Viel Zeit verging, bis es der Polizei endlich gelang, die Täter, die hinter dem Anschlag steckten, aufzuspüren. Eine Tonschüssel für Nudelaufläufe
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- Siegfried Schreiber
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2 Viel Zeit verging, bis es der Polizei endlich gelang, die Täter, die hinter dem Anschlag steckten, aufzuspüren. Eine Tonschüssel für Nudelaufläufe und eine Metzgereitüte voller Würstchen und pikanter Schweinskopfsülze führten auf die Spur von Giuseppe»Charlie«Nirta, dem Schwager von Giovanni Strangio. Seit zehn Jahren auf der Flucht vor der italienischen Justiz, sah Nirta keinen Grund, deswegen auf schmackhafte Spezialitäten der kalabrischen Küche zu verzichten. Als die drei Schwestern Strangios am 24. November 2008 in Amsterdam mit großen Fresspaketen im Gepäck ankamen, wurden sie von einer Spezialeinheit der italienischen Polizei beschattet und führten diese direkt zu Nirta. Ein halbes Jahr später endete für den bis dahin flüchtigen Giovanni Strangio die Freiheit. Auch er wurde in Amsterdam festgenommen. Dort hatte er sein geheimes Hauptquartier in einem der unscheinbaren Wohnkomplexe am
3 Rand der historischen Altstadt aufgeschlagen. Mit Basecap und Sonnenbrille glaubte er sich ausreichend getarnt und ging sogar in aller Öffentlichkeit spazieren. Als die Beamten zuschlugen, fanden sie in seiner Wohnung zahlreiche Waffen, falsche Pässe und Bargeld im Wert von Euro. Kleingeld für die Ndrangheta, Peanuts für den dreißigjährigen Strangio, dazu ausersehen, der nächste Boss des Clans zu werden. In Deutschland hatte er den Gastronom gegeben. Auf ihn waren zwei Pizzerien in Kaarst bei Düsseldorf angemeldet. Toni s Pizza hieß die eine, die andere nach dem Mafia-Heiligen San Michele. Schon seit Mitte der achtziger Jahre hatte die Führung der Mafia dafür gesorgt, dass unter dem Deckmantel legaler wirtschaftlicher Aktivitäten außerhalb Italiens Vorposten für den Drogenhandel und die Geldwäsche eingerichtet wurden. Beispielsweise in Westdeutschland, nahe der
4 Grenze zu Holland, dem Land, das als eine der Hauptquellen für synthetische Drogen gilt. Von Bedeutung war hierbei auch der nicht weit entfernte, riesige, schwer kontrollierbare Hafen von Rotterdam mit seinen Schmuggelund Transportmöglichkeiten. Zunächst diente Westdeutschland den Clans hauptsächlich als Transitroute für Waffen- und Drogengeschäfte. Erst im zweiten Schritt begannen sie, auch im Bereich der legalen Wirtschaft aktiv zu werden. Ab den achtziger Jahren investierte die Ndrangheta in großem Umfang Drogengelder in Duisburg, Kaarst, Dortmund, Aachen und Essen. Dort, im Herzen des Ruhrgebiets, nutzten die Clans den sich abzeichnenden Strukturwandel dazu, Hotels und Restaurants günstig aufzukaufen. Bisher konnten mehr als dreißig solcher Mafia- Betriebe identifiziert werden. Auch das Restaurant Da Bruno in Duisburg und die beiden Pizzerien in Kaarst zählten dazu.
5 Das Hotel, in dem die italienische Nationalmannschaft während der Fußballweltmeisterschaft 2006 logierte, soll angeblich ebenfalls eine dieser Mafia- Immobilien sein. Es gehört einem ehemaligen deutschen Olympioniken und einem Angehörigen der Familie Pelle aus San Luca. Letzterer habe, so die Aussage eines Kronzeugen, einen Kredit von 19 Millionen Euro für den Bau des Hotelkomplexes von der Mafia erhalten. Zudem sei der Bau des Hotels in einem Landschaftsschutzgebiet erfolgt. Den Spezialeinheiten der Carabinieri und der deutschen Polizei zufolge soll das Hotel auch von flüchtigen Mafiosi als Zwischenstation benutzt worden sein. Nach 1989 dehnten sich die Aktivitäten der Mafien auch auf Ostdeutschland aus, einem der Endpunkte der Balkanroute, über die Heroin und Waffen ins Land kommen. Die deutsche Wiedervereinigung eröffnete ihnen so gut wie
6 grenzenlose Geschäftsmöglichkeiten im Immobilienbereich, ideal, um ungeheure Mengen an Drogengeldern zu waschen. Etwa durch den Kauf von Hotels, Ferienanlagen und sonstiger Immobilien. Allein in Erfurt bewegen sich die Mafia-Investitionen in einer Größenordnung von knapp hundert Millionen Euro. Aber auch andere Anlageformen werden von der Mafia gern genutzt. Ein Untersuchungsbericht aus dem Jahr 2006 belegt beispielsweise, dass sich damals einige Ndrangheta-Clans über die Frankfurter Börse Aktienpakete von Energieversorgern zulegten. Alles zusammen macht Deutschland seit Jahrzehnten zum Gelobten Land für die Ndrangheta. Doch die Ndrangheta agiert nicht nur im Immobilienbereich geriet der damalige Vorsitzende der baden-württembergischen CDU und spätere Ministerpräsident Günther Oettinger mittlerweile zum EU-Kommissar
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