FWU-Klassiker Das Hochmoor: Wachstum, Zerstörung, Regeneration FWU das Medieninstitut der Länder

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1 FWU Schule und Unterricht DVD min, Farbe FWU-Klassiker Das Hochmoor: Wachstum, Zerstörung, Regeneration FWU das Medieninstitut der Länder 00

2 Lernziele nach Lehrplänen und Schulbüchern Verstehen, dass das Hochmoor ein Lebensraum mit extremen Bedingungen ist; einige typische Moororganismen kennen lernen; die Entstehung eines Hochmoores beschreiben können und die ökologische Bedeutung seiner Großgliederung (Moorweite, Randgehänge, Lagg) sowie seiner Kleingliederung (Bulten, Schlenken) erfassen; begreifen, dass das Hochmoor ein schutzwürdiges Ökosystem ist und seine Bedrohung durch menschliche Nutzungen richtig einschätzen können; die Notwendigkeit von Regenerationsmaßnahmen einsehen. Vorkenntnisse Bulten, Schlenken Zum Inhalt Das Hochmoor ist ein charakteristischer Lebensraum, dessen extreme Bedingungen nur wenige Tier- und Pflanzenarten überleben lassen. Der Film führt uns die Schönheit einzelner Organismen in Naheinstellungen vor Augen. Die Entstehung eines Hochmoores dauert Jahrtausende: Den Anfang dieser Entwicklung bildete oft ein verlandender See oder ein Erlenbruch. In höheren Bereichen, etwa auf umgefallenen Bäumen, siedelten sich Torfmoose an. Torfmoose haben keine Wurzeln. Sie sterben unten ab und wachsen oben weiter. Je höher der Torfmoosrasen wird, desto stärker werden andere Pflanzen verdrängt. Die Torfmoosreste bilden als Torf eine isolierende Barriere der Kontakt zum Grundwasser geht verloren: ein Hochmoor ist entstanden. Die zentrale Hochmoorfläche besteht aus kleinen, wenige Dezimeter hohen Erhebungen, den Bulten, und kleinen, wassergefüllten Senken, den Schlenken. In ihnen sammelt sich das Regenwasser, das durch die Wirkung der Torfmoose sauer wird. In den Schlenken wachsen grüne Arten des Torfmooses, etwa Sphagnum fallax oder Sphagnum cuspidatum; auch das Schmalblättrige Wollgras hat dort seinen Lebensraum. Auf den Bulten wachsen dagegen Torfmoosarten, die oft durch Sonneneinwirkung oder starken Temperaturwechsel rot gefärbt sind, etwa Sphagnum magellanicum oder Sphagnum rubellum. Auch den Rundblättrigen Sonnentau, die Moosbeere und Rosmarinheide sowie das Scheidige Wollgras findet man auf den Bulten. Nur wenige Tierarten können im Zentrum des Moores leben. Im Film sieht man die leere Hülle einer Libellenlarve und Aufnahmen eines geschlüpften Tieres, der Hochmoor- Mosaikjungfer, sowie eine seltene Ameisenart (Formica picea), die im Hochmoor ein Rückzugsgebiet gefunden hat. Durch Sauerstoffabschluss und Huminsäuren hat der Torf eine stark konservierende Wirkung. Beeindruckend sind die gut erhaltenen Reste eines Bohlenweges, der im Jahre 129 v. Chr. über das Moor gelegt wurde. Pollen und Baumreste geben Auskunft über die klimatischen Bedingungen bis zu den Eiszeiten und über die Entstehung der Moore. Trickaufnahmen verdeutlichen noch einmal systematisch die Entstehung eines Hochmoores (Versumpfungstyp). Die Begriffe Mudde, Niedermoor, Schwarztorf und Weißtorf werden erklärt. Dieser Trick verdeutlicht zugleich die Großgliederung des entstandenen Hochmoores. Es erhebt sich uhrglasförmig über seine Umgebung. Am Rand fällt das aufgewölbte Hochmoor 2

3 mit dem Randgehänge schräg zum Grundwasserniveau ab. Hier herrschen wechselfeuchte Bedingungen. Rauschbeere, Schnabelried, Glockenheide und Moorbirke finden hier einen Lebensraum (Weißes Schnabelried und Glockenheide sind auch typisch für Bulten im zentralen Hochmoor). An Tieren findet man u. a. Moosbeeren-Bläulinge, Kreuzottern, Birkhühner, Schwarzkehlchen und Neuntöter. Der äußerste Rand des Hochmoores, die Kontaktzone zum Grundwasser, wird Lagg genannt. Dort paaren sich Moorfrösche. Die Zerstörung der Hochmoore begann mit ihrer Entwässerung. Die Landwirtschaft nutzt heute mehr als die Hälfte der ehemaligen Hochmoorflächen. Seit Jahrhunderten wird Torf gestochen. Die Handtorfstiche zur Brennstoffgewinnung blieben kleinflächige Eingriffe. Erst der industrielle Torfabbau führte zu gravierenden Veränderungen. Etwa die Hälfte des jährlich abgebauten Torfes wird von Hobbygärtnern verbraucht, obwohl es bessere Alternativen gibt, etwa nährstoffreichen Humus aus Garten- und Küchenabfällen. In welchem Ausmaß Hochmoore zerstört wurden, verdeutlichen wiederum Trickaufnahmen. In Niedersachsen, dem moorreichsten Land der Bundesrepublik Deutschland, waren früher viele tausend Quadratkilometer von Mooren bedeckt km 2 Hochmoorfläche blieben übrig; davon werden allerdings km 2 landwirtschaftlich genutzt oder abgetorft. Um wenigstens die verbliebenen Reste zu retten, wurde das Moorschutzprogramm beschlossen. Es legt fest, welche Flächen nach der Abtorfung regeneriert oder schon heute als Naturschutzgebiete ausgewiesen werden sollen. Die wichtigste Voraussetzung für die Erhaltung der Moore ist das Stauen des Wassers. Der Film zeigt eine Naturschutzgruppe beim Bau eines Dammes und beim Abholzen von Birken. Birken entziehen durch ihre Verdunstung dem Moor sehr viel Wasser. Auf den frei gelegten Flächen können sich in den nächsten Jahren wieder Hochmoorpflanzen ausbreiten. Für die riesigen Flächen industrieller Abtorfungsgebiete genügen keine Einzelinitiativen. Nach dem Niedersächsischen Moorschutzprogramm sollen insgesamt 33 km 2 abgetorfte Fläche wieder vernässt und regeneriert werden. Ob sich auf solchen Flächen die ehemalige hochspezialisierte Lebensgemeinschaft der Hochmoore wieder ansiedelt und wie lange dieser Prozess dauern wird, kann erst die Zukunft zeigen. Ergänzende Informationen Niedermoore befinden sich im Bereich des Grundwasserhorizontes und haben meist eine artenreiche, üppige Vegetation. Die lebende Fläche eines Hochmoores ist dagegen durch eine Torfschicht gegen das Grundwasser isoliert. Standortgebundene Pflanzen sind auf Regenwasser angewiesen. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Hochmoortypen: Versumpfungs-Hochmoore entstanden aus einem Niedermoor (dargestellt im Film); wurzelechte Hochmoore wuchsen dagegen direkt aus vernässten Wäldern auf. Im Torflager kann man meist eine weiter unten liegende ältere, stärker zersetzte Schicht, den dunklen Schwarztorf, von dem darüber liegenden lockeren, hellbraunen Weißtorf unterscheiden. Schwarztorf 3

4 entstand in wärmeren Klimaperioden mit stärkerer Zersetzungsaktivität der Mikroorganismen. Weißtorf wuchs in kühleren, feuchteren Klimaperioden heran. Die heutigen Hochmoore entstanden erst nach der letzten Eiszeit vor etwa bis Jahren. Bei einem jährlichen Zuwachs des Torflagers von durchschnittlich 1 mm haben sie heute eine maximale Mächtigkeit von etwa 6 m. Dominierende Pflanzen der Hochmoore sind Torfmoose. Sie haben ein enormes Wasserspeichervermögen durch ihre dochtartig am Spross anliegenden Zweige, die dachziegelartige Anordnung der Blätter an den Zweigen und ihr Netz von Wasserspeicherzellen in allen Blättern und in der Sprosswand. Torfmoose entnehmen dem Moorwasser Calcium- (Ca ++ ) und Kaliumionen (K + ) und geben dafür Wasserstoffionen (H + ) ab. Die Wasserstoffionen machen das Moorwasser etwa so sauer wie Essigsäure (ph-wert unter 4). Die Torfmoose schaffen so die extremen Bedingungen im Moorwasser selbst und schließen somit die Konkurrenz anderer Organismen aus. Der niedere ph-wert behindert den Austausch von Kohlenstoffdioxid (aus der Atmung) gegen den Sauerstoff des Wassers. Die Libellenlarve der Hochmoor-Mosaikjungfer nimmt daher den Luftsauerstoff mit ihrem Enddarm an der Wasseroberfläche auf. Die Mineralstoffarmut (nur Regenwasser!) stellt ein weiteres Problem für alle Wasserorganismen dar. Die Salzarmut erzeugt einen starken Einstrom von Wasser in die Zellen. Dieses Wasser muss unter Energieaufwendung herausgepumpt werden. Vermutlich steht der Zwergwuchs vieler Hochmoor-Wasserbewohner in Zusammenhang mit diesem Problem. Das Moorwasser besitzt eine extreme thermische Schichtung, weil das obere Moorwasser durch die lonenarmut früh im Winter friert und sich im Sommer stark aufheizt. Die Fauna des Hochmoores ist deshalb eurytherm; die wenigen kaltstenothermen Arten wandern bei Erwärmung in tiefere Wasserschichten. In den tieferen Schichten friert der Moorkörper erst spät im Jahr, weil Wasser auch ein guter Wärmespeicher ist. Deswegen taut er im Frühjahr auch erst spät wieder auf. Neben den Pflanzenpollen kommt den beschalten Amöben besondere Bedeutung bei der Erforschung der Klima- und Vegetationsgeschichte eines Moores zu, weil sich ihre Schalen im Torf erhalten haben. Von dieser Einzellergruppe haben sich im Hochmoor mehr als 10 Arten entwickelt, wobei sich die Zusammensetzung und Häufigkeit der einzelnen Arten je nach Klimaperioden und Vegetation ändert. Schon im Mittelalter wurden zur Brenntorfgewinnung Moore trockengelegt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war Torf ein wichtiger Brennstoff. Im 19. Jahrhundert begann der maschinelle Torfabbau, der heute noch großflächig stattfindet. In der Bundesrepublik Deutschland werden etwa 10 % der Hochmoorflächen abgetorft. Etwa 60 % der Hochmoore wurden während der letzten 300 Jahre für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossen, davon etwa 58 % als Grünland. Weitere Moorflächen wurden schon früher entwässert und so für die Bearbeitung vorbereitet; hier findet man nur Birken- oder Kiefernwälder und Bentgrassteppen als Degenerationsstadien. Nur etwa 5 % der Hochmoore zeigen noch Hochmoorcharakter, 4

5 und auch davon sind nur 1,5 % (50 km 2 von km 2!) als natürlich zu bezeichnen; 3,5 % werden als naturnah eingestuft. Ein großflächig zusammenhängendes Hochmoor gibt es nirgendwo mehr in der Bundesrepublik Deutschland. Hochmoore sind charakteristische Landschaftselemente in vielen Gebieten Deutschlands; in ihnen lebt eine große Zahl angepasster Organismen, die mit der Zerstörung des Moores sterben. Außerdem sind Moore Rückzugsgebiete für an anderen Orten bedrohte Tierarten (z. B. Birkhuhn). Als gut abgrenzbarer Lebensraum sind Hochmoore für ökologische und durch die Torflage für vegetationsgeschichtliche Fragestellungen in der Forschung bedeutsam. Darüber hinaus sind Hochmoore Archive für die kulturgeschichtliche Forschung, weil im sauren Torf u. a. Bohlenwege und Moorleichen erhalten geblieben sind. Das Niedersächsische Moorschutzprogramm hat deshalb zum Ziel, 33 km 2 abgetorfte Fläche zu regenerieren, das heißt das Ökosystem Hochmoor soll sich allmählich mit seinen typischen Strukturen wieder entwickeln und sich dann möglichst selbst erhalten. Die Regeneration kann nur gelingen, wenn aus Moorresten die typischen Moororganismen einwandern können. Dazu muss die Moorfläche bis zur Oberfläche wieder vernässt werden, beispielsweise durch Verschließen der Entwässerungsgräben, damit das Regenwasser zurückgehalten wird. Außerdem muss der Gehölzaufwuchs entfernt werden, um den Verdunstungsund Beschattungseffekt der Bäume sowie die Düngewirkung des Laubes auszuschalten. Die Hochmoorregeneration wird heute durch den Ammoniak-Eintrag aus der Düngung benachbarter landwirtschaftlicher Flächen gefährdet. Ammoniak löst sich leicht im sauren Moorwasser, erhöht dadurch dessen ph-wert und steht gleichzeitig als Pflanzennährstoff zur Verfügung. Damit ändern sich die abiotischen Faktoren drastisch und es bleibt fraglich, ob die spezialisierten Hochmoororganismen dort noch existieren können. Produktion Karl-Heinz Gaberding, im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, Grünwald, 1987 mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Trick Eva Mause Begleitkarte Lothar Gerner Titelbild: Josef F Stuefer - Fotolia.com (oben) Tomo Jesenicnik - Fotolia.com (unten) Pädagogische Referentin im FWU Marion Barthold Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen/Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: öv zulässig 2008 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D Grünwald Telefon (0 89) Telefax (0 89) info@fwu.de vertrieb@fwu.de Internet 5

6 FWU Schule und Unterricht DVD mit Kapitelanwahlpunkten 18 min, Farbe FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D Grünwald Telefon (0 89) Telefax (0 89) info@fwu.de Internet zentrale Sammelnummern für unseren Vertrieb: Telefon (0 89) Telefax (0 89) vertrieb@fwu.de FWU-Klassiker Das Hochmoor: Wachstum, Zerstörung, Regeneration Nur wenige hoch spezialisierte Organismen können unter den extremen Lebensbedingungen des Hochmoores leben. Jahrhunderte dauerte es, bis ein solches Hochmoor entstanden war durch das Zusammenwirken unterschiedlichster Faktoren. Der Mensch legt Moore trocken oder torft sie ab und vernichtet so in Jahrzehnten einen sensiblen Lebensraum. Naturschutzgruppen und Naturschutzbehörden versuchen zu retten, was zu retten ist. Bei diesem Film handelt es sich um eine FWU-Produktion aus dem Jahr Schlagwörter Biotop, Moor, Torf, Randgehänge, Torfmoos, Torfstich, Hochmoor Laufzeit: 18 min Kapitelanwahl auf DVD-Video Sprache: Deutsch Systemvoraussetzungen bei Nutzung am PC DVD-Laufwerk und DVD-Player-Software, empfohlen ab Windows 98 GEMA Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Nicht erlaubte/ genehmigte Nutzungen werden zivil- und/oder strafrechtlich verfolgt. LEHR- Programm gemäß 14 JuSchG Biologie Ökologie Ökosysteme Umweltgefährdung, Umweltschutz Arten, Biotope Allgemeinbildende Schule (7-13) Berufsbildende Schule Sonderschule Kinder- und Jugendbildung (14-18) Erwachsenenbildung