Maturitätsschulen, Maturitäten
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- Irmgard Günther
- vor 8 Jahren
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1 , Maturitäten Die Sekundarstufe II ist in allgemeinbildende und in berufsbildende Züge aufgeteilt. Die wichtigsten Typen der allgemeinbildende Schulen sind die Maturitätschulen und die Fachmittelschulen (früher Diplommittelschulen). Gymnasien () Gymnasien gibt es in allen Kantonen. Bis Ende der 90er Jahre wurden fünf Typen unterschieden. Neu gilt ein Wahlfachsystem mit Grundlagenfächern, einem Schwerpunktfach und einem Ergänzungsfach, vgl. die Ausführungen zur Maturität. Die Ausbildung von der ersten Primarklasse bis zur Maturität dauert mindestens 12 Schuljahre. Früher begann das Gymnasium meist nach dem 6. Schuljahr und dauerte somit 6 Jahre. Heute ist der Übertritt nach 8 oder 9 Schuljahren häufiger: Man unterscheidet zwischen Lang- und Kurzgymnasium. Statistik 1980/81 besuchten 10% der Jugendlichen eines Jahrgangs Gymnasien, 2005 waren es im Mittel 18,9%, vgl. Abb. 3, S. 5. Die Zahl der Mittelschüler und - schülerinnen ist deutlich schneller gewachsen als diejenige der Berufslernenden, vgl. Abb. 2, S. 2. An rund 200 lernen rund Schülerinnen und Schüler (2005/06). Der Anteil der Frauen beläuft sich auf 56%, derjenige der ausländischen Schülerinnen und Schüler auf 13%. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, welche nicht subventionierte private Gymnasien besuchen, beträgt knapp 2%. Pro Jahr werden rund Maturitätszeugnisse ausgestellt.(2005) 1 Die Unterricht nimmt pro Woche gegen 36 Lektionen in Anspruch. Aufnahme Jeder Kanton legt eigenständig die Aufnahmebedingungen fest. In mehr als der Hälfte der Kantone erfolgt der Übertritt in ein Gymnasium bei sehr guten Leistungen auf der Sekundarstufe I ohne Aufnahmeprüfung (Erfahrungsnoten, Beurteilungen von Lehrpersonen der Sekundarstufe I). In anderen Kantonen wird zusätzlich eine schriftliche und Abb. 1: Schülerinnen und Schüler, Sek II 2003/ % 25% Andere 3% DMS 2% Andere 5% DMS 6% Männer 77% Berufslehren Frauen 64% Berufslehren
2 Seite 2 Abb. 2: Sekundarstufe II - Entwicklung seit Vollzeit-Berufsschulen. Berufsbildung gesamthaft. Berufslehre. DMS/FMS Index 60 76/77 78/79 80/81 82/83 84/85 86/87 88/89 90/91 92/93 94/95 96/97 98/99 00/01 02/03 04/05 mündliche Aufnahmeprüfung durchgeführt; geprüft werden mindestens die erste Landessprache, die zweite Landessprache und Mathematik. Das erste Semester im Gymnasium gilt als Probezeit. Ziel des gymnasialen Unterrichts Die allgemeinen Ziele der Maturitätsbildung lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen: Gefördert werden sollen Intellekt, Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit, doch auch persönliche Lern- und Arbeitstechniken, Wissensbeschaffung und der Umgang mit Informationstechnologien sowie Kompetenzen in den Bereichen Soziales, Ethik, Politik, Wissenschaft, Kommunikation, Kultur, Ästhetik. Selbständigem Arbeiten der Lernenden wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Rahmenlehrplan von 1994 enthält die Lernbereiche Sprachen, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, bildende Kunst und Musik sowie Sport. Der Unterrichtsanteil der Sprachen beträgt 30 40%; 1 BfS: Schülerinnen, Schüler und Studierende 2005/06, BfS: Maturitäten und Übertritte an Hochschulen BfS, Berechnung E. Wettstein der Bereich Mathematik und Naturwissenschaften wird mit 20 30% dotiert, Geistes- und Sozialwissenschaften mit 10 20%, Kunst mit 5 10% % müssen für den Wahlbereich (Schwerpunktfach und Ergänzungsfach sowie die Maturitätsarbeit aufgewendet werden. Die Lernenden belegen den Unterricht in 7 Grundlagenfächern, 1 Schwerpunktfach und 1 Ergänzungsfach. Hochbegabtenförderung beschränkt sich meist auf individualisierten Unterricht, Wählfächer, ein Überspringen von Klassen oder besondere Angebote in den Bereichen Sport und Musik. In 10 Kantonen besteht die Möglichkeit, zweisprachigen Unterricht zu besuchen und eine zweisprachige Maturitätsprüfungen abzulegen. Während der gesamten Gymnasialausbildung werden Tests durchgeführt. In der Regel wird eine Notenskala von 1 bis 6 verwendet (6 = beste Note). Lernberichte sind nicht gebräuchlich. Die Versetzung in das nächste Semester bzw. die nächste Klasse erfolgt aufgrund der erzielten Leistungen (Durchschnitt mindestens Note 4, bestimmte Höchstzahl von ungenügenden Noten).
3 Seite 3 Ausbildungsmöglichkeiten nach Gymnasien Wer ein kantonales Maturitätszeugnis besitzt, das eidgenössisch anerkannt ist, kann direkt an Universitäten, an Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) und an Pädagogischen Hochschulen studieren. Dies tun mehr als 80% der Maturandinnen und Maturanden. Wer unter der alten Maturitätsordnung noch eine Handelsmaturität, eine musische/pädagogische Maturität, Lehramtsmaturität o.ä. abgelegt hat, die nicht eidgenössisch anerkannt sind, muss an Universitäten oder Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) in der Regel Aufnahme-, Zusatz- oder Ergänzungsprüfungen ablegen. Nachholen der Maturität Für Jugendliche oder Erwachsene, welche keine öffentliche Schule besuchen (Privatschule, Abendgymnasium, Fernkurse usw.), werden ausserdem auf Bundesebene Prüfungen durchgeführt, auf die private aber in einigen Kantonen auch öffentliche Mittelschulen vorbereiten. Maturität: Von MAV zu MAR 3 Da das Mittelschulwesen grundsätzlich in den Kompetenzbereich der Kantone gehört, ist die Regelung des Maturitätswesens primär ebenfalls der kantonalen Hoheit unterstellt. Wenn die kantonalen oder die von einem Kanton anerkannten Gymnasien die gesamtschweizerischen Anerkennungsnormen (Mindestnormen) erfüllen, dann werden die jeweiligen kantonalen Maturitätszeugnisse gesamtschweizerisch anerkannt. Die schweizerischen Anerkennungsnormen waren bisher in einer Verordnung des Bundesrates (Maturitätsanerkennungsverordnung MAV 1968) niedergelegt. Anfangs 1995 wurde an deren Stelle ein gemeinsames Anerkennungsreglement von Bundesrat und Erziehungsdirektorenkonferenz erlassen (MAR). Anerkennungsregelung bis 1995: MAV Die MAV 1968 sah fünf Maturitätstypen vor: A Schwerpunkte Griechisch und Latein B Schwerpunkte Latein und Neue Sprachen C Schwerpunkte Mathematik und Naturwissenschaften D Schwerpunkte Neue Sprachen und Geschichte E Schwerpunkte Wirtschaftswissenschaften und Neue Sprachen Alle Typen umfassten mindestens 12 «Maturitätsfächer». Die Reifeerklärung erfolgte aufgrund der Leistungen während der Schulzeit und einer Maturitätsprüfung. Diese Prüfung hatte sich auf mindestens fünf «Kernfächer» zu erstrecken. Die Anerkennungsregelung ab 1995: MAR Das Maturitätsanerkennungsreglement (MAR), das am 1. Aug die MAV ablöste, sieht keine «Typen» mehr vor, sondern eine Maturität mit sieben Grundlagenfächern und zwei Wahlfächern, d. h. je einem Schwerpunkt- und einem Ergänzungsfach (siehe Darstellungen Seite 4). Die Grundlagenfächer sind definiert und lassen nur wenig Wahlmöglichkeiten zu. Das Schwerpunktfach kann aus acht Fächern oder Fächergruppen gewählt werden, das Ergänzungsfach aus 13 Fächern. Sperrklauseln verhindern einseitige oder «billige» Lösungen. Ergänzend kommt eine «Maturaarbeit» dazu, die als «grössere eigenständige schriftliche oder schriftlich kommentierte Arbeit» definiert wird. Für die Maturität zählen die Leistungen des letzten Schuljahres und in den mindestens fünf «Prüfungsfächern» die Prüfungsnoten kombiniert mit den Jahresnoten. Gesamtschweizerisch wird die Anerkennung der Maturitäten durch das Eidg. Departement des Innern und die Erziehungsdirektorenkonferenz vorgenommen. Für die Vorberatung und Antragstellung steht ihnen die gemeinsame Schweizerische Maturitätskommission zur Verfügung. Was die Lehrinhalte betrifft, so haben die Schulträger Lehrpläne zu erlassen, die sich an den gesamtschweizerischen Rahmenlehrplan (erlassen von der Erziehungsdirektorenkonferenz am 9. Juni 1994) halten. Auch dies ist eine Anerkennungsbedingung. Das anerkannte Maturitätszeugnis berechtigt zum prüfungsfreien Zugang zu grundsätzlich allen schweizerischen Universitäten in allen Fachbereichen. Weil die Mehrheit der Kantone über keine eigene Universität verfügt, kommt der interkantonalen Gleichstellung grosse Bedeutung zu.
4 Seite 4 Bildungsprofil gemäss MAR 1995 Erstsprache 2. Landessprache alte Srachen 3.LS/Englisch/ alte Sprache moderne Sprache Anwend.d.Math. Mathematik Physik + Anw.d.Math Physik Naturwissenschaften Biol. + Chemie + Phys. Biologie + Chemie Chemie Biologie Geistes- +Sozialwissensch. Gesch.+Geo.+Wirt.+Recht Geographie Wirtschaft + Recht Geschichte Philos. + Päd.-Psych Wirtschaft+Recht Pädagogik/Psych. Philosophie Bildnerisches Gestalten und/oder Musik Bildn. Gestalten/Musik Bildn. Gestalten Musik Schwerpunktfach Sport Ergänzungsfach Maturaarbeit Bildnerisches Gestalten und/oder Musik 7 Grundlagenfächer, 1 Schwerpunktfach nach Wahl, 1 Ergänzungsfach nach Wahl. Die mit bezeichneten Fächer sind Bildungsprofil gemäss MAV 1968 Erstsprache 2. Landessprache Geschichte Geographie Mathematik Physik Chemie Biologie Zeichnen oder Musik Latein Latein Darst.Geom. 3.LS/Englisch Wirtschaft Griechisch 3.LS/Englisch/ 3.LS/Englisch 3.LS/Englisch 3.LS/Englisch Span./Russ. Sport Typus A Typus B Typus C Typus D Typus E 9 Grundlagenfächer, 2 Schwerpunktfächer nach Typus, Sport. Die mit bezeichneten Fächer sind Prüfungsfächer
5 Seite 5 Maturitätsquoten 4 Wie schon seit Jahren weisen die Westschweiz und das Tessin eine deutlich höhere Maturitätsquote auf als die deutsche Schweiz, vgl. Abb übersteigt die Quote in allen «lateinischen» Kantonen die gesamtschweizerische Quote von 18,9%. Die höchste 3 Quelle: Die gymnasiale Matur in der Schweiz. Rundschreiben des Bundesamtes für Bildung und Wissenschaft (EF), 16. November Bundesamt für Statistik, Tabelle je-d Maturitätsquote weist der Kanton Tessin mit 29.4% auf, die niedrigste Appenzell Innerrhoden mit 9.4%. Noch grösser sind die Unterschiede bei der Maturitätsquote der Frauen: In Genf erwarb 2005 fast ein Drittel der Frauen eine Matur (32.1%), in Appenzell Innerrhoden dagegen betrug der Anteil nur 6.0%, gefolgt vom Aargau mit 15.9 %.» Die Darstellung beruht auf Unterlagen, die für ein SVB- Seminar zusammengestellt wurden unter Mitwirkung der Referenten jenes Seminars, Hans Ambühl und Gerhard Schuwey sowie deren Mitarbeitenden. Abb. 3: Gymnasiale Maturitätsquoten Gymnasiale Maturitätsquoten Frauen Total 16.0 Männer Abb. 4: Gymnasiale Maturitätsquote 2005 Gymnasiale Maturitätsquoten TI GE VD BS NE FR UR JU AR GR ZG VS BL ZH BE SZ SO TG LU OW NW SH SG AG GL AI Total Total Frauen Total Männer
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