Einführung in die Mediensoziologie. Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2015/16 Prof. Dr. phil. habil.
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- Adrian Lang
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1 Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2015/16 Prof. Dr. phil. habil. Udo Thiedeke 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation 2) 3) Zusammenfassung
2 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 1 Hinsichtlich der Probleme, Aufmerksamkeit mit Medien und medialen Kommunikationsformen auf die Mitteilung der Kommunikation zu fokussieren, haben sich verschiedene mediale Lösungen ausdifferenziert.
3 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 2 Es gibt die Möglichkeit individuell Kognitionen zu vermitteln und dabei möglichst genau an andere zu adressieren. Es gibt aber auch die Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit möglichst vieler oder vielleicht sogar aller, die überhaupt kommunizieren können, auf Mitteilungen zu lenken. Schließlich gibt es die Möglichkeit, die Mitteilung selbst von allen individuell gestaltend zu steuern und so die Bedingungen der Aufmerksamkeit zu kontrollieren.
4 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 3 So haben sich Individual, Massen und kybernetische Interaktionsmedien mit ihren spezifischen Kommunikationsformen ausgeprägt, die die Sinnmöglichkeiten der Kommunikation formen (konditionieren).
5 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 4 Nachvollziehbar wird das in den unterschiedlichen Erwartungen, die wir hinsichtlich der Operationsbedingungen der differenten Medien (mit einer Zeitung muss man anders umgehen, als mit einem Computer) und der Sozialität, die mit der Kommunikation in unterschiedlichen medialen Kommunikationsformen möglich wird, entwickeln (wenn wir jemand etwas vertraulich mitteilen wollen, werden wir es nicht in die Zeitung drucken).
6 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 5 Im kommunikativen Umgang mit den unterschiedlichen Medien und ihren Kommunikationsformen entwickeln sich so charakteristische Sets sozio technischer Erwartungen, die zugleich auf die Sinngrenze, den jeweiligen Sinnhorizont der medialen Kommunikation verweisen.
7 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 6 Wer individualmedial kommuniziert, orientiert sich an Erwartungen gegenüber den anderen, die eigenen Gedanken äußern zu können. Wer massenmedial kommuniziert, orientiert sich an Erwartungen der Veröffentlichungsfähigkeit. Wer interaktionsmedial kommuniziert, orientiert sich an Erwartungen der steuerbaren Entgrenzung.
8 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 7 Aufmerksamkeitsmedien und ihre sinnhaften Leitunterscheidungen: Medium Leitunterscheidung Individualmedium Äußerbar / nicht-äußerbar Massenmedien Veröffentlichungsfähig / nichtveröffentlichungsfähig Kyb. Interaktionsmedium Gestalt- und steuerbar / nicht gestalt- und steuerbar
9 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 8 Mit den einzelnen Medien entstehen mithin Welten von Sinnmöglichkeiten, die das bestimmen, was man typischerweise erwarten kann. Individualmedien Massenmedien Kybernetische Interaktionsmedien Kollektives Gedächtnis Öffentlichkeit Cyberspace
10 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 9 Die typischen Erwartungen können sich daher zu einem sozial geteilten und akzeptierten Erwartungsmuster verdichten, das in der alltäglichen Kommunikation bestätigt oder irritiert wird.
11 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 10 Ein solches Erwartungsmuster, das sozial akzeptiert und bei Bestätigung unhinterfragt vorausgesetzt werden kann, soll als Normalitätserwartung der jeweiligen medialen Kommunikation gelten. Sie definiert, was im Umgang mit einem Medium und hinsichtlich der Möglichkeiten damit sinnhafte Unterscheidungen zu kommunizieren als normal angesehen wird.
12 1) Normalitätserwartungen medialer Kommunikation Folie 11 So haben wir z.b. typische Normalitätserwartungen, wie man mit Sprache umgeht und was man besprechen kann. Wir haben typische Normalitätserwartungen, wie man mit Fernsehen umgeht und was man dort in der Ferne sehen kann und wir haben typische Normalitätserwartungen, wie man mit dem Internet umgeht und was computergestützte Vernetzung bedeutet.
13 2) Folie 12 Was interaktionsmedial kommuniziert wird, das deutet auf den Anschluß aller an ein Kommunikationsinterface hin, das nach eigenen Maßstäben verändert und mit anderen gesteuert werden kann.
14 2) Folie 13 Im Gegensatz zur individualmedialen und massenmedialen Kommunikation kann man interaktionsmedial Persönliches oder individuelle Eigenheiten mit großer Reichweite bei nur geringem Aufwand kommunizieren und Persönlichkeits sowie Wirklichkeitsmodelle selbst entwerfen, vermittelt und mit anderen gemeinsam steuern.
15 2) Folie 14 Für die Kommunikation mittels Interaktionsmedien und in interaktionsmedialen Formen ist es normal zu erwarten, dass alle Zugang zum Interface haben und darüber eine Wirklichkeit gestalten können, die entgrenzt ist. Deshalb verspricht der Cyberspace eine medial vermöglichte Realitätserfahrung. Für die Kommunikation mittels Interaktionsmedien ist es normal, zwischen einer aktuellen und eine virtuellen Realität zu wechseln.
16 2) Folie 15 Der der interaktionsmedialen Kommunikation realisiert sich daher in Normalitätserwartungen einer interaktionsmedial realisierten gestalt und steuerbaren Entgrenzung der aktuell festgelegten Realität.
17 2) Folie 16 Neben der aktuell festgelegten Realität entsteht mit der interaktionsmedialen Kommunikation eine virtualisierte Wirklichkeitserwartung faktischer Möglichkeiten. Herausforderung für die Kommunikation ist es dabei, die beiden Wirklichkeiten zu koordinieren. Die Normalität der darauf aufbauenden Sozialität liegt darin, zwischen dem, was,gegeben (Daten) und was,gemacht ist (Fakten) zu unterscheiden.
18 2) Folie 17 Sozialität die durch interaktionsmediale Kommunikation produziert und reproduziert wird ist daher durch die Normalität synthetischer gesellschaftlicher Beziehungen geprägt. Diese weisen ein hohes Maß an Informalität auf und sind davon abhängig, welche Strukturen individueller Entwürfe und Gestaltungen evolutionär,überlebensfähig (viabel) sind.
19 3) Zusammenfassung Folie 17 Zusammenfassung - Mit Aufkommen der kybernetischen Interaktionsmedien und ihren Kommunikationsformen werde Kommunikationserwartungen möglich, die Mitteilung selbst durch alleindividuell gestaltend zu steuern und so die Bedingungen der Aufmerksamkeit zu kontrollieren. Im Umgang mit den unterschiedlichen Medien und ihren Kommunikationsformen entwickeln sich typische Sets sozio technischer Erwartungen, die zugleich auf die Sinngrenze, den jeweiligen Sinnhorizont der medialen Kommunikation verweisen. Die typischen Erwartungen können sich zu einem sozial geteilten und akzeptierten Muster verdichten, das als Normalitätserwartung in der alltäglichen Kommunikation fortlaufend bestätigt oder irritiert wird. Mit der interaktionsmedialen Kommunikation entsteht der Cyberspace als Sinnhorizont, innerhalb dessen es normal ist, eine computerbasierte, gestaltund steuerbare Entgrenzung der aktuell festgelegten Realität zu erwarten.
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