euch weiterhelfen. Ihr werdet unterwegs in Euch selber eine Kraft entdecken, von der Ihr nie geglaubt hättet, das Ihr sie habt. Einige haben geantwortet auf die Frage, was Ihr im Konfi-Unterricht gelernt habt: nicht aufzugeben und an sich selbst zu
4 4 glauben. Das ist eine wichtige Ausstattung, für Euren Weg. Ihr werdet weiter kommen und wieder einfachere Flussabschnitte genießen können. Es werden Stromschnellen kommen da wollt Ihr nicht ohne Boot sein! Denn ohne Boot auch kein Spaß, wenn es richtig abgeht. Die zweite Regel ist eine Regel, die Ihr selber auch schon erfahren und auch so gelebt habt: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe! Aus der Liebe Gottes heraus leben wir. Sie ist unser tragender Grund, den wir, komme, was wolle nicht verlassen. Aus Gottes Liebe, kann man nicht herausfallen. Das ist der entscheidende Unterschied zu der Bootgeschichte: wer im Leben und Glauben umgeworfen wird, landet, mit den Füßen nach oben und vorne zuerst in Gottes Liebe, die uns trägt. Im Boot und außerhalb. Wer Gottes Liebe erfährt als tragenden Grund und bewegende Kraft, die gibt diese auch gerne an andere weitere. Wir sind zusammen unterwegs. Jede und jeder in ihrem und seinem Boot und doch gemeinsam. Die anderen um uns herum sind nicht egal. Immer wieder ging es im Konfiunterricht um jede und jeden selber in ihrem Glauben und seiner Beziehung zu Gott und zugleich auch um die Gemeinschaft. Vielen ist gerade das ein wichtiger Aspekt an der Konfirmation: dazuzugehören zu einer Gemeinschaft. Viele Eurer Konfirmationssprüche enthalten beides: die Zusage Gottes an Euch, Stärkung und Ermutigung und zugleich eine Ausrichtung, wie Ihr Eurer Leben gestalten wollt mit Blick auf andere. Beides habt Ihr bereits dabei: Gottes Liebe und einen liebevollen, wertschätzenden Blick für andere. Heute halten wir bewusst inne auf Eurem Weg, auf dem Fluss, um Eure Konfirmation zu feiern. Wir wollen um Gottes Segen bitten, der Euch weiter trägt, ermutigt, stärkt und voran bringt: in Stromschnellen und in seichtem Gewässer,
5 5 wenn Ihr ausruhen müsst oder feststeckt, wenn Ihr allein unterwegs seid und mit anderen. Gott stellt Eure Füße auf weiten Raum, und Gott hilft Euch und ist mit Euch: in Liebe und mit seinem Segen. Und der Friede Gottes, der höher ist alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
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